Hitman 3- ein würdiges Finale der Agent 47-Trilogie?

Quelle: Square Enix

2016 war sicherlich ein erfreuliches Jahr für Hitman-Fans, denn in diesem veröffentlichte das Studio IO Interactive die erste Staffel von Hitman im neuen Serienformat. Ganze acht Monate hat es gedauert bis alle Level erschienen sind und Spieler endlich auf ein komplettes Spiel zugreifen konnten. 2018 verabschiedete man sich vom experimentellen Format und brachte Hitman 2 als komplette Staffel heraus. Drei Jahre später ist es leider soweit und die Trologie findet mit Hitman 3 ein Ende. Ist es aber auch ein würdiges Finale oder werden wir im Regen stehen gelassen?

Ein runder Abschluss der Geschichte?

Keine Sorge, ich werde euch wirklich keine Details zur Story von Hitman 3 verraten. Schließlich sind Spoiler nicht gerne gesehen und zudem beeinträchtigen sie nachweislich das Spielevergnügen. Somit könnt ihr bedenkenlos diesen Abschnitt lesen.

Quelle: Square Enix

Im neuesten Ableger der Spieleserie müssen wir erneut mithilfe von Diana Burnwood unsere Zielpersonen so elegant wie möglich ausschalten. Doch bevor wir uns in ein neues Abenteuer stürzen können, möchte ich mein Wissen auffrischen und anhand von zwei Übungsmissionen unter Beweis stellen. In diesem kleinen Tutorial der ICA erklärt uns Diana alle grundlegenden Mechaniken und worauf wir als Attentäter unbedingt achten sollten. Infiltrieren, Informationen sammeln, das Ziel beobachten, das Attentat durchführen und unentdeckt flüchten. Diese soeben genannten Punkte sollten die Grundpfeiler eines jeden Anschlags sein. Natürlich können wir auch wie eine Kampfmaschine ballernd durch das Level marschieren und so die Zielpersonen ausschalten. Jedoch wäre diese Vorgehensweise eines wahren Attentäters nicht würdig und womöglich würden wir nicht lange überleben. Des Weiteren bekommen wir nach Abschluss einer Mission umso mehr Punkte, je eleganter, unentdeckter und einfallsreicher wir einen Mord ausführen.

Quelle: Square Enix

Die Story von Agent 47 knüpft nahtlos an den Vorgänger an. Gemeinsam mit Lucas Grey und Diana Burnwood an unserer Seite, versuchen wir die Organisation „Partners of Providence“ zu bekämpfen. Seid ihr erst jetzt auf den Geschmack von Hitman und die „Kunst des Tötens“ gekommen, dann sollte dies kein Problem darstellen. Bevor die Kampagne startet, bekommen wir eine kleine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse, damit wir auch wirklich auf dem aktuellsten Stand sind. Sollte euch das nicht ausreichen, dann könnt ihr euch beide vorherigen Teile (günstig in Sales) besorgen und vorher durchspielen. Das praktische an Hitman 3 ist, dass es als Hub für alle drei Teile der Trilogie fungiert und man über diesen alle erworbenen Missionen (inklusive Erweiterungen) ansteuern kann. Solltet ihr schon Besitzer von Hitman 2 sein, dann gibt es die Möglichkeit euren Speicherstand zu übertragen. Die Kampagne ist mit nur sechs Level recht kurz und Veteranen der Serie dürften diese schnell durchhaben. Dafür wurde ich jedoch mit einem für mich zufriedenstellenden Abschluss der Geschichte belohnt.

Der Instinkt eines Killers

Im Laufe der Hitman 3 Kampagne besuchen wir unter anderem Dubai, Dartmoor (England), ein verlassenes Kraftwerk in der Nähe von Berlin, Changqing in China, Argentinien und die Karpaten. Sechs Level mögen nicht nach besonders viel klingen, dafür überzeugen sie mit Weitläufigkeit, bieten abwechslungsreiche Locations und einen hohen Wiederspielwert. Müsste ich mich für ein Lieblingslevel entscheiden, dann würde ich definitiv Berlin nehmen.

