Von vielen Nintendo-Fans lange erwartet und nun endlich erhältlich: Fire Emblem Fates. Oder besser gesagt: Fire Emblem Fates Herrschaft und Fire Emblem Fates Vermächtnis. Der neuste Ableger der beliebten Strategie-Rollenspiels kommt nämlich diesmal in zwei unterschiedlichen Teilen daher. Wir haben beide Spiele getestet und sagen euch in diesem Review, wie unser Gesamteindruck für Fire Emblem Fates ist.
Die Spiele der Fire Emblem Serie sind sogenannte Strategie-Rollenspiele. Das heißt, dass im Zentrum der Aufmerksamkeit eine interessante Story mit rundenbasiertem Kampfsystem steht. Jede Runde dürfen die eigenen Einheiten agieren, bevor dann die Gegner an der Reihe sind. So muss man in Fire Emblem strategisch die Schwächen der Gegner ausnutzen und die Stärken zum eigenen Vorteil einsetzen um am Ende die Schlacht zu gewinnen. Auch der neuste Ableger der Serie Fire Emblem Fates macht hier keine Ausnahme und bleibt bei dem altbekannten Gameplay. Ein paar Änderungen sind allerdings doch dabei. Diese sind hauptsächlich bei der Verbesserung des Gameplays vorgenommen worden. Ein ganz besonderes Augenmerk darf man aber auf die neue Einteilung in die zwei verschiedenen Story-Stränge Herrschaft und Vermächtnis legen.
Hoshiden gegen Nohren
Als wohlbehüteter Adeliger wächst Corrin (das ist der Hauptcharakter) bei seiner nohrischen Adelsfamilie auf. Während euer Vater, König Garon, euch fernab jeglicher Zivilisation gehalten hat, ist nun die Zeit gekommen, um euch zu beweisen. Zusammen mit deinen nohrischen Geschwistern, rund um Bruder Xander geht es in die erste Schlacht gegen das benachbarte Land Hoshido. Der Schreck ist groß, als Corrin aufeinmal gefangen genommen wird und sich eine unglaubliche Geschichte entfaltet: Eigentlich bist du nämlich ein Sohn (oder eine Tochter, jenachdem für welches Geschlecht du dich am Anfang entscheidest) des hoshidischen Adelshauses, wurdest aber als kleines Kind von den Nohren entführt. Nachdem du in den ersten sechs Kapiteln des Spiels nun deine Leibliche-, so wie deine Adoptiv-Familie kennengelernt hast musst du eine Entscheidung fällen: Lieber zu den Hoshiden oder zu den Nohren?
Besitzer der Special Edition von Fire Emblem Fates, auf der beide Story-Stränge vorhanden sind, müssen sich hier entscheiden. Wer sich Herrschaft oder Vermächtnis als Retail-Version gekauft hat, hat die Wahl bereits im Vorfeld getroffen. Spieler der Vermächtnis-Version schließen sich Hoshido an, Spieler der Herrschafts-Version verbünden sich mit Nohr. Der Herrschafts-Strang soll demnach eher schwieriger sein und sich auf das Gameplay fokussieren und der Vermächtnisstrang ist einfacher und setzt mehr auf die Story. Einen genauen Überblick über die Unterschiede in Story und Gameplay zwischen den beiden Versionen erhaltet ihr in unserem Special zu Fire Emblem Fates Herrschaft vs. Vermächtnis.
Neuerungen in Sachen Gameplay
Ein wichtiger Teil der Fire Emblem Serie macht definitiv das strategische Gameplay aus. Mit der Zeit schafft Nintendo es, die Fire Emblem Spiele immer besser zu Balancen und Neuerungen einzubauen, die das Spielgeschehen verbessern. So auch in Fire Emblem Fates. Vom Grundprinzip her bleibt natürlich alles gleich. Dafür wurden viele kleine Verbesserungen eingebaut, die ein sehr gutes Spielgefühl hinterlassen. In Fire Emblem Awakening wurde bereits der Doppelangriff eingeführt. Stehen zwei Einheiten nebeneinander, so unterstützt die benachbarte Einheit den Angreifer. In Fates kann man nun endlich sehen, wieviel Schaden die unterstützende Einheit macht und damit um einiges besser planen. Es wird nun auch mehr Fokus auf die Kombi-Einheiten gelegt. Man kann zwei Einheiten zusammenstellen, so dass die zweite Einheit im Falle eines Angriffs den zweiten Angriff sicher pariert. Diese Kombination ermöglicht eine bessere Defensive, besonders für schwache Einheiten.
