Große Freude für alle Zombie-Gemetzel-Nahkampf-Parkour-Survival-Blut-Gedärme-Blwäh-Fans: Dying Light ist endlich draußen! Der neueste Streich aus dem Hause Warner Bros. soll eine spannende Mischung aus Survival, Parkour und Zombieapokalypse bieten. Taugt das heiß ersehnte Horror-Spiel etwas, oder hat sich der Entwickler Techland dabei übernommen?
Anmerkung vorweg: In Deutschland ist das Spiel aufgrund der hohen Gewaltszenen bisher noch nicht veröffentlicht worden. Dying Light wurde mehrfach bei der deutschen Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) eingereicht, hat dort aber keine Freigabe (Nicht einmal USK 18!) erhalten. Der Entwickler selbst gab diesbezüglich allerdings noch kein Kommentar ab. Deutsche Spieler, welche das Game trotzdem haben möchten, sollten deshalb zu einer importierten Version aus Österreich, oder Großbritannien greifen.
Wilkommen in Harran!
Der Einstieg in die Geschichte ist schnell erzählt: In der Stadt Harran ist eine unbekannte Infektion ausgebrochen, welche die betroffenen Personen in blutrünstige Zombies zu verwandeln scheint. Aus Sicherheitsgründen wurde die Gegend unter Quarantäne gestellt und mit einer Mauer vom Rest der Welt getrennt.
Wir schlüpfen in die Rolle von Kyle Crane, einem verdeckten Ermittler, welcher die Stadt infiltrieren soll. Unsere Mission ist es, Kadir „Rais“ Sulaiman zu finden, einen abtrünnigen Agenten. Dieser hat eine Datei, welche den Ruf unserer Organisation zerstören könnte. Doch schon bei unserer Ankunft werden wir selbst infiziert und bekommen Hilfe von anderen Überlebenden, angeführt von Harris Brecken. Bald merken wir, dass sie unsere und wir ihre Hilfe brauchen.
Im „Tower“, einen Hochhaus im Zentrum der Stadt, haben sich Breckens Männer verschanzt. Jene, die sich infiziert, aber noch nicht verwandelt haben, sind auf das Medikament Antizin angewiesen, welches sie zwar nicht heilt, aber die Ausbreitung im Körper einschränkt. Außerdem werden ständig neue Hilfsgüter von außerhalb abgeworfen, um welche sich die beiden Gruppierungen bekriegen.
Zombies in Hülle und Fülle
In bester Assassin’s Creed – Manier durchqueren wir die Stadt: Als Parkourläufer springen wir von Dach zu Dach, klettern über jede Mauer und verbessern dabei noch unsere Fähigkeiten. Dabei treffen wir natürlich auf eine Vielzahl an Zombies. Diese sind normalerweise sehr langsam, recht dümmlich und leicht zu überwältigen. Bei ihnen steht Quantität vor Qualität, denn wenn man versehentlich in eine größere Gruppe läuft, kann es schnell sehr brenzlig werden. Allerdings können sie nicht klettern, also weichen wir ihnen am besten über die Hausdächer der Slums aus.
Frisch infizierte dagegen sind schon einen Deut gefährlicher. Sie sind schnell, wendig und teilen ordentlich Schaden aus. Glücklicher Weise sind sie aber eine absolute Minderheit, man trifft nur sehr, sehr selten auf diese Biester. Besonders gefährlich wird es allerdings bei Nacht, weil dies die Zeit der Schattenjäger ist, eine Art Super-Zombie: Schnell, wendig, und übermächtig. Hier hilft nur die Flucht im Zick-Zack-Kurs zur nächsten Safe-Zone. Daneben gibt es noch etwa 8 andere Arten, in allen Größen, Formen und Farben, vor welchen man sich in Acht nehmen sollte.
Während wir uns durch Harran kämpfen, werden wir stärker. Desto mehr wir springen, ausweichen und klettern, verbessern wir unsere Wendigkeit. Durch direkte Kämpfe mit den Untoten, werden wir stärker und durch das Durchsuchen von Häusern, knacken von Schlössern und zusammenbasteln von Gegenständen, trainieren wir unseren Überlebensrang. Haben wir eine gewisse Punkteanzahl in den Kategorien erreicht, steigen wir eine Stufe auf und erlernen über einen der 3 Skilltrees neue Fähigkeiten. So können wir im Verlauf des Spiels z.B. mehr Waffen tragen, oder lernen über Zombies zu springen.
Schöne Stadt voller Blut
Da Harran mit Untoten nur so überschwemmt ist, sind die Straßen voller Leichen, Blut und Gedärmen. Doch neben diesen tödlichen Umständen, glänzt die Stadt in allen Formen. Licht-, Spiegelungs-, Wasser-, Reflektionseffekte sind einmalig in Szene gesetzt. Wenn man auf der Spitze einer Funkantenne auf die Stadt hinab blickt, kann man schon einmal die Horden von Zombies vergessen, denn wenn die Sonne langsam am Horizont verschwindet, fühlt man sich wie im Urlaubsparadies. Egal ob brennende Zombiehorden, oder sich im Wind wankende Vegetationen, bei den Effekten hat der Entwickler nicht gespart und setzt das Spiel wirklich hübsch in Szene.
