System Shock im Test: Ein gelungener Ausflug in die Vergangenheit?

Quelle: Plaion

Das Spiel System Shock welches im Jahre 1994 für MS-DOS und kurz danach auf CD-ROM erschien, gilt mittlerweile als Klassiker. Die Atmosphäre, das Sounddesign und die Tonbänder, welche die Geschichte bereicherten, waren zur damaligen Zeit wegweisend. 2023 erschien ein Remake für den PC und ein Jahr später dürfen auch die Konsolenspieler in den Genuss des Science-Fiction-Shooters kommen. Kann die Neuauflage eines Klassikers auch heute noch überzeugen oder wird Shodan das System übernehmen?

Ich hab da ein ganz mieses Gefühl…

Wir schreiben das Jahr 2072 und unser Protagonist lebt auf der Raumstation Citadel. Eines Tages werden wir aus unserer Wohnung entführt und erhalten den Auftrag, die KI einer Weltraumstation zu manipulieren. Genauer gesagt möchte unser Auftraggeber Edward Diego (Vizepräsidenten der TriOptimum Corporation), dass wir die ethischen und moralischen Beschränkungen der künstlichen Intelligenz aushebeln. Damit wir unsere Mission als Hacker durchführen können, erhalten wir einen Level-eins-Zugriff auf die Künstliche Intelligenz Shodan. Der Name Shodan steht für Sentient Hyper-Optimized Data Access Network und das Programm kontrolliert die gesamte Raumstation Citadel. Als Belohnung für unseren erfolgreichen Auftrag erhalten wir Amnestie und ein militärisches Cyberspace-Interface. Nach unserem sechsmonatigen künstlichen Schlaf müssen wir feststellen, dass die Besatzung der Citadel größtenteils tot ist. Unglücklicherweise befindet sich die Citadel auf Kollisionskurs mit der Erde. Im Verlauf der weiteren Handlung finden wir heraus, dass SHODAN größenwahnsinnig geworden ist und alle anderen Menschen auf der Station getötet oder in Cyborgs umgewandelt hat. Da wir die einzige Hoffnung der Menschheit sind, müssen wir uns durch die verschiedenen Decks der Station durchkämpfen. Dabei erfahren wir, mittels vieler Tonbänder, mehr von der Verschwörung Shodans. Können wir die außer Kontrolle geratene KI Shodan stoppen und die Menschheit retten? Das alles könnt ihr in der ungefähr 14 Stunden (abhängig des gewählten Schwierigkeitsgrades) langen Kampagne herausfinden.

In System Shock fühle ich mich beobachtet!

Heutige Videospiele sehen zwar sehr gut aus, nehmen den Spieler aber auch viel zu sehr an die Hand. Überall auf der Karte tauchen Marker und Symbole auf und ich fühle mich regelrecht erschlagen von der Flut an Aufgaben. Elden Ring war das letzte Spiel welches ich richtig genossen habe, da ich auf eigene Faust die Open World erkunden musste. Nachdem wir in System Shock aus unserem langen Schlaf aufgewacht sind, können wir die Weltraumstation Citadel frei erkunden. Das Spiel selbst gibt uns kaum Hilfen und nimmt uns auch nicht an die Hand. Ich muss selber herausfinden wohin ich gehen muss und was ich zu tun habe. Für mich ist dies kein Problem, aber für jüngere Spieler die solch einen Klassiker gerne nachholen möchten, könnte diese „Freiheit“ für sehr viel Frust sorgen. Doch wie ist nun die Welt von System Shock aufgebaut und wie funktioniert das Gameplay? Stellt euch Citadel als ein einziges großes Labyrinth vor, welches sich über mehrere Ebenen erstreckt und ich mir durch etliche Puzzle den Weg freischalte. Damit ich nicht so leicht vorankomme, stellen sich mir Cyborgs und Mutanten in den Weg. Im Spielverlauf finden wir immer mehr Waffen zur Abwehr dieser Gegner. Das können die unterschiedlichsten Nahkampf- oder Schusswaffen, wie zum Beispiel Rohrzange, Pistolen, Gewehre oder futuristische Waffen sein. Leider fühle ich mich trotz der ganzen Schießeisen, aufgrund der Munitionsknappheit, nicht sicher. Leider ist das Trefferfeedback kaum merkbar, was ich sehr unbefriedigend finde. Eine Modernisierung dieser Mechanik hätte dem Spiel sicher gut getan. Im Grunde ist der Ablauf beim Gameplay stets gleich. Habe ich einen Raum geräumt, müssen zufallsgenerierte Minispiele beziehungsweise Rätsel gelöst und die Sicherheitssysteme ausgehebelt werden. Nachdem ich all das erledigt habe, kann ich weiter in die Station vordringen. Solltet ihr die Sicherheitssysteme nicht zerstört haben, können in diesem Gebiet erneut Gegner spawnen und euch gefährlich werden. Damit wir die Zahlencodes der Schlösser finden können, welche ebenfalls zufallsgeneriert sind, muss ich die Gegend nach Dokumenten untersuchen und genau studieren. Im Großen und Ganzen gesehen ist das Gameplay ein Mix aus Rätseln, Erkundung, Action und einiges an Backtracking. Der Fokus liegt jedoch ganz klar auf der Erforschung der Raumstation Citadel und ihrer unterschiedlichen Abteilungen. Das gesamte Erlebnis wird mit einer dichten Atmosphäre und einem tollen Sounddesign abgerundet. Die feindliche allgegenwärtige KI Shodan beobachtet nicht nur, sondern interagiert mit mir in regelmäßigen Abständen. Dabei merke ich während dem Spiel, wie sich die anfänglich überhebliche KI aufgrund unseres Fortschritts, stets unsicherer und ängstlicher wird. Selten hat mich ein Spiel so sehr von der Atmosphäre mitgerissen wie System Shock und das trotz seines erheblichen Alters.