Eine weitere große Neuerung betrifft die Waffen. Dank neuer Klassen, wie z.B. Ninjas, gibt es nun auch neue Waffentypen, wie die Shuriken. Auch die klassischen Bücher, Stäbe, Lanzen, Äxte, Schwerter und Bögen haben neue Versionen bekommen. Die größte Neuerung ist aber, dass sich die Waffen, abgesehen von den Stäben, nicht mehr verbrauchen. So kann man nun eine Waffe kaufen und sie ewig einsetzen. Natürlich wurden auch die Preise der Waffen angepasst. Alles in allem gibt es nun auch ein sehr gutes Klassen-Balancing. In älteren Fire Emblem Teilen gab es zum Beispiel oft eine Tänzerin, die durch ihren Tanz ihren Mitstreitern einen weiteren Zug bescheren konnte. In den alten Teilen war es allerdings immer so, dass diese Einheit relativ schwach und schutzlos war. In Fates sind Tänzerinnen (bzw. hier sind es Skaldinnen) nun auch mit offensiven Angriffsmöglichkeiten ausgestattet. Ein großer Pluspunkt fürs Balancing.
Aber nicht alles ist besser… Es gibt wie immer einen, oder eher zwei kleine Dornen im Auge. Erstens, werden die Statuswerte beim Level-Up weiterhin zufällig vergeben. Gefühlt werden öfter weniger Statuswerte vergeben, was besonders nervig auf höheren Schwierigkeitsgraden ist. Zum einen merkt man später im Spiel sehr deutlich, wenn man oft Pech beim Level-Up hatte, da die Charaktere dann schlechte Werte haben und zum anderen sind ist es auch anstrengend, nur wegen einem schlechten Level-Up die Mission abzubrechen, besonders wenn sie sehr schwer ist und man dadurch sehr viel Fortschritt einbüßen muss. Man muss es Fire Emblem Fates schon lassen. Die Missionen sind knackig und auch wenn man in einem perfekten Run „nur“ eine halbe Stunde pro Mission einrechnen muss, so kann man unter Umständen, mit ein wenig Pech und sehr viel Selbstverschulden auch mal den ganzen Tag an einer Mission hängen. Oft wird man durch die irreführenden Prozentangaben für Treffgenauigkeit und kritische Treffer frustriert. Während sie eigentlich ein leichtes Maß sein sollen, an dem man seine Chancen einschätzen können sollte, so scheinen sich die Werte leider nicht dem Prinzip der Prozentangaben zu fügen. Bei einem Prozentwert von 5% für einen kritischen Treffer liegen die tatsächlichen Wahrscheinlichkeiten deutlich über der 5%-Chance. Man sollte sich also nicht auf diese Wertangaben verlassen und lieber von dem Worst-Case-Szenario ausgehen. Hier hätte man definitiv besser balancen können.
Der Drache in dir
Corrin entspringt nicht nur einer Adelsfamilie, sondern trägt in sich auch das Blut der Drachen. So kann man sich im Kampf in einen Drachen verwandeln, hat aber auch eine Spezialfähigkeit, die auf dem Schlachtfeld zu tragen kommt. Auf vielen Maps findet man sogenannte Drachenadern. Corrin kann sie aktivieren und somit eine Veränderung der Umgebung beeinflussen. So können Schneeberge geschmolzen, Flüsse ausgetrocknet und spezielle Magie-Felder aktiviert werden. Das Prinzip der Drachenadern hätte durchaus sehr viel strategisches Potential gehabt. Praktisch ist es allerdings so, dass die Drachenadern meistens so schnell wie möglich aktiviert werden sollten oder auch einfach gar nicht notwendig sind. Trotzdem sind die einzelnen Kämpfe sehr vielseitig und unterscheiden sich nicht nur vom Setting, sondern auch von den Missionszielen und Besonderheiten erheblich.
