In „Vamypr“ geht es rund: London im Jahre 1918 hat mit so einigen Problemen zu Kämpfen. England befindet sich am Ende des ersten Weltkrieges und die Hauptstadt hat so einiges mitgemacht. Viele Soldaten verloren ihr Leben an der Front, doch auch die Metropole selbst hat eine Vielzahl an Bomben abgeworfen, welche von den Deutschen über sie abgeworfen wurde. Dazu kommt die Spanische Grippe, welche sich rasant ausbreitet und deren Opfer eigenartig aggressives Verhalten an den Tag legen lässt. Und in all dieser düsteren Verzweifelung erwacht ihr als Vampir.
Ihr übernehmt die Rolle von Dr. Reid, einen angesehenen Chirurgen, welcher während der Zeit als Arzt an der Kriegsfront, große Erfolge bei der Bluttransfusion erzielen konnte. Zwar steckt diese Behandlungsmethode noch in den Kinderschuhen, aber die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Euer Anliegen ist es so viele Menschen wie möglich zu heilen.
Doch es kommt anders als erwartet
Durch den roten Saft etwas gestärkt, stellt ihr mit Entsetzen fest, dass es ausgerechnet eure eigene Schwester war, deren Leben ihr soeben beendet hat. Noch bevor ihr begreifen könnt, was soeben geschehen ist, sind auch schon eine handvoll Vampirjäger hinter euch her. Ihr versucht diesen zu entfliehen und rettet euch in eine verlassene Wohnung, deren verstorbene Einwohner noch auf den Boden liegen. Ihr nehmt die Waffe, welche noch auf den Tisch liegt, richtet den Revolver auf eure Brust… und drückt den Abzug.
Bereits während des Prologs wird schnell klar, wie düster und hoffnungslos die Stimmung von Vampyr ist. Und dies setzt das Spiel auch durchgehend weiter um. Witze und Humor sucht man vergebens, denn die Londoner sind zu sehr von den aktuellen Geschehnissen in der Stadt erschüttert. Und ihr, als Dr. Reid, habt nun auch nur die Bürde eines Vampires zu tragen. Das Leben der Stadtbewohner liegt in euren Händen.
Gut, oder Böse
Als Arzt erhaltet ihr alsbald ein Versteck in einem Krankenhaus der Stadt. Ihr findet Verbündete, welche eure Situation verstehen und ihr erfahrt, dass ihr nicht der einzige Unsterbliche seid. Doch was ist euer Ziel? Den hippokratischen Eid weiter einhalten, oder gebt ihr euch der Gier nach Blut hin?
Sie haben meistens auch etwas spannendes zu erzählen. Ein Großteil des Spieles besteht aus Dialogen, welche gut, spannend und der allgemein bedrückenden Stimmung angepasst sind. Außerdem könnt ihr eine Vielzahl an Nebenquests erhalten, welche mal mehr, mal weniger spannend sind, aber euch allesamt einige Erfahrungspunkte garantieren. Letztere sind das A und O von Vampyr, denn durch diese könnt ihr eure aktiven und passiven Skills verbessern, um gegen Vampirjäger und abtrünnige Skals (niedere, aggressive Vampire) besser kämpfen zu können.
Erfahrungspunkte bekommt ihr also durch Quest und Kämpfe, aber auch wesentlich effektiver durch das Aussaugen von Menschen. Hierfür gibt es aber einiges zu beachten, denn entleert ihr den erstbesten Sterblichen den ihr seht, verschenkt ihr eine Menge Punkte. Besser ist es ihn kennen zu lernen, denn dadurch steigt seine Blutqualität, was euch einiges mehr an Erfahrung bringt. Ist der Bürger krank, so verliert dessen Blut auch an Qualität, was ihr mit der richtigen Medizin wieder richten könnt.
Die Nachbarschaft
Dr. Reid ist aber ganz und gar ein Arzt, bleibt stets britische Gentleman, bereut aber seine Morde nicht wirklich. Immerhin ist er ein Vampir, oder? Vor allem, wenn ihr als bösen Vampir spielen wollt, wirkt der Protagonist eher unpassend in seiner Rolle. Im Inneren will er einfach die Menschen retten und dies bringt er auch immer wieder zum Ausdruck.
London, 1918
London selbst ist von dem gegenwärtigen Chaos gezeichnet. Tod und Gewalt beherrschen die Straßen, überall macht sich die Seuche breit. Vampyr setzt zum Erkunden der Stadt auf eine Mischung aus Schlauchlevel und Openworld. Ihr könnt euch zwar recht frei innerhalb der überschaubar großen Bezirke bewegen, allerdings sind diese über vorgegeben Pfade miteinander Verbunden. Abkürzungen gibt es so gut wie keine und überall lauern Gegner.
Pranken und Reißzähne
Dr. Reid weiß als Arzt nicht nur wie man Leben rettet, sondern auch wie man sie beendet. Waffen gibt eine eine überschaubare Auswahl, welche überall in der Stadt versteckt sind. Einige sind kräftiger, andere schneller. Einige lassen eure Gegner umwerfen, wodurch ihr deren Blut trinken könnt, andere zapfen das Blut direkt beim Angriff ab. Wer lieber aus der Ferne sein Glück versucht, kann auch zum Revolver, oder zur Schrotflinte greifen. Alle Waffen sind dabei verbesserbar, wobei ihr jedes Mal einen Bonusschaden wählen könnt. Außerdem verändert sich euer Kampfverhalten, wenn ihr eine Zweihandwaffe hernehmt, oder doch lieber mit einem Dolch zustecht.
Technik und Gameplay
Vampyr wurde für die Konsole entwickelt, was man am PC schnell durch die Menüführung erkennen kann. Am Komfortabelsten spielt es sich meiner Meinung nach mit einem Gamepad, vor allem bei den Kämpfen. Diese sind übrigens Geschmackssache. Einerseits sind sie manchmal recht fordernd, während sie an anderen stellen sehr einfach sind. Dazu kommt, dass sich hier einige Steuerungsfehler eingeschlichen haben, welche aber verzeihbar sind. So schlagen wir daneben, während unser Gegner trifft. Und das obwohl wir einen großen Prügel in der Hand halten, während der Feind mit Klauen nach uns schlägt.
Abgesehen davon, ist das Spiel während des Tests leider einige Male im Ladebildschirm, oder während Dialogen eingefroren. Das war wesentlich nerviger, auch wenn nie wirklich Game-Fortschritt verloren ging (immerhin speichert Vampyr alle paar Meter automatisch ab). Dennoch raubt dies den Spielfluss und führt zu Frustmomenten. Ansonsten macht das Rollenspiel technisch einen soliden Eindruck.