Xenoblade Chronicles 2

Was für ein Jahr für Nintendo! Mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild, Splatoon 2, Super Mario Odyssey und Mario+Rabbids Kingdom Battle hatten die Herrschaften aus Japan schon einige Kracher am Start, nun soll mit Xenoblade Chronicles 2 ein weiterer folgen. Wir haben uns das gewaltige Rollenspiel mal näher angeschaut.

Die Xenoblade Reihe hat inzwischen schon einige Titel vorzuweisen, so richtig bekannt ist sie bisher jedoch noch nicht. Das liegt vor allem daran, dass sie meistens im Schatten von anderen großen Titeln veröffentlicht und kaum beworben wurden oder, wie im Fall von Xenoblade Chronicles X, auf der Wii U rauskamen. Die hat sich ja nicht so toll verkauft und dementsprechend gering fiel auch die mögliche Spielerschaft aus. Nun gut, bei Xenoblade Chronicles 2 soll jetzt also alles richtig gemacht werden. Nintendo hat ordentlich die Werbetrommel gerührt und das Spiel auf Messen und in eigenen Präsentationen gepusht, beste Voraussetzungen also für dicke Verkaufszahlen. Bleibt also nur noch die Frage, ob sich das Spiel auch zu kaufen lohnt. Um es vorweg zu nehmen: ja, wenn ihr die richtigen Erwartungen mitbringt.

Am Anfang war der Schatz im Meer. Und wo es Schätze gibt, sind Schatztaucher nicht weit. Rex ist ein solcher Schatztaucher und zu Beginn des Spiels seid ihr gerade mit der Bergung des wertvollen Meeresguts beschäftigt. Schatz eingesackt und ab geht’s in Richtung des nächsten Handelshafens, immer auf dem Rücken eures Titanen. Titanen? Jep, in Xenoblade Chronicles 2 spielt sich das Leben, wie schon im ersten Teil, auf den Rücken von Wesen namens Titanen ab. Die sind mal, wie in Rex Fall, kleiner und zu Booten umfunktioniert, können aber auch so riesig sein, das ganze Zivilisationen darauf Leben können, inklusive Wäldern, Bergen und Seen. Nun seid ihr also auf dem Weg zum Handelshafen, um dort den Schatz abzuliefern. Ganz typisch Rollenspiel fängt die Geschichte also klein an, ihr spielt einen zwar mutigen aber insgesamt unbedeutenden Charakter. Dass dies nicht so bleibt, versteht sich natürlich von selbst. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann gesagt werden, dass ihr innerhalb den ersten zwei Spielstunden bereits mit Ereignissen verknüpft werdet, die euer bisheriges Schatztaucherdasein gehörig aufmischen. Dann nämlich trefft ihr auf die Aegis und macht euch fortan auf die Reise, um sie bei ihrer Mission -die Welt retten, was sonst- zu unterstützen. Durch die Verbindung mit der Aegis wird Rex zu einem sogenannten Meister und kann dadurch ihre Kräfte zusätzlich zu seinen eigenen einsetzen. Die Aegis selbst ist eine Klinge, so werden die PartnerInnen der Meister genannt. Meister und Klinge gehen dabei eine Verbindung ein und je besser diese Verbindung ist, desto stärker werden beide. Da die Aegis stärker also normale Klingen ist, wollen sie natürlich auch andere Meister und Organisationen für sich haben. In den ersten Spielstunden nach dem Zusammenschluss mit der Aegis ist man also vornehmlich auf der Flucht und versucht, sich auf die weitere Reise vorzubereiten. Dabei führt die Reise durch wirklich wunderschöne Landschaften, die alles an Leistung aus der Switch rausholen. Leider sinkt dabei die Auflösung im Handheldmodus teilweise auf ein erschreckend geringes Niveau, wodurch das Spiel dann arg körnig wirken kann. Das ist schade, tut der Atmosphäre jedoch zum Glück keinen Abbruch. Die Titanen sind wirklich sehr abwechslungsreich gestaltet, von üppigen Waldlandschaften bis hin zu kargen Wüsten ist alles dabei, sogar kleine Inselgruppen dürft ihr erkunden und auch im Bauch eines Wals seid ihr unterwegs.

