Möchtet ihr euch keinen teueren Gaming-PC beziehungsweise -Laptop anschaffen und wollt dennoch in den Genuss von Videospielen kommen? Auch Konsolen wie Xbox oder PlayStation kommen nicht in Frage, da ihr auch noch Arbeiten erledigen wollt? Dann ist eventuell der aus Frankreich stammende Cloud-Dienst Shadow PC eine überlegenswerte Alternative. Ich durfte dankenswerterweise diesen Rechnerersatz ausprobieren und kann euch in diesem Artikel meine Erfahrung mitteilen. Konnte mich Shadow PC überzeugen, gibt es Verbesserungspotential und für wen eignet sich dieser Dienst am meisten?
Was ist Shadow PC?
Der Cloud-Dienst Shadow PC ist eigentlich schnell erklärt und nicht schwer zu verstehen. Shadow verwandelt jedes Gerät wie zum Beispiel Laptop, Desktop-PC, Mac, Android Smartphone, iPhone oder iPad in einen leistungsstarken Gaming-PC. Es wird lediglich eine gute und stabile Internetverbindung benötigt. Man muss sich ein Konto erstellen, ein passendes Paket buchen, ein paar Minuten warten, die App starten, sich anmelden und schon kann es losgehen. Bild und Ton werden vom Rechenzentrum direkt auf unser Gerät gestreamt. Und was können wir mit dem Cloud-Rechner anstellen? Alles was wir mit einem stationären Rechner auch machen würden. Wir können Office-Programme nutzen, unserer Kreativität im Design freien Lauf lassen, Fotos bearbeiten, Videos schneiden und selbstverständlich Games spielen. Die jeweilige Software wird herunterladen und installiert. Mehr braucht es nicht. Im Grunde genommen ist diese Dienstleistung ein logischer Schritt in der Entwicklung der Computer. Immer mehr Dinge wandern in die Cloud und fast alles wird gestreamt. Einst sammelte man noch CDs, DVDs sowie Blu-rays im Regal, oder speicherte MP3s und Filmdateien auf der Festplatte. Nun kann man gegen ein monatliches Entgelt auf das Angebot von Anbietern wie Spotify, Netflix, Disney+, Amazon Prime und Co zugreifen. Selbst unser Lieblingsmedium, die Videospiele, folgen diesem Trend (siehe GeForce Now, Xbox etc.). Doch kann ein PC in der Cloud überzeugen?
Diese Pakete stehen euch zur Auswahl
Keine Wartung, kein Lärm und ordentliche Performance? Das verspricht uns Shadow mit seinem Angebot für Privatkunden. Ab 30 Euro pro Monat erhält man Zugriff auf einen vollwertigen Desktopersatz, der in einem Rechenzentrum des Anbieters läuft. Das tolle daran ist, dass man von fast allen Geräten wie PCs, Laptops, Smartphone, Tablet und auch SmartTVs und sogar der Oculus-Quest-VR-Brillen, auf diesen Dienst zugreifen kann. Zwischen zwei Gaming-Paketen können wir wählen:
Shadow Gaming Boost:
– GPU P5000 vergleichbar mit Nvidia GTX 1080
– Intel Xeon CPU (bis zu 3,1 GHz) mit 8 vCores
– 12 GB RAM Arbeitsspeicher
– 512 GB SSD Festplatte
– Windows 10 Home
– bis zu 1 GB/s Download-Verbindung
– Preis pro Monat: 29,99€ (im ersten Monat für 19,99€)
Shadow Gaming Power:
– GPU A4500 vergleichbar mit Nvidia RTX 3070
– AMD Epyc 7543P CPU (bis zu 3,7 GHz) mit 8 vCores
– 28 GB RAM Arbeitsspeicher
– 512 GB SSD Festplatte
– Windows 10 Home (Upgrade auf Windows 11 möglich)
– bis zu 1 GB/s Download-Verbindung
– Preis pro Monat: 49,98€ (im ersten Monat für 34,99€)
Das sagen die Benchmarks?
