Bravely Second: End Layer

Square Enix hat schon mit dem Prequel Bravely Default gezeigt, wie man ein klassisches rundenbasiertes Kampfsystem mit Liebe zum Detail spielbar und interessant gestalten kann. Ist den Entwicklern mit Bravely Second: End Layer eine gelungene Fortsetzung geglückt? Dies und mehr könnt ihr in unserem Test nachlesen.

Bravely Second: End Layer Screenshot 4Die Handlung von Bravely Second: End Layer spielt etwas mehr als zwei Jahre nach den Ereignissen von Bravely Default. Eine wichtige Rolle spielt erneut Agnès Oblige, einer der vier Protagonisten des ersten Teils und frühere Vestalin des Windtempels, die mittlerweile zur Päpstin der Kristall-Orthodoxi aufgestiegen ist. Als Damsel in Distress hat Agnès in Bravely Second: End Layer eine unterstützende Funktion und steht einen mittels kristallener Kommunikation vor allem mit Informationen und der aktuellen Aufgabe zur Seite. Das Abenteuer beginnt als Agnès vom Dunklen Kaiser entführt wird. Die Drei Kavaliere der Kristallgarde Yew Geneolgia, Janne Angard und Nikolai Nikolanikov machen sich auf die Reise um die junge Päpstin zu retten. Vor allem Yew hat in Bravely Second eine wichtige Rolle und ist der Kleber der die verschiedenen Gefährten, die man im Spiel trifft, zusammenhält. Im Verlauf des Abenteuers trifft man noch auf Magnolia, Edea und Tiz, die zusammen mit Yew die Protagonisten des Spiels darstellen, und mit denen man den Großteil der Reise bestreiten wird.

Bravely Second: End Layer Screenshot 5 Magnolia YewDie Main-Story von Bravely Second: End Layer ist simpel und zum Teil durch Anspielungen innerhalb des Spiels vorhersehbar. Obwohl die verschiedenen Protagonisten und Nebencharaktere liebenswert sind, vermisst man vor allem in den Dialogen Tiefgang und das Spiel schafft es nicht eine starke Verbindung zu den Personen herzustellen. Die Geschichte in Bravely Second kann man zwar nachvollziehen, ohne den Vorgänger gespielt zu haben, allerdings wird man vermutlich nicht jedes Detail verstehen. Ein kurzes Introvideo bevor man das Spiel beginnt, erklärt auf jeden Fall einige wichtige Eckpunkte der Vorgeschichte. Die Eigenschaften der Haupt- und Nebencharaktere sind genre-typisch eingeteilt und nur wenig Facettenreich: So gibt es unter anderem einen orientierungslosen Tollpatsch und einen maßlosen Nimmersatt. Hierbei entsteht ein gewissen Charme, wenn Anspielungen auf Personen der Wirklichkeit bzw. Charaktere andere Medien Bezug nehmen, demgegenüber wirken viele der Dialoge etwas unrund. Die Nebenhandlungen in Bravely Second: End Layer besitzen durchgehend einen einheitlichen Verlauf und gehören zum spannenderen Teil des Spiels, auch wenn diese keinen Einfluss auf die eigentliche Geschichte des Spiels haben: So lernt man zuerst meistens ein Problem kennen, und trifft danach auf Personen, die zwei unterschiedliche Perspektiven zum selben Thema vertreten. Hierbei wird einen als Spieler durchwegs abverlangt schwierige Antworten zu komplexen Themen zu finden. Als Beispiel trifft man auf der einen Seite in einer Oase auf einen Dieb, von dem man über eine dort herrschende Wasserknappheit und dementsprechenden Problemen der lokalen Bevölkerung erfährt. Auf der anderen Seite versuchen Wissenschaftler mittels Experimente, für die allerdings ebenso Wasser benötigt wird, die Lebenssituation aller Bewohner des Landes zu verbessern und sowohl zukunftsorientiert als auch nachhaltig das Leben zu verbessern und Überleben zu sichern. Das Spiel versucht hierbei meist beide Seiten einer Nebenquest relativ gleichwertig zu behandeln und die unterschiedlichen Seiten derselben Medaillie zu beleuchten. Abseits zur Haupthandlung und den Sidequests, gibt es für jene, die Interesse am Spiel zeigen, eine Demoversion. Wer die Demo zu Bravely Second: End Layer herunterlädt, bekommt in dieser Version einen im Spiel nicht vorkommenden kurzen Prolog präsentiert.

