Als die Mafia-Reihe 2002 ihren Anfang nahm, eröffnete sich mir eine komplett neue Welt. Ich durfte das erste Mal einen Mafiosi in einer damals glaubwürdigen Open-World spielen und zeitgleich eine fesselnde sowie cineastische Erzählung genießen. Mit Mafia: The Old Country möchten die Entwickler, nach dem etwas nicht ganz so geglücktem dritten Teil, zu ihren Wurzeln zurückkehren. Kann das Prequel mit seinem sizilianischen Setting die Fans glücklich machen, oder wird es mit den Fischen schwimmen gehen?
Ein Mann, der keine Zeit mit seiner Familie verbringt, ist kein richtiger Mann
Was haben Mafia 1 und Mafia 2 gemeinsam? Genau. Eine cineastische Geschichte in einer atmosphärischen Welt mit zeitgemäßen Fahrzeugen und einer grandiose Synchronisation. Der dritte Ableger der Reihe setzte seinen Fokus zu sehr auf die Open World und vernachlässigte dabei die Story. Doch das wollen die Entwickler hinter Hangar 13 ändern und zu den Wurzeln zurückkehren. Mafia: The Old Country ist ein Prequel zur gesamten Mafia-Reihe und nimmt uns mit zu den Ursprüngen der organisierten Kriminalität im frühen 20. Jahrhundert auf Sizilien. Die Story kehrt zu den linearen, narrativ getriebenen Wurzeln der ersten beiden Spiele zurück. Wir schlüpfen in die Rolle von Enzo Favara, einem jungen Sizilianer, welcher zu Beginn ein hartes Leben als Leibeigener in den Schwefelminen führt. Die Mine wird von der skrupellosen Spadaro-Verbrecherfamilie geführt und kontrolliert. Enzo gelingt mit einem Freund die Flucht, bei welcher sie von den Spadaros gejagt und letztendlich von Männern der rivalisierenden Torrisi-Familie gerettet werden. Der Don der Torrisi-Familie, welcher einen ruhigen Charakter hat, erkennt in Enzo viele Potenzial. Er nimmt ihn, nach dem bekannten Battesimo (Taufe), in die Familie auf. Selbstverständlich musst Enzo legt einen feierlichen Schwur ablegen, der Treue, Verschwiegenheit und Gehorsam gegenüber der Organisation und ihren Mitgliedern beinhaltet. Dabei wird auch das Bild eines Heiligen verbannt, um die Ernsthaftigkeit des Versprechens zu unterstreichen. So beginnt Enzos Aufstieg in der sizilianischen Cosa Nostra, wo er wichtige Charaktere kennenlernt. Dazu zählen unter anderem Luca (eine Art Mentor), Cesare (Neffe des Dons) und Isabella. Letztere ist die Tochter des Dons, welche zu Enzo eine innige Verbindung spürt und sich daraus eine romantische Beziehung entwickelt. Im Laufe der Geschichte arbietet sich der Protagonist in der Torrisi-Familie hoch und kämpft mit rivalisierenden Familien in der fiktiven Stadt San Celeste um die Macht. Die Story behandelt klassische Themen der sizilianischen Mafia wie Verrat, Rache und unbarmherzige Vendetten. Die Entwickler beleuchten nicht nur Enzos Aufstieg in der Familie, sondern ebenfalls die Ursprünge der Mafia und ihre Bräuche. Selbstverständlich komme es auch zu mehreren Schusswechseln und Messerkämpfen. Zusätzlich zu den passenden Autos der Jahrhundertwende, gibt es zum ersten Mal in einem Mafia-Ableger auch noch Pferde. Mafia: The Old Country versprüht das klassische Mafia-Feeling in einer neuen Kulisse und lässt sich dabei auf keinerlei Experimente ein.

Mafia: The Old Country kehrt zu seinen Wurzeln zurück
Ah Sizilien. Schroffe Küsten treffen auf das tiefblaue glitzernde Meer, die Meeresbrise im Gesicht und im Landesinneren dominieren sanfte Hügel, goldene Weizenfelder sowie antike Überbleibsel aus der Vergangenheit. Die lebendigen Farben der Natur, von den leuchtenden Zitronenhainen bis zum dramatischen Rot der Sonnenuntergänge, machen die Insel zu einem visuellen Hingucker. Dazu kommt der unvergessliche Duft von Meer, Jasmin und blühenden Zitrusbäumen. So viel schönes hat seinen Ursprung aus Sizilien, genauso wie die sizilianische Mafia. Genauer gesagt die Cosa Nostra. Schätzungen zufolge entstand sie im 19. Jahrhundert aus den Strukturen der Gabellotti, den korrupten Gutsverwaltern. Diese sollten die Ländereien der Adeligen vor aufständischen Bauern und Räubern schützen. Mit der Zeit entwickelten sich diese lokalen Banden zu einer kriminellen Organisation mit einer strengen Hierarchie. Heutzutage steht der Begriff Mafia für jegliche Art der kriminellen Organisation. Mafia: The Old Country ist, wie seine. Vorgänger auch, ein Action-Adventure-Spiel, welches die Ursprünge der organisierten Kriminalität im Sizilien der 1900er Jahre thematisiert.
