Kirby und der Regenbogen-Pinsel

Mit Kirby und der Regenbogen-Pinsel erscheint nun endlich das erste Abenteuer des kleinen Helden auf Nintendos Heimkonsole Wii U, allerdings verzichtet das Spiel auf das klassische Spielprinzip der Serie. Wie in Kirby: Power-Malpinsel, das vor zehn Jahren für Nintendo DS erschien, steuert ihr Kirby nicht über die Tasten, sondern mit eurem Stift auf eurem Touchbildschirm. Die niedliche rosa Kugel nutzt hierbei Regenbogen-Fäden, um sich in einer Welt in Knetoptik fortzubewegen. Wie empfehlenswert Kirby und der Regenbogen-Pinsel tatsächlich ist, könnt ihr in unserem Review zum Spiel nachlesen.

wii_u_kirby_screenshot_140.mov.still002Das erste, das einen in Kirby und der Regenbogen-Pinsel ins Auge sticht, ist die visuelle Gestaltung der Spielwelt: Das komplette Design des Spiels orientiert sich an Knetmasse und erinnert stark an einen animierten Stop-Motion Film. Egal ob das Spielmenü, Kirby, die Gegner, Hintergründe, oder die Pflanzen: Das führt unter anderem dazu, dass Kirby zu einer platten Flunder wird, wenn er gegen eine Wand geklatscht wird, aber allgemein sieht einfach alles aus wie aus Knetmasse modelliert. Wie ein roter Faden zieht sich diese optische Entscheidung durch das gesamte Spiel und ist gelungen. Die Modelle sind bunt und passend, zusätzlich wird auf verschiedene Details geachtet, so trägt Kirby unter Wasser zum Beispiel eine Taucherbrille oder bekommt einen roten Kopf und ein kleines Pflaster, wenn er nur noch einen (von vier) Lebensbalken hat. Um eine optische Dreidimensionalität zu erzeugen, erscheinen die Hintergründe in Kirby und der Regenbogen-Pinsel mit verschiedenen Graden der Tiefenunschärfe, dies sieht gut aus, außerdem sind allgemein die Spielwelten abwechslungsreich gestaltet: So spielen die Level unter anderem in einem dichten Wald, einer trockenen Wüste, am feucht-fröhlichen Strand oder auf einem hitzigen Vulkan. Leider verhindert großteils das Gameplay des Titels, dass man das Spiel in vollen Zügen auf dem Fernseher und somit in HD-Qualität genießen kann. Die Optik von Kirby und der Regenbogen-Pinsel verdient insgesamt hohes Lob, aber auch der Soundtrack ist ein regelrechter Ohrenschmaus. Man hört verschiedene Variationen alter Musikstücke, und das Spielgeschehen wird durch die richtige Wahl der Musik wunderbar untermalt, einzig die Geräusche von eingesammelten Sternen, angegriffenen Gegnern oder das Hindurchgehen einer Tür unterbrechen den anhaltenden Klang neuer musikalischer Arrangements.

Oh du graues Traumland!

krp_char01_5_r_adWie könnte denn der Tag auch schöner sein? Man ist süß, niedlich, rosa und will vor allem eines, nämlich einen köstlich aussehenden knallroten Apfel genießen. Das Leben könnte so herrlich sein, doch tollpatisch wie man ist, rollt der Apfel mit Saus und Braus den Hügel hinab, auf dem man es sich gerade gemütlich gemacht hat. Man selbst kugelt natürlich hinterher, immerhin erwischt man ihn zwar, allerdings öffnet sich, kurz bevor man einen Happen des schmackhaften Stück Obsts machen kann (und jeder weiß, der erste Bissen ist immer der beste), ein Portal zu einer anderem Dimension, und die Farbe des Traumlandes, inklusive der des vorzüglich wirkenden Apfels, wird wie von einem Staubsauger weggesogen. Doch auch Kirby und Waddle Dee sind grau wie der Tod und verharren regungslos in ihrer Pose, – zumindest bis das Zauberwesen Eline, verfolgt von zwei bösartig wirkenden schwebenden Händen verfolgt wird, das zuvor erschienene Portal durchschreitet und sowohl Kirby, als auch Waddle Dee ihre Farben zurück gibt und die beiden somit erneut erwachen. Aus dem Schlaf gerissen vertreiben sie die bedrohlich Hände, jedenfalls vorerst, und entschließen sich Eline zu helfen, um das Traumland (und Kirbys heißgeliebten Apfel) zu retten. So beginnt das Abenteuer von Kirby und der Regenbogen-Pinsel, das im Original etwas passender mit Kirby und der Regenbogen-Fluch betitelt wurde. In sieben Welten, die jeweils für eine Farbe des Regenbogens steht und insgesamt 28 Level des Story Modus gilt es nun Kirbys Heimatwelt die Farben zurück zu bringen.

