Diablo 4 im Test- Das Beste aus allen Teilen an einem Ort

Quelle: Blizzard
Quelle: Blizzard

Bereits 2012 erschien der dritte Teil der weltweit beliebten Spielserie Diablo. Danach kam lange Zeit nichts mehr. 2022 erschien lediglich Diablo Immortal, ein Mobile-Ableger, welcher leider sehr viele Pay-2-Win-Mechaniken beinhaltet. Die Fans waren durstig nach einem würdigen und klassischen Nachfolger. Das Spiel sollte düster sein und eine süchtig machende Lootspirale besitzen. Eigentlich alles was die alten Teile eben auch hatten. Am 06.06. hat Diablo 4 endlich das Licht der Welt erblickt und es scheint so, als ob die Entwickler unsere Wünsche erfüllen würden. Ob das tatsächlich der Fall ist, könnt ihr hier in unserem Review nachlesen.

Der ewige Konflikt

Lilith, die Tochter des Hasses, und Inarius, der Widersacher von Lilith und ein früherer Liebhaber, teilen eine Geschichte, die über die Zeitalter hinwegreicht. Liliths rebellische Natur und ihr Wunsch, sich aus dem ewigen Konflikt zu befreien, prägen ihren Charakter. Lilith widersetzt sich der etablierten Ordnung und wählt ihren eigenen Weg. Als übernatürliches Wesen mit immenser Macht strebt Lilith danach, etwas Neues zu erschaffen, einen Zufluchtsort frei von den Dämonen der Vergangenheit. Aus ihrem Traum entstand so der Name ‚Sanktuario‘, der die Welt von Diablo umfasst.

„Mein Vater ist zufrieden damit, die gleichen Kämpfe auszufechten und die gleichen Feinde zu bekämpfen, während alles um ihn herum zu Staub zerfällt. Auch wenn seine Siege einen Tag oder ein Jahr, oder ein Jahrhundert dauern mögen, so wird der Krieg nie gewonnen, solange er und seine Brüder uns anführen.“

Lilith

Lilith und Inarius, die als treibende Kräfte hinter Sanktuario gelten, mobilisierten ihre Anhänger, um den Weltstein, ein unbeschreiblich mächtiges Artefakt, zu erlangen. Mit seiner grenzenlosen Macht schufen sie ein utopisches Reich namens Sanktuario, einen idyllischen Zufluchtsort, um dem unaufhörlichen Streit zwischen Himmel und Hölle zu entkommen. Ursprünglich von einer Vereinigung himmlischer und höllischer Wesen aus dem Tempel der Erstgeborenen regiert, band Inarius beim Bau dieses Paradieses heimlich die Macht des Weltsteins an sich. Infolgedessen stieg er zum mächtigsten Wesen in Sanktuario auf. Schließlich vollzogen Lilith und Inarius ihre Liebe und brachten die Nephalem hervor, die Vorfahren der Menschheit. Diese Schöpfung veränderte für immer den Verlauf der Geschichte von Sanktuario, wurde jedoch von vielen als abscheulich angesehen. Sowohl der Rat der Angiris als auch die Obersten Dämonen betrachteten die Nephalem als Sakrileg und verfolgten sie. Sie fürchteten die potenzielle Zerstörung ihrer Welt, wenn ihre früheren Herren sie entdecken würden. Getrieben vom Verlust ihrer Kinder stürzte Lilith in den Wahnsinn und begann, wahllos zu morden, um ihre Nachkommen rücksichtslos zu verteidigen. Inarius, der von ihren Taten hin- und hergerissen war, konnte sich nicht dazu durchringen, sie körperlich zu verletzen, und verbannte sie stattdessen in die Leere (Dimension des Nichts), ein trostloses Reich, das des Lebens beraubt ist. Dieses Schicksal, von einigen als noch grausamer als der Tod selbst angesehen, nährte Liliths ewige Verbitterung gegenüber Inarius für seinen Verrat.

