Hellblade: Senua’s Sacrifice erschien im Jahre 2017 und wurde vom britischen Studio Ninja Theory entwickelt. Das auf eine keltische und nordische Mythologie basierende Unreal-Abenteuer war trotz vieler Vorabinformation ein Überraschungshit. Ganze sieben Jahre später erschien endlich der von der Community langersehnte Nachfolger. Xbox hat uns dankenswerterweise einen Code für den PC zukommen lassen. Kann der Nachfolger Senua’s Saga: Hellblade II genauso überzeugen wie der erste Teil, oder wird das ein ungewollter Besuch in Hellheim?
Psychosen, ein Besuch in Hellheim und Sklaverei
In Hellblade: Senua’s Sacrifice geht es um die junge keltische Kriegerin Senua, welche ungefähr im 8. Jahrhundert lebt. Die damalige Zeit war schon nicht leicht und für Senua war sie es noch weniger. Ihre Mutter Galena galt als verflucht und auf den Wunsch ihres Mannes Zynbel, welcher ein Druide seines Volkes war, fand diese den Opfertod auf dem Scheiterhaufen. Zynbel glaubte das seine Frau diesen Fluch Senua vererbt hat, weshalb sie schon in der Kindheit von der Dorfgemeinschaft isoliert wurde. Die Stimmen in ihrem Kopf, ihre Halluzinationen und Wahnvorstellungen erklärte der fanatische Druide mit dem Fluch der Dunkelheit. Senua konstruierte ihre Realität um diesen vermeintlichen Fluch. Die jugendliche Keltin bewundert den Häuptlingssohn und Krieger Dillion. Aus Bewunderung wird Freundschaft und letztendlich Liebe. Eines Tages bricht eine Seuche in der Gemeinschaft aus, für welche Senua verantwortlich gemacht wird. Bevor die ganze Situation eskaliert, flieht sie aus der Gemeinschaft und zieht sich in die Wildnis zurück. Kurz nach ihrer Flucht erfolgt ein Angriff der Nordmänner, nach welchem sie zurückkehrt, um ihren Mann zu finden. Leider wurde Dillion als Häuptlingssohn von den Wikingern den Göttern geopfert. Dies geschah mithilfe einer grausame Hinrichtungsmethode- dem Blutadler. Bei dieser Methode wird dem lebenden Opfer der Rücken aufgeschnitten, die Rippen beidseitig von der Wirbelsäule getrennt und wie Adlerschwingen zur Seite geklappt. Anschließend werden noch die Lungen herausgezogen, um die Flügel eines Adlers zu symbolisieren. Dieser blutige Anblick ihrer Liebe traumatisierte Senua sehr stark. Die Stimmen in ihrem Kopf wurden lauter und ermutigen sie. Deshalb reist Senua nach Norden, in das Land der Nordmänner, um nach Helheim zu gelangen. Dort will sie die nordische Totengöttin Hela dazu bringen, ihren Mann zurückzubringen. Seinen abgetrennten Kopf trägt sie stets bei sich an der Hüfte. Auf ihrer Reise nach Hellheim trifft sie auf Wesen wie zum Beispiel Valravn, Surt und kämpft mit Wikingern. Sie wird von ihren Traumata, Ängsten und Wahnvorstellungen geplagt, weshalb sie Realität von Fantasie nicht wirklich unterscheiden kann. Am Ende ist ihre Reise erfolgreich und sie steht Hela gegenüber. Letztendlich gibt sie ihren Widerstand nach langem hin und her auf und fügt sich ihrem Schicksal. Am Ende akzeptiert sie schließlich den Tod von Dillion und die Stimmen in ihrem Kopf. Im Nachfolger, Senua’s Saga: Hellblade II, lasst sich Senua bei einem Überfall der Wikinger gefangen nehmen und als Sklavin nach Island verschiffen. Dort will sie sicherstellen, dass keiner mehr wie ihre Liebe Dillon, je wieder leiden muss. Was wird sie dort vorfinden, welchen Gefahren wird sie sich stellen müssen und wird sie erfolgreich sein?