So schön die Landschaften und Städte sind, es braucht dann doch ein wenig, bis sich das Spiel voll entfaltet. Für mich haben sich die ersten Stunden wirklich zäh gespielt, was vor allem an dem sich erst nach und nach entwickelnden Kampfsystem liegt. Das startet nämlich wirklich ganz langsam mit automatischen Angriffen. Man sitzt also vor der Switch und schaut dem Charakter beim zuhauen zu. Gähn. Die anfängliche Langsamkeit täuscht jedoch, denn nach und nach entwickelt sich das Kampfsystem in Xenoblade Chronicles 2 zu einem der komplexesten und schnellsten, die ich je spielen durfte. Nach und nach kommen Fähigkeiten dazu, man sieht also nicht mehr untätig beim Angreifen zu. Die Fähigkeiten lösen verschiedene Effekte und können beispielsweise den Gegner ins Straucheln bringen oder machen mehr Schaden, wenn ihr von hinten oder der Seite angreift. Dadurch bekommt der Kampf schon eine Ebene mehr, denn die Zusatzeffekte greifen ineinander über. Erst bringt ihr den Gegner ins Straucheln, dann werft ihr ihn mit der nächsten Fähigkeit um, schleudert ihn anschließend in die Luft, nur um ihn mit dem finalen Schlag wieder auf den Boden zu schmettern. So eine Viererkette vollständig „durchzuarbeiten“ fühlt sich schon unglaublich gut an, ist aber noch lange nicht das Ende. Wenn ihr nämlich den Einsatz der Fähigkeiten zeitgleich mit einem der automatischen Schläge einsetzt, füllt sich die Poweranzeige eurer Klinge. Habt ihr genug Power gesammelt, könnt ihr eine Spezialattacke einsetzen, die ordentlich reinhaut. Doch nicht nur das, jede Spezialattacke hat vier Stufen und kombiniert ihr diese in der richtigen Reihenfolge, löst ihr einen besonders starken Komboangriff aus, der den Gegner mit einer Elementarkugel brandmarkt. Diese könnt ihr dann mithilfe von Angriffsketten zerstören und so den Schaden noch weiter in die Höhe treiben. Klingt schon komplizierter? Es wird noch besser.

Eure Klingen haben verschiedene Elemente und im Verlauf des Spiels könnt ihr bis zu drei von ihnen ausrüsten und diese dann im Kampf schnell wechseln, um für jede Situation gerüstet zu sein. Und um das Ganze abzurunden, gliedern sie sich noch die Kategorien Angriff, Heilung und Verteidigung. Dadurch kommt eine gewisse Portion MMO ins Spiel, denn um die Kämpfe in Xenoblade Chronicles 2 erfolgreich zu bestehen, benötigt ihr im besten Fall einen Meister, der sich mit seinen Klingen auf Angriff spezialisiert, einen für Heilung und einer kümmert sich um die Verteidigung. Passenderweise besteht eure aktive Gruppe immer aus drei Kämpfern. Trotz aller Komplexität spielt sich das Kampfsystem sehr flüssig und nach etwas Eingewöhnung auch wirklich Intuitiv. Durch Kämpfe gewonnene Erfahrung könnt ihr ganz in rollenspielerischer Tradition in die Verbesserung eurer Fähigkeiten stecken. Auch eure Klingen verbessern sich hingegen durch eine Art Erfolgssystem bei dem ihr bestimmte Aufgaben lösen müsst, um Fähigkeiten zu verstärken. Das Ausrüstungssystem ist im Gegensatz zu anderen Genrevertretern hingegen etwas abgespeckt, was sich im Hinblick auf den Klingenfokus aber verschmerzen lässt. Apropos Klingen: neben den durch die Story bestimmten Klingen habt ihr auch die Möglichkeit, durch Kernkristalle an neue Klingen zu kommen. Kernkristalle sind quasi der Pokéball einer Klinge und ihr findet sie überall in verschiedenen Seltenheitsstufen. Einmal aktiviert, erhaltet ihr eine neue Klinge und könnt diese fortan im Kampf einsetzen. Dabei gibt es allerdings ein paar Haken: eine Klinge wird beim Aktivieren des Kristalls an einen Meister gebunden, nur durch den Einsatz extrem seltener Items lässt sich ein Meisterwechsel durchführen. Außerdem ist komplett zufällig, welche Klinge bei Einsatz eines Kernkristalls entsteht, ihr kauft also jedes Mal die Katze im Sack. Die Stärke der beschworenen Klinge hängt zum einen von der Stärke des Meisters, zum anderen auch von der Seltenheitsstufe des verwendeten Kristalls ab.

