Erkunden lohnt sich immer! So könnte man Risen 3 in einem Satz zusammenfassen. Hinter jede Ecke, in jeder Höhle, in jedem Wald und natürlich in jeder Stadt warten nicht nur haufenweise Quests, sondern versteckte Gegenstände, seltene Pflanzen und mächtige Spruchrollen. In alter Gothic Manier zieht uns Risen 3 in seinen Bann und lässt uns nicht mehr los.
Das Spiel beginnt als harmlose Schatzsuche. Als namenloser Piratenheld kämpfen wir uns gemeinsam mit Schwester Patty, die erfahrenen Risen Spielern bereits bekannt ist, durch eine alte Höhle. Dort finden wir ein mysteriöses Kristallportal. Unser Held zögert nicht lange und aktiviert furchtlos und mit der Neugier eines wahren Abenteurers das Portal. Hervor tritt ein Schattenlord, direkt aus der Unterwelt. Der Kampf ist schnell vorbei, denn der Dämon saugt uns kurzerhand die Seele aus dem Leib, verschwindet so schnell er gekommen war und lässt uns wie einen nassen Sack Reis zu Boden gehen.
Seelenloser Held
Drei Wochen nach dem Begräbnis besucht Bones – ein Voodoo Schamane – das Grab unseres Helden, spricht ein paar magische Worte und lässt uns von den Toten wiederauferstehen. Die Seele ist zwar immer noch gefangen in der Unterwelt, unser Körper wandelt jedoch fortan wieder unter den Lebenden. Mit unserem neuen Leben sollten wir allerdings etwas vorsichtiger umgehen und böse Taten so gut es geht vermeiden, sonst werden sind wir ganz schnell wieder Gefangene der Dämonen. Das Karma unseres Helden wird in Form eines Seelenpunktekontos angezeigt. Das wohl sinnfreiste Element des Spiels. Nicht nur das weder ein stark negativer, noch stark positiver Wert irgendeinen Einfluss auf das Spiel hat, wir können mit gefundenem Seelenstaub unser Punktekonto ganz schnell und einfach wieder aufstocken.
Story durch Zufall
Nach einem kurzen Tutorial, das die Steuerung erklärt, spazieren wir durch die Spielwelt mit dem Wissen keine Seele mehr zu haben. Dem namenlosen Piraten ist das aber herzlich egal. Viele, viele Stunden vergehen, bis wir von der Neugier eines Spieletesters getrieben herausfinden möchten, ob man sich auch im Schlaf regenerieren kann und uns schlafen legen. Während des Nickerchens werden wir in den Körper des Helden gezogen und befinden uns plötzlichen mitten in seinem Alptraum. Wir befinden uns in der Unterwelt, können uns bewegen und Seelenstaub einsammeln. Plötzlichen treffen wir auf einen Dämon, der Held wacht auf. Nach und nach ergänzen sich die Träume zu einer Hintergrundgeschichte und erklären zumindest ein ganz klein wenig die Rahmenbedingungen unserer Geschichte. Wären wir nicht schlafen gegangen hätten wir das vielleicht nie erfahren.
Offene Spielwelt von Anfang an
Die Spielwelt in Risen 3 besteht aus Inseln. Diese sind von Beginn an frei begehbar. Neben den Inseln der jeweiligen Fraktionen – auf Calador leben Dämonenjäger, Kila beheimatet viele Ureinwohner und die Magier haben sich auf Taranis angesiedelt – finden Vorbesteller noch zwei zusätzliche Inseln, die Insel der Diebe und die Nebelinsel. Diese sind für die Story nur wenig von Bedeutung, spiegeln jedoch den urigen Charme und die typische Atmosphäre alter Gothic Spiele wider. Auf der Insel der Diebe leben beispielsweise dutzende kleine Gnome, deren Lebensziel es ist einen für jeden Gnom individuellen wertvollen Gegenstand zu finden (wenn nötig auch zu stehlen), um nicht ohne Hab und Gut ins Reich der Toten zu wandern.
Auf jeder Insel gibt es Teleportsteine zu finden, mit denen man Portale aktivieren kann, die ab diesem Zeitpunkt als fast travel Punkte auf der Karte markiert sind. Außerdem ist es jederzeit möglich zum Schiff zurück zu teleportieren. Der Held kann, anders als noch beim Vorgänger schwimmen und so lassen sich auch kleine Nebeninseln erkunden. Auf denen findet man oft einen vergrabenen Schatz, die Schatzkarte dafür ist Voraussetzung, sonst muss man durch Glück über die mit einem roten X markierte Stelle stolpern. Spielhilfen sind in Risen 3 optional. So kann man sich beispielsweise jede Quest markieren und auf der Minimap anzeigen lassen, so findet man nicht nur schnell das Ziel, sondern auch den Auftraggeber, um die verdiente Belohnung einzustreifen.