Das Studio hinter dem vierten Ableger der Mafia-Reihe, Hangar 13, fängt die Atmosphäre der sizilianischen Landschaft perfekt ein. Trotz der überwältigenden Schönheit lauern überall Verrat und Gewalt, da sich rivalisierende Familien um die Vorherrschaft bekämpfen. Das Gameplay ist, wie gewohnt, eine Mischung aus Deckungsshooter, Schleichen und Nahkämpfen. Fans der vorherigen Titel fühlen sich schnell wie Zuhause. Wie schon oben erwähnt übernehmen wir die Rolle von Enzo Favara, einem sizilianischen Minenarbeiter, welcher sich in der brutalen Unterwelt Siziliens hocharbeitet. Die Story hat zum Glück wieder zur alten Stärke gefunden und wird cineastisch gekonnt erzählt. Neben klassischen Automobilen der damaligen Zeit spielen Pferde eine wichtige Rolle als Transportmittel. Da Fahrzeuge erst im kommen waren, werden Pferde dem Setting des frühen 20. Jahrhunderts gerecht und bieten eine willkommene Abwechslung. Die Kämpfe können entweder aus der Ferne mit historischen Pistolen, Gewehren und Schrotflinten oder im Nahkampf mit Messern geführt werden. Die Messer sind in drei Klassen mit begrenzter Haltbarkeit unterteilt. Diese können für Stealth-Kills oder für die in Szene gesetzten sizilianischen Messerkämpfe genutzt werden. Bei letzterem muss ich abwechselnd den Angriffen des Feindes ausweichen, Parieren und Gegenangriffe ausführen. Trotz des starken Fokus auf die Geschichte, gibt es die Möglichkeit die Umgebung nach Lust und Laune zu erkunden. Trotz des schönen Leveldesigns merkt man sehr schnell, dass alles nur Kulisse ist und es recht unbelebt ist. Ich persönlich hatte nie das Bedürfnis die Gegend erkunden zu müssen, da ich die Landschaft nur als Kulisse sehe. Es gibt ein simples aber nachvollziehbares Progressionssystem, bei welchem ich die In-Game-Währung Dinari ausschließlich durch das Spielen verdienen kann. Dadurch kann ich mir neue Messer, Waffen, Kleidung oder Autos freischalten. Die Dinari finde ich in Tresoren, herumliegenden Geldkassetten oder erledigten Gegnern. Zusätzliche Sammelobjekte wie heilige Karten und Zeitungen sind ebenfalls vorhanden. Sollte euch dir normale Stufe zu leicht erscheinen, könnt ihr auf den schweren Schwierigkeitsgrad umschalten, bei welchem ihr weniger Schaden austeilt. Möchtet ihr hingegen nur die Geschichte genießen, ist die Stufe leicht eher was für euch.
Mafia: The Old Country wurde mit der Unreal Engine 5 entwickelt, was uns eine stimmungsvolle und detailreiche Grafik auf den Bildschirm zaubert. Leider sind die Videosequenzen nur auf 30 FPS gelockt. Dies stört ein wenig, sobald der Wechsel von flüssigen ~80 FPS auf gelockten 30 FPS stattfindet. Um die Authentizität zu unterstreichen, bietet Mafia 4 eine vollständig lokalisierte Synchronisation in sizilianischem Dialekt an. Ich habe dennoch nur Deutsch als Sprachausgabe ausgewählt, da ich das Lesen der Untertitel in einem storylastigem Spiel als störend erachte. Ein besonderes Feature ist der Rosenkranz, welcher, je nach Amulett und Perle, kleinere Spielvorteile bieten kann. Sofern man diese Buffs einstellt. Der Soundtrack ist gelungen und untermalt die düstere Atmosphäre des Spiels. Wie bei der „Mafia“-Reihe üblich, spielt die Musik eine zentrale Rolle und ist ein essentieller Bestandteil bei der cineastischen Erzählung. Im Großen und Ganzen läuft das Mafia ohne gröbere Bugs. Gelegentliche Wegfindungsprobleme oder Clippingfehler kann ich gut verkraften. Die Entwickler haben eine spannende Story auf die Beine gestellt, welche sich mit der Zeit aufbaut und gegen Ende einer tragischen Oper gleicht. Spielerisch bleibt Hangar 13 beim altbewährten und traut sich leider nichts neues zu implementieren. Vielleicht ist das aber auch gut so.
Quelle: 2K Games Quelle: 2K Games Quelle: 2K Games