Die Ära der Wii war geprägt von tausenden von Fitness-, Tanz- und Sportspielen. Erlebt die Switch nun ein Comeback? Zumindest wagt Fitness Boxing nun einen Schritt in diese Richtung und bringt ein bisschen Bewegung in die Zockerhöhlen der Gamer. Ob man dank Fitness Boxing wirklich fit wird, erfahrt ihr in unserem Test zum Game.
Was sind die Erwartungen an Fitness Boxing? Der Titel verspricht schonmal eines: Fit werden und ordentliches Luftboxen. Letzteres erfüllt Fitness Boxing definitiv. Ob ein Game Fitnessstudio und Ausdauersport ersetzen kann… vielleicht!
Der Titel ist ein klassischer Fall von Gamification, denn es geht wirklich hauptsächlich um die Bewegungen und weniger um klassisches zocken. Beim ersten Start wird erstmal die Steuerung erklärt. Die beiden Joy Cons werden an die Handgelenk-Schlaufen angeschlossen und fest in die Hände genommen. Und schon folgt die erste Einführung in die Thematik vom Boxen. Ihr bekommt in einem Tutorial gezeigt, wie ihr eure Joy Cons halten solltet, wie ihr stehen und euch bewegen müsst um im Boxkampf gegen euch selbst zu profitieren.
Habt ihr das Tutorial überstanden, könnt ihr endlich das Menü durchstöbern und ein paar Einstellungen vornehmen. Beispielsweise könnt ihr eure Trainingsdaten (Gewicht, Körpergröße und Alter) einstellen und vor neugierigen Blicken durch einen Pin schützen. Außerdem könnt ihr auch einem von sechs unterschiedlichen Trainern wählen. Daruter vier Frauen und zwei Männer unterschiedlichster Statur und mit jeweils eigenen Stimmen und Sprüchen. Die Trainer motivieren euch während des Trainings und leiten euch durch die Übung. Im Laufe des Spiels könnt ihr unterschiedliche Kleidungsstücke für eure Trainer, sowie neue Musik für die Trainingseinheiten freischalten. Wirklich viel zum Freischalten gibt es allerdings nicht, was die normale Motivationswirkung von freischaltbaren Objekten ein wenig drückt.
Die Spielmodi von Fitness Boxing
Den größten Teil des Spiels wird euer Daily Workout einnehmen. Hier dürft ihr euer individuelles Fitnessziel einstellen. Kraft oder Ausdauer, oder doch beides in einem? Vorher dehnen oder lieber gleich ins Training starten? Wie lang soll das Workout dauern? Die längste Einheit dauert etwa eine Stunde inklusive Dehnübungen am Anfang und am Ende. Jedes Training besteht aus mehreren ca. 5 bis 15 Minuten langen Trainingseinheiten. Am Ende gibt es auch immer eine Bewertung wie gut ihr „getroffen“ habt. Kürzere Einheiten dauern etwa 40 und 25 Minuten (jeweils inklusive Dehnen). Wollt ihr andere Trainingsblöcke ausprobieren, dann könnt ihr den Modus Freies Training ausprobieren. Hier könnt ihr einzelne Trainingseinheiten spielen, die sich z.B. in den verwendeten Schlägen und Kombinationen unterscheiden. Zu guter letzt gibt es noch den Zweispieler-Modus. im Tandem Modus bewältigt man zu zweit ein Training. In Komboserie geht es darum eine möglichst lange Kombo zu schlagen. Zu guter letzt gibt es noch den Duell-Modus, in dem gegeneinander angetreten wird. Die Multiplayer-Modi machen spaß, motivieren aber nicht langfristig gemeinsam zu spielen. Selbstverständlich könnt ihr euren Trainingsfortschritt in euren individuelen Statistiken ansehen. Dort findet ihr die verbrauchten Kalorien, die Anzahl der Schläge und euer Gewicht pro Tag.
Auf in den Ring!
