State of Mind

State Of Mind_20180812144812
Leserwertung1 Bewertung
75
0
Wertung

Schon vor zwei Jahren berichteten wir euch von unserem Ersteindruck von State of Mind, ein Spiel von Martin Ganteföhr als Creative Leader. Jetzt erscheint State of Mind endlich auf Konsolen und dem PC und bringt uns in das Berlin der Zukunft. Dystopie oder Utopie? Wir haben State of Mind ausgiebig gespielt und geben euch nun unseren Eindruck!

State of Mind ist ein 3D-Adventure aus dem Hause Daedalic Entertainment. Am 15. August erscheint es auf allen aktuellen Plattformen: PS4, XBoxOne, Switch, PC (Windows, Linux, Mac).

 

Berlin 2048. State of Mind spielt gar nicht so weit von unserer Gegenwart entfernt. In den 30 Jahren die uns von dieser virtuellen Zukunft trennen, hat sich die Welt weiterentwickelt: Noch größere Länderverbünde haben sich gebildet, die Dronenkriege um die kaum noch vorhandenen Rohstoffe führen; es werden Auswanderer für die erste Kolonie auf dem Mars gesucht; Identitätsdiebe und Hacker bilden den neuen Kriminalitätsfokus; Humanoide Bots finden in vielen öffentlichen Einrichtungen Anwendung und es bilden sich terroristische Gegenbewegungen zu all dem. Die Welt von State of Mind blickt nicht nur in die politische Zukunft unserer Erde, sondern schaut auch in den Alltag der Menschen: Arbeitsplätze werden durch Bots ersetzt und Menschen enden in der Obdachlosigkeit. Die gesellschaftliche Schere von Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Der Fokus auf genetische Perfektion wird erneut in den Vordergrund gerückt. Cybersex, Augmented Vision, ständige Erreichbarkeit, Smart-Homes, Fortschritte in der Medizin, Flucht in virtuelle Realitäten und die Kunst der Zukunft werden angesprochen. Alle gängigen Zukunftsvisionen werden sehr stimmig in der Welt von State of Mind dargestellt. Die Zukunftsvorstellungen sind sogar so gut in das Spiel integriert, dass ich mich fragte, ob man die einzelnen Zukunftstheorien überhaupt als solche identifizieren kann, wenn man sich noch wenig mit dem Thema auseinandergesetzt hat?

 

In dieser Welt spielt die Story von State of Mind: Richard Nolan ist Journalist beim berühmten Radiosender „The Voice“. In seiner Tätigkeit ist er eher kritisch gegenüber Datenspeicherung eingestellt, was ihn in der Vergangenheit schon öfter Probleme bereitet hat. Eines Tages findet er sich auf der Straße wieder. Trümmer und Qualm um ihn herum. Was genau passiert ist, weiß Richard nicht. Sein Gedächtnis ist lückenhaft. Flashbacks geben nur unzureichend wider, was wirklich passiert ist. Nach einem Krankenhausaufenthalt kehren langsam wieder ein paar Erinnerungen zurück. Richard ist verheiratet und hat einen Sohn. Als er Nachhause kommt, erwartet ihn eine unangenehme Überraschung: Auf Richard wartet ein Bot, der sich um den Haushalt kümmern soll und der anscheinend von seiner Frau angeschafft wurde. Gegen den Willen von Richard. Da allerdings von Frau und Kind keine Spur ist, muss er sich doch mit „Simon“ auseinandersetzen. Nach uns nach kehren die Erinnerungen an zurückliegende Ereignisse zurück und werfen ein trübes Licht auf Richards Leben: Probleme mit den Arbeitskollegen, eine zerrissene Ehe, Affären, Richards cholerischen Charakter und politische Intrigen.

 

Im Laufe des Spiels lernt man nicht nur Richards düstere Gegenwart kennen, sondern schlüpft auch in die Rolle von Adam Newman. Seine Welt scheint das genaue Gegenteil von Richard zu sein, obwohl er ihm in vielen Dingen auch ähnelt. Adam lebt mit Frau und Kind in City 5, einer luxuriösen Stadt. Während Richard ein altes verstimmtes Piano im Wohnzimmer stehen hat, hat Adam ein modernes und vollautomatisches Piano. Richards Journalisten-Job bei The Voice läuft nicht gut, Adams Redaktionsjob beim Fernsehsender „The Present“ könnte nicht besser laufen. Richards Ehe ist kaputt,  Adams Ehe ist perfekt. Richards Food-Assembler ist kaputt, Adams Food-Assembler funktioniert. Adam scheint wie das generische, charakterlose und viel zu perfekte Gegenteil von Richard. Die beiden Männer lernen sich kennen, nachdem Richard bei der Suche nach seiner Familie Kontakt zu der Maschinenstürmer-Bewegung aufgenommen hat, die sich gegen die Kurtz-Labs verbündet haben. Die Kurtz Labs haben nicht nur viele praktische Gegenstände des Alltags geschaffen, die Medizin weiterentwickelt, sondern haben auch noch größere Pläne: Mind-Uploads! (Wir verwenden hier absichtlich den englischen Begriff, der ein wenig aussagekräftiger als der deutsche Begriff „Gedächtnis“ ist) Menschen die Möglichkeit geben ihr Leben in einer virtuellen Welt so zu führen, wie sie es wollen. Und dem Elend der zerbrechenden Erde entfliehen.