Im Reich von Sanktuario, entfaltet sich Diablo IV fünf Jahrzehnte nach den Ereignissen, die in Diablo III: Reaper of Souls dargestellt wurden. Die rätselhaften Kultisten haben erfolgreich Lilith heraufbeschworen, eine zentrale Gegenspielerin und Nachkommin von Mephisto. Die Auswirkungen vergangener Ereignisse haben die dämonischen und himmlischen Kräfte schwer geschwächt und eine Leere geschaffen, die Lilith ausnutzt, um ihre Herrschaft über Sanktuario zu behaupten. Die Konsequenzen ihrer Beziehung hallen durch die Diablo-Welt wider. Die Welt von Sanktuario, die durch ihre Liebe entstand, wird zu einem Reich, in dem Dämonen und himmlische Wesen koexistieren. Das komplexe Machtgefüge und der Zusammenprall der Kräfte von Dunkelheit und Licht formen das Schicksal der Menschheit und bereiten die Bühne für eine epische Schlacht zwischen Gut und Böse. Und genau hier beginnt unsere Geschichte und das Abenteuer auf welches wir schon so lange gewartet haben.

Quelle: Blizzard
Quelle: Blizzard

Sanktuario wirkt vertraut und ist dennoch anders

Das Sanktuario in Diablo 4 ist düster, dreckig, gefährlich und erinnert in vielen Aspekten an die anderen Teile der Spielserie. Diablo 4 verbindet gekonnt die Stimmung des ersten-, die Story des zweiten- und das Gameplay des dritten-Teiles. Damit verknüpft Blizzard nicht nur das Beste aus allen Ablegern, sondern liefert uns ein fast perfektes Spiel ab. Sanktuario ist zum ersten Mal eine Open World und alle fünf einzigartigen Zonen befinden sich auf einer einzigen Karte. Somit gehört die Einteilung in Kapitel der Vergangenheit an, was viele Spieler freuen dürfte. Die Übergänge der Zonen geschieht fließend und wirkt stets plausibel. Die Welt wirkt dabei wie ein einziges Gemälde und das ist von den Entwickler auch beabsichtigt. Die ganzen Farbschattierung und Texturen wurden in der Entwicklung aufeinander abgestimmt, um das gewünschte finstere Ergebnis zu erzielen. Für einige von euch dürfte die Stimmung des Spiels sicherlich ein wenig zu düster sein. Meinen Geschmack trifft es jedoch allemal. Sanktuario ist der Hauptschauplatz der Diablo-Serie und spielt somit auch in der Fortsetzung eine tragende Rolle. Die Welt kommt mir vertraut vor und ist dennoch anders. Da zwischen Diablo 3 und Diablo 4 insgesamt 50 Jahre vergangen sind, treffen wir auch auf viele neue Schauplätze. Hier versucht man uns mithilfe von „environmental storytelling“, die gesamten Veränderungen der Zeitspanne zu erklären. Die NPCs von Sanktuario haben eigene Motivationen, Probleme und Zweifel. Dadurch bieten vor allem die Nebenquests, welche wir auf der großen Karte erstmal finden müssen, gelungene kleine Geschichten. Von Beginn an dürfen wir uns frei zwischen den Zonen bewegen und nach Herzenslust alles entdecken, was die offene Welt zu bieten hat. Ich personlich habe mich die meiste Zeit an an den Hauptquests orientiert und systematisch die Karte aufgedeckt. Jedes Monster ist toll designt, skaliert mit unserm Level und fügt sich sehr gut in die Spielwelt ein. Diablo 4 ist im Grunde genommen ein MMO, versucht es aber so gut es geht zu verstecken. In den Städten, bei den etlichen Events oder in den PVP-Gebieten, treffen wir stets auf andere Spieler. Des Weiteren benötigen wir entweder ein aktives Xbox Live-Gold- oder PS Plus-Abo, um in die Welt Sanktuarios eintauchen zu dürfen. Langweilig wird uns in Diablo 4 ganz sicher nicht. Neben den Haupt- und Nebenquests gibt es noch Events, Dungeons, Stützpunkte, Lilith-Statuen, Weltenbosse etc., welche wir absolvieren können.

Welche Klasse darf es sein?

In Diablo 4 dürfen wir uns für eine von fünf Klassen entscheiden. Welche für euch zur Auswahl stehen, seht ihr unterhalb aufgelistet:

– Der Barbar ist ein Spezialist für Nahkampfwaffen.- Der Zauberer mäht Gegner mit mächtiger Elementarmagie aus der Ferne nieder.

– Der Jäger ist flink und kann zwischen Nah- und Fernkampf wechseln.

– Der Druide kann sich in mächtige Kreaturen verwandeln und Naturmagie wirken.

– Der Totenbeschwörer schickt die Toten für sich in den Kampf und wirkt Blut- oder Knochenmagie.