Wie schon in den Vorgängern gibt es neben der Hauptstory wieder jede Menge Nebenaufgaben zu erfüllen. Die sind mal mehr, mal weniger originell inszeniert und liefern euch neben Erfahrungspunkten auch Gold und Items. Außerdem könnt ihr durch das Erledigen von Aufgaben euer Ansehen in den entsprechenden Gebieten steigern, wodurch ihr diese Region entwickelt, Preise für Gegenstände günstiger und mehr Waren bei Händlern verfügbar werden. Der Großteil der Händler bietet sogenannte Taschenitems an. Das sind vor allem Nahrungsmittel aber auch Musikinstrumente oder Kosmetika, Gesellschaftsspiele. Im Grunde genommen haben sie jedoch alle den gleichen Nutzen: Jeder Charakter hat einen Taschenplatz und die Gegenstände können dann für eine gewisse Zeit darin platziert werden, um etwa die Angriffskraft oder die erhaltene Heilung zu steigern. Jede Charakter und jede Klinge hat Lieblingssachen und wenn ihr diese in die Tasche einsetzt, können die Effekte noch stärker wirken.

Als Schatztaucher hat Rex außerdem die Fähigkeit, an verschiedenen Stellen des Spiels ins Meer zu springen und dort nach Schätzen zu suchen. Präsentiert wird das Ganze als kleines Quicktime-Event, bei dem ihr in kurzer Abfolge drei Knöpfe drücken müsst. Je nach Präzision findet ihr mal seltenere und mal gewöhnliche Schätze. Um einen Tauchgang starten zu können benötigt ihr Bergungszylinder und die sind vor allem zu Beginn des Spiels noch recht teuer. Da die Quicktime-Events immer andere Knöpfe benötigen kommt man um ein Neuladen für die höchste Chance auf wertvolle Schätze nicht umhin. Leider kann man, im Gegensatz zum ersten Teil, nicht direkt aus dem Spiel heraus laden, sondern muss dafür erst das komplette Spiel beenden. Das ist sehr ärgerlich, vor allem weil man für manche Aufgaben Items benötigt, die nur zufällig beim Schatztauchen gefunden werden können. Man kann sich dann zwischen dem massenweisen Einsatz von teuren Bergungszylindern oder zeitaufwändigem Neuladen entscheiden, was beides nicht wirklich toll ist.

Und das ist im Prinzip das Grundgerüst von Xenoblade Chronicles 2. Ihr erkundet die riesige und toll inszeniert Welt während ihr euch an der immer spannender werdenden Hauptgeschichte entlanghangelt (was durch die vielen Nebenmissionen gar nicht mal so einfach ist, Ablenkung garantiert) und fleißig Klingen sammelt und verbessert. Dabei steigert sich das Spiel in allen Bereich nach und nach. Das Kampfsystem wird immer besser und komplexer, die Charaktere bekommen mehr Schärfe und die Geschichte gewinnt an Spannung und Tiefgang, Plot Twists und Überraschungen inklusive. Dabei wird das Ganze von einem bombastischen Soundtrack untermalt, der die Atmosphäre des Spiels nochmal ordentlich steigert und viele Ohrwürmer produzieren wird. Die Sprachausgabe ist standardmäßig auf englisch eingestellt, kann bei Bedarf aber auf japanisch umgestellt werden. In jedem Fall gibt es deutsche Untertitel. Kleine Clippingfehler (Monster greifen schon mal durch Wände an) sind unschön und hier und da sieht man Kantenflimmern, da hätte sich Entwickler Monolith ruhig noch etwas mehr mit dem Feintuning befassen können, vor allem da die Grafik insgesamt in Ordnung ist. Im gedockten Modus sieht das Spiel schön aus, im Handheldmodus wirkt es teils jedoch etwas grobkörnig. Achja, eine Sache ist wirklich noch nervig: nach einem Kampf lassen die Gegner ihre Beute im wahrsten Sinne des Wortes fallen und ihr müsst sie dann einsammeln. Kämpft ihr auf engem Gebiet, können euch Gold und Items schon mal durch die Lappen gehen, weil sie schlicht in den nächsten Abgrund fallen. Zusätzlich verschwinden sie nach einer Weile, kämpft ihr also mit mehreren Gegner müsst ihr im Kampf nach dem Besiegen des ersten Monsters erst mal auf die Suche nach dessen Beute gehen. Das ist vor allem in schwierigeren Kämpfen, bei denen es auf jede Sekunde ankommt, extrem nervig.

