Age of Empires: Definitive Edition

Age of Empires: Definitive Edition
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Lange Zeit hat man von Seiten Microsofts von Age of Empires gar nichts mehr gehört. Die Ensemble Studios wurden 2009 aufgelöst und es herrschte, abgesehen von der Age of Empires 2: HD Edition entwickelt von den Moddern „Forgotten Empires“, ziemliche Flaute. Mit der Ankündigung einer ganzen Palette an Remakes sowie Age of Empires 4 im Zuge des 20-jährigen Jubiläums der Serie hat sich die Situation grundlegend geändert. Den Anfang macht die Neuauflage des ersten Serienteils – die Age of Empires: Definitive Edition, die nun endlich am 20.02.2018 nach mehrmaliger Verschiebung veröffentlicht werden soll.

Was macht nach wie vor das immer noch so große Interesse der Spielerschaft an Age of Empires im Allgemeinen aus? Mit ziemlicher Sicherheit ist es zu einem großen Teil schlicht die Nostalgie. Und ob diese Gefühle der Vergangenheit wieder aufleben können, wollen wir im Test der Age of Empires: Definitive Edition für euch klären. Microsoft hat die Modder von Forgotten Empires für alle nun kommenden Remakes beauftragt.

Für alle die zum ersten Mal etwas von Age of Empires hören: das Spielprinzip ist so simpel wie einfach. Wir wählen zu Beginn eine aus 16 Kulturen des Altertums, sammeln Holz, Nahrung, Gold und Steine mit unseren Arbeitern um Gebäude und Einheiten bauen zu können sowie in den Zeitaltern fortschreiten zu können. Das offensichtliche Ziel ist es, all unsere Kontrahenten auszuschalten bevor uns ebendas passiert. Ein typisches Echtzeit-Strategiespiel also.

Age of Empires: Definitive Edition
Unser kleines Dorf.

Was ist neu?

Die erste Frage die sich stellt ist natürlich, was man sich persönlich vom Remake des ersten Age of Empires erwartet. Sind die eigenen Erinnerungen an das Original des ersten Serienteils vielleicht von den Nachfolgern oder auch anderen Spielen verfälscht und ich erwarte etwas ganz und gar an diese Erinnerungen Zugeschnittenes oder möchte ich tatsächlich, dass alles eins zu eins übernommen wird – eventuell auf Kosten von sinnvollen Komfort-Funktionen, die doch aus den Nachfolgern übernommen werden können?
Beginnen wir mit einer kurzen Auswahl über die wichtigsten Neuerungen und Veränderungen des Remakes im Vergleich zum Original:

  • Neue Grafik, inklusive Zoomstufen, 4K-Auflösung, Kantenglättung und vieles mehr
  • Neues HUD: Anzeige von Einheitenlimit, Tech-Tree, Untätige Dorfbewohner, Epochen Fortschritte
  • Komplett neuer Soundtrack und Voice-Acting
  • Gameplay-Anpassungen: Einheitenlimit auf 250 angehoben, Hotkeys, Warteschlangen für Einheiten und Gebäude, Dorfbewohner beginnen automatisch zu arbeiten, Felder sind begehbar…
Age of Empires: Definitive Edition
Vor dem Match können wir auch den klassischen „Retro“-Modus wählen.

Was funktioniert?

Wie man anhand der obigen Neuerungen erkennen kann, sind einige Komfort-Funktionen eingebaut worden, die das Gameplay im Vergleich zum Original teils deutlich verbessern und einfach angenehmer machen. Glücklicherweise machen diese Features das typische Age of Empires nicht zu einem gänzlich neuen Spiel, sondern sollen es um sinnvolle Verbesserungen erweitern.

Age of Empires: Definitive Edition
Wir greifen eine feindliche Stadt an!

Auch der Umfang kann sich sehen lassen. Forgotten Empires hat das Hauptspiel als auch die Erweiterung „The Rise of Rome“ eingebaut. Damit sind nun auch wieder alle Kampagnen mit ihren Missionen aus dem Original komplett spielbar. Ebenfalls gleich geblieben ist die Anzahl der Epochen, in denen wir voranschreiten können. Von der Altsteinzeit geht’s in die Jungsteinzeit, weiter in die Bronzezeit bis wir schließlich in der Eisenzeit landen.

Für Fans von Offline-Modi gibt es ein ganz besonderes Highlight: es gibt wieder einen LAN-Modus, der komplett ohne Internetverbindung gespielt werden kann.

Age of Empires: Definitive Edition
Oft sind frühe Angriffe die effektivsten.

Gameplaytechnisch ist die Definitive Edition dem Original doch sehr ähnlich geblieben. Nach wie vor kämpfen wir die Schlachten des Altertums mit seinen entsprechenden Völkern und Einheiten. Aufgrund des deutlich erhöhten Einheitenlimits (von 50 auf 250) und des neuen HUD sind Schlachten besser denn je – leider gibt es hier aber einige Wermutstropfen, von denen man kaum absehen kann.

Was funktioniert nicht?

Zwei dieser Wermutstropfen sind die Wegfindung und die KI. Ab etwa zehn Einheiten in gemeinsamer Bewegung fangen diese an, sich gegenseitig zu blockieren. Grund dafür dürften unter anderem die fehlenden Einheitenformationen sein, die bekanntlich erst ab Age of Empires 2 mit an Bord waren. So kann es passieren, dass wir ganze Armeen oder Flotten im Handumdrehen trotz Überzahl und strategischem Vorteil einfach verlieren, weil sich die einzelnen Einheiten gegenseitig blockieren, kein Ziel finden oder umständliche Wege laufen. Das gleiche gilt übrigens leider auch für die Dorfbewohner, also unsere fleißigen Arbeiter. Mikromanagement ist damit meistens so gut wie nicht machbar.

