Nicht viele Spiele haben mich in meiner Kindheit besonders geprägt: Yoshi’s Island, ein Ableger von Super Mario World und eine Perle der SNES-Ära, gehört zu den wenigen Ausnahmen in meinem Leben und war eines der ersten Spiele, das ich bis zum Ende durchgespielt habe. Kein Nachfolger der Reihe konnte mich jemals wieder so begeistern und so vor dem Fernseher fesseln. Doch dann kam Yoshi’s Woolly World und wie schon damals saß nun wieder ein kleiner Junge vor dem Fernseher, fasziniert von dem zuckersüßen Farbenspiel. Ob meine kindliche Begeisterung bis zum Ende von Yoshi’s Woolly World anhielt oder ob diese nach einiger Zeit nachlies, könnt ihr in unserem Review zum Spiel erfahren.
Für die Yoshis hätte es ein friedlicher Tag am Woll-Atoll sein können. Doch wie könnte es anders sein? Der böse Hexenmeister Kamek erscheint, teilt die kunterbunten Dinosaurier in Wollknäuel auf und verschleppt diese. Alle Yoshis? Nein, denn nun seid ihr an der Reihe eure Freunde zu befreien und in ein großes Abenteuer aufzubrechen. Im Grunde genommen war es das auch schon mit der Geschichte von Yoshi’s Woolly World, und so verwendet auch dieser Platformer die nullachtfünfzehn Storyline vieler Jump’n’Runs aus dem Hause Nintendo. Die Geschichte ist zwar irrelevant, allerdings liegt der Fokus des Spiels auch eher auf dem Gameplay und der visuellen Präsentation.
Ein roter Faden?
Nicht nur ein roter Faden zieht sich von Anfang bis zum Ende der Optik, sondern viele kunterbunte Fäden bestimmen das Aussehen von Yoshi’s Woolly World. Egal ob die Spielwelt, Hintergründe, Gegner oder die Yoshis, alles besteht aus Garn, Wolle, Knöpfe und wirkt wie ein spielbares Diorama. Stoff-Wolken hängen auf sichtbare Fäden, gestrickte Kristalle hängen von Decken herab, riesige grüne Wollknäuel stehen als Hintergrund in der Landschaft und viele Details mehr. Das Gamedesign von Yoshi’s Woolly World profitiert von dieser aus Garn bestehenden Welt, und als Spieler sieht man, dass die Entwickler dem Dinosaurier wohlWOLLEnd gesinnt sind. In der Umgebung weisen Schleifchen auf Interaktionen hin, um unter anderem geheime Orte zu offenbaren, oder Plattformen erscheinen zu lassen. Natürlich ist auch das Verschlucken von Gegnern und das Umwandeln in Geschosse wieder möglich: Doch auch hier wurde auf Details in der Präsentation geachtet, sodass die Eier in Yoshi’s Woolly World nun eigentlich bunte Wollknäuel sind und diese sich nun auch mit manchen Gegnern, wie Piranha-Pflanzen, verknoten können.
Geschickt gestrickt
Wie Piranha-Pflanzen gibt es auch zahlreiche andere für die Serie typische Gegner und Objekte. So trifft man wieder fliegende Fragezeichenwolken, Kettenhunde, Shyguys, und auch die Umgebung erinnert an vergangene Teile der Reihe. Sogar der treue und sehr robuste Hund Schnuffel lässt Yoshi wieder auf seinem Rücken reiten. In Sachen Gameplay spielt sich Yoshi’s Woolly World grundsätzlich ähnlich wie andere Platformer. Man springt, versucht Gegner zu plätten, und das Ende eines Levels zu erreichen, nichtsdestotrotz gibt es kleinere Nuancen, die das Spielprinzip der Serie von anderen abhebt: Mittels Flattersprung kann der beliebte Dinosaurier zum Beispiel besonders lange springen und mit geworfenen Wollknäuel können Plattformen gestrickt oder Schalter aktiviert werden. Aber der wesentliche Unterschied der Serie zu anderen Jump’n’Runs macht vor allem die Exploration aus, denn in jedem Level sind Grinseblumen, Wunderwolle und Herzen gut versteckt und wollen gefunden werden. Genau diese Suche kann auch für erfahrene Spieler interessant und knifflig sein, außerdem wird das Finden dieser mit zusätzlichen spielbaren Welten belohnt. Genau diese Sammleidenschaft, wird viele dazu bewegen einzelne Level mehrfach zu spielen; schließlich muss und will man alle Objekte finden, komme was da WOLLE. Zeit spielt in Yoshi’s Woolly World auf jeden Fall keine Rolle. Man kann die Welten stressfrei auskundschaften, um diesen auch das letzte Geheimnis zu entlocken, und genau diese enspannten Erkundungstouren fühlen sich angenehm ruhig an. Insgesamt gibt es in Yoshi’s Woolly World sechs unterschiedlich gestaltete Welten mit verschiedenen Levels, und natürlich gibt es auch wieder einige unterhaltsame Bosskämpfe.
