Spitzenanwalt trifft auf Rätselmeister! Mit Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney vermischen sich zwei völlig verschiedene Welten aus den beiden beliebten Spielereihen, ohne ihren eigenen Charme zu verlieren.
Am 28. März 2014 erscheint Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney nun endlich auch in Europa. Sowohl die Ace Attorney-Reihe, in denen man als Anwalt kuriose Mordfälle löst, als auch die Titel der rätselgeladenen Professor Layton-Spiele erfreuen sich bei den Fans schon seit Nintendo DS Zeiten an großer Beliebtheit. Noch kürzlich erschien der letzte Teil der Layton-Reihe (Professor Layton und das Vermächtnis von Aslant) und auch das neuste Ace Attorney-Spiel (Phoenix Wright: Ace Attorney – Dual Destinies) kam vor noch garnicht so langer Zeit in den Nintendo e-Shop. Für Layton vs. Phoenix Wright haben sich nun die Entwicklerstudios von Level-5 und Capcom zusammengetan und eine Fusion beider Titel hergestellt. Ob und wie das möglich ist, erfahrt Ihr in unserem Review!
Vs. oder doch eher feat.?
Wer sich schon einmal mit Professor Layton auseinandergesetzt hat, der weiß wie es funktioniert: Eine spannende Story, vorangetrieben durch interessante Gespräche. Während man sich durch verschiedene Gebiete bewegt, kann man nicht nur nette Animationen und kuriose Leute entdecken, sondern auch knifflige Rätsel. Diese bilden das Hauptelement der Layton-Spiele, tauchen immer wieder auf und können in den verschiedensten Bereichen angesiedelt sein. Ob nun Logik, Puzzle, Mathematik oder Trick-Rätsel, der Spieler muss seinen Grips ein wenig anstrengen.
Scharfes Nachdenken ist auch bei den Ace Attorney-Spielen gefragt! Als Anwalt sammelt man nicht nur Beweise und spricht mit Zeugen, sondern muss auch vor Gericht zeigen, dass man aus manchen Zeugen noch mehr Informationen herauskitzeln kann, als sie anfangs preisgeben möchten.
Wie darf man sich nun beides zusammen in einem Spiel vorstellen? Tatsächlich hat man dies ganz einfach gelöst: So wechseln sich der Layton-Typische Erkundungsmodus mit Rätseln und Gesprächen mit den Gerichtssequenzen und Kreuzverhören aus den Ace Attorney-Teilen ab. Während am Anfang der Anwalt Phoenix Wright mit seiner Assistentin Maya Fey noch alleine vor Gericht ihrer Tätigkeit nachgehen und Professor Layton und sein Lehrling Luke auf Rätseljagd sind, vermischt sich dies im Laufe der Geschichte zunehmend. Beim Zusammentreffen der beiden Welten lernen Maya und Phoenix wie man Rätsel löst und Layton und Luke rufen hochmotiviert „Einspruch!“
Beide Spielprinzipien werden im Laufe des Spiels in einfachen Tutorials erklärt, sodass man sich auch zurechtfindet, wenn man bisher nur einen Titel kennt, oder noch keines der Spiele ausprobiert hat. Wieso die zwei Gruppen überhaupt aufeinander treffen und das Zusammenspiel so gut funktioniert, hängt sehr von der spannenden Geschichte ab.
An einem stürmischen Abend klopft es plötzlich an der Londoner Bürotür von Professor Layton. Ein junges Mädchen, Sophie de Narrateur, überbringt einen Brief von einem ehemaligen Studenten des Professors. Der Brief erzählt von einer unbekannten Stadt namens Labyrinthia, in der sich ein Geheimnis verbergen soll. Außerdem bittet der Verfasser den Professor darum, Sophie zu helfen, denn sie wird von Hexen verfolgt! Als wahrer Gentleman nimmt sich Layton natürlich sofort Sophies Fall an. Doch ehe sie sich versehen, finden sich der Professor und Luke im mittelalterlichen Labyrinthia wieder.
Auch Phoenix Wright und Maya sind in London unterwegs. Als Teilnehmer eines internationalen Austauschprogramms der Anwaltskammer sollen sie einen einfachen Fall vor Gericht vertreten. Bei diesem Fall handelt es sich allerdings um ein Verbrechen, dass Sophie begangen haben soll! Selbstverständlich gibt Phoenix sein bestes um die Unschuld seiner Mandantin zu beweisen. Und wer hätte es gedacht: Auch Phoenix und Maya verschlägt es irgendwie nach Labyrinthia. Mag das alles nur Zufall sein?
Labyrinthia ist eine wahrlich mysteriöse Stadt. Hier gibt es Ritter und Schmiede, Milchverkäufer und Barden und sogar Magie und Hexen! Letztere sind allerdings in der Bevölkerung nicht sehr beliebt. Wer beschuldigt wird, eine Hexe zu sein, findet sich schnell im Hexengericht wieder und wird bei einem Schuldspruch in eine Feuergrube geworfen. Ganz schön grausam! Man kann es sich schon denken: Natürlich treffen Layton und Luke auf Phoenix und Maya, denn alle wollen Sophie helfen und das Geheimnis der Stadt entschlüsseln.