Die Krankheit in Senua’s Saga: Hellblade II
Senua leidet seit Teil 1 unter einer Psychose. Leider betrifft dieses Krankheitsbild nicht nur unsere Protagonistin, sondern auch sehr viele Menschen weltweit. Unter dem Begriff „Psychose“ fasst man eine Reihe psychischer Störungen zusammen, bei denen die Betroffenen die Realität verändert wahrnehmen oder verarbeiten. Das Krankheitsbild bei Psychosen ist sehr vielfältig. Betroffene haben typischerweise Halluzinationen oder Wahnvorstellungen sowie schwerwiegenden Denkstörungen. Diese Symptome werden oft von starken Ängsten begleitet. Zusätzlich können auch Störungen des Antriebs oder sogenannte „Ich-Störungen“ auftreten. Die Einteilung der Psychosen erfolgt in zwei Kategorien- primäre und sekundäre Psychosen. Als primäre Psychosen werden diejenigen Krankheitsformen bezeichnet, bei denen keine Ursache feststellbar ist. Die häufigste Form der primären Psychosen ist die Schizophrenie daneben werden verschiedene andere Formen psychotischer Störungen unterschieden, die unterschiedliche Krankheitsbilder aufweisen. Bei sekundären Psychosen ist eine Ursache feststellbar, durch die das Gehirn entweder unmittelbar oder indirekt beeinträchtigt wird. Diese Psychosen können als Folge von organischen Erkrankungen, Nebenwirkungen von Medikamenten oder durch Konsums von Psychostimulanzien auftreten. Psychosen treten bei Männern und Frauen gleichermaßen auf und sind relativ häufig. Weltweit erkranken ca. 3-4% der Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Psychose. Viele Formen von Psychosen beginnen zwischen der Pubertät und dem 35. Lebensjahr, können sich jedoch prinzipiell in jedem Lebensalter entwickeln. Solch eine Krankheit kann nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für die direkte Umgebung gefährlich werden. Solltet ihr oder jemand anderes Hilfe benötigen, geht auf folgenden Link. Diese Hompage verbindet euch mit der Hilfsorganisation für psychische Gesundheit eures jeweiligen Landes. Manchmal benötigt auch die Seele etwas Hilfe.
Viel Atmosphäre, Story, Rätsel und Kämpfe
Der Vorgänger von Senua’s Saga: Hellblade II behandelte ernste Themen wie mentale Gesundheit und den Tod selbst. Sehr oft spielte sich das Geschehen in Senua’s Psyche ab und die reale Welt kam ein wenig zu kurz. Der zweite Teil macht es nicht viel anders. Es geht wieder um den Tod, mentale Gesundheit und Kämpfe. Nur dieses Mal passieren die Geschehnisse öfters in der der realen Welt. Eines lässt sich auf jeden Fall sagen- die Spielwelt sieht mit der Unreal-Engine 5 fabelhaft aus. Die Entwickler besuchten Island im Laufe der Entwicklung und haben mit einer Drone größere Areale gescannt. Eine Open World gibt es in Hellbalde 2 nicht, da dies nicht ins Spielkonzept passen würde. Meist folgt Senua einen komplett linearen Pfad und kleine Abzweigungen gibt es nur selten. Hin und wieder gibt es kleinere Rätsel-Passagen in welchen wir Symbole suchen, welche stets nach dem Schema F ablaufen. Der Weg ist versperrt und ich muss die Abbilder bestimmter Zeichen in der realen Welt finden, um weiterzukommen. Nähere ich mich meinem Ziel, dann zeigen mir schwebende Abbilder dieser Symbole das ich an der richtige Stelle bin. Nachdem ich mich auf das Symbol fokussiert habe, entsperrt sich der blockierte Weg und Senua kann ihre Reise fortsetzen. Die