Ein echter Luchador kennt keine Pause, und so kehrt auch Juan aus dem Ruhestand zurück, um in Guacamelee 2 einmal mehr den Tag zu retten! Doch ist das Sequel frisch oder wirft es nur mit alten Zutaten um sich?
Packt die Salsa aus und füllt die Burritos, Juan ist wieder da und zeigt sich in Guacamelee 2 einmal mehr in seinem knackigen Luchador-Outfit! Erbarmungsloses Plattforming, bunte Action, frecher Humor und der gewohnte Charme von 2D-Metroidvania-Mechaniken begleiten euch wieder auf der Reise. Vieles ist altbekannt aus dem Vorgänger, doch durch eine handvoll neuer Mechaniken und fantastischem Level-Design, spielt sich der Titel so frisch wie eh und je.
Viel Action, wenig Worte
Neueinsteiger werden direkt in den Kampf geschickt, und zwar gegen den finalen Endgegner aus dem ersten Teil! Mit unserer gewaltigen Manneskraft (und der abgeschwächten Programmierung) konnten wir Juans überwältigende Stärke in Aktion erleben. Zur Belohnung bekommt er sein Happy End, und wir eine grobe Zusammenfassung des ersten Teils. Jahre später ist Juan etwas aus der Form gekommen. Seine Frau und Kinder halten ihn auf Trab und von seiner brachialen Stärke und Beweglichkeit fehlt jede Spur… Ein schöner Einstieg, um zu zeigen, wie viel Potential in ihm steckt.
Lange währt der Friede aber nicht an: Salvador, ein bösartiger Luchador, will die heilige Guacamole für sich beanspruchen und zerstört dabei das Raum/Zeit-Kontinuum des Universums. Nur unser Juan kann ihn aufhalten, denn von allen Zeitlinien ist er die einzige, überlebende Version! Das Ziel ist klar, nun beginnt die Reise. Spektakulär ist die Geschichte nicht und viel Potential bei der Hintergrundgeschichte der einzelnen Bösewichte bleibt auf der Strecke, doch durch die humorvolle Inszenierung war es trotzdem witzig, die Geschichte mitzuverfolgen. Doch überraschenderweise hat das geheime Ende storytechnisch sehr berührt…
Bekannter Burrito mit neuen Zutaten
Optisch hat sich der Titel nicht verändert: knackig scharfe Animationen in einer bunten Hülle wirken lebendig und haben uns sehr gut gefallen. Die Spielwelten sind abwechslungsreich und wirken durch zusätzliche Animationen lebendig, selbst im Reich der Toten. Der Soundtrack und die Effekte sind erstklassig. Das vermöbeln von Gegnerhorden macht mit passend mexikanischen Tönen gleich viel mehr Spaß. Nach langen Spielesessions wurde bei uns jedoch der Ton dezent asynchron; ein Makel, der hoffentlich noch gepatched wird. Auch spielerisch ist vieles gleichgeblieben, was am Ende jedoch nicht im Geringsten stört. Etwas doof finden wir die mageren Optionseinstellung. Nur geringfüge Anpassungen sind möglich.
Wie im ersten Teil lernt Juan neue Moves und Fähigkeiten, die uns beim Plattforming durch die anschauliche Spielwelt immer weiter voranbringen. Das Moveset rund um den Rooster-Uppercut, Dash-Punch und Co. sind gleich und wollen erneut gelernt werden. Auch Juans besondere Fähigkeiten zwischen den Welten zu wechseln und sich in ein Hühnchen zu verwandeln kehren zurück. Neu hinzugekommen sind der Eagle-Boost und Pollo-Shot, und allein durch diese Neuzugänge gibt es bereits mächtige Abwechslung. Ebenfalls neu sind Bildschirm-Wellen, welche einen beweglichen Wechsel zwischen der Welt der Lebenden und der Toten erzeugen. Diese erfordern an sich lediglich gutes Timing, um diese „eine“ Plattform zu erreichen oder diesen „einen“ Eingang zu öffnen….
…doch mit euren anderen Fähigkeiten und dem Level-Design kombiniert, wird aus einer einfachen Abfolge an Tastenkombinationen schnell ein Lauffeuer an exakten Eingaben. Millisekunden entscheiden, ob ihr den rettenden Sprung schafft, oder doch in die Lava fallt. Das Plattforming und die Geschicklichkeitseinlagen sind fantastisch unterhaltsam und herausfordernd, ohne dabei Unfair zu wirken.