Es gibt viel zu tun
Handwerksberufe kommen in Risen 3 nicht zu kurz. Ganz im Gegenteil, die Fähigkeit einen ordentlichen Schnaps zu brennen kann Leben retten. Schnäpse fungieren als Heiltränke und Stellen die Gesundheit wieder her. In schwereren Kämpfen muss man sich literweise Hochprozentiges hinter die Binde kippen. Neben Schnaps brennen kann man sich auch zum Schmied oder Alchemisten ausbilden lassen und so starke Waffen oder Schriftrollen herstellen.
Egal wie sorgfältig man die Welt erkundet, früher oder später muss man sich einer Fraktion anschließen. Hier liegt definitiv der Wiederspielwert von Risen 3 begraben. Jede der drei Fraktionen bringt eine eigene Karriereleiter mit sich, die es nach erfolgreicher Aufnahme zu erklimmen gilt. Außerdem warten in jeder Fraktion unterschiedliche mächtige Zauber und Fähigkeiten. Für die Aufnahme muss man sich zunächst die Gunst der jeweiligen Lager erarbeiten und wie könnte man das wohl am besten als über Quests.
Die Quests in Risen 3 bestehen zum Teil aus den klassischen ‚Bring mir das und töte den‘ Aufgaben, gehen aber immer mal wieder weiter in die Tiefe, verzweigen sich und enden anders, als man es erwartet hätte. Einen besonderen Reiz boten mir die Quests rund um die legendären Gegenstände. Von denen gibt es mehr als ein Dutzend, überall in der Welt von Risen 3 verteilt. Um zu wissen wo sie sich befinden muss man erst einen Hinweis in einem Buch finden. Anschließend kann man sich auf den Weg zur richtigen Insel machen und auf die Suche gehen. Als Belohnung gibt’s verbesserte Fähigkeiten.
Das Erlernen neuer Fähigkeiten erfordert nicht nur Gold, sondern Mindestwerte bei unterschiedlichen Attributen. Attribute steigert man mit Erfahrungspunkten, diese heißen in Risen 3 Ruhm und lassen sich durch abgeschlossenen Quests und im Kampf verdienen. Vor allem zu Beginn des Spiels scheitert es selten an mangelnden Ruhmpunkten, sondern vielmehr am fehlenden Gold. Jeder Taler ist wertvoll und muss bewusst eingesetzt werden.
Das Balancing funktioniert in Risen größtenteils sehr gut. Einzige Ausnahme bilden die Kämpfe. Das Kampfsystem fühlt sich runder und feiner an als noch beim Vorgänger. Reines hämmern auf die Maus bringt nur selten Erfolg. Ausweichen und blocken sind sehr wichtige Bestandteile jedes Kampfes. Außerdem ist die Zweitwaffe, beispielsweise eine Pistole, Gold wert. Eine Angriffskombo, dem generischen Konter ausweichen und die Pistole hinterher hat sich als effektive Taktik bewährt. Zu Beginn des Spiels sind die Kämpfe noch etwas schwer. Man hat aber zu jeder Zeit die Möglichkeit einen Gehilfen vom Schiff mit auf die Insel zu nehmen und an seiner Seite kämpfen zu lassen. Dadurch werden die Kämpfe wesentlich leichter, um nicht zu sagen zu leicht. Vor allem Bones erweist sich als übermächtiger Compadre.
Technisch gesehen ist Risen 3 nicht up2date. Dennoch gelingt es den Entwicklern eine bezaubernde Atmosphäre zu erschaffen. Vor allem die lebendige und mit haufenweise Gegenständen vollgestopfte Spielwelt verleitet den Spieler schnell zum eintauchen in die Piratenwelt rund um Risen 3. Nur noch die eine Quest abschließen, den einen Gegenstand finden und schnell noch mal nachfragen ob man schon bereit zur Aufnahme in die Gilde ist und schon wieder sind ein paar Spielstunden dahin. Nach 50 – 60 Stunden haben aber auch die langsameren Rollenspieler Risen 3 durchgespielt.
Fazit:
[rating itemreviewed=“Risen 3 Titan Lords“ rating=“8″ reviewer=“Gregor Lorbek“ dtreviewed=“22.09.2014″ best=“10″ worst=“0″]Wer sich Risen 3 kauft weiß ganz genau auf was er sich einlässt. Ein vielseitiges Rollenspiel ganz im Stile eines großartigen Gothic. Wer was lernen will muss Trainer finden, wer craften, schmieden oder Schnaps brennen möchte muss eine Schmiede, Werkbank oder einen Kessel finden. Kämpfe gestalten sich unterhaltsam, wenn auch viel zu einfach. Vor allem die Tatsache, dass man jederzeit einen zweiten NPC mit in den Kampf nehmen kann vereinfacht das Spiel ungemein. Die Technik hinter Risen ist schon etwas in die Tage gekommen, dennoch zaubern die Entwickler eine stimmige und teilweise außerordentlich schöne Spielwelt auf den Bildschirm. Von uns eine Kaufempfehlung für alle Rollenspieler. [/rating]