Ich habe mich in meinem ersten Durchlauf für den Barbaren entschieden. Doch was ist das Beste im Leben eines Barbaren? Die Feinde zu vernichten, sie vor dir hertreiben zu sehen und die Wehklagen ihrer Frauen zu hören. So sagte es schon Conan der Barbar im gleichnamigen Film und bis auf den Teil mit den Frauen, trift es auch ganz gut auf meinen Barbaren zu. Ich will Dämonen abschlachten und Sanktuario ein Stückchen sicherer machen. Selbstverständlich ist das Balancing der Klassen nicht ganz optimal, aber da werden die Entwickler noch mehrmals nachbessern. Die neue Charakteranpassung zu Beginn des Spiels bietet viele Möglichkeiten zur Charaktererstellung. Wir können aus einer Vielzahl an Gesichtern, Frisuren, Hauttönen und Bemalungen wählen. Jede Klasse enthält einzigartige Optionen, welche es erlauben, einen Charakter nach Belieben zu erstellen. Die sogenannte Transmogrifikation ermöglicht es uns, die Optik von Rüstungsteilen oder Waffen durch ein anderes Design zu ersetzen. Besonders toll, das genaue Aussehen inklusive Rüstung unseres Charakters sehen wir in den Zwischensequenzen oder bei den zahlreichen Gesprächen mit den NPCs. Der Erzählstil der Story ist nicht nur gelungen, sondern auch sehr erfrischend. Die Kampagne dauert, abhängig von eurer Spielgeschwindigkeit, zwischen 20 und 30 Stunden. Leider gibt es nicht mehr so viele qualitativ hochwertige Cinematics und der Konflikt zwischen Lilith und Inarius kommt ein wenig zu kurz.

Steigen wir im Level auf, erhalten wir Zugriff auf verschiedene Fertigkeiten und bekommen passive Eigenschaften oder Upgrades spendiert. Unsere Fertigkeitspunkte können wir fast nach Belieben in unserem Fertigkeitenbaum verteilen. Sollten wir uns verskillt haben, oder einfach einen anderen Build ausprobieren wollen, dann können wir alle Punkte gegen ein wenig Gold zurücksetzen. Wie in jedem Diablo zuvor, werden sich etliche Spieler in dem Skilltree verlieren und nach der optimalsten Kombination suchen. Am Anfang unserer Reise wechseln wir sehr oft unser Gear, da wir gefühlt alle paar Minuten etwas besseres ziehen. Legendäre Gegenstände sind nicht nur sehr gefragte, sondern auch mächtige Gegenstände. Ein paar davon können eine Fertigkeit ändern oder gar verbessern. Ab Level 50 beginnt das Endgame und unsere Rüstungen/ Waffen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Ab diesem Zeitpunkt wird der Handwerker in den Städten zu einer wichtige Anlaufstelle. Dort können wir die Gegenstandsstufen erhöhen oder Sockel hinzuzufügen. Zudem sind viele der klassischen und sehr seltenen Gegenstände aus vorherigen Titeln zurück. Diese sind legendären Gegenständen ähnlich, allerdings können ihre Eigenschaften nicht von Ausrüstungsteilen entfernt werden, um sie anderer Ausrüstung hinzuzufügen. Der Ingame-Shop bietet zur Zeit nur rein kosmetische Inhalte. Bei den gesalzenen Preisen werden bis zu 25€ pro Skin verlangt. Da sie jedoch nur rein optischer Natur sind, müssen diese nicht gekauft werden. Ob sich das in der Zukunft ändern könnte, ist aktuell nicht absehbar. Der Battle Pass startet einen Monat nach Release und kostet 10€ pro Saison.

Und was mache ich jetzt?

Nach dem Abschluss der nicht allzu kurzen Kampagne, beginnt für die meisten Spieler Diablo 4 erst richtig. Wir können Finaldungeons abschließen und uns an höhere Schwierigkeitsstufen der Weltstufen wagen. Je höher die Weltstufe (1 bis 4), desto mehr Beute und Vorteile können wir erhalten. Ein komfortables Feature- sobald wir die Story durchgespielt haben, können wir mit jedem neuen Charakter direkt bei Stufe 50 beginnen. Ein mühsames durchspielen der Kampagne bleibt somit erspart. Neben den Fertigkeiten gibt es im Endgame noch das sogenannte Paragonsystem. Dieses System bietet noch mehr Möglichkeiten, die Builds optimaler an unsere eigenen Vorlieben anzupassen. In der Paragontafel geben wir Paragonpunkte für Knoten aus, um Werte zu erhöhen, Fertigkeiten zu modifizieren, neue Verknüpfungen von Fertigkeiten zu ermöglichen oder die Spielweise des Builds zu verändern.

