Wer sich von Sunset Overdrive ein ernstes Action Game mit vielen Story Elementen erwartet, sollte am besten gleich hier aufhören zu lesen. Wer auf der Suche nach einem actiongeladenen arcade Game mit vielen selbstironischen Bemerkungen und flottem Gameplay ist, der darf weiterlesen.
Overcharge Delirium XT ist der Anfang vom Ende der Menschheit. Irgendwie war es ja naheliegend, dass früher oder später ein Energy Drink auf den Markt kommt, der die Menschen derart aufputscht, dass sie sich in blutrünstige Zombies verwandeln und alles angreifen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Ganz so hatte es sich das Unternehmen FizzCo wohl nicht vorgestellt. Vielleicht hätten sie etwas mehr Budget in Gesundheitskontrollen stecken sollen.
Namenloser Held
Nichtsdestotrotz ist unser Held – oder unsere Heldin (man kann auch während dem Spiel frei ein Geschlecht des Protagonisten aussuchen) unfreiwillig Zeuge der Geburtsstunde des ersten Energy Zombies. Er arbeitet auf der Release Show als Putzkraft und muss mit ansehen wie sich ein Gast nach dem anderen unter stechenden Schmerzen in Zombies verwandelt. Mit aller Kraft schafft er es noch in einen Zug aufzuspringen und zu flüchten.
Den Charakter kann man übrigens zusätzlich vom Geschlecht noch weiter zu seinen eigenen Vorlieben gestalten. Im Editor lassen sich vom Gangster bis zum hawaianischen Beachboy sehr viele Freiheiten erkennen. Vor allem findet man im Laufe des Spiels immer wieder Gegenstände um das eigenen Aussehen noch weiter aufzubessern.
Hartnäckige Zombies
Die Untoten in Sunset Overdrive sind hartnäckiger als in manch anderen Spielen wie etwa Destiny und Co. Einfach hinter die Deckung zu flüchten und in deren Schutz aus allen Rohren sämtliche Magazine leer zu feuern ist nicht der Weg zum Ziel. Viel mehr will das Spiel dass wir diverse Gländerkanten, Gebüsche und sogar Autos zu Hilfe nehmen und durch die Luft springen, sliden und grinden. Das macht sehr viel Laune – vor allem, da die Spielwelt als unterhaltsamer Abenteuerspielplatz gerade dazu einlädt herumzuhüpfen – ist aber vor allem zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig.
Spielwelt lädt zum Grinden ein
Die Welt lädt zum Grinden ein und das ist auch wichtig, will man Zeit-Herausforderungen bestehen, oder einfach nur schnell genug vor einer Horde Zombies flüchten. Das richtige Timing ist dabei sehr entscheidend. Während einem Slide auch noch zu schießen ist zu Beginn wirklich schwer. Zum Glück hilft uns das Spiel mit automatischer Zielgenauigkeit, so muss man nur ungefähr in die Richtung der Gegner zielen, den Rest erledigt die Xbox.
In der bereits erwähnten, zum Spielen einladenden Spielwelt, laufen nicht nur Zombies und unser namenloser Held herum. Es gibt noch weitere Überlebende, die gemeinsam mit uns gegen die Energy Monster in den Kampf ziehen. Außerdem gibt es feindliche Banden, so genannte Scabs und die von FizzCo selbst ausgesendeten Kampfroboter, die die Seuche eindämmen sollen, in dem sie alles und jeden über den Jordan schicken möchten.
TNT Teddy und Schallplattenkanone
Apropos Mündung, man selbst hat eine ganze Palette an kreativen und abstrusen Waffen zur Auswahl. Besonders einfallsreich ein Schallplattenwerfer und ein TNT-Teddy, der soviel Wumms hat, dass er sich schnell zu meiner Lieblingswaffe etabliert. Die Waffen können zusätzlich noch mit Extras aufpoliert werden. Zeigt man besondere Akrobatik und schafft lange Angriffskombos steigt der Style-Level, wodurch kurzzeitige Extras freigeschalten werden. Die Amps sind weitere Verstärker, die gecraftet und an die Waffe geschraubt werden können.
