Bereits zur Gamescom haben wir euch von dem Spiel „Seven: The Days Long Gone“ berichtet. Nun ist das isometrische Stealth-RPG endlich für den PC erschienen und wir konnten einen Blick auf das gesamte Game werfen. Ob sich die hohen Erwartungen erfüllen konnten, werdet ihr gleich herausfinden.
In Seven: The Days Long Gone taucht ihr als der Dieb Teriel in eine dystopische Cyberpunk-Welt. Nach einem verheerenden Konflikt zwischen Menschen und Dämonen sieht die Welt nicht mehr so aus wie man sie kennt: Obwohl Technologie und Elektrik weiterhin zum Einsatz kommen greifen viele Menschen zurück zu mittelalterlichen Mitteln. Nicht nur Kleidung und einige Waffen wären viele Jahrhunderte zuvor benutzt worden, auch die Moral und Werte der Menschen haben sich zurückentwickelt. Neben dem autoritären Regime des Imperators Drugun gibt es für Diebe allerhand zu holen. Auch Teriel verdient sich seinen Lebensunterhalt mit kleineren und größeren Aufträgen. Eines Tages soll er eine Cypher in der Villa eines reichen Herren stehlen. Wie sich herausstellt, ist diese Cypher mit einem Dämon verbunden, der sogleich in Teriels Körper fährt. Der Dämon Artanak ist auch dafür verantwortlich, dass sich unser Meisterdieb auf der Gefängnisinsel Peth wiederfindet. Um die Insel wieder verlassen zu können, muss Teriel sich den Aufgaben Artanaks stellen.
Eine Mischung aus RPG…
Seven ist dabei eine spannende Mischung aus vielen Elementen, die sich selten zusammenfinden. Zum einen ist Seven ein RPG: Ihr habt eure Hauptquests aber auch sehr viele kleine Nebenquests – in manchen müsst ihr Gegenstände finden um zum Beispiel eine Werkbank zu reparieren, in anderen Quests habt ihr sogar richtige kleine Geschichtsverläufe. So helft ihr zwei Gaunern eine Schlüsselkarte von einem Technomancer zu stehlen und werdet daraufhin in einen Überfall eines Transports hineingezogen. Die Quests sind sehr nett designt und interessant. Eure speziellen Fähigkeiten können durch das Suchen und Finden von sogenannten Chips verbessert werden. Das klassische Leveln gibt es hier allerdings nicht. Ihr seid immer genau so gut, wie es eure Ausrüstung.
Andere typische RPG-Elemente sind Looten und Craften: In Seven gibt es unzählige Fässer, Truhen, Schränke und Regale die man nach Items durchforsten kann. Man wird eigentlich immer fündig. Leider findet man die meiste Zeit nur irgendwelchen Kleinkram, den man nicht wirklich gebrauchen kann. Alte Lappen, Schrauben, Figuren, Magnete, diverse Lebensmittel und vieles mehr. Aber sämtlichen Loot mitgehen zu lassen ist definitiv keine gute Idee. Händler haben nur ein bestimmtes Kontingent an Geld, mit dem sie euch eure Waren abkaufen können und eure Taschen sind auch nicht unendlich groß. Eine andere Möglichkeit ist es, den ganzen Plunder an einer Werkbank an Basiskomponenten zu zerteilen, welche ihr wiederrum benutzen könnt um neue Gegenstände herzustellen. Leider ist das Craften doch ein wenig undurchsichtig, da man häufig diversen Ramsch benötigt, um etwas herzustellen, aber nie wirklich im Bilde ist was genau man eigentlich nun wirklich braucht und wo man diese Teile herbekommt ohne sämtliche Truhen und Häuser akribisch zu untersuchen.