Bravely Second: End Layer Screenshot 2 MapIn Sachen Gameplay geht Bravely Second: End Layer keine großen Experimente ein und orientiert sich bei den verschiedenen Teilaspekten des Spiels vor allem an den Vorgänger. Außerhalb des Kampfes durchstreift ihr verschiedenste Landschaften – zum Großteil zu Fuß, später auch mit anderen Fortbewegungsmitteln – und entdeckt neue Orte und unterschiedliche Persönlichkeiten. In der Spielwelt trefft ihr durch Zufall auf Gegnertruppen, die ihr im rundenbasierten Kampfsystem besiegen müsst um Geld, Erfahrungspunkte und Jobpunkte zu erhalten. Geld wird für neue Ausrüstungen, und Items verwendet, durch Erfahrungspunkte steigt euer Level und dementsprechend werden auch eure Werte verbessert und Jobpunkte verbessern die jeweilige Klasse, die jeder Charakter gerade ausgewählt hat. Innerhalb des Spiels haben die Entwickler auf viele Feinheiten geachtet: So ist die Anzahl der Begegnungen bei Zufallskämpfen jederzeit anpassbar, um selbst zu entscheiden, wann man kämpfen und trainieren, oder einfach durch einen Dungeon durchrasen möchte. Ebenso gibt es die Möglichkeit die Abspielgeschwindigkeit von Kampfaktionen zu beschleunigen, mehr Belohnungen zu bekommen, wenn ihr mehrfach hintereinander bei Kämpfen gewinnt und ihr könnt mehrere Kombinationen an Befehlen speichern und automatisch in einer Autokampf-Funktion ausführen lassen. Es sind solche kleineren Details, die ein angenehmeres Spielerlebnis ermöglichen. Die meisten Jobklassen sind in Bravely Second nicht von Anfang an verfügbar, werden allerdings nach und nach durch das Besiegen bestimmter Gegner und das Erhalten eines sogenannten Asterisk, dessen Besitz den jeweiligen Job ermöglicht, freigespielt. Bravely Second: End Layer Screenshot 7Mit insgesamt 30 verschiedenen Klassen bzw. Jobs hat man große Auswahl und Kombinationsmöglichkeiten, um diverse Fähigkeiten zu kombinieren. Die unterschiedlichen Klassen wie Ninja, Schwarzmagier, Bischof, etc. haben jeweils unterschiedliche Stärken und Schwächen: So hat man als Pirat den besten physischen Angriffswert und kann am besten mit Äxten umgehen, während man als Zauberer verständlicherweise mehr Magiepunkte bzw. Magischen Angriff besitzt und eher mit Ruten kämpft. Das Finden einer guten Mischung der Jobklassen und den jeweiligen aktiven und passiven Fähigkeiten macht wie schon beim Vorgänger sicherlich den größten Reiz des Spiels aus. Der Großteil der Klassen hat es auch in den Nachfolger geschafft, verschwunden sind unter anderem der Vampir- und Salbenmacher-Asterisk, neu hinzugekommen sind dafür zum Beispiel die mit Kuchen werfende Patissier-, oder auch die mit süßen Krallen bestückte Katzenbeschwörer-Klasse. Wichtig hierbei sind auch die bereits vorher erwähnten Nebenquests, denn durch diese erhält man viele der sich im Spiel befindlichen Klassen. Fans der Serie, aber auch Neueinsteiger sollten mit dem Angebot an Jobs zufrieden sein.