El Pollo esta es muy loco
Der neue 4-Spieler-Koop ist ebenfalls eine tolle Ergänzung. In Kämpfen macht die gemeinsam Action richtig Spaß, doch muss man beim Plattforming Kompromisse machen. Einfache Passagen schafft euer Luchador-Trupp in der Regel gemeinsam, für die komplizierten, kniffligen Einlagen ist es meist besser, wenn ein einzelner Spieler sich heranwagt und den Rest über die „Bubble“ wiederbelebt im Super Mario Style. Übersichtlichkeit und richtiges Timing sind für diese Spielelemente zu wichtig. Dafür könnt ihr aus vielen verschiedenen Kostümen und Charakteren wählen. Leider unterscheiden sie sich nur optisch und bringen keinerlei Boni oder einzigartigen Fähigkeiten mit sich. Etwas Schade, zumindest die Möglichkeit der bekannten Spezial-Kostüme aus der Turbo-Edition wären schön gewesen, genauso wie das Intenso-Meter. Diese Feature wurden im ersten Teil mit der Turboedition nachgereicht, das gleiche Prozedere mit der Fortsetzung, wäre frech.
Eure Fähigkeiten müssen beim Plattforming selten alleine angewendet werden, sondern oft in Kombination und mit haargenauem Timing. Immer komplexere Abfolgen werden von euch abgefordert und die Steuerung überfordert euch dabei zum Glück nicht! Der Frust beim Trial-and-Error hält sich dank der freundlichen Speicherfunktion auch sehr gering, doch fühlt es sich umso besser an, wenn man eine knifflige Passage endlich schafft. Schätze und Upgrades wollen schließlich gefunden werden! Eure Karte ist dabei exzellent Übersichtlich und zeigt euch genau an, wo ihr was noch finden könnt oder noch nicht entdeckt habt.
Denn jedes Upgrade ist spürbar, sei es mehr Leben, mehr Ausdauer für eure Special-Moves oder die neuen Upgrades durch eure Trainer! Im Spiel könnt ihr vier Trainer finden, die euer Moveset verstärken und andere Boni beibringen können, zumindest, wenn ihr das nötige Kleingeld parat habt. Obendrauf müsst ihr gewissen Voraussetzungen erfüllen, z.B.: Besiegt 25 Gegner mit dem Rooster-Uppercut, um eine stärkere Version davon freizuschalten. Diese kleinen RPG-Elemente sind spaßig und haben wirklich motiviert, Juan im Kampf voll zu nutzen. Doch selbst ohne diese Motivation, müsst ihr den Luchador an seine Grenzen bringen…
Maximal Lucha, niemals Siesta
Gekämpft wird gewohnt hart und schnell. Fausthiebe, Tritte, Wrestling-Würfe und euer Arsenal an Special-Moves haben alle einen praktischen Nutzen und können gut miteinander kombiniert werden. Ihr lernt zwar viele neue Manöver, doch werdet ihr nicht überfordert, weder bei den Kämfen noch den stetig komplizierte werdenden Plattforming-Abschnitten. Eine wirklich fantastisch gelungene Balance! Eure Gegner werden nicht nur zahlreicher, sondern auch größer und stärker, sodass ihr euer komplettes Moveset auch wirklich in vollen Zügen auskosten könnt. Von Anfang bis Ende hatten wir brachialen Spaß, da jedes Upgrade von Juan im Kampf spürbar war und wir die Combo-Leiste immer höher treiben konnten. Die Bosskämpfe sind unterhaltsam, brauchen sie jeweils eine spezifische Strategie. Richtig aus den Socken haben sie aber nicht gehauen.
Manche Gegner haben dabei ein Schutzschild, welches ihr durch einen bestimmten Special-Move (gekennzeichnet durch die jeweilige Farbe) zerstören müsst, bevor der Gegner normal niedergekloppt werden kann. Das bringt (gerade in Gegnermassen) zwar mehr Herausforderung, fühlt sich aber leicht faul an. Color-Codded Enemies zwingen euch auf eine bestimmte Art zu spielen, was nicht jedem gefällt. In Guacamelee 2 wird zum Glück nur einmalig ein spezifischer Special Move verlangt, der schnell ausgeführt ist; wir bleiben letztlich geteilter Meinung über das Feature.
Das kommt mir irgendwie bekannt vor…
Was klar gefallen hat, waren die zahlreichen Anspielungen auf andere Videospiele, Memes und anderen Serien. Steven Universe? Metroid? Oder doch Street Fighter 2? Winner, winner, chicken dinner! Gepaart mit dem gewohnt schrägen Humor der liebevollen und einzigartigen Charaktere, war jede Entdeckungstour gleichzeitig ein mexikanischer Comedy-Trip durch die Zwischensequenzen. Wer Spanisch kann, ist jedoch klar im Vorteil. Selbst böse Kritikerkommentare hat das Sequel charmant und witzig eingebaut. Darum ist es recht Schade, dass Antagonist Salvador und seine Schergen relativ wenig Hintergrundgeschichte im normalen Spielverlauf bekommen haben.
Nach 9 Stunden haben wir das Ending erreicht, nach 4 weiteren haben wir auch jedes noch so kleine Geheimnis gelüftet und das Secret Ending freigeschaltet. Eine epische Reise, der wir uns gerne nochmal im Hard-Mode stellen! Mit all unserem Gold hätten wir nur gerne noch etwas angefangen; kaufbare Kostüme oder andere Gimmicks wären hier schön gewesen.