Das Action-Adventure „Bloodstained: Ritual of the Night“ gehört dem Metroidvania-Genre an und ist der geistige Nachfolger der populären Castlevania-Reihe. Nach fünf langen Jahren der Entwicklung und notwendigen Verschiebungen, ist es endlich für die Nintendo Switch (sowie alle anderen gängigen Plattformen) erschienen. Kann uns der geistige Nachfolger überzeugen und trifft Bloodstained den Geschmack der Fans? All das und viel mehr erfährt ihr hier im Test.
Schwieriger Start einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne
Koji Igarashi, ehemaliger Entwickler bei Konami und mitverantwortlich für die Castlevania-Reihe, startete vor 5 Jahren mit seinem Studio ArtPlay eine Kickstarter-Kampagne. Das Spiel für welches man warb hieß „Bloodstained: Ritual of the Night“, sollte 500.000 Dollar einnehmen und galt als geistiger Nachfolger der populären Castlevania-Reihe. Da Igarashi ein bekannter Name in der Spielebranche ist, erreichte man grandiose 5,5 Millionen Dollar. Neben der finanziell gesicherten Entwicklung unterstütze zudem der Publisher 505 Games das Projekt. Fünf Jahre der Entwicklung und einige Designänderungen später, erschien vor kurzem „Bloodstained: Ritual of the Night“ auf dem Markt.
Missbrauch, Dämonen und ein Höllenschloss
In Bloodstained: Ritual of the Night auf der Switch spielen wir ein Mädchen namens Miriam, welches von einer Alchemistengilde für Experimente missbraucht und ihr Körper mit Kristallen versehen wurde. Nach solch einem barbarischen Prozedere war es eigentlich üblich den Probanden zu töten, um Dämonen in die Welt beschwören zu können. Miriam hatte Glück im Unglück und fiel in ein zehnjähriges Koma. Die Gilde sah in ihr keinen Nutzen mehr und verlor das Interesse.
Wieder erwacht muss sie das Ende der Welt verhindern, da überall Dämonen aufgetaucht sind und nebenbei ihr kleines Problem mit dem Kristallbefall lösen. Die Lösung aller Probleme scheint im aufgetauchten Schloss von Gebel zu liegen. Dieser Antagonist war einst ein guter Freund Miriams und ebenfalls ein Opfer der Gilde. Gebel wurde bereits vollständig kristallisiert und ist mittlerweile eine Marionette der bösen Seite. Diesem Schicksal möchte Miriam natürlich entgehen und zusätzlich Gebels dunkle Pläne durchkreuzen.
Es fühlt sich einfach richtig an!
Was macht eigentlich einen guten geistigen Nachfolger der Castlevania-Reihe aus? Hierfür gibt es einige wichtige Punkte, die in keinem Spiel eines Metroidvania-Genres fehlen dürfen. Zu Beginn benötigen wir ein Feindbild, ein Reiseziel und zumindest eine kurze Handlung. Es ist natürlich selbsterklärend, dass je ausführlicher und interessanter die Geschichte erzählt wird, diese einen tiefer in das Spielgeschehen hineinzieht. Die Handlung wird mit komplett vertonten Dialogen im Visual-Novel-Stil erzählt. Eine detailliertere und aufschlussreichere Story, mit stärkerem Fokus auf unsere Heldin, wäre meinerseits wünschenswert gewesen. Dennoch wurde eine zweckerfüllende Rahmenhandlung geschaffen und letztendlich kommt es bei Castlevania auf essentiellere Dinge an.
Unser Abenteuer beginnt auf einem Schiffslevel, welches zugleich als Tutorial fungiert und uns die grundlegenden Mechaniken an einigen Dämonen demonstriert. Viel mehr wird uns leider nicht gezeigt. Die restlichen Mechaniken müssen wir im Laufe des Spiels selber herausfinden oder in Büchern nachlesen. Nachdem wir den ersten Boss erfolgreich besiegt und Land erreicht haben, können wir im nahegelegenen Dorf unser Lager aufbauen. Hier dürfen wir bei Dominique Handel treiben und nicht mehr benötigte Scherben verkaufen. Bei Johannes hingegen können wir Tränke, Waffen, Rüstungen etc. anfertigen, leckere Speisen zubereiten (bescheren uns Boni), Scherben aufwerten und Materialien auseinandernehmen.
