Der Entwickler AMPLITUDE Studios ist bereits durch das Spiel Endless Space bekannt. Nun wird noch eines drauf gesetzt: Mit Endless Legend soll das Genre auf den massiven Boden versetzt werden. Dabei werden bekannte Elemente mit neuartigen Features gemischt.
Endless Legend wartet mit allerhand Inhalten auf den Spieler. Zu Beginn dürfen wir ein kleines Tutorial spielen, welches für jeden zu empfehlen ist. Hier werden die Spieloberfläche erklärt und die wichtigsten Funktionen gezeigt. Bereits hier fällt schon auf, dass das Indie-Strategie-Spiel Ähnlichkeiten zu der Civilization-, oder Age of Wonders -Reihe aufweist. Ist es also nur ein billiger Abklatsch? Definitiv: Nein! Endless Legend erfreut sich eines ganz eigenen Universums, welches einem klassischen rundenbasierten Strategiespiel entspricht. Das Genre wird auch gern als 4X bezeichnet, was für eXplore, eXpand, eXploit, eXterminate (erkunden, expandieren, nutzen, ausrotten) steht. Und genau darum geht es auch: Erkunde die Welt, expandiere mit deinem Volk, nutze verfügbare Güter und rotte deine Gegner aus.
Die Welt und ihre Geschichte
Die wunderschön gestaltete Heimatwelt, welche den wohlklingenden Namen Auriga trägt, schaut nur auf den ersten Blick idyllisch aus. Acht verschiedene Rassen kämpfen um die Vorherrschaft, keine von ihnen möchte als Verlierer die Schlacht verlassen. Dabei hat jedes Volk seine eigene Geschichte und individuelle Einheiten. Wem die vorgefertigten Gruppen nicht gefallen, kann diese nach belieben ändern. Über 70 Eigenschaften aus den Bereichen Diplomatie, Wirtschaft, Militär, Starttechnologie, Technologie und Sonstiges stehen dabei zur Verfügung. Das ist dann aber eher was für erfahrene Spieler.
Zum Start hin dürfen wir uns erstmal aussuchen, wo wir unsere Heimatstadt bauen möchten. Die Spielwelt ist in viele Sechsecke unterteilt, wobei jedes Seckseck an ein anderes angrenzt. Jedes dieser Felder hat Eigenschaften, welche uns zu Gute kommen. Einige produzieren Nahrung, andere wiederum Dust (was man mit Gold gleichsetzen kann). Unsere Stadt sollte also auf einem ausgewogenen Platz gegründet werden. Wenn dieser gefunden ist, wächst unser Städtchen direkt aus der Erde heraus.
Grenzen ohne Grenzen!
Durch das Drehen des Mausrades zoomen wir aus der Ansicht heraus und können erkundete Gebiete und  mehrere Grenzen  erkennen. Diese sind einmal die einzelnen Sechskant-Felder, die Stadtgrenze, die Regionsgrenze und die Inselgrenze.
Die Stadtgrenze zäunt das Gebiet der Stadt ein. Diese wächst allerdings nicht von alleine, sondern muss mit Hilfe von Bezirksstraßen ausgebaut werden. Die Felder rundherum gehören danach ebenso zum Städtchen, wodurch bis zu 3 Feldern auf einmal erschlossen werden können. Was gut erscheint ist gleichzeitig etwas nervig, immerhin wollen wir die Stadt und die Umgebung ausbauen. Dass sie nicht von alleine langsam expandiert, ist dabei irgendwie schade.
Die Regionsgrenze ist eine nette Idee. Die Welt ist in kleine Regionen aufgebaut, welche es zu erobern gilt. Wird das Gebiet besiedelt, gehört es der Person vollständig. Man kann nun Förderanlagen und Extraktoren auf den einzelnen Gütervorkommen im Gebiet bauen und diese abbauen. Mit diesen Gütern können wir Einheiten, oder Gebäude bauen, aber auch handeln.
Inselgrenzen gibt es mal mehr und mal weniger. Je nachdem welches Terrain wir uns zum Start ausgesucht haben. Das Schöne dabei ist, dass wir eine große Auswahl haben: Kartengrößen auf denen 2 bis 8 Spieler Platz haben, die Anzahl der Kontinente oder Inseln, die Temperatur und die Beschaffenheit kann bestimmt und dann zufällig generiert werden. Insgesamt sind somit über 400 Möglichkeiten wählbar und selbst bei gleichen Einstellungen sehen diese jeweils anders aus, also eine unendliche Anzahl an Welten, welche es zu erobern gibt! Nochmals: Hui!