… und Stealth…
Das zweite große Element sind kommt aus dem Genre der Stealth-Spiele. Ihr seid ein Dieb, ihr agiert also im Verborgenen. Es gibt viele Möglichkeiten sich zu verstecken und den wachsamen Augen der Bürger zu entfliehen. Auch das Aufbrechen von Schlössern gehört zu euren Fähigkeiten. In kleinen Minispielen, bei denen im Game die Zeit weiterläuft und ihr somit theoretisch auch erwischt werden könnt, knackt ihr Türen, Tresore und Truhen. Ihr könnt auch jedem Menschen in die Taschen schauen und bei Bedarf diverse Gegenstände mitnehmen. Auch hier könnt ihr erwischt werden. Das macht das ganze Spiel natürlich um einiges spannender. Mit Hilfe des Sense-Modes könnt ihr euch in Ruhe in nächster Umgebung umschauen. Ihr könnt somit potentielle Schätze oder verborgene Fallen entdecken aber euch auch die Blickrichtung und Statuswerte der umherstehenden Personen anschauen. Aus dem Hinterhalt könnt ihr angreifen und mit einem Backstab eure Gegner leise und Effektiv ausschalten. Selbstverständlich könnt ihr auch den offenen Kampf suchen. Es gibt verschiedenste Angriffsarten und Waffen.
Den offenen Kampf sollte man erfahrungsgemäß aber meiden. Hinter jeder Straßenecke lauern nämlich Technomancer, die für Ruhe und Ordnung auf den Straßen sorgen sollen. Hat man einmal Alarm geschlagen, dauert es keine drei Sekunden bevor euch fünf oder sechs schwer bewaffnete Kerle hinterherrennen. Theoretisch kann man sich mit der Hilfe von verschiedenen Ausrüstungsgegenständen wie Kopfbedeckungen, Hosen, Schuhen, etc. vor seinen Feinden tarnen. Praktisch funktioniert das nicht einmal, wenn man selbst in der kompletten Ausrüstung eines Technomancers steckt. So ist es zunächst extrem mühsam sich irgendwie durch große Städte zu bewegen ohne nicht alle zwei Sekunden einen Alarm auszulösen und schnurstracks den Spielstand nach dem Ableben neu laden darf. Dies ist auch einer der größten Kritikpunkte – Trial and Error kann in einem gewissen Rahmen durchaus toleriert werden. In einem Spiel mit Story und Missionen, ist es aber durchaus frustrierend, wenn man alle zwei Minuten den Spielstand neu laden darf. Insbesondere wenn manuelles Speichern und Laden betrieben werden muss und man dadurch mit langen Ladezeiten konfrontiert wird. Diesen Punkt hatten wir im Sommer auf der Gamescom schon mit den Entwicklern von Fool’s Theory besprochen. Leider war anscheinend noch keine Zeit an dem Save-System zu schrauben. Aber keine Angst: Für den nächsten Patch wurde bereits ein Schnellspeicher-System angekündigt.
… in einer isometrischen 3D-Welt.
Der Grafik-Stil bietet euch eine isometrische Ansicht, also schräg von Oben, wie man es aus Diablo oder Lara Croft-Spielen kennt. Das schafft ein wenig Abstand vom Charakter, dafür aber auch einen guten Blick auf die Umgebung rundherum. Und in Seven gibt es tatsächlich viel zu sehen. Da sich das Game als Open-World-Spiel präsentiert und obendrein eigentlich auch eine 3D-Welt mit Anhöhen, Schluchten und verschiedenen Ebenen vorweist, gibt es unendlich viel zu entdecken. Die Städte sind voll von Leuten und Häusern, Truhen die geknackt werden wollen, aber auch viele Technomancer die euch schnell um die Ecke bringen. Habt ihr es erst einmal aus der ersten Stadt Lewmer geschafft, wird alles viel entspannter: Monster greifen euch zwar gelegentlich an, ihr habt aber alle Freiheit der Welt wie ihr mit ihnen umgehen könnt. Die Gefängnis-Insel Peth ist in sieben Sektoren unterteilt. Möchtet ihr in einen neuen Sektor, könnt ihr euch dafür entweder ein teures Visum kaufen, oder ihr schleicht euch in den neuen Sektor, solltet dann aber eher unauffällig sein. Es gibt auch die Möglichkeit ein Visum bei verschiedenen Personen zu stehlen. Allerdings bleibt das Risiko, bei den Pass-Kontrollen erwischt zu werden. Wer sich schnell von einem Gebiet ins nächste fortbewegen möchte, muss dafür erst einmal die „Overseer“, große Server die in den verschiedenen Gebieten stehen, hacken und somit die Schnellreise-Funktion freischalten.
