Mario Kart Live Home Circuit im Test

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Mario Kart in den eigenen vier Wänden mit echten Karts und inklusive Augmented Reality – eines muss man Nintendo lassen, an kreativen Ideen mangelt es den Japanern nicht. Immer wieder wagen sie sich über den Rand des Altbewährten und versuchen Spieler mit außergewöhnlichen Konzepten zu begeistern. Immer wieder, so muss man im gleichen Satz festhalten, kommen dadurch Games auf den Markt, die im Grunde eine coole Kernidee beinhalten, aber nicht ganz zu Ende gedacht wirken. Ich erinnere an Nintendo Labo, wo das Zusammenbauen des Kartons riesen Spaß bereitet hat, das eigentliche Spiel aber nicht den anhaltenden Spielspaß bieten konnte, den der Hersteller versprach. Mario Kart Live Home Circuit zeigt im Test ganz ähnliche Eigenschaften.

Worum geht’s? Das Spielkonzept

Mit dem neuesten Experiment namens Mario Kart Live Home Circuit versucht Nintendo digitale und analoge Welten miteinander zu verknüpfen – und das mit einer der bekanntesten Spieleserien der Welt. Wer Mario Kart Live Home Circuit kauft, bekommt neben dem digitalen Spiel auch ein echtes Kart (mit entweder Mario oder Luigi als Fahrer). Die Software kann kostenlos aus dem eShop heruntergeladen werden, für das Kart verlangen Händler um die 100€. Dieses ist im Grunde ein ferngesteuertes Auto, das in mehreren Geschwindigkeiten fahren kann, eine Kamera besitzt und von der Nintendo Switch aus bedient wird. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten sind vier Checkpoints sowie zwei Richtungs-Pfeile aus Karton (hier hätten wir uns mehr gewünscht). Damit baut man sich zuhause einen eigenen Parcours.

Streckenbau mit Heimvorteil

Der Kreativität sind dabei eigentlich keine Grenzen gesetzt. Bücher, Tischbeine, Sessel, Polster, Wasserflaschen…so gut wie alles kann als Streckenbegrenzung dienen. Wichtig sind lediglich zwei Dinge: Die Checkpoints sollten beim Fahren nicht verschoben werden (Sie besitzen zu den Seiten hin kleine Laschen, mit denen sich die Struktur beschweren lässt). Kracht man ansonsten mit dem Kart dagegen, geht aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit zwar physisch nichts kaputt, die digitale Strecke ist aber dahin und man kann die Synchronisation von neu beginnen. Jedes Mal, wenn man eine Strecke gebaut hat, muss man sie der Software erst beibringen. Wer das öfter innerhalb kurzer Zeit machen möchte, wird von der vorher eingeblendeten Cutscene des Spiels schnell genervt sein („Ich will doch nur schnell die Strecke setzen, zeig mir bitte nicht schon wieder das Intro dafür…“).

Außerdem sollte man beim Designen der eigenen Strecke darauf achten, dass diese erstens abwechslungsreich ist (sonst fordert das Spiel zum Neubau auf) und zweitens, dass vor jedem Checkpoint eine etwa dreißig Zentimeter lange Gerade ist, damit die Kamera des Karts diesen erkennt. Andernfalls wird er nicht gewertet und man verliert höchstwahrscheinlich das Rennen.  