Dazu kommen 7 verschiedene Schwierigkeitsgrade bei der KI, ein Multiplayermodus und erweiterte Einstellungen für jene, denen unendlich nicht genug ist. Im Laufe des Spiels wechselt die Jahreszeit mehrmals. Dabei ändert sich nicht nur das Aussehen der Welt, sondern im Winter sinken so gut wie alle Produktionen wie Nahrung, Dust, etc. Auch die Einheiten sind weniger agil und können um 50% weniger Felder überqueren. Man merkt einfach, dass man sich sehr viele Gedanken gemacht hat, wie man uns Spieler glücklich machen kann.
Auf in die Schlacht
Neben Erkunden, Expandieren und Politik, ist vor allem die Schlacht das Hauptelement des Spiels. Und auch hier darf individualisiert werden. Jede Einheit kann manuell durch Rüstungen, Waffen und Zubehör aufgewertet werden. Wem die Standardeinheiten der eigenen Fraktion nicht genug sind, muss sich keine Sorgen machen, denn durch die Assimilierung kleiner einzelner Staaten, können deren Krieger der eigenen Reserve hinzugefügt werden. Dies erreicht ihr zum Beispiel durch Quests, welche euch geben werden. Dadurch verdient ihr deren Vertrauen und macht die Bevölkerung in euren Städten der Region glücklich. Also eine Win-Win-Win-Situation!
Die Schlachten selbst können dann auf 3 verschiedene Arten geschlagen werden: manuell, als Zuschauer, oder automatisch. Bei manuellen Schlachten müsst ihr die Einheiten selbst bedienen. Dazu sucht ihr erst Startplätze für die Krieger aus und schickt sie einzeln in den Kampf. Jeder einzelne Krieger greift dann der Reihenfolge nach an, wobei sie je nach Gegner unterschiedlich großen Schaden verursachen. Bei kleinen Gruppen ist dies sehr nett, allerdings bei großen Schlachten, wo 60 Einheiten oder mehr kämpfen müssen, eher mühsam. Wer also zuschauen möchte, aber nicht selbst die Einheiten bedienen will, kann dies ebenso tun. Dabei verpasst man die Kämpfe nicht, kann sich aber zurücklehnen und mitfiebern. Wen das alles nicht interessiert, sondern nur das Ergebnis wissen möchte, der kann im automatischen Modus einfach nur den Ausgang der Schlacht anschauen.
Hui!
Also sehr viel Umfang und sehr viel zu Lernen. Fühlt man sich dadurch überfordert? Nein. Meiner Meinung nach nicht. Selbst trotz schnellem Durch-klicken des Tutorials bin ich nie an einem Punkt angekommen, wo ich mich überfordert gefühlt habe. Es macht Spaß und bietet viele Anpassungsmöglichkeiten, allerdings muss man rundenbasierte Strategiespiele mögen. Andernfalls kann das Spiel trotz der Vielfalt eher langweilig wirken. Wer auf Action steht ist hier eindeutig falsch, wer hingegen früher gerne mal eine Runde das Brettspiel Risiko gespielt hat, der kommt ganz auf seine Kosten. Wichtig ist auch sich Zeit zu nehmen, denn selbst für ein Spiel auf einer nicht so großen Karte, auf der Schwierigkeitsstufe Leicht, kann es schon mal so 150 – 200 Runden dauern, bis man zum Sieg gelangt. Bei normalen Einstellungen sind dies etwa 4 – 5 Stunden. Zumindest war es bei mir so.
Fazit:
[rating itemreviewed=“Endless Legend“ rating=“8″ reviewer=“Roman Völkel“ dtreviewed=“25.09.2014″ best=“10″ worst=“0″]
Endless Legend ist, obwohl es ein Indie Game ist, ein echt liebevoll animiertes rundenbasiertes Strategiespiel mit viel Charme, Individualität und Anpassungsmöglichkeiten. Es kann mit den großen Mitbewerbern des Genres mithalten und bietet teilweise Funktionen und Möglichkeiten an, welche diese bisher verpasst haben einzuführen. Alles zusammen wird einem ein gutes Spiel zu einem guten Preis geboten, welchem aber irgendwie das i-Tüpfelchen fehlt. Allerdings erkent man nicht, was das genau ist. Wer das Genre mag und auch gern in die Fantasy-Welt eintaucht, für den ist das Spiel sehr zu empfehlen!
[/rating