Auch die Größe der Open-World-Karte ist beeindruckend und etwa mit FarCry 4 vergleichbar. Da wundert es nicht, dass ständig überall Nebenquests aufpoppen. Egal ob den Strom wieder einzuschalten, Überlebende vor Zombies zu retten (wobei diese meist nach der Rettung sofort wieder in den nächsten Zombie rennen), abgeworfene Versorgungskisten zu plündern, eine Zweitbrille aus der alten Wohnung zu holen, als Bote hat man eben viel zu tun. Wer sich gerne ablenken lässt, kann also locker 30 – 40 Stunden Spielzeit in Harran verbringen.
Die Story lässt uns auf eine Vielzahl an Charakteren treffen, welche zwar alle ein gutes erstes Auftreten haben, bei genauerer Betrachtung allerdings ziemlich enttäuschen: Die Mimik ist sehr statisch und absolut emotionslos. Ebenso überzeugt die deutsche Synchro nicht wirklich. Vieles klingt abgelesen, oder ohne wirkliche Überzeugung. Dennoch haben die meisten Charaktere einen gewissen Charm, was das Ganze wieder erträglicher macht. Wir hätten uns dennoch ein wenig mehr Hingabe gewünscht.
Ein Hauch von Horrorspiel
Hat man die ersten paar Stunden hinter sich, hat man sich schnell in Harran eingelebt und der Horror ist schnell verflogen. Die Zombies abzuschlachten macht Spaß, egal ob wir sie mit einem elektrischem Hammer niederstrecken, mit explosiven Wurfsternen in die Luft jagen, mit einer Schusswaffe niederschießen (was aber eher selten der Fall ist), oder mit einen Fußtritt in eine Nagelwand schubsen, alles ist gut inszeniert, brutal und blutig. Das ist natürlich nicht für Jedermann. Waffen wetzen sich beim Benutzen langsam ab, und müssen nach einiger Zeit wieder repariert werden, sonst verursachen sie keinen Schaden mehr. Allerdings kann eine Waffe nur eine einige Male wieder repariert werden. Danach kann man sie verkaufen, oder auseinander nehmen, um Ersatzteile zu erhalten.
Die Hauptstory schafft es kurzzeitig den Gruselfaktor zu erhöhen. Wenn man eine verlassene, düstere Schule voller Leichen durchsucht und hinter jeder Ecke einen neuen Zombie, oder menschlichen Gegner erwartet, kann einem schon Mal flau im Magen werden. Immer wieder beobachten wir Design-Sünden wie minutenlange Tauchgänge, bei denen exakt nichts passiert. Oder das Spiel verlangt von uns, einen Funkturm zu besteigen, nimmt uns aber sogleich den Kletterhaken weg, mit dem dieses Unterfangen ein Kinderspiel wäre. Dann treffen wir auf explodierende Untote, zum Beispiel in einem Transporter, in die wir so schnell hineinlaufen, dass wir gar keine Möglichkeit haben auszuweichen und sofort tot vom letzten Safehouse starten.
Sei der Infizierte!
Neben der Solokampagne, könnt ihr auch im Multiplayer spielen. Bis zu 4 Spieler können gleichzeitig die gesamte Story im Koop-Modus erleben. Das funktioniert gut, solange auch alle das Ziel haben, die selbe Mission zu spielen. Haben eure Partner etwas anderes vor, wartet ihr sehnsüchtig auf den Start.
Wer mal einen „Rollentausch“ durchführen will, kann dies mit dem DLC im gleichnamigen Spielmodus machen und als überstarker Zombie auf Menschenjagd gehen. Dabei könnt ihr in das Spiel anderer Spieler eindringen und ihnen die Hölle heiß machen. Allerdings müssen wir dafür in einen separaten Modus und Zombie-Nester schützen, bzw. zerstören. Wer keine Lust darauf hat, dass sich ständig wer in sein Spiel einklingt, kann diese Funktion übrigens jederzeit völlig ausschalten.
Fazit:
[rating itemreviewed=“Dying Light“ rating=“87″ reviewer=“Roman Völkel“ dtreviewed=“01.02.2015″ best=“100″ worst=“0″]
Normalerweise sind Horror-Zombie-Spiele ja nicht so mein Fall, aber Dying Light hat mir echt Spaß gemacht. Es spiel sich wie eine Mischung aus Assassin’s Creed, Mirrors Edge, Dead Island und GTA, und schafft dadurch ein gutes Gleichgewicht. Zwar sind die NPC’s eher lieblos synchronisiert, die Mimik ausdruckslos und der Kampagne geht schnell die Luft aus, aber es gibt viele Dinge zu basteln und zu erkunden, was den Spaß stets aufrecht hält. Der Gruselfaktor verfliegt schnell, dafür macht das Abschlachten der Zombies richtig Spaß. Die große Auswahl an Waffen und Upgrades für diese hält das Sammelfieber oben, ohne, dass man ständig die Augen offen halten muss, um nicht zu verrecken. Durch das gut durchdachte Skillsystem entwickelt sich der Charakter immer weiter, wird stärker, hält mehr aus und lernt neue Skills. Ich kann das Spiel an jeden Action-Fan weiterempfehlen, der sich auch mal gegen Zombies in den Nahkampf wagt.
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