Mangelhaftes Balancing
Bevor wir zum technischen Teil übergehen müssen wir noch einen kleinen Knackpunkt am Gameplay erwähnen. Ein gelungenes Balancing zählt bekanntlich zu den schwersten Dingen eines guten Videospiels. Viele Tests und vor allem einiges an Zeit und Geld ist notwendig, um ein Spiel stimmig zu balancen. Leider hat das bei Sundet Overdrive nur mäßig geklappt. Vor allem der TNT Teddy ist viel zu stark geworden. Richtig herausfordernd sind hingegen die Bosskämpfe. Egal ob gegen gigantische FizzCo Kampfroboter, einem zum Drachen mutierten Zombie Samurai oder gar einem Robo-Zeppelin, die Kämpfe sind abwechslungsreich und tatsächlich sehr fordernd.
Technisches Mittelmaß
Technisch erinnert das Spiel ganz leicht an Borderlands und ist damit grafisch nicht ganz oben anzusiedeln. Dennoch sieht das Spiel durchaus gut aus, vor allem mit der richtigen Beleuchtung kommen schöne Momente zustande. Die Effekte der Waffen sind sehr farbenfroh und futuristisch dargestellt. Die Physikengine von Sunset Overdrive ist nicht gerade als realistisch zu bezeichnen. Das merkt man vor allem, wenn man sich von Autos, Büschen und anderen Objekten abstoßen und mehrere Meter in die Luft katapultieren lassen kann. Die 30fps des Spiels laufen durchgehend stabil und sorgen für ein über weite Strecken ruckelfreies Gameplay. Etwas negativ ins Auge stechen die harten und unschönen Kanten mancher Objekte und das stellenweise späte Laden der Texturen.
Fazit:
[rating itemreviewed=“Sunset Overdrive“ rating=“8″ reviewer=“Gregor Lorbek“ dtreviewed=“05.11.2014″ best=“10″ worst=“0″]
Sunset Overdrive ist eine Art action-arcade-survival-Shooter. Der selbstironische Humor beweist, dass man das Spiel nicht allzu ernst nehmen sollte – schließlich nimmt es sich nicht mal selbst richtig ernst. Die Story ist oberflächlich und nebensächlich. Ein Energy Drink löst eine Zombie Apokalypse aus und wir müssen mit allen erdenklichen Waffen gehen Zombies, feindliche Überlebende und übermächtige Roboter in die Schlacht ziehen. Das Leveldesign gestaltet sich dabei sehr gut. Der Schwerpunkt des Gameplays liegt auf schnellen Bewegungen, hohen Sprüngen und langen Slides entlang schmaler Häuserkanten und Geländerstützen. Dementsprechend viele Elemente gibt es auch in der Umgebung, die dazu einladen mehr in der Luft als am Boden zu kämpfen. Das macht, anfängliche Steuerungsschwierigkeiten erstmal überwunden, sehr viel Laune und die automatische Zielhilfe ist bei der hohen Spielgeschwindigkeit Gold wert. Waffenaufsätze und Boosts als Belohnung für besondere Kombos bilden den Suchtfaktor und mit den aberwitzigen Waffen wird es selten fad. Die Weltkarte ist nicht zu groß und nicht zu klein. So kann man per Schnellreise von A nach B kommen, oder man versucht sich zu Fuß und hat dabei noch die Möglichkeit ein paar der unzähligen versteckten Extras zu finden.
Alles in allem macht Sunset Overdrive mit Sicherheit jedem Zombiefan viel Spaß. Wer ein ernstes Spiel erwartet hat, ist auf dem Holzweg. Jeder der den nötigen Humor mitbringt kann mit SO viele Stunden Unterhaltung erleben. [/rating]