Neben den klassischen Praxistests in Videospielen ist es ebenfalls wichtig Benchmarks durchzuführen, da uns diese mehr über die Leistung unseres Systems verraten. Deshalb habe ich die Hardware des Shadow PC Power im PCMark 10, Cinebench und 3DMark antreten lassen. Mit PCMark bieten die finnischen Entwickler seit Jahren eine der umfangreichsten Benchmarking-Suiten für PC-Systeme an. In den drei großen Einzeltest-Sparten Home, Creative und Work schicken wir unser System durch spezielle Test-Einstellungen. Dazu gehort das Surfen im Internet, Schreiben am Computer, Computerspiele, Video-Chatting, Fotobearbeitung und die Medien-Konvertierung. Ich habe den Benchmark drei Mal durchgefuhrt und einen Durchschnittswert errechnet. Die Ergebnisse sind wie folgt:
– 5716 Punkte und besser als 61% aller Resultate
– 5967 Punkte und besser als 64% aller Resultate
– 5994 Punkte und besser als 66% aller Resultate
Weiter geht es mit dem Cinebench, einem Tool zum Testen der Leistungsfähigkeit von Computersystemen. Die Software spiegelt die Fortschritte in der CPU- und Rendering-Technologie während der letzten Jahre wider und misst noch präziser, wie Cinema 4D die Vorteile mehrerer CPU-Kerne und moderner Prozessorfunktionen nutzt. Die CPU wurde einem Single- und Multi-Core-Test unterzogen, woraus sich die MP Ratio ergibt.
– Single-Core-Ergebnis: mit 71 Punkte auf Platz 6:
– Intel Core i9-9880H CPU mit 4C/8T @ 2,8 GHz (Platz 7)
– 12th Gen Intel Core i7-1280P mit 14C/20T @ 2 GHz (Platz 5)
– Multi-Core-Ergebnis: mit 336 Punkte auf Platz 10 hinter:
– 12th Gen Intel Code i7-1280P (Platz 9)
– Apple M1 (Platz 8)
– GPU Ergebnis mit 13026 Punkte auf Platz 1 vor:
– AMD Radeon PRO W6800 mit 9643 Punkte (Platz 2)
– NVIDIA GeForce GTX 2070 Super mit 6306 Punkte (Platz 3)
– Daraus ergibt sich eine MP Ratio von 4,72 auf 9. Platz:
– hinter 12th Gen Intel Core i7-1280P 14C/20T @ 2 GHz (Platz 8)
– vor Apple M1 8C @ 2,5 GHz (Platz 10)
Zum Schluss stand nur noch der Time Spy Benchmark an. Das ist ein DirectX 12 Test für PCs und Laptops, welcher die Leistungsgewinne neuer API’s voll ausschöpft. Mit der inkludierten reinen DirectX 12 Engine ist Time Spy ein idealer Test für das Benchmarking moderner Grafikkarten. Auch beim 3DMark habe ich den Test, wie beim PCMark 10 auch schon, insgesamt drei Mal durchgeführt.
– Total 10221, Grafik-Punkte 13077, CPU-Punkte 4568
– Total 10229, Grafik-Punkte 13082, CPU-Punkte 4576
– Total 10232, Grafik-Punkte 13091, CPU-Punkte 4582
Der Durchschnitt aller getesteten Systeme im Time Spy liegt bei 9986 Punkte und die Bestmarke bei 10866 Punkte. Unterm Strich sind die Benchmark-Ergebnisse aller durchgeführten Tests des Shadow PC zufriedenstellend. Bei allen Ergebnissen darf man nicht vergessen, dass es sich bei allen verbauten Teilen um eine Server-Hardware sowie Architektur handelt. Die Ergebnisse sollte man nicht mit normaler Hardware gleichsetzen.
Wie schlägt sich Shadow in der Praxis?