Lieferumfang mit Pfeilen, Checkpoints und Kart
Bild: Nintendo

Verschmelzung der Welten

Beim Fahren ist man stets verleitet, statt auf das Display der Switch lieber auf das echte Kart zu schauen. Prinzipiell spricht da nichts dagegen, man verliert jedoch die digitalen Einblendungen. Die Weitwinkelkamera, die auf den Karts montiert ist, fängt nämlich die Umgebung ein und die Software erkennt Checkpoints oder Wegweiser und wertet sie optisch auf, verpasst dem Gameplay das Gefühl von Geschwindigkeit und animiert Items und Gegner. Und diese Overlays machen das Spiel wesentlich actionreicher. Die Karts von Mario Kart Live Home Circuit sind nämlich echt langsam unterwegs. Man kann zwar höhere Geschwindigkeitsklassen freischalten, das ist aber mit etwas Aufwand verbunden. Man muss dafür erst Grand Prix gegen computergesteuerte Gegner gewinnen. Wem es dann auf dem Bildschirm doch zu viel wird, der kann die ganze Hektik auch digital ausblenden und sich nur auf das Wesentliche konzentrieren.

Digitale Einblendungen
Bild: Nintendo

Geheimtipp: Multiplayer

Bis zu vier Spieler können in Mario Kart Live Home Circuit mit eigenen Karts und Konsolen gegeneinander antreten. Voraussetzung: Jeder besitzt Spiel, Kart und Konsole. Das ist kostspielig, gemeinsam macht das Spiel aber deutlich mehr Spaß als alleine. Das beginnt beim Aufbauen und Gestalten der Strecke und reicht bis zu hitzigen Rennen, bei denen man, wo es nur geht, Abkürzungen sucht und die Gegner gegen das nächste Tischbein zu drängen versucht. Es ist halt eben doch deutlich spannender, wenn man weiß, der andere muss erst den Rückwärtsgang einlegen, um aus dem Eck wieder herauszukommen, statt ausschließlich gegen digitale Gegner mit einem Kart in der echten Welt zu fahren.  

Das Kart im Close-Up
Bild: Nintendo

Mario Kart Live Home Circuit im Test
Mario Kart Live Home Circuit im Test
Fazit
Mario Kart Live Home Circuit ist ein unterhaltsames Rennspiel, das erfolgreich versucht, digitales Gaming und analoge Welt miteinander zu verbinden. Man kann so gut wie alles, was man daheim findet, zum Streckenbau nutzen und diese so gestalten, wie man das möchte und vor allem im Multiplayer macht das Game Spaß. Dort und da gibt es aber noch Kleinigkeiten, die etwas Nerven kosten. Ich wollte beispielsweise eine einfache Strecke bauen (ein Kreis ohne viel drum und dran), um die Grand Prix schnell zu gewinnen und höhere Geschwindigkeitsklassen freizuschalten. Das Spiel forderte mich aber regelmäßig dazu auf, die Strecke neu zu bauen. Damit einhergehend muss ich den Kurs mit dem Kart neu abfahren, um ihn der Software beizubringen, damit die digitalen Überblendungen passen. Das bedeutet, ich muss mir ein Intro anschauen, das ich nach dem zweiten Mal schon nicht mehr sehen will. In den niedrigen Speedklassen sind die Karts zudem echt langsam. Die Verbindung zwischen Konsole und Kart funktioniert dafür flüssig und stabil, solange man sich mehr als ein paar wenige Meter vom Kart entfernt. Ebenfalls positiv: Überschüssige Einblendungen lassen sich zugunsten von flüssigem Gameplay und weniger Herzrasen auf Wunsch deaktivieren.
Technik
90
Umfang
75
Gameplay
85
Spezifisch
80
Leserwertung0 Bewertungen
0
Besser
Lange Akkulaufzeit
Viele Möglichkeiten zum Streckendesign
Abschaltbare Einblendungen
Vor allem spaßig im Multiplayer
Schlechter
Cutscenes nerven
Geschwindigkeitsklassen mühsam freischaltbar
Synchronisation oft nicht lange intakt
83
Wertung

Gregor Lorbekhttps://zock-around-the-clock.com/author/gregor/
Meine Gamer-Karriere begann damals auf dem guten alten N64. Irgendwann bin ich dann auf den PC umgestiegen. Mit diesem Blog habe ich es mir ermöglicht, etwas mehr als gedacht aus meinem Hobby zu machen 🙂

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