Was hat es mit dem „Schöpfer“ auf sich, der über das Schicksal der Stadt zu entscheiden scheint? Und wieso wird Sophie beschuldigt eine Hexe zu sein? Können Phoenix und Layton im Gericht gegen den Inquisitor Flamberg ankommen? Was hat es mit dieser Stadt auf sich? Fragen über Fragen! Soviel darf gesagt sein: Es wird äußerst spannend! Wer wissen will, wie es weitergeht, sollte unbedingt selbst spielen!
Kein Rätsel ohne Lösung!
Wer Layton kennt, dem werden einige geringfügige Änderungen auffallen. So gibt es zum Beispiel wieder Hinweismünzen zu finden, die diesmal nicht nur eingesetzt werden können, um Hilfe in Rätseln zu bekommen, sondern auch vor Gericht recht praktisch sind. Wenn man mit der Suchlupe über eine Stelle fährt, an der eine Hinweismünze versteckt ist, glitzert diese. So kann man die Münzen einfacher finden und besser von Ereignissen abgrenzen. Zusätzlich gibt es nun ein eigenes Kartenmenü, sodass die Fortbewegung über mehrere Gebiete schneller geht als bei früheren Layton-Spielen. Was besonders hilfreich ist, ist die Anzeige wie viele Hinweismünzen und versteckte Rätsel sich in dem Gebiet befinden und wie viele von ihnen man schon gefunden hat. So verpasst man garantiert nichts mehr! Wer doch mal ein Rätsel auslässt, dem hilft die Bibliothekarin Grätsel Büchner. Grätsel kommt im Spielverlauf immer mal wieder und gibt die Möglichkeit, verpasste Rätsel nachzuholen.
Es dreht sich in den Layton-Parts wie immer voll und ganz um Rätsel. Es scheint so, als hätten sich die Entwickler diesmal besonders viel Mühe beim Entwerfen der Rätsel gegeben! Alle sind sehr märchenhaft, liebevoll und schön animiert. Hinzu kommt noch, dass die meisten Rätsel genau zu den derzeitigen Story-Geschehnissen passen. Es ist keine Seltenheit, dass Luke oder Maya sich durch die Denkaufgaben kämpfen. Das gab es in dieser Form auch noch nie in einem Layton-Spiel!
Moment mal!
Auch im Gerichtssaal hat sich einiges geändert. In Labyrinthia herrschen einfach andere Gesetzte und dazu zählt auch, dass mehrere Zeugen gleichzeitig aussagen können. Am Anfang scheint das ein wenig verwirrend und schwierig zu sein, denn oft widersprechen sich die Zeugen. Dies kann man aber auch zum eigenen Vorteil nutzen und diese widersprüchlichen Zeugenaussagen gegeneinander ausspielen, um weiter zu kommen. Das Kreuzverhör spielt sich also im Endeffekt genauso ab, wie in jedem anderen Ace Attorney-Spiel. Aussagen können angegriffen und Beweise präsentiert werden. Zudem passiert es manchmal, dass Zeugen mit den anderen Aussagen nicht übereinstimmen. Man kann ihre Reaktionen beobachten und im Zweifelsfall nochmal nachhaken! Da in der Welt von Labyrinthia auch Magie eine große Rolle spielt, können nun auch Zaubersprüche aus dem Zauberbuch „Liber Magae“ als Beweise genutzt werden! All diese Neuerungen machen die Gerichtsverfahren noch um einiges spannender und unterhaltsamer!
Da man im Gericht auch scheitern kann und dann entweder den Fall von vorne beginnen muss, oder vom letzten Speicherpunkt fortsetzen kann, sollte man die Tipp-Funktion nicht außer Acht lassen. Mit Hilfe einer Hinweismünze kann angezeigt werden, bei welcher Aussage man einschreiten muss. Werden Beweise präsentiert, gibt es eine Eingrenzung der richtigen Beweisstücke.
Klingt schön, sieht auch schön aus!
Man merkt eindeutig, dass sich hier viel Mühe gegeben wurde! Nicht nur an der stolzen Größe des Spiels! Mit etwas über 10.000 Blöcken Speicherplatz, würde ich eher zum Kauf der Retail-Version raten, anstatt die SD-Karte mit dem mehrstündigen Riesendownload vollzustopfen. Layton vs. Phoenix Wright mag vielleicht nicht mit kompletter 3D Grafik dienen, trotzdem kitzelt es extrem viel aus dem kleinen 3DS heraus. Die Personen sind allesamt 3D animiert und bewegen sich vor wunderschönen 2D Hintergründen. Auch die Menüs und Rätsel sind passend hergerichtet. Alle Elemente von Layton und Ace Attorney Spielen sind gut in Einklang gebracht und passen zur märchenhaften Stadt Labyrinthia. Wenn es um den 3D-Effekt geht, kann man auch ruhig sagen: „Sieht gut aus!“ Die Grafiken sind sogar schärfer und sehen dadurch schöner und klarer aus. Voll aufdrehen braucht man den 3D-Effekt ja nicht.