Der Regenbogen-Pinsel

wii_u_kirby_screenshot_125.mov.still001Gesteuert wird der kugelrunde Held in Kirby und der Regenbogen-Pinsel nur indirekt per Stift auf den Touchbildschirm, indem ihr Regenbogenseile malt, an denen sich Kirby festhält und fortbewegt. Kirby kann in diesem Titel nicht springen, und so müsst ihr die Linien dazu verwenden, Gegnern auszuweichen, Sterne einzusammeln oder Hindernisse zu überwinden. Da sich Kirby oft in Bewegung befindet, während man malt, muss man etwas vorausdenken um die Regenbogenstränge richtig zu platzieren. Eure Seile können nicht unendlich lang sein, da ihr nur eine begrenzte Anzahl an Farbe habt, die ihr gleichzeitig verwenden könnt. Die Seile verschwinden allerdings nach wenigen Sekunden, und die Farbe regeneriert sich ebenso rapide wieder. Das klassische Gameplay fehlt in diesem Titel komplett: Das Einsaugen von Gegnern und dementsprechende Verwandlungen und Fähigkeiten sind in diesem Teil nicht vorhanden. Man muss hierbei einfach akzeptieren, dass sich Kirby und der Regenbogen-Pinsel mehr wie ein eigenständiger Spinoff-Titel anfühlt und weniger wie ein altbewährter Teil der Reihe.

wii_u_kirby_screenshot_199.mov.still003Der Touchscreen besitzt noch weitere Funktionen: So könnt ihr Kirby einen kleinen Schub verleihen, indem ihr in anklickt. Habt ihr hundert Sterne gesammelt, könnt ihr Kirby etwas länger antippen und einen Sternenspurt aufladen, bei dem sein Körper wächst und er mit hoher Geschwindigkeit alles aus den Weg räumt, was sich vor ihm befindet. Auch hier könnt ihr die Regenbogenseile verwenden, um seine Richtung zu beeinflussen. Die Seile werden auch für Rätsel innerhalb des Spiels verwendet, so könnt ihr mit diesen feindliche Geschosse wie Laserstrahlen, oder Feuerkugeln aufhalten, oder hinabfließendes Wasser stoppen. So gut man auch wird, komplett präzise wird diese Art der Steuerung nicht, macht aber Spaß. Immer wieder rollt man mal den falschen Weg entlang, und muss Kirby wieder in die richtige Richtung lenken, und auch das richtige Timing ist oft schwieriger als man denkt. Der größte Nachteil ist allerdings, dass man durch das Gameplay komplett auf den Touchbildschirm fixiert wird. Will man das Spiel ordentlich spielen, hat man eigentlich keine Wahl und wird den TV Bildschirm und dementsprechend die hochauflösende HD-Grafik zum Großteil ignorieren und nur gelegentlich betrachten. Die Auflösung auf dem Touchbildschirm ist zwar ausreichend, aber wenig befriedigend, wenn man weiß, dass das Spiel in HD wirklich hervorragend aussieht, man dies aber auf Grund des Fokus des Gameplays kaum Beachtung schenken kann.

Wandelbarer Kirby

wii-u_kirby_screenshot_wiiu_krc_scrn014In Kirby und der Regenbogen-Pinsel werden ebenso weitere Spielelemente werden verwendet: So gibt es zum Beispiel Kanonen, die einen ähnlich wie die Fässer der Donkey Kong Serie in die Luft schießen, oder Tore, die nicht direkt erreichbar sind und erst mittels eines Schalters und einer Eisenkugel, die man ebenfalls mit den Regenbogenseil in eine Richtung lenken kann, geöffnet werden muss. Wie zuvor erwähnt fehlt grundsätzlich die Möglichkeit Gegner einzusaugen und sich dessen Fähigkeiten anzueignen, doch Kirby hat das Verwandeln nicht vollkommen verlernt, und so kann er sich bei bestimmten Levelabschnitten in einen Panzer, einer Rakete oder ein Uboot verwandeln. Die Bedienung dieser weicht etwas von der restlichen Steuerung des Spiels ab. So kann Panzerkirby per Touchbildschirm schießen, oder Raketenkirby fliegt in hoher Geschwindigkeit gerade aus und muss mittels Regenbogenseil in die richtige Bahn gelenkt werden. Die Verwandlungen machen Spaß und bringen etwas zusätzliche Abwechslung für das Gameplay. Insgesamt ist Kirby und der Regenbogen-Pinsel gefühlt etwas fordender als frühere Teile der Serie, vor allem wenn man in jedem Level Goldstatus erreichen möchte und alle versteckten Schatztruhen, die Sammelobjekte wie Musikstücke und kleine Statuen enthalten, finden will. Auf Spielhilfen wollten die Entwickler jedoch nicht verzichten: So kann man Level überspringen, wenn man nach einigen Versuchen immer noch daran scheitert und hat gefühlt immer noch unendlich Leben zur Verfügung. Die verschiedenen gefundenen Gegenstände können übrigens auch in einer Gallerie des Spielmenüs betrachtet werden. Ebenso nett: Nach jedem Level hat man die Möglichkeit Tagebucheinträge zu sammeln, die ebenso sehr liebevoll gestaltet wurden.