Das Wasser sieht fantastisch aus – die Wegfindung kann hingegen nicht überzeugen.

Die KI wiederum stellt sich gerne mal mit ihren teuren Nahkampfeinheiten einfach vor unsere mit Türmen verteidigten Mauern und lässt sich in aller Ruhe von uns massakrieren. Sie setzt ihre Einheiten nicht nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip ein und unterliegt außerdem oft der gleichen problematischen Wegfindung wie unsere eigenen Einheiten.

Auch die KI ist nicht immer die hellste…

Zudem ist die Balance zwischen den einzelnen Völkern, Einheiten und vor allem den Zeitaltern alles andere als ausgefeilt. Wenige Schiffe etwa können ganze Küstenstädte innerhalb kürzester Zeit allein in Schutt und Asche legen, Streitwägen und Hopliten sind wie im Original immer noch zu mächtig und beim Zeitalterwechsel sind die technologischen Unterschiede oft so stark, dass wir selbst mit zwanzig Keulenträgern gegen fünf Reiter des nächsten Zeitalters unterliegen.

Kampagnen sind auch wieder mit dabei – zehn Stück an der Zahl.

Wie sieht es technisch aus?

Die Definitive Edition ist mit Sicherheit kein hässliches Spiel. Den größten Unterschied zum Original macht tatsächlich die Grafik aus. Die liebevollen Animationen, die neuen Zoomstufen, grafischen Aufbesserungen und Details wie die (vorberechnete) Zerstörung von Gebäuden machen schon einiges her. Auch der komplett neue Sound rundet das Paket schön ab.

Neu: der Tech-Tree!

Unglücklicherweise haben sich aber auch technisch einige Macken eingeschlichen. Forgotten Empires hat die AoE: Definitive Edition komplett auf der alten Engine des Originals entwickelt und das merkt man dem Spiel auch an. Schon bei Matches ab vier Spielern in Abhängigkeit von Zoomstufe und Einheitenlimit ruckelt das Spiel teilweise schon relativ stark – unabhängig von der Stärke des Rechners. Zudem verursachen die Zoomstufen gelegentliches Flimmern an den Rändern oder in unaufgedeckten Bereichen der Karte.

Age of Empires: Definitive Edition
Die Grafikeinstellungen sind leider stark begrenzt.

Leider sind die Grafik-Einstellungen dermaßen beschränkt, dass wir in dieser Hinsicht nicht besonders viel individuell anpassen können. Im Allgemeinen macht das Spiel technisch einen recht durchwachsenen Eindruck.

So testen Wir

 

Age of Empires: Definitive Edition
Age of Empires: Definitive Edition
Fazit
Ich muss es leider so sagen - die Age of Empires: Definitive Edition macht zum jetzigen Zeitpunkt einfach keinen fertigen Eindruck. Gute Komfort-Funktionen aus den Nachfolgern und deutlich schönere Grafik sowie Sound werden von den großen Mankos stark überschattet. Die grauenvolle Wegfindung, eine sehr mäßige KI, Balanceprobleme und technische Macken wie Ruckeln, Flimmer und stark beschränkte Grafikoptionen halten mich zum jetztigen Moment davon ab, dem Spiel eine klare Kaufempfehlung auszusprechen. Auch wenn es im Kern dem Original ähnlich ist und nach wie vor nostalgische Gefühle aufkeimen lässt.
Technik
82
Umfang
86
Gameplay
58
Spezifisch
30
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Besser
Unterschiedliche Zoomstufen
Schöner Soundtrack
Befriedigendes Zerstörungssystem der Gebäude
Liebevolle Animationen
Ansehnliche Grafik
Einige Komforts aus den Nachfolgern...
Beinhaltet AoE + Addon
LAN-Modus
Sechzehn Völker in vier Epochen
Zehn Kampagnen
Übersichtliches HUD
Bekannter AoE-Spielfluss
Große Schlachten
Nostalgie
Schlechter
Flimmern beim Zoom
Kaum Grafikoptionen
Teils Ruckler
Punktestatistik nicht immer richtig
Relativ magere Einheiten- und Gebäudeauswahl
... nimmt aber eventuell Nostalgiegefühl
Keine Spezieleinheiten oder -technologien für Völker
Wegfindung grauenvoll
Mikromanagement schwer machbar
Balance-Probleme
Dumme KI
Nur für Windows 10
Nur über Windows Store (Xbox App) verfügbar
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Wertung
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Gernot Müller
Im Gegensatz zu den meisten anderen Spielern, die in den 90er Jahren mit dem Gameboy oder der N64 angefangen haben, bin ich erst relativ spät auf dieses Hobby gestoßen. Meine erste Plattform war für lange Zeit der PC, meine ersten beiden Spiele waren Age of Empires 2 und Diablo 2, welche ich gern und lange gespielt habe. Im Lauf der Zeit hat sich mein Interesse für Strategiespiele und Shooter sowie für RPGs stärker entwickelt. Heute beschäftige ich mich auch mit anderen Genres und spiele mittlerweile sowohl auf PC als auch auf der PS4.

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