Während die erste Mission – der oben beschriebene Einbruch in der Villa – euch als Spieler noch an die Hand nimmt und in kurzen Tutorials eure Möglichkeiten gut beschrieben werden, dürft ihr auf Peth gleich loslegen. Anders ausgedrückt: Ihr werdet ins kalte Wasser geworfen. Die Einführungsmission ist bereits ein tolles Tutorial, doch danach hört die Hilfe schlagartig aus. Vieles könnt ihr im Menü in der Tutorial-Sequenz nachlesen, doch dies ist unintuitiv und reißt euch immer wieder aus dem Spielfluss. Generell macht Seven: The Days Long Gone den Eindruck eines ambitionierten und neuartig interessanten Spielkonzepts, welches allerdings noch sehr unausgereift ist und noch viel feintuning benötigt. Das Entwicklerteam ist da auf jeden Fall dahinter. Es wurden bereits viele Anmerkungen und Wünsche von Spielern implementiert, einige Bugs behoben und es wird auch noch weiter an der Verbesserung des Spiels gearbeitet. Leider ist Seven einfach noch zu unausgegoren um in einen guten Spielfluss zu kommen und um die Geschichte und das Gameplay genießen zu können. Ich persönlich würde dem Spiel noch etwas Zeit geben um zu reifen. Wenn dies geschehen ist, dann dürft ihr aber mit einem edlen Tropfen rechnen.
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Seven: The Days Long Gone |
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Wertung der Redaktion:
64/100
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15/30 | Technik | Sehr hübsche Grafik Isometrisch, dennoch 3D Tolle Synchro |
Einige Bugs Lange Ladezeiten Kein Autosave Unübersichtliche Menüführung |
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27/30 | Umfang | Viele spannende Missionen Lebhafte Welt Viele Freiheiten |
Zu viel unnötiger Loot | ||
12/30 | Gameplay | Freie Gestaltungsmöglichkeit Gute Mischung aus Stealth und RPG |
Schlecht eingebundene Tutorials Schlechtes Balancing Unausgereifte Features |
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10/10 | Spezifisch | Interessante Geschichte Entwickler verbessern kontinuierlich |
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[wptouch target=“mobile“]Die Wertung kann nur auf einem PC oder Tablet gelesen werden.
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Fazit:
[rating itemreviewed=“Seven: The Days Long Gone“ rating=“64″ reviewer=“Nina van Aken“ dtreviewed=“14.12.2017″ best=“100″ worst=“0″]
Seven: The Days Long Gone kommt mit einem neuartigen und interessanten Spielkonzept: Eine Mischung aus RPG-Elementen, Stealth und einer 3D-Welt mit isometrischer Perspektive. Als Dieb Teriel werdet ihr auf der Gefängnisinsel Peth auf verschiedene Missionen geschickt. Ihr könnt interessante Haupt- und Nebenmissionen erledigen, looten und craften, Türen aufbrechen und Gegenstände aus den Taschen der Bürger ziehen. Dabei solltet ihr euch nicht erwischen lassen, denn mit den feindlichen Technomancern ist nicht zu spaßen. Die sorgen in wenigen Sekunden für euer ableben und damit einhergehend für lange Ladezeiten um wieder ins Spiel einzusteigen. So interessant das Konzept ist, so unausgegoren sind leider die einzelnen Spielelemente. Vieles benötigt noch eine große Portion feintuning und balancing. Das Entwicklerteam ist schon dabei, doch aktuell empfehlen wir erst einmal zu warten bis Seven: The Days Long Gone herangereift ist.
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