Häkeln für alle
Wie schon in der Vergangenheit bekommt Yoshi in gewissen Spielabschnitten die Möglichkeit sich zu verwandeln. Die Umsetzungen dieser Verwandlungen, wie Motorrad- oder Wühl-Yoshi, sind gelungen, machen Spaß und bringen noch etwas zusätzliche Abwechslung zum gut durchdachten Gameplay. Spaß ist das Stichwort, denn anscheinend sollen alle das Vergnügen haben Yoshi’s Woolly World bis zum Ende spielen zu können: Aus diesem Grund haben die Entwickler verschiedene Spielmechanismen eingebaut, um einen optional das Spiel zu erleichtern. So bekommt Yoshi im Entspannt-Modus Flügel, um mit diesen in der Luft zu schweben, und mehr Energie-Herzen. Sollte dies nicht ausreichen bekommt man nach fünf gescheiterten Versuchen zusätzlich ein Unbesiegbarkeits-Ei am Anfang des Levels. Sowohl im klassischen als auch im entspannten Modus gibt es sammelbare Juwelen, die man ebenso gegen verschiedene temporäre Hilfestellungen eintauschen kann, um so zum Beispiel in einem Level durch ein imaginäres Trampolin nicht mehr herunterfallen zu können.
Bei Yoshi’s Woolly World können grundsätzlich außerdem alle amiibos genutzt werden. Bei den Woll-Yoshi und regulären Yoshi amiibos erscheint ein zweiter Yoshi, der gemeinsam mit dem ersten alle Bewegungen mitmacht, bei den meisten anderen amiibos wird ein neues zu dem amiibo passenden Yoshi-Muster freigeschaltet.
Gemeinsam an die Nadelarbeit
Yoshi’s Woolly World kann mit Gamepad, Wii U Pro Controller, Wii Remote Control und Wii Classic Controller (Pro) gespielt werden, die Fülle an Steuerungsmöglichkeiten ist groß und vor allem praktisch, da es die Chance erhöht jemanden Mitspielen zu lassen: Denn egal ob ihr nun einen Freund oder eine Freundin umGARNt, damit sie mit euch die Wollwelt erkunden, zu zweit spielt sich Yoshi’s Woolly World etwas anders. Denn hier müsst ihr nur zum letzten Kontrollpunkt, wenn beide Spieler gemeinsam die Häkelradieschen von unten sehen. Außerdem könnt ihr euch zum Beispiel gegenseitig wie ein Wollknäuel werfen, oder den Rücken des anderen als Absprungmöglichkeit nutzen. Zumindest muss man sich beim Miteinander spielen nicht in die WOLLE kriegen, denn Punkte werden zusammengezählt und Konkurrenzdruck gibt es keinen. Zumindest hier wäre auch ein getrennter Punktestand lustig gewesen, um sich mit Freunden etwas messen zu können.
Fazit: [rating itemreviewed=“Yoshi’s Woolly World“ rating=“94″ reviewer=“Florian Nichtawitz“ dtreviewed=“08.07.2015″ best=“100″ worst=“0″]Wer nach einem guten Jump’n’Run gesucht hat, liegt bei Yoshi’s Woolly World für Wii U genau richtig, denn das niedliche Spiel ist dank dem variierendem Schwierigkeitsgrad und der zahlreichen Sammelobjekte geeignet sowohl für junge als auch ältere Kinder. Das Spieldesign der Level ist gelungen, und verlockt zu Erkundungstouren, und dank dem fehlenden Zeitdruck kann man die Optik aus Wolle und Garn auch genießen. Insgesamt bietet Yoshi’s Woolly World ein rundes Gesamtpaket aus gutem Gameplay, Abwechslungsreichtum und liebevollen Details und man kann es kaum glauben: Nintendo hat es tatsächlich geschafft, dass Yoshi noch niedlicher als sonst wirkt. Wer also keine Angst vor einem Zuckerschock hat und Platformer grundsätzlich mag, sollte bei Yoshi’s Woolly World auf jeden Fall zuschlagen.[/rating]