Entwickler haben sich bei der Gestaltung der Spielwelt sehr viel Mühe gegeben. Es herrscht eine dichte Atmosphäre und immer wieder gibt es etwas zu entdecken. Die Kamera ist sehr nah an unserer Protagonistin platziert und gepaart mit dem genialen Sounddesign herrscht fast durchgehend eine drückende Stimmung. Der Nachfolger ist im Gegensatz zum ersten Teil leicht entschleunigt. Die Reise sowie auch die Kämpfe selbst sind deutlich langsamer. Das Kampfsystem besteht aus Schlägen, Ausweichen und Blocken. Schon gleich bei meinem ersten Kampf spüre ich die geänderte Mechanik, welche sich überraschend gut anfühlt. Senua kämpft nicht mehr gegen ganze Gegnergruppen gleichzeitig, sondern konzentriert sich stets auf nur einen Feind. Das ist auch notwendig, da sich jede Bewegung und jeder Angriff schwerfälliger anfühlt. Schläge und Bewegungen meiner Protagonistin muss ich zeitlich an den Gegner anpassen. Die Umwelt, wie zum Beispiel andere Dorfbewohner, interagieren mit Senua im Kampf. Wurde ich beispielsweise von einem Draug auf den Boden geworfen, taucht ein Teamgefährte auf und hilft mir. Die Kämpfe haben die Entwickler im Gegensatz zum Vorgänger reduziert, damit die Story mehr in den Vordergrund treten kann. Ob diese Änderungen auch den Fans gefallen wird, bleibt abzuwarten. Mir persönlich gefällt der neue Fokus auf die Story sehr gut und erinnert mich ein wenig an die Spiele von Quantic Dream. Die Spieldauer beträgt circa 7-8 Stunden, wirkt ab der Hälfte leider ein wenig gestreckt und verliert leicht an Fahrt.
So schön kann Island sein
Wie schon im oberen Abschnitt beschrieben, ist die Spielwelt in Senua’s Saga: Hellblade II wunderschön. Die Entwickler von Ninja Theory haben mithilfe einer Drohne ganze Areale Islands gescannt, in die Unreal Engine 5 importiert und damit einen erstaunlichen Grad an Realismus erschaffen. Das Wasser sieht sehr realistisch aus und Nebelfelder zaubern stimmungsvolle Panoramen in die isländische Landschaft. Hellblade 2 läuft sowohl auf Xbox Series S als auch Xbox Series X mit nur 30 FPS und einer dynamischer Auflösung. Verschiedene Grafikmodi gibt es nicht. Diese Entscheidung wurde getroffen, um eine filmische Erfahrung ermöglichen zu können. Ob die Xbox Series X beziehungsweise Series S keine 60 Bilder pro Sekunde erreichen können, werden wir nie erfahren. Ich habe mich beim Testmuster für eine PC-Version entschieden, da ich dort mehr Einstellungsmöglichkeiten habe und höhere FPS erreichen kann. Getestet habe ich Hellbalde 2 mit einem Intel Core i5-14400F, 16Gb RAM, einer Nvidia GeForce RTX 4060 mit 8Gb GDDR6 dediziertem Speicher und einer 1 TB SSD. Meine Auflösung lag bei 1080p und die Bildwiederholrate schwankte situationsbedingt zwischen 40 und 60 FPS bei hohen Einstellungen. Zusätzliche Techniken wie DLSS, AMD FSR oder Intel XeSS sind ebenfalls mit an Board. Die Steuerung mit Maus und Tastatur geht gut von der Hand und wer will kann auch auf dem PC mit einem Controller spielen. Der Soundtrack untermalt stimmungsvoll das gezeigte auf dem Bildschirm und zusammen mit dem Sounddesign (z.B. die Stimmen welche Senua hört) ist die Immersion fast schon perfekt. Leider gibt es keine deutsche Synchronisation, sondern nur Untertitel in den verschiedensten Sprachen. Die Ladezeiten sind mit nur ein paar Sekunden kaum spürbar und sehr angenehm.