In Fire Emblem Fates wird auch definitiv mehr Fokus auf die Fähigkeiten und Statuswerte der Charaktere gelegt. Besonders Fähigkeiten, die Statuswerte beeinflussen, sind besonders präsent. Als Beispiel kann man eine Fähigkeit anführen, die nach einem Angriff die Resistenz des Angegriffenen senkt. Mit einer verminderten Resistenz sind Einheiten anfälliger für magische Angriffe. Dadurch, dass nun Status und Wertänderungen mehr zum Tragen kommen, bietet Fates ein tieferes Eintauchen in die Welt der Strategie. Als letzten interessanten Gameplay-Punkt ist das Rekrutieren neuer Einheiten auf dem Schlachtfeld anzumerken. In früheren Teilen war es oft so, dass spezielle Personen auf dem Schlachtfeld angesprochen werden konnten um sie zu rekrutieren. Damals waren es oft Feinde, die die eigenen Einheiten angriffen und versehentlich umgebracht werden konnten, bevor man sie ins Team holt und sich somit die Chance verspielte, einen neuen Charakter zu bekommen. Das kann nun nicht mehr so einfach passieren. Rekrutierbare Charaktere sind sehr deutlich markiert und können nicht umgebracht werden oder schließen sich, nachdem man sie besiegt hat, automatisch dem Team an. Eine kleine aber feine Neuerung.
Dein Schloss in der Astralebene
Neben den wohlbekannten Missionen, gibt es nun einen ganz besonderen Rückzugsort. In der Astralebene, die durch die Kraft der Drachen betretbar ist, kann man sein eigenes Schloss aufbauen. Nach einem abgeschlossenen Kampf bekommt man sogenannte Drachenaderpunkte mit denen man neue Gebäude errichten kann. Die Gebäude sind ganz unterschiedlich und ranken zwischen Arsenalen, in denen man neue Waffen kauen kann, bis hin zu Gebäuden die Rohstoffe liefern oder die Beziehung zwischen Charakteren verbessern. So kann man in Corrins Privatgemächern verbündete Einheiten einladen um die Beziehung zu ihnen zu verbessern oder man kann in der Lotterie Items gewinnen oder in der Arena Rohstoffe erspielen. Mit Rohstoffen wie Milch, Beeren oder Fleisch kann man entweder Items für die Charaktere kaufen, die in Schlosskämpfen Boni bringen oder Lilith, den Astraldrachen füttern und aufleveln.
Habe ich Schlosskämpfe gesagt? – Ja! Das ist auch ein nettes neues Feature. Das eigene Schloss mit seinen Einheiten muss nämlich strategisch gut aufgebaut werden um feindliche Angriffe abzuwehren. Per Streetpass kann man die Schlösser anderer Spieler erhalten und muss sein eigenes Schloss zudem auch verteidigen. Dies sorgt definitiv für Langzeitmotivation zum Streetpassen. Die regulären Schlosskämpfe, die, so wie Nebenmissionen, im Laufe der Hauptstory auftreten, sind allerdings recht rar und könnten ruhig öfter auftreten.
Was gibt es zu entdecken?