Bravely Second: End Layer Screenshot 7Bravely und Default sind zwei Mechaniken, die dem ersten Teil der Reihe den Namen gegeben haben und auch in Bravely Second: End Layer den wichtigsten Aspekt des Kampfes einnehmen. Jeder Charakter oder Gegner beginnt im Normalfall mit einem Aktionen-Counter von 0, wird ein Angriff ausgeführt, kostet dies eine Aktion. Allerdings kann jeder Charakter dank Default bis zu 4 Aktionen ins Negative gehen. Zu Beginn jedes Zuges wird wieder ein Aktionspunkt regeneriert. Beginnt ein Charakter den Zug im negativen Bereich, kann dieser bis zu seiner nächsten Runde keine Aktion ausführen, also sich auch nicht verteidigen und bekommt unter Umständen die volle Breitseite gegnerischer Angriffe ab. Deswegen ist es vor allem in Bosskämpfen wichtig von Bravery gebrauch zu machen, denn mittels Bravely gehen Charaktere einerseits in die wichtige Verteidigungs-Position, andererseits wird aber am Ende des Zuges auch ein Aktionspunkt angespart, sodass sich jeder Charakter bis zu 3 positive Punkte ansparen kann. Durch dieses eigentlich einfache System kommt ein einzigartiges taktisches Element hinzu. Zufallskämpfe gegen schwache Gegner werden beschleunigt, da man in vielen Fällen mit allen Charakteren vier Punkte ins negative geht, um insgesamt bis zu 16 Aktionen zur Verfügung zu haben – und gegen stärkere Gegner muss man meist überlegen, wie lange man in Verteidigungs-Position verweilt bis man eine Gegenoffensive startet.

Bravely Second: End Layer Screenshot 5 Edea YewBravely Second ist die dem Spiel namensgebende Fähigkeit, die es ebenso schon in Bravely Default gab. Durch Spielzeit bekommt man alle acht Stunden einen SP-Punkt, von denen man bis zu drei Punkte aufsparen kann. Mit Bravely Second kann man die Zeit stoppen und zusätzliche Aktionen für jeden ausgegebenen Punkt ausführen. Während die Zeit angehalten ist, kann man einerseits normale Aktionen ausführen, um sich zum Beispiel im Notfall zu heilen oder ein Item einzusetzen, außerdem gibt es keine Schadensbegrenzung mehr, sodass man mehr als 9.999 Schadenspunkte austeilen kann. Innerhalb des Spiels wird man Bravely Second eher nur in den seltensten Fällen nutzen, doch immerhin haben die Entwickler des Spiels geschafft die Fähigkeit in die Geschichte einfließen zu lassen und diese sogar innerhalb des Spiels so geschickt integriert, dass mich die Idee auf sehr positive Art überrascht hat. Spielerisch ist die Mechanik Bravely Second eine nette Ergänzung, mehr allerdings nicht. Zusätzliche SP-Punkte können übrigens durch ein Menü auch durch SP-Tränke mit echtem Geld gekauft werden. Für etwas Abwechslung abseits der Rahmenhandlung soll ein Minispiel sorgen, bei dem ihr Stofftiere herstellt, um Geld zu verdienen.

Bravely Second: End Layer Screenshot 3Grafisch hat Bravely Second: End Layer mit den süßen, aber nicht sehr detailierten Charaktermodellen seine Schattenseiten, der allgemeine Eindruck der Optik ist nichtsdestotrotz mehr als positiv. Hervorzuheben sind die gezeichneten Städte und Kampfhintergründe, die vor allem bei eingeschaltetem 3D des Nintendo 3DS komplett überzeugen können. Die restliche Oberfläche der Spielwelt hätte etwas Abwechslung in der Gestaltung nicht geschadet, gerade für Spieler, die bereits Bravely Default gespielt haben. Es gibt zwar in Bravely Second einige Veränderungen im Aufbau und auch neue Orte, aber mit einer Zeit von mehr als zwei Jahren nach den Ereignissen des ersten Teils hätte man sich wohl trotzdem einen größeren Wandel erwartet oder zumindest gewünscht. Der Soundtrack von Bravely Second ist trotz des Musikerwechsels gut, allerdings nicht mehr so hervorragend wie bei Bravely Default. Hervorzuheben beim Sound ist die gute englische Sprachausgabe, und die Möglichkeit diese jederzeit auf das japanische Original umzustellen. Dies ist auch in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit und ein toller Bonus. In den Einstellungen gibt es ebenso die Möglichkeit die Sprache der Texte zu verändern, um zum Beispiel von Deutsch zu Englisch oder rumgekehrt zu wechseln, ohne dass ihr in die Systemeinstellungen eures Nintendo 3DS eingreifen müsst.