Wohin es uns als nächstes verschlägt bleibt generell uns überlassen. Sollten wir einmal einen Weg einschlagen der später nicht mehr weiterführt, dann müssen wir uns nur auf die Suche nach neuen Fähigkeiten machen. Damit Miriam nicht andauernd durch alle einzelnen Level laufen muss, haben die Entwickler ein fair platziertes Schnellreise- und Speichersystem integriert. Wird eine benötigte Fähigkeit erlernt, sind bisher nicht erreichbare Ecken zugänglich und die Reise kann weitergehen. Hin und wieder hätten wir uns eine blinkende Markierung gewünscht, die uns den Weg weist.
Eine tolle Motivation- überall finden wir versteckte Truhen, Gesundheit- und Magie-Upgrades sowie neue geheime Areale. Ein genauer Blick kann sich also definitiv lohnen. Wer weiß. Vielleicht finden wir in der nächsten Truhe eine stärkere Waffe oder gar eine bessere Rüstung, welche uns beim nächsten Boss hilfreich sein könnte. Sollten wir an einem Punkt im Spiel angekommen und deutlich unterlegen sein, bleibt nur noch der Rückzug. Um hier vorankommen zu können, müssen wir entweder im Level aufsteigen, unsere Gegenstände verbessern, neue Ausrüstung herstellen oder andere Fähigkeiten erlernen. Der Grind spielt auch in diesem geistigen Nachfolger eine essentielle Rolle. Die Entwickler haben mit all den Mechaniken, Dämonen, Fähigkeitsscherben und dem Leveldesign ein Gefühl eines klassischen Castlevania geschaffen.
Switch-Version mit einigen technischen Schwächen
Einige von euch haben sicherlich die zahlreichen Kritiken an der technischen Umsetzung der Nintendo Switch-Version seitens der Presse mitbekommen. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass die Nintendo Switch technisch schwächer als die anderen gängigen Plattformen ist und grafische Abstriche nicht vermeidbar sind.
Beginnen wir zunächst mit der Auflösung und der FPS-Rate. Im Handheld-Modus läuft Bloodstained mit einer Auflösung von 576p, im TV-Modus hingegen mit 720p. In beiden Fällen ist mit maximal 30 FPS zu rechnen. Gelegentlich gibt es Situation (wenn z.B. viel auf dem Bildschirm passiert) in welchen die FPS-Rate spürbar absinkt, sich jedoch nach kurzer Zeit stabilisiert. Effekte wie zum Beispiel die Lichtquellen, werfen keinerlei Schatten wie auf den anderen Systemen. Klare Defizite hat die Nintendo Switch mit der Texturqualität, welche sowohl bei den Objekten als auch bei den Charakteren erkennbar ist.
Ich nehme an, dass eine niedrigere Texturqualität eingestellt wurde, um eine stabile Bildwiederholrate gewährleisten zu können. Offiziellen Angaben zufolge wird schon an mehreren Optimierungen gearbeitet (Patch 1.01 bereits erschienen). Wer weiß, vielleicht wird zukünftig auch die Qualität der Texturen angehoben. Der Soundtrack ist gelungen, stimmig und untermalt das Geschehen gekonnt am Bildschirm. Die Ladezeiten befinden sich in einem akzeptablen Bereich und dauern nicht besonders lange. Bei der Steuerung gibt es ein kleines Problem mit der Eingabeverzögerung. Gelegentlich werden Eingaben am Controller verzögert erkannt und dies kann bei unpassenden Situationen recht ärgerlich sein. Ein weiterer negativer Punkt der mir aufgefallen ist- die Lokalisierung. Sehr oft stoßen wir beispielsweise in Tagebüchern auf Wörter, die nicht durch Abstände voneinander getrennt sind. Die Entwickler haben trotz der schwächeren Hardware eine gute Arbeit geleistet und uns mit Bloodstained: Ritual of the Night auf der Switch einen wahren geistigen Nachfolger beschert.