Und nun die Frage der Fragen: Ist das nun wirklich Sport? Die Antwort lautet: Kommt drauf an, was man daraus macht! Da das Gameplay an sich sehr einem Rhytmusspiel ähnelt, ihr also zum richtigen Zeitpunkt euren Joy Con schwingen müsst, kommt es bloß auf einen Input in der Bewegungssteuerung an. Soll heißen: Egal ob ihr jetzt auf der Couch sitzt und lieblos den Controller schwingt oder im Rhythmus der Musik Bein- und Armarbeit betreibt ist egal. Die Switch registriert zwar die unterschiedlichen Hände, allerdings nicht welche Schläge ausgeführt werden. Ob ihr also ins Schwitzen kommt oder nicht, hängt ganz von euch ab. Bleiben wir mal beim zweiten Fall (denn der erste ist ein wenig Witzlos und langweilig bei einem Fitness-Spiel).
Steiger deine Fitness
Die Trainer kommentieren unentwegt die Übungen und gibt immer wieder an, welche Schläge als nächstes kommen und bringt ein paar Motivationssprüche. Dabei lässt das Spiel genügend Zeit um sich an den Takt der Übungen zu gewöhnen. Die Musik zu der ihr euch bewegt sind Akustik-Versionen beliebter Chart-Hits zu denen man sich gut bewegen kann. Da sich das Tempo der Übungen auch hin und wieder ändert, sind die Lieder dadurch gut an den Takt der Übung anpassbar. Die Schläge werden stets angekündigt und längere Kombos in Einzelteilen eingeübt, so dass man nie unvorbereitet an die nächsten Schläge geht. Es gibt ein relativ breites Repetoire an Schlägen: Jabs, Punches, One-Twos, Hooks, Uppercuts, auch Ausweichen gehört dazu. Dadurch wird eine ausreichende Abwechslung geboten. Während ihr Tag für Tag (oder zwei mal die Woche) eure Trainingseinheiten absolviert, passt sich das Spiel auch automatisch in der Komplexität der Übungen an und erhöht das Tempo damit man mehr ins Schwitzen kommt. Und das wird man definitiv! Das Spiel macht sehr viel Spaß und wenn man sich darauf einlässt wird man auch am nächsten Tag mit ein bisschen Muskelkater aufwachen.
Fitness Boxing kratzt an der Oberfläche
Neben all dem Spaß gibt es dennoch ein paar Kritikpunkte. Die Trainer korrigieren zwar hin und wieder die Haltung, dies ist allerdings nicht individuell festgelegt (das Spiel registriert nicht automatisch eure Haltungsfehler) sondern kommt bloß als generische Erinnerung. Ob eure Haltung wirklich stimmt oder nicht, müsst ihr selbst herausfinden. Da zeigt sich schon der erste Nachteil von Fitness Boxing: Ihr erhaltet kein wirklich individuelles Training. Haltungsfehler können sich schneller einschleichen und sich langfristig in eure Bewegungen einbrennen. Das würde euch im Fitness Studio nicht unbedingt passieren. Auch die vier Dehnübungen sind sehr spärlich und reichen eigentlich nicht aus, um den Körper ausreichend auf das Training vorzubereiten. Neue Schläge können zwar vor dem Training angeschaut und ausprobiert werden, worauf genau es allerdings ankommt, wird nicht erklärt. Außerdem ist die Bewegungssteuerung nicht so genau wie man es gerne hätte. Zwar registriert diese sehr genau wann eine Bewegung stattfindet, allerdings werden auch schon Bewegungen wie das zurückziehen eines Arms oder das Schwung holen für einen Uppercut als Bewegung gewertet und führen dazu, dass Kombos gebrochen werden. Ihr müsst euch also dafür entscheiden, ob ihr auf dem Papier eine gute Punktzahl erreichen wollt oder ob es euch wichtiger ist, die Übungen tatsächlich korrekt auszuführen.