Quelle: Square Enix

In einem verlassenen Kraftwerk in der Nähe von Berlin befindet sich ein Underground Club, in welchem wir mehrere feindliche Agenten eliminieren müssen. Da sich auf solch einer Party natürlich sehr viele Gäste befinden und die Agenten zuerst aufgespürt werden wollen, gestaltet sich der Auftrag etwas schwieriger als gedacht. Nachdem wir uns auf das Gelände geschlichen und als Mitarbeiter des Clubs verkleidet haben, müssen wir unsere Ziele ausfindig machen. Haben wir die Personen identifiziert, können wir diese, abhängig vom Schwierigkeitsgrad, mithilfe der Instinktsicht jederzeit verfolgen. Um elegante Attentate durchführen zu können, müssen wir die Laufwege und das Verhalten der Ziele genau beobachten. Stehen wir vor einem technisch verschlossenen Durchgang, dann können wir diese mithilfe unseres neuen Smartphones hacken. Sobald wir alle Informationen gesammelt haben, versuchen wir Schwachstellen und die damit verbundenen Gelegenheiten zu finden. Dadurch das die einzelnen Level weitläufiger und teils auch verwinkelter sind, gibt es sehr viele Möglichkeiten für den perfekten Attentat.

Hier ein kurzes Beispiel wie man eine Zielperson eliminieren kann. In Berlin patrouilliert im Erdgeschoss ein feindlicher Agent auf der Suche nach 47. Wir hängen uns an seine Fersen und lauern auf unsere Gelegenheit. Ein großer Neonluster könnte herabfallen und ihn erschlagen? Nein. Die Gäste würden meine Waffe sehen und die Wachen alarmieren. Er kontrolliert in regelmäßigen Abständen die gleichen Toiletten. Auch hier wäre eine Erdrosselung mit der klassischen Klavierseite zu riskant, da die Türen offen sind und einige Gäste den Mord beobachten würden. Der Gegner bleibt zwischen den Patrouillen im Hof stehen und nippt an seinem kühlen Getränk. Das ist unsere Chance. Wir suchen das unmittelbare Areal ab und finden eine Portion Rattengift in einer nahegelegenen Abstellkammer. Das Gift mischen wir in sein Getränk und warten geduldig auf die Wirkung. Dem feindlichen Agenten wird nach kurzer Zeit schlecht und er bewegt sich auf die mobile Toilettenkabine zu. Dort angekommen beginnt er sich zu übergeben und wir ertränken ihn in seinem eigenen Erbrochenen. Das ist nur eine der unzähligen Möglichkeiten wie wir unsere Zielperson erledigen können. Je einfallsreicher wir unsere Morde durchführen, umso mehr Punkte, Zugänge und Gadgets erhalten wir am Ende eines Levels (hoher Wiederspielwert). Des Weiteren bietet jede Location speziell inszenierte Tötungsgelegenheiten, die wir entdecken und ausführen können.

Never change a running system?

Man sollte ein funktionierendes System nicht verändern? Das ist wohl wahr, aber warum nicht zusätzliche Verbesserungen vornehmen? Das wurde teilweise bei Hitman 3 gemacht, zumindest was die Grafik betrifft. Die exotischen Locations sind nicht nur weitläufiger, sondern sehen auf der Xbox Series X (meine Testplattform) auch grandios aus. Die Testversion läuft auf der Xbox Series X in nativem 4K und mit fast durchgängigen 60 FPS. Die hohen Details (maximale Qualität wie auf dem PC), die höhere Schattenqualität und die tollen Spiegelungen bilden das Sahnehäubchen der grafischen Präsentation. Raytracing wird mit einem separaten Update im Laufe des Jahres nachgeliefert. Der Soundtrack untermalt gekonnt die dramatischen Situationen auf dem Bildschirm und die englische Vertonung (leider nur deutsche Untertitel) der Charaktere müssen ebenfalls von mir gelobt werden. Die Sprecher haben wie bei den Vorgängern auch tolle Arbeit geleistet. Jedoch wäre eine deutsche Synchronisation meinerseits und sicherlich auch von einigen Fans wünschenswert gewesen. Über die Ladezeiten kann man auch nicht meckern. Innerhalb von nur ein paar Sekunden sind wir auf der Series X am Anfang einer weiteren Mission.