Insgesamt ist Xenoblade Chronicles 2 aber ein wirklich gelungenes Spiel und reiht sich ohne Probleme in die Reihe der Switch-Empfehlungsspiele dieses Jahres ein. Wenn ihr mit dem etwas trägen Anfang zurechtkommt, erwartet euch ein japanisches Rollenspiel von wirklich epischem Ausmaß, in das ihr einiges an Spielstunden investieren könnt.

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Xenoblade Chronicles 2
Wertung der Redaktion: 

84/100

  • Publisher: Nintendo
  • Getestet auf: Nintendo Switch
  • auch für: –
  • Preis: ~ 55€

 

 

 
23/30 Technik + Im Dockmodus schauts gut aus…
+ Hammer Soundtrack mit vielen Ohrwürmern
+ Holt alles aus der Switch raus
+ Grafik gut gelungen
- …im Handheldmodus wirkt es dagegen leider etwas grob
- Englische Sprachausgabe wirkt tw. etwas unpassend
- An manchen Stellen Clippingfehler und Kantenflimmern
28/30 Umfang + Große Spielewelt
+ Lange Spieldauer
+ Viele Nebenmissionen
+ Story wird immer besser
- Etwas zäher Start
28/30 Gameplay + Tolles Kampfsystem…
+ Gute Fairness
+ Viele verschiedene Klingen
+ Flüssiges Spielgefühl
-…das etwas braucht, bis es in Fahrt kommt
5/10 Spezifisch + Japanische Sprachausgabe zuschaltbar 
- Monster lassen Beute wörtlich fallen
- kein Laden eines Spielstands aus dem Spiel heraus möglich

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[wptouch target=“mobile“]Die Wertung kann nur auf einem PC oder Tablet gelesen werden.
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[rating itemreviewed=“Xenoblade Chronicles 2″ rating=“84″ reviewer=“Yannik“ dtreviewed=“18.12.2017″ best=“100″ worst=“0″]

Sieht man von dem nervigen Beutesystem ab, ist Xenoblade Chronicles 2 ein wirklich gelungenes Spiel und reiht sich ohne Probleme in die Reihe der Switch-Empfehlungsspiele dieses Jahres ein. Wenn ihr mit dem etwas trägen Anfang zurechtkommt, erwartet euch ein japanisches Rollenspiel von wirklich epischem Ausmaß, in das ihr einiges an Spielstunden investieren könnt. Ihr erkundet die riesige und toll inszeniert Welt während ihr euch an der immer spannender werdenden Hauptgeschichte entlanghangelt (was durch die vielen Nebenmissionen gar nicht mal so einfach ist, Ablenkung garantiert) und fleißig Klingen sammelt und verbessert. Dabei steigert sich das Spiel in allen Bereich nach und nach. Das Kampfsystem wird immer besser und komplexer, die Charaktere bekommen mehr Schärfe und die Geschichte gewinnt an Spannung und Tiefgang, Plot Twists und Überraschungen inklusive. Dabei wird das Ganze von einem bombastischen Soundtrack untermalt, der die Atmosphäre des Spiels nochmal ordentlich steigert und viele Ohrwürmer produzieren wird. Kleine Clippingfehler (Monster greifen schon mal durch Wände an) sind unschön und hier und da sieht man Kantenflimmern, da hätte sich Entwickler Monolith ruhig noch etwas mehr mit dem Feintuning befassen können, vor allem da die Grafik insgesamt in Ordnung ist. Im gedockten Modus sieht das Spiel schön aus, im Handheldmodus wirkt es teils jedoch etwas grobkörnig.

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