Als ich von Shadow PC einen Account zum Testen zur Verfügung gestellt bekommen habe, war ich sehr auf die versprochene Gaming Power-Variante gespannt. Das Datenblatt war trotz der Serverkomponenten ganz ordentlich und die Benchmarks durchaus solide. Obwohl der PC nur in der Cloud existiert, habe ich diesen wie einen normalen stationieren Rechner benutzt. Selbst dieser Artikel wurde in der Cloud geschrieben und veröffentlicht. Dabei stellte sich mir nur eine Frage- kann ein Cloud-PC einen richtigen Gaming-Rechner ersetzen? Getestet habe ich den Dienst auf meinem MacBook Air aus dem Jahre 2020, welcher per HDMI an einen externen Bildschirm angeschlossen ist und mit Maus und Tastatur bedient wird. Das Testsystem stand und ich machte mich an die Arbeit und installierte die erforderlichen Spiele sowie Programme. Das tolle an Shadow ist, dass uns eine 1 Gb Bandbreite für den Download zur Verfügung gestellt wird. Selbst wenn unsere Internetleitung nicht die schnellste ist, können wir alle Daten in kürzester Zeit herunterladen und installieren. Kennt ihr noch das legendäre Spiel Crysis vom Publisher Crytek aus dem Jahre 2008? Dieser Shooter zwang damals selbst die beste Hardware in die Knie. Aus diesem Grund fällt in Zusammenhang mit besonders Hardware-hungrigen Spielen immer wieder der Spruch „Can it run Crysis?“ Selbstverständlich läuft der Shooter ohne Probleme, mit hohen Einstellungen und einer hohen Bildwiederholrate. Auch bei weiteren beliebten Spielen wie League of Legends, Minecraft, Valorant, Fortnite, Rocket League oder World of Warcraft, hatte der Cloud-PC keine Schwierigkeiten. Es war an der Zeit härtere Geschütze auszufahren und die Grenzen des Systems auszuloten. Deshalb habe ich mich in der weiteren Testphase für folgende Spiele entschieden- Forza Horizon 5, Cyberpunk 2077, den Flight Simulator und Escape From Tarkov. Selbst bei solchen Kalibern hatte ich bei Shadow kaum Probleme. Eine Bildwiederholrate von 60 Hz waren bei der Gaming Power-Variante eigentlich immer möglich, sofern man ein wenig an den richtigen Stellschrauben in den Einstellungen dreht. Da auf der Internetseite von Shadow auch mit Escape From Tarkov geworben wird, freute es mich umso mehr, dass das Spiel richtig gut funktioniert. Da der Hardcore-Extraction-Shooter sehr an der CPU zehrt, gab es trotz guter Einstellungen immer wieder einige FPS-Einbrüche (vor allem in der Map Streets of Tarkov). Zu Beginn meiner Testphase hatte ich mit Mikrorucklern zu kämpfen, obwohl ich eine schnell und stabile 250 Mbit Leitung besitze. Das Problem lag nicht an der Geschwindigkeit sondern an der 2,4 GHz Frequenz. Sobald ich mein WLAN von 2,4 GHz auf 5 GHz umgestellt habe, gehörten diese nervigen Ruckler der Vergangenheit an. Wer auf Nummer sicher gehen will, der benutzt einfach ein Ethernet-Kabel. Selbstverständlich konnte ich auch Social Media und Office ganz normal benutzen, sowie Filme/ Musik genießen. Das einspielen von Daten mittels Datenträgern ist nun auch kein Problem mehr. Die USB-Weiterleitung ermöglicht es uns, ein angeschlossenes USB-Gerät über den Computer an Shadow weiterzuleiten. Die genaue Anleitung findet man auf der offiziellen Homepage von Shadow. Vielen wird eventuell der Preis von 30€ beziehungsweise 50€ ein Dorn im Auge sein. Betrachtet man jedoch die gesamte Struktur welche hinter Shadow steckt, dann finde ich diese Summe gerechtfertigt. Schließlich müssen die Serverfarmen, die Mitarbeiter, die Instandhaltung und Weiterentwicklung gezahlt werden. Einen Gewinn möchte jede Firma auch erwirtschaften und wir haben zudem keine höhere Stromkosten durch leistungsstarke Hardware. Das größte Potenzial bei Shadow PC sehe ich in seiner Flexibilität. Ich muss nicht zwingend 1000€ und mehr für einen Gaming PC ausgeben und komme dennoch in den Genuss von tollen Spielen. Sofern das WLAN und die Frequenz passen, funktioniert unser Hobby sogar auf Reisen.