Jenseits der immer gleichen Massen an Videospielen erhebt sich Where The Water Tastes Like Wine mit einem interessanten Konzept: Hier werden Literatur, Kultur und Spiel miteinander verbunden und schaffen ein Game, welches zum Nachdenken und Mitfühlen anregt.
Where The Water Tastes Like Wine erzählt eine Geschichte über Geschichten. Die Wirtschaftskriese der 30er Jahre prägt die Bevölkerung der USA. Die Große Drepression hat viele Träume zerstört und den Menschen bleibt nichts als ihre Geschichten. Du bist ein einsamer Wanderer ohne Freunde und Familie. Eines Abends nach einer tagelangen Wanderung findest du eine Hütte in der die seltsamsten Gestalten am Pokertisch sitzen. Du lässt dich auf die Runde ein und versuchst dein Glück. Als es dann um alles oder nichts geht verlierst du den Zug. Doch du kannst deinen Poker-Partner, ein Direwolf, nicht mit Geld bezahlen. Stattdessen nimmt er dir deine Seele und schickt dich auf die Suche nach Geschichten. Du sollst aber nicht irgendwelche Geschichten sammeln, du sollst die Lebensgeschichten, die Ängste und Sorgen, die glücklichen Momente der Menschen sammeln. Du ziehst also los um ganz Amerika zu erkunden und die Geschichten der Menschen des Landes herauszufinden. Die Reise geht im Norden in Maine los. Wo du hin wandern wirst, bleibt dir selbst überlassen.
Geschichte
Genau diese Geschichten bilden das Kernstück von Where The Water Tastes Like Wine. Es sind nicht die bunten Felder, sondern die Geschichten, die die Landschaft prägen. Diese sind kurz, einprägsam, mit einem hauch Melancholie. Sie erzählen von Freude, Trauer, Freiheit, Autorität, Glaube, Tod, Natur, Familie und vielen anderen Themen. Die Geschichten werden von der dunklen und ruhigen Erzählerstimme auf Englisch vorgelesen. Aber auch eine deutsche Textausgabe ist vorhanden, so dass man auch ohne Englischkenntnisse die Geschichten von Where The Water Tastes Like Wine genießen kann. Insgesamt können 219 Geschichten in den ganzen USA gesammelt werden. Sie sind sehr vielfältig, doch man merkt eindeutig, wie sie das Landschaftsbild prägen. In Florida und Georgia ist die Hitze zu spüren, wenn man durstigen Baumwoll-Pflückern seinen letzten Tropfen Wasser gibt. Eine ganz andere Hitze ist in den trockenen Feldern von Michigan und Indiana zu spüren. Dort verhungern die Bauern, weil nichts gedeiht und gigantische Sandstürme bedrohen das Leben. In den Städten tummeln sich Geister und du entdeckst Gassen die an die Vergangenheit der modernen Städte erinnern. Manche Geschichten klingen ein bisschen übernatürlich und unglaublich, andere erzählen die erbarmungslose Realität der Generation der Wirtschaftskrise. Während du die Geschichten erlebst, kannst du dich gelegentlich entscheiden wie du reagieren möchtest. Nachdem du einem Farmer beim Suchen seines Sohns in der alten Scheune geholfen hast, findest du ihn tot im Futtersilo. Wie entscheidest du dich? Wirst du dem Vater die bittere Wahrheit sagen oder ihn im Ungewissen lassen, ein Fünkchen Hoffnung geben? Je nach dem, wie du dich entscheidest, wird die Geschichte in eine von insgesamt 16 Kategorien eingeordnet. Zu jeder vorgetragenen Geschichte werden auch schön illustrierte Bilder gezeigt, so dass man sich die Geschichten auch ein wenig anhand der Bilder merken kann.
Am Lagerfeuer
Doch diese kleinen Geschichten sind nicht unbedingt die Geschichten, die du dem Direwolf sammeln sollst. Denn die wahren Geschichten sind die der Menschen, die du immer wieder auf deiner Wanderschaft triffst. Am Lagerfeuer tauscht ihr Geschichten aus. Du wirst von den Leuten gebeten eine Geschichte zu einem ganz bestimmten Thema zu erzählen. Triffst du ihren Geschmack, dann geben sie auch ein bisschen von sich selbst preis. Der wandernde Priester Jimmy hört gerne Geistergeschichten. Hat er Vertrauen zu dir gefasst, wird er dir auch von seiner Vergangenheit erzählen. Dieser Beziehungsaufbau und diese Entwicklung ist das spannendste an Where The Water Tastes Like Wine. Insgesamt 16 verschiedene Autoren haben sich für die 16 Charaktere eine besondere Geschichte einfallen lassen. Die Namen der Sprecher findet ihr hier.
Deine Wanderschaft durch die USA ist dennoch nicht Grenzenlos. Obwohl dein wandernder Charakter eher einem Gerippe ähnelt, als einem Menschen aus Fleisch und Blut gibt es trotzdem Grundbedürfnisse wie Hunger und Müdigkeit, die befriedigt werden müssen. Manche Geschichten enden auch mit der Konsequenz, dass du Energie verlierst. Hilfst du etwa Arbeitern auf einer Farm, bekommst du zwar Geld, verlierst aber auch etwas von deiner Energie. Eine durchzechte Nacht raubt dir den Schlaf und eine Einladung zum Essen von einer Großmutter, deren Enkel grade beim Baden sind gibt dir auch ein bisschen Energie zurück. Doch diese Ereignisse hängen von den Geschichten ab und können nicht unbedingt gezielt angesteuert werden. Dafür solltest du eine Stadt besuchen, denn dort kannst du gegen Geld deine Energie wieder aufladen. Es ist dir auch möglich nach Arbeit zu suchen oder zu betteln. Aber beide Methoden bringen dir nicht immer auch Geld ein. In den Städten kannst du auch ein Zugticket kaufen und so schneller von Stadt zu Stadt kommen. Hast du keine Energie mehr, geht es zurück zum Direwolf, den du mit deinen Geschichten davon überzeugen musst, doch noch einmal auf Wanderschaft gehen zu dürfen.
Klingt interessant!