 

Das Gameplay von State of Mind ist recht linear. Es handelt sich um ein 3D-Adventure, bei dem ihr nicht nur Richard, sondern auch andere Figuren steuert und so etwas über die große Geschichte herausfindet. Die Interaktion mit Menschen und Gegenständen ist sehr gewählt platziert. Gegenstände die ihr untersuchen könnt, tragen mit ihren Informationen immer ganz gezielt zur Story bei. Unterm Strich bedeutet dies, dass es zwar nicht übermäßig viele Interaktionen gibt, die, die da sind aber dafür umso relevanter sind. Persönlich finde ich dies sehr gut, da man sich nicht in beim Untersuchen von unzähligen unnötigen Dingen verliert, sondern wirklich nur die wesentlichen und wichtigen Dinge präsentiert bekommt. Ihr lauft also mit eurer Spielfigur durch die Welt, sprecht mit Leuten, untersucht Gegenstände und entwickelt so nach und nach die Geschichte. Die Steuerung der Personen ist ein wenig hölzern, tut dem Spielspaß aber nicht weh. Trotzdem ist State of Mind kein „Walking Simulator“, denn immer wieder werden euch kleine Minispiele präsentiert. Ihr dürft Dronen fliegen, Rätsel lösen, Laser steuern, Mosaike legen. Diese kleinen Gameplay-Änderungen sind gut in die Story integriert, so dass sie zu keiner Zeit künstlich eingesetzt wirken.

 

Die Geschichte und Richtung in der die Story geht ist komplett vorgegeben, und es gibt nur einige wenige Entscheidungsmöglichkeiten, die sich auf die Story (und die Trophies) auswirken. Generell kann man aber damit rechnen, dass man alles Wichtige im ersten Playthrough sieht und durch Zugriff auf die Speicherpunkte die Möglichkeit hat, schnell noch einmal nachzuschauen, was eine andere Entscheidung bewirkt. Die Autosaves sind gut gesetzt und auch die Speicherpunkte die man extern Laden kann, sind in gute Abschnitte eingeteilt. Da war dann auch der kleine Spielabsturz, der mir begegnete nicht so schlimm). Technisch ist State of Mind nun wirklich kein Meisterwerk. Muss es aber auch gar nicht, denn Grafik und Sound sind stimmig, es gibt eine deutsche und eine englische Sprachausgabe und unzählige Text-Übersetzungen in andere Sprachen. Das ist schon um einiges mehr, als dass man von einem relativ kleinen Entwicklerteam erwarten darf. Einzig und allein der aktuelle Preis von 39,99€ lässt ein wenig sauer aufstoßen. Für ein Spiel mit 20 Stunden Spielzeit und wenig Widerspielwert ist meiner Meinung nach ein wenig zu hoch angesetzt.

 

Was Richard und Adam nun letztendlich verbindet, was die Kurzt Labs vorhaben, was mit Richards Familie passiert ist und worin Richard da überhaupt reingezogen wird, solltet ihr in State of Mind selbst herausfinden. Das Spiel malt nicht nur eine transhumanistische Zukunftsperspektive auf, sondern wirft auch viele Fragen für unsere eigene Zukunft auf: Was ist Realität? Körperliche oder geistige Existenz? Was ist menschlich? Wann verschwimmen die Grenzen zwischen künstlicher Intelligenz und natürlicher?

State of Mind
Fazit
State of Mind ist ein 3D-Adventure aus dem Hause Daedalic Entertainment was sich in seiner linearen Story mit einer transhumanistischen Zukunftsperspektive auseinandersetzt und zum Nachdenken über unsere eigene Zukunft anregt. Berlin 2048: Der Journalist Richard Nolan wird in eine politische Affaire hineingezogen, dabei sucht nach einem Unfall eigentlich nur nach seiner Frau und seinem Sohn. Im Kontakt mit Adam Newman, der das perfekte Gegenbild von Richard zu sein scheint, findet Richard nach und nach heraus, was passiert ist. Die Stimmung des Spiels ist extrem stimmig und zeigt eine ganzheitliche und detaillierte mögliche Zukunft unserer Welt. In ca. 20 Stunden Spielzeit lernt man die mitreißende Story kennen. Zwar sind Interaktionsmöglichkeiten eher beschränkt, jede einzelne trägt aber zum Gesamtbild bei und hin und wieder findet man auch im Gameplay ein wenig Abwechslung, wenn man Dronen fliegt oder Rätsel löst.
Technik
53
Umfang
80
Gameplay
80
Spezifisch
100
Leserwertung1 Bewertung
75
Besser
Deutsche & Englische Sprachausgabe
Stimmiger Soundtrack
Ca. 20 Spielstunden
Ganzheitliches Weltbild
Guter Autosafe
Abwechslungsreiche Gameplay-Elemente
Trophies
Übersetzung in viele Sprachen
Schlechter
Sehr linear
Hölzerne Steuerung
Wenig Wiederspielwert
Schlechte Preis/Leistung
Unsichtbare Barrieren
Abstürze
0
Wertung
Vorheriger ArtikelGo Vacation
Nächster ArtikelGuacamelee 2
Irgendwann hab ich dann meine Freunde Indi, Lara und den Barbaren von Diablo II zurückgelassen um mich erwachsenen Themen zu widmen: Meiner ersten Liebesbeziehung mit Link. Sinneserweiternde Trips durch bunte Tunnel mit Rayman. Und natürlich meiner Karriere: 150 Pokémon, ja das sind wirklich viel. Doch ich will Pokémon Meister sein. Das ist mein Ziel!

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here