Finden wir in den Dungeons versteckte Aspekte, können diese im Kodex der Macht vervollständigt werden. Damit werden gefundene Gegenstände in mächtigere und legendäre Gegenstände umgewandelt. Laut dem Entwickler befinden sich in Sanktuario mehr als 120 Dungeons und jeder einzelne kann zu einem Alptraumdungeon werden. Mit den Alptraumsiegeln können die Alptraumversionen von Dungeons aktiviert werden, wodurch diese deutlich schwieriger werden. Des Weiteren können wir in Höllenflut-Gebieten stärkere Monster besiegen und die daraus gewonnenen Splitter bei Truhen gegen Belohnungen eintauschen. Wer auf Kopfgelder steht, kann in Diablo 4 die Totengeflüster-Events absolvieren. Mit der erhaltenen Eventressource „Grausige Gabe“ können wir uns beim Flüsternden Baum die Belohnungstruhe abholen. Wollen wir uns mit anderen Spielern messen, müssen wir zu den Feldern des Hasses gehen. In diesem PvP-Gebiet können wir gegen andere antreten oder gemeinsam Aufgaben abschließen. Hierfür gibt es Splitter, welche wir in der Stadt läutern lassen und Belohnungen einfordern können. Wem das immer noch nicht reicht, kann sich in den kommenden Seasons austoben.

Quelle: Blizzard
Quelle: Blizzard

So schön war Diablo noch nie!

In Diablo 4 passt die Story, das Gameplay und die Lootspirale. Doch wie sieht es eigentlich mit der Technik aus? Überraschenderweise ist die Fortsetzung in einem technisch sauberen Zustand. Auf meiner Testplattform, einer Xbox Series X, liegt die Auflösung bei 4K mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde. Selbst bei etlichen Mobs und Effekten auf dem Bildschirm gab es nie Einbrüche bei der FPS. Die Texturen, Schatten und Effekte sind gestochen scharf und durchwegs gelungen. Der Soundtrack untermalt sehr schön das düstere Diablo-Universum und die Steuerung des Gamepads ist sehr gut umgesetzt. Verbindungsabbrüche, Bugs oder andere Probleme sind in meiner Testphase nicht untergekommen. Bleibt nur noch zu hoffen, dass der technisch gute Zustand auch in Zukunft erhalten bleibt.

Quelle: Blizzard
Quelle: Blizzard
Quelle: Blizzard
Diablo 4 im Test- Das Beste aus allen Teilen an einem Ort
Fazit
Nach Diablo Immortal und den integrierten Pay-2-Win-Mechaniken, hatte ich ein wenig Bammel vor dem Release von Diablo 4. Doch diese Angst war völlig unberechtigt. Blizzard hat mit der Fortsetzung ein fast perfektes Spiel auf den Markt gebracht. Diablo 4 verbindet gekonnt die Stimmung des ersten-, die Story des zweiten- und das Gameplay des dritten-Teiles. Somit ist das Beste aus allen Teilen an einem Ort vorhanden und bietet den perfekten Zeitpunkt für Neueinsteiger. Die süchtig machende Lootspirale fesselt mich wie gewohnt an den Monitor und lässt die vielen Stunden wie im Flug vergehn. Der Erzählstil der Kampagne, das Endgame und die gelungene Open-World runden das Paket ab. Lediglich das Balancing der unterschiedlichen Klassen, der Konflikt zwischen Lilith und Inarius (hätte präsenter sein können) und die Preise des Shops, trüben die sonst so gute Wertung. Wer auf Action-Rollenspiele steht, darf sich Diablo 4 auf keinen Fall entgehen lassen.
Technik
92
Umfang
94
Gameplay
96
Spezifisch
92
Leserwertung1 Bewertung
9
Besser
tolle Kampagne
Erzählstil
zusammenhängende Open-World
4K mit 60 FPS
mehrere Weltenstufen
Hardcore-Modus
viele MMO-Aspekte vorhanden
Content
motivierendes Endgame
Lootspirale
fünf Klassen
PVP-Gebiete
Soundtrack
Steuerung mit dem Gamepad
Schlechter
mehr Cinematics hätten vorhanden seien können
der Konflikt zwischen Lilith und Inarius könnte präsenter sein
Balancing der Klassen
Preise des Shops
94
Wertung

Eine Antwort hinterlassen

Kommentar verfassen
Namen bitte hier eingeben