wii_u_kirby_screenshot_145.mov.still001Neben dem Storymodus, der aus 28 Leveln besteht, und nach sechs Stunden auch schon vorbei ist, gibt es sonst nur noch Herausforderungen, die in vier kurzen Abschnitten zu je fünfzehn Sekunden unterteilt sind, und in denen es gilt Schatztruhen einzusammeln. So einfach manch einzelne Aufgaben sind, so herausfordernd ist es oft tatsächlich alle vier zu bewältigen: Der Schwierigkeitsgrad wurde hierbei subjektiv richtig ausgewählt und ist motivierend genug. Weitere Spielmodi gibt es allerdings nicht: Ein eigener Multiplayer Modus fehlt, stattdessen können Freunde aber jederzeit ins reguläre Spielgeschehen eingreifen, indem sie den Wii U Pro Controller oder eine Wii Remote verwenden, um Waddle Dees zu steuerun. Diese können regulär springen und angreifen, und steuern sich eher klassisch. Man merkt allerdings, dass die Level nicht wirklich auf Multiplayer ausgelegt wurden, dementsprechend ist der lokale Mehrspielermodus zwar eine nette Ergänzung, aber nicht wirklich ausgereift. Besitzer von Kirby-, Dedede- oder Metaknight-amiibos können diese übrigens jeweils einmal pro Tag nutzen, um gewisse Boni für ein Level zu erhalten.

Kirby und der Regenbogen-Pinsel
wii-u_kirby_packshot_wiiu_seven_ps_gep_150305 Wertung der Redaktion:

72/100

  • Publisher: Nintendo
  • Getestet auf: Wii U
  • Preis: 40€
  • Reviewed von: Florian Nichtawitz

Am 08. Mai 2015

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17/20 Technik + grandioser Grafikstil
+ liebevoll detailreiche Gestaltung
+ hervorragender Soundtrack

- Fokus wird vom TV Bildschirm abgelenkt
14/20 Umfang + Sammelobjekte bereichern das Spielvergnügen
- relativ geringe Spielzeit
- weitere Spielmodi wären wünschenswert gewesen
-08/15 Geschichte
15/20 Gameplay + außergewöhnliche Steuerung
+ kreativer Levelaufbau
+ Schwierigkeitsgrad des Story Modus ist angenehm
+ Herausforderungen tatsächlich fordernd
- Bosskämpfe wiederholen sich
- langweiliger Mutiplayer Modus
- unpräzise Steuerung
26/40 Spezifisch + Stop-Motion Knetoptik mit vielen Details (+10)
+ fröhliche und charmante Ästhetik (+8)
+ warmherzige Tagebucheinträge (+8)
- keine klasischen Verwandlungen möglich (-5)
- nicht wirklich am Fernseher spielbar (-9)

Fazit: [rating itemreviewed=“Kirby und der Regenbogen-Pinsel“ rating=“72″ reviewer=“Florian Nichtawitz“ dtreviewed=“08.05.2015″ best=“100″ worst=“0″]Kirby und der Regenbogen-Pinsel ist kein klassisches Kirby, muss es aber auch nicht sein. Die Knet-Optik, die an animierte Stop-Motion Filme von früheren Zeiten erinnert, ist detailiert und liebevoll gestaltet, genauso wie der Soundtrack überzeugen kann. Der Umfang des Spiels ist mit einer Spielzeit von rund sechs Stunden etwas zu gering und weitere Spielmodi wären wünschenswert gewesen. So gut der Grafikstil auch ist, wird der Fokus auf Grund des Spielprinzips und der Bedienung von Kirby zu sehr vom Fernseher abgelenkt, sodass man die tolle Gestaltung eigentlich gar nicht richtig genießen kann, dafür ist der Levelaufbau des Spiels kreativ und der Schwierigkeitsgrad wurde im Gegensatz zu den Vorgängern zumindest eine Spur angehoben. So spaßig das Gameplay auch ist, ein wenig unpräzise bleibt die Steuerung allerdings dennoch, das alles ändert aber nichts daran, dass das Gesamtpaket von Kirby und der Regenbogen-Pinsel durchaus gelungen ist, wenn es auch einiges an Potential verschenkt hat. Trotz der Negativpunkte ist das neueste Kirby Spiel trotzdem ein empfehlenswertes Vergnügen, das vor allem durch die Warmherzigkeit und die Liebe für Details überzeugen kann.[/rating]

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