Nach Jahren schwingt sich Spider-Man wieder auf die Konsole! Die freundliche Spinne von nebenan überrascht positiv, kommt am Ende jedoch nicht ohne Makel davon.
Ganze vier Jahre ist das letzte Spider-Man-Spiel alt (The Amazing Spider-Man 2) und hat einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Insomniac wagt sich nun an das Franchise und legt einen überraschend guten Titel an den Tag!
Auf Umwegen ans Ziel
Storytechnisch bewegen wir uns recht nah am Source-Material, jedoch gehen wir an gewissen Stellen andere Wege. Die-Hard Comicfans können sich daran womöglich stören, persönlich fanden wir diese Umwege nicht schlimm. Wir erleben eine eigenständige Story, in der wir alte Gegner von Spider-Man bei ihrem Aufstieg und Untergang erleben. Stellenweise war der Storyverlauf recht zäh, hat aber in der zweiten Hälfte nochmal ordentlich angezogen und spätestens gegen Ende richtig gefesselt.
Wirklich fantastisch ist dafür die treue zum Charakter von Peter Parker und den Konflikten mit seinem Doppelleben als Spider-Man. Sei es in der Story, Nebenmissionen oder ganz normalen Gameplay; die Kommentare und Dialoge sind liebevoll am Ausgangsmaterial orientiert. Die Figuren wirken dabei authentisch, die Synchro ist ordentlich und stellenweise wirklich herausragend. Die Vertonung ist passend und zum Netzschwingen gibt es einen richtig guten Soundtrack. Hin und wieder bricht jedoch die Audiospur kurz ein. Auch Grafisch sieht der Titel sehr hübsch aus und bietet gelegentlich richtige Spektakel, aber dass uns die Augen vor Staunen aufblühen *hust*TrailerDowngrade*hust* blieb aus… Hier und da gibt es auch Anzeigefehler und Grafikglitches, die in Zukunft hoffentlich noch gepatched werden.
Viele Elemente, aber nur wenige mit Substanz
Die größte Stärke und Schwäche des Titels, das Gameplay. Während Spider-Man manche Elemente fantastisch hinkriegt, fehlt anderen feinschliff und Form. So macht das Netzschwingen im Spiel unglaublichen Spaß. Die Bewegungen, das Momentum und auch die Animationen sind realistisch und bieten eine exzellente Spider-Man Erfahrung. Bei langsamen und einfachen Bewegungen, wie das Wändekrabbeln oder manövrieren an nahe gelegenen Wänden, bockt die Steuerung manchmal und fühlt sich holzig an. Ähnlich verhält es sich im Kampf: Während Finisher-Moves und andere Animationen herrlich flüßig und authentisch animiert sind, wirken andere Teile vom Kampfsystem leicht abgehackt. Die Kämpfe sind schnell und machen Spaß, (vor allem bei Gegnermassen!) aber sie erinnern gelegentlich an die Bewegungsart von Comic-Spielen aus der PS2-Ära mit einer schöneren Verpackung; wer auf flüßigen Kampf wie in der Arkham-Reihe oder dem neuen God of War hofft, wird enttäuscht. Auch die Kamera spielt euch gerne mal einen Streich und Gegner aus dem Off erwischen euch. Es gibt Button-Mashing mit vielen Ausweichmanövern (danke Spider-Sense!) und einer überschaubaren Anzahl an zusätzlichen Manövern, für spezielle Gegner. Hier und da gibt es Bosskämpfe, wovon einige richtig genial inszeniert sind und wirklich Spaß machen, und eine handvoll andere, die vergleichsweise schwach daneben aussehen.
Dafür hat das Kampfsystem auch prächtige Stärken: eine Vielzahl an Gadgets mit richtig tollen Funktionen, Upgrade- und Level-Up-System, Skills sowie viele Kostüme sind fantastisch integriert und bieten tolle RPG-Elemente. Ein richtig feiner Move: Anzüge, Kräfte und Mods sind frei miteinander kombinierbar! Die Kampfmanöver sind passend zum akrobatischen Wandkrabbler und bieten genug Komplexität, damit die Kämpfe nicht zu schnell langweilig werden. Gegner gibt es viele, wenn auch nur mit etwas Abwechslung im Spielverlauf.
Hat der Spinnensinn euch dann doch zu oft hängen lassen, beruhigt ein sehr faires Auto-Speichersystem, dessen Ladezeiten sich in Grenzen halten. Ebenfalls toll sind die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten in den Optionen, immer wieder ein großer Pluspunkt auf Konsolen!
Ein leicht generisches Kampfsystem trifft obendrauf auf ein recht einfaches Stealth-System, um heimlich Gegner auszuschalten. Ist es schlecht gemacht? Nein, aber es ist auch nicht wirklich beeindruckend. Es ist da, und bietet Abwechslung, genauso wie die Passagen, in denen wir die Kontrolle von anderen Figuren übernommen haben, oder wie die Quicktime-Events, oder wie die gezwungen Krabbelpassagen, oder wie einige Minispiele…
Immer was zu tun in New York
Gespielt wird in einem schönen, detailgetreuen Nachbau von New York mit gewissen Änderungen, wie dem Avengers-Tower. Zum Netzschwingen ist die Map groß genug, sodass einem nicht vorzeitig die Gebäude ausgehen. In der Stadt selber gibt es eine enorme Anzahl an Nebenaktivitäten, die auch spielerisch sinnvoll sind. Collectibles, Herausforderungen, Sidequests und der tägliche Kampf gegen das Verbrechen. Sie alle geben Erfahrungspunkte oder sogenannte Tokens, die ihr zum freischalten und Upgraden eurer Ausrüstung braucht. So machen die Nebenaufgaben wirklich Sinn und lohnen sich, andererseits werdet ihr so gezwungen Dinge zu erledigen, die ihr womöglich gar nicht tun wollt im Spiel, um sehr wichtige Verbesserungen freizuschalten.
Wer stur der Story folgt, wird nach ca. 15 Stunden fertig sein, das Sammeln aller Collectibles dauert dabei jedoch noch einige Stunden mehr und wir empfehlen es aufs wärmste! Nicht nur für Upgrade-Zwecke, sondern, weil sie weitgehend richtig schön inszeniert sind, angenehme Abwechslung sowie Hintergrundwissen zum Spiel liefern.