Quelle: Plaion

Ein Remake welches dem Original zu treu geblieben ist?

1994 erschien System Shock für MS-DOS und kurze Zeit danach auf CD-ROM. Für damalige Verhältnisse war die 3D-Grafik Engine sehr leistungsfähig und der Doom-Engine überlegen. In System Shock waren schräge Ebenen, variable Schwerkraft oder gar Brücken möglich. Der Entwickler Nightdive Studios ist das Remake behutsam angegangen um das Originalspiel nicht zu sehr zu verfälschen. Es wurde lediglich an ein paar Stellschrauben gedreht und einige Details verbessert. Der Sound sowie das Inventar wurden modernisiert und das Minispiel im Cyberspace überarbeitet. Dadurch wirkt letzteres um einiges spannender und mitreißender als im Original. Das größte Update hat wohl die Grafik erfahren. Der Grafikstil ist ein Mix aus pixeligen Texturen und sehr atmosphärischen Beleuchtungseffekten. Meiner Meinung nach eine gute Entscheidung seitens der Entwickler, da solch ein Stil nicht so schnell in die Jahre kommt. Die Steuerung mit dem Gamepad funktioniert schnell und präzise. Der Soundtrack untermalt gekonnt die Atmosphäre des Immersive Sim-Klassikers. Unsere Testversion auf der Xbox Series X lief ohne Probleme und ich hatte keine FPS-Einbrüche. Leider gibt es nur eine englische Synchronisation mit deutschen Untertiteln. Das Studio orientierte sich beim Remake sehr stark am Original und man spürt förmlich das der damalige Spirit einfangen werden sollte. Ein wenig mehr Mut zum Experimentieren und der Einbau moderner Spielmechaniken wäre schon wünschenswert gewesen. Ein Remake kann trotz moderner Mechaniken trotzdem originalgetreu sein.

System Shock im Test: Ein gelungener Ausflug in die Vergangenheit?
Fazit
Das Remake von System Shock ist eine hervorragende Möglichkeit den Klassiker in neuem Gewand erleben zu können. Das Studio orientierte sich sehr stark am Original und drehte nur an wenigen Stellschrauben. Das größte Update hat wohl die Grafik erfahren. Der Grafikstil ist ein Mix aus pixeligen Texturen und sehr atmosphärischen Beleuchtungseffekten. Ich hätte mir mehr Mut beim Einbau moderner Spielmechaniken gewünscht, welches das Spielerlebnis um einiges angehoben hätte. Ein Remake kann seinem Original, trotz moderner Mechaniken, treu bleiben. Nichtsdestotrotz war ich über die Möglichkeit, einen Ausflug in die Vergangenheit machen zu können, sehr froh. Wer diesen Klassiker noch nicht gespielt hat, dem wird mit diesem Remake eine tolle Gelegenheit geboten.
Technik
74
Umfang
80
Gameplay
74
Spezifisch
90
Leserwertung0 Bewertungen
0
Besser
solide Geschichte
Tonbänder bereichern die Story
schöner Grafikstil
Sounddesign
kaum Hilfestellungen
grandiose Atmosphäre
keine FPS-Einbrüche
Beleuchtungseffekte
dem Original sehr treu geblieben
Schlechter
nur englische Synchronisation mit deutschen Untertitel
das Spielerlebnis wird aufgrund fehlender moderner Spielmechaniken gemindert
einiges an Backtracking
86
Wertung

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