Quelle: Square Enix

Was Hitman 3 aus seinen Vorgängern definitiv beibehalten und sogar noch ausbauen konnte, sind dessen Stärken. Zu meinem Bedauern konnten die Entwickler nicht die Schwächen aus den vorherigen Teilen eliminieren. Die Steuerung wirkt noch immer schwammig und bei Schusswechseln mit mehreren Gegnern, zieht man häufig den Kürzeren. Natürlich wurde Hitman nie als Shooter konzipiert, aber eine kleine spielerische Verbesserung würde dem Gameplay sicherlich gut tun. Die Animationen sind eher nur zweckmäßig und sehen nicht mehr zeitgemäß aus. Interaktionen mit Objekten, beispielsweise Türen, werden nur angedeutet und die Bewegungen der Charaktere wirken größtenteils abgehackt. Die KI sorgte bei mir, mit teils fragwürdigen Aussetzern, für Verwunderung. Zeitweise sind die Gegner so Blind, dass sie nicht einmal den Mord in ihrer unmittelbaren Umgebung bemerken und manchmal haben sie Augen wie Adler denen einfach nichts entgehen kann. Wer weiß. Vielleicht werden eventuelle zukünftige Ableger all diese Schwächen ablegen und uns ein noch besseres Hitman-Erlebnis ermöglichen können.

Hitman 3- ein würdiges Finale der Agent 47-Trilogie?
Fazit
Die Kampagne von Hitman 3 bietet zwar nur sechs exotische Locations und ist im Vergleich zu den Vorgängern kürzer, dafür ist jedoch der Wiederspielwert deutlich höher. Die weitläufigeren Level, die tolle grafische Präsentation, die englische Vertonung der Charaktere (leider nur deutsche Untertitel) und die vielen Tötungsgelegenheiten sind die deutlichen Stärken des dritten Teiles. Je einfallsreicher unsere Attentate sind, umso mehr Punkte, Zugänge und Gadgets erhalten wir am Ende einer jeden Mission, was natürlich ungemein motiviert. Zu meinem Bedauern konnten die Entwickler nicht die Schwächen aus den vorherigen Teilen eliminieren. Die Steuerung wirkt noch immer schwammig, die Animationen sehen oft nicht mehr zeitgemäß aus und die KI sorgte bei mir, mit teils fragwürdigen Aussetzern, für Verwunderung. Dafür wurde ich mit einem für mich zufriedenstellenden Abschluss der Geschichte belohnt. Trotz einiger Schwächen ist Hitman 3 ein würdiger und vor allem atmosphärisch toller Abschluss der Attentäter-Trilogie.
Technik
94
Umfang
74
Gameplay
80
Spezifisch
92
Leserwertung3 Bewertungen
91
Besser
weitläufige Level
hoher Wiederspielwert
grafische Präsentation
4K mit 60 Hz (Xbox Series X)
Hub für alle drei Teile
gutes Tutorial für Anfänger
tolle englische Vertonung der Charaktere
viele unterschiedliche Wege der Eliminierung
Kamera als neues Gadget
speziell inszenierte Tötungsgelegenheiten
Raytracing-Update im Laufe des Jahres
Schlechter
nur 6 Level
schwammige Steuerung
Animationen oft nicht zeitgemäß
KI mit teils fragwürdigen Aussetzern
keine deutsche Synchronisation
85
Wertung

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