Cutscenes gibt es zur genüge. Alle sind sehr hochwertig gestaltet und im Animestil gehalten. Sie wirken spannend, passend und sind komplett Deutsch vertont. Während des normalen Spielverlaufs werden bestimmte Szenen gesprochen. Meistens dann, wenn sie besonders wichtig scheinen. Trotzdem ist es nicht genau nachvollziehbar warum manche Stellen synchronisiert werden und andere nicht. Über die Synchronisation kann man sich im Großen und Ganzen auch nicht beschweren. Auch wenn manche Sätze abgehackt klingen, oder ein wenig emotionslos sind, passen die Stimmen doch sehr gut zu den Situationen und Charakteren.
Für Musik und Geräusche hat man wohl auch einiges an Zeit und Mühe investiert. Die Musikstücke sind extrem passend und wirken wieder sehr mysteriös, so wie man es von Layton-Musik gewohnt ist. Auch die Stücke die eher im energiegeladenen Phoenix Wright-Stil gehalten sind, passen sehr gut in das Ambiente. Besonders gelungen sind jene, die ein Gemisch aus beiden Stilen darstellen. In sämtlichen Konversationen wurden die übertriebenen Geräusche aus den Ace Attorney-Spielen eingebracht. Geklacker beim Abspielen des Text, Untermalung von Überraschung oder Bildschirmgewackel sind keine Seltenheit und können manchmal auch ganz schön anstrengend werden.
Unglaubliche Atmosphäre!
Ungewöhnliche Spielmechanismen wie die aus Layton und Ace Attorney machen aber noch lange kein gutes Spiel! Das Zusammenspiel aus Gameplay, Story, Grafik und Sound macht diesen Titel tatsächlich zu dem, was er ist. Es ist lustig aber düster zugleich. Die Atmosphäre reicht von charmant bis äußerst bedrückend und teilweise angsteinflößend sein. Die Auftritte der Hexen sind nicht ganz ohne und wenn in manchen Cutscenes junge Mädchen in Feuergruben geworfen werden, ist man fast glücklich, dass die Morde, die zu den Gerichtsfällen führen, eher „normal“ sind. Manche Wendungen in der Geschichte malen beim Spielen den ein oder anderen schockierten Ausdruck aufs Gesicht, aber es gibt auch viele Gründe zu lachen! Die Figuren sind alle sehr skurril, eigentümlich, witzig und charmant. Auch mit Wortspielen oder lustigen Konversationen hat man nicht gegeizt. Das alles macht diese Kombination doch zu einer sehr gelungenen Angelegenheit, in der man gerne weiterspielt.
Erzwungene Langzeitmotivation?
Dank der spannenden Story ist es doch recht schwer sich vom Handheld loszureißen. Gott sei Dank kommen zwischen den Kapiteln und auch innerhalb dieser öfter mal Aufforderungen zum Speichern. Es ist natürlich auch möglich, den Spielstand während des Spielens auf einen der drei Speicherslots abzuspeichern, doch das vergisst man gerne mal. Während man in den Gerichtsprozessen eigentlich immer speichern kann, muss man in den Layton-Sequenzen allerdings erst einmal abwarten, bis ein Gespräch vorbei ist. Und die dauern Teilweise sehr lange! Wer nur mal schnell ein paar Minuten spielen will, oder sich im Zug beschäftigen möchte, sollte sich bewusst sein, dass es dann eher schwierig ist, kurzzeitig zu unterbrechen. Ansonsten empfiehlt es sich, zumindest die Prozesse zeitnah durchzuspielen. Oft sind wichtige Details in den Zeugenaussagen versteckt, die auch noch später relevant sind. Wer eine Woche lang nicht spielt, wird wohl trotz „Was zuletzt geschah“, Schwierigkeiten haben, sich wieder einzufinden. Wer sich gerne stundenlang mit diesem packenden Spiel beschäftigen mag, wird seinen Spaß haben!
Fazit:
[rating itemreviewed=“Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney“ rating=“10″ reviewer=“Nina van Aken“ dtreviewed=“19.03.2014″ best=“10″ worst=“0″]Wie kann man zwei großartige Spieleserien noch besser machen? Ganz einfach: Man verbindet sie! Bei Professor Layton vs. Phoenix Wright: Ace Attorney wurde alles richtig gemacht. Die Spielmechanismen ergänzen sich hervorragend ohne die eigenen Merkmale zu verlieren. Durch die spannende Geschichte wird es nie langweilig. Grafik und Sound sorgen für eine angenehme Atmosphäre, die durchaus auch etwas unheimlich wirken kann. Witzige Figuren und Gespräche lassen den Spieler immer wieder auflachen. Trotz kleiner Luxusprobleme hat dieser Titel eindeutig die Höchstwertung verdient! Das Gericht entscheidet: „Fall erfolgreich gelöst!“[/rating]