[wptouch target=“non-mobile“]

Bravely Default: End Layer
Bravely Second: End Layer Box / Boxart Wertung der Redaktion: 

87/100

  • Publisher: Nintendo
  • Getestet auf: Nintendo 3DS
  • auch für: (New) Nintendo 3DS (XL)
  • Preis: 45€

 

 

 amazon_button
27/30 Technik + außergewöhnliche 2D-Grafiken
+ passable Musik

+ englische und japanische Synchronfassungen
+ Texte sind in unterschiedliche Sprachen
- dreidimensionale Modelle nicht optimal
28/30 Umfang + mehr als 60 Stunden Spielumfang
+ 30 unterschiedliche Jobklassen
- zu wenig Neues in der Spielwelt
24/30 Gameplay + Kombinationsmöglichkeiten durch 30 Job
+ Bravely/Default System
+ Anzahl der Zufallskämpfe ist anpassbar
+ Bravely Second Mechanik in Story gut integriert
+ NewGame+
- Geschichte vorhersehbar
- blasse Charaktere

- Bravely Second Mechanik nicht wirklich überzeugend
8/10 Spezifisch + Große Auswahl an Ausrüstungen, Waffen und Jobs
+ viele Fähigkeiten dank interessantem Jobsystem
- teilweise uninteressante Dialoge

[/wptouch]
[wptouch target=“mobile“]Die Wertung kann nur auf einem PC oder Tablet gelesen werden.
[/wptouch]
Fazit:

[rating itemreviewed=“Bravely Second: End Layer“ rating=“87″ reviewer=“Florian Nichtawitz“ dtreviewed=“18.02.2016″ best=“100″ worst=“0″]Bravely Second verändert nicht viel vom bewerten Konzept des Vorgängers, allerdings muss es das Rad auch nicht neu erfinden um ein solides und spaßiges Rollenspiel abzuliefern. Die Geschichte ist zwar nicht vollkommen überzeugend, enthält aber doch spannende Wendungen, zumindest wenn man diese nicht vorhersieht. Das Kampfsystem ist fesselnd, die Grafik wunderschön und der Umfang beachtlich. Will man wirklich alle optionalen Nebenquests und somit auch Jobklassen erhalten, dürfte eine Spielzeit von 60-70 Stunden nicht zu hoch gegriffen sein. Für Neueinsteiger ist es empfehlenswert den Vorgänger gespielt zu haben, aber nicht unbedingt notwendig um der Handlung zu folgen. Für Besitzer des ersten Teils gibt es durch die neuen Jobs und Umgebungen ausreichend Neues zu entdecken, auch wenn man sich hier noch etwas mehr Detail gewünscht hätte. Bravely Second ist wie schon Bravely Default ein empfehlenswertes JRPG, vor allem dann, wenn man kein Problem mit dem rundenbasierten Kampfsystem hat. Für alle anderen, die nicht vollkommen überzeugt sind, gibt es die kostenlose Demo im Nintendo eShop, um zumindest in die Grundprinzipien und den Flair des Spiels hineinzuschnuppern. Wer JRPGs allerdings mag, kann mit Bravely Second: End Layer nicht viel falsch machen.[/rating]

 ►So testen Wir

 

Vorheriger ArtikelRadiohammer
Nächster ArtikelXCOM 2
Gastautor
Gastautoren haben die Möglichkeit eigene Beiträge auf unserer Homepage zu veröffentlichen. Bist du auch Spezialist in einem Gebiet und hast Interesse an einem Gastbeitrag auf ZATC? Dann schreib uns eine Mail mit deinen Wünschen.

Eine Antwort hinterlassen

Kommentar verfassen
Namen bitte hier eingeben