Neben der Hauptstory, die in jedem der Fates-Spiele nicht ganz 30 Missionen umfasst, gibt es auch wieder Nebenmissionen, bei denen man neue Leute rekrutieren kann. Die meisten der Nebenmissionen treten dann auf, wenn man zwei Charaktere miteinander verkuppelt hat und diese dann ein Kind bekommen. Das erreicht man, indem man im Kampf häufig nebeneinander Kämpft und somit die Unterstützung pusht. Die Unterstüzungsgespräche sind leider allesamt sehr oberflächlich und ranken sich um Themen wie „Tee kochen“, „Trainieren“ oder „Schwestern-Tag“. Die Liebeserklärungen kommen dann auf dem S-Rank eher plötzlich und ein wenig aus dem Kontext gerissen. Da hätte man sich ruhig ein wenig mehr Mühe geben können. Auch die Hauptstory, oder bessergesagt die Hauptstories kommen recht schwer in Gang. Die ersten sechs Missionen ranken sich noch um das Kennenlernen und die Entscheidung zwischen den beiden Familien. Danach gehen beide Stories unterschiedliche Wege, schaffen es aber nicht richtig Spannung aufzubauen. Die Hoffnung auf eine mitreißende Story setzten wir auf das dritte Spiel: Fire Emblem Fates Offenbarung.
Voll ausgereizt!
Kommen wir zum letzten Punkt: Grafik, Sound und Technik. Grafisch sieht Fates in etwa aus wie Awakening, hat aber ein wenig schönere Kampfanimationen (die man im Übrigen für ein schnelleres Spiel auch ausschalten oder vorspulen kann). In den Kampfanimationen gibt es zudem auch viele Anzeigemöglichkeiten, zwischen 3th-Person, Seitenansicht und Egoperspektive sind Pausen- und Spultasten angebracht. Wer sich also gerne alles genau anschaut, für den ist gesorgt. Fates kommt mit englischer Sprache aber deutschem Bildschirmtext und hat regulär drei Speicherstände. Wer auch eine zweite Version erworben hat, darf sogar sechsmal speichern. Die 3D-Animationen laufen sehr flüssig und holen Grafisch alles aus dem 3DS heraus. Auch der 3D-Effekt kann sich sehen lassen. Den Schwierigkeitsgrad kann man jederzeit leichter stellen, allerdings nicht wieder schwerer machen. Je leichter der Schwierigkeitsgrad, desto weniger Gegner müssen pro Mission besiegt werden und desto weniger Schaden stecken die Gegner ein. Man kann zwar mit der Lesezeichenfunktion zurück ins Hauptmenü, einen einfachen „Mission neu starten“-Button hätten wir uns aber definitiv gewünscht. Schließlich will man ja nicht, dass einer der Einheiten dauerhaft das Spiel verlässt.
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[wptouch target=“mobile“]Die Wertung kann nur auf einem PC oder Tablet gelesen werden.
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Fazit:
[rating itemreviewed=“Fire Emblem Fates“ rating=“88″ reviewer=“Nina van Aken“ dtreviewed=“04.05.2016″ best=“100″ worst=“0″]
Das Strategie-Rollenspiel Fire Emblem Fates kommt diesmal in zwei Versionen daher. In Herrschaft entscheidet man sich für seine nohrische Familie und in Vermächtnis kämpft man gemeinsam mit den Hoshiden. Beide Spiele haben ab Kapitel 6 eine andere Story und unterscheiden sich deshalb. Leider kommt in beiden Strängen die Story nicht so recht in fahrt. Dafür wurden in Sachen Gameplay einige Neuerungen und Verbesserungen eingeführt. Fähigkeiten und Statusänderungen haben nun einen größeren Einfluss auf das Gameplay. Die Klassen wurden besser gebalanced und der Schaden von Partnerangriffen wird bereits vor dem Angriff angezeigt. Über Kleinigkeiten wie einen fehlenden „Mission Neu Starten“-Button oder Zufallswerte beim Level-Up ärgern wir uns allerdings immer noch. Grafisch holt Fates alles aus dem 3DS heraus, was möglich ist und sieht dabei verdammt gut aus. Auch das Ausbauen und Managen des eigenen Schlosses mit praktischen Gebäuden ist eine tolle Neuerung. Schlosskämpfe und Streetpass-Features runden das Ganze noch ab. Die fast 30 Missionen der Hauptstory sind definitiv recht umfangreich. Wir hätten uns aber noch ein paar mehr Nebenmissionen und Schlosskämpfe abseits des „Kinder-Rekrutierens“ gewünscht.
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