Super Mario Maker ist ein Level-Editor und mit diesem Titel will Nintendo das 30-jährige Jubiläum der Super Mario Bros.-Serie feiern. Auf der E3 2014 wurde das Spiel zunächst unter dem Arbeitstitel „Mario Maker“ vorgestellt und auf der E3 2015 in „Super Mario Maker“ umbenannt. Wir werden selbstverständlich nichts Spoilern, um euch nicht die Freude beim entdecken neuer Möglichkeiten oder Wege zu nehmen. Somit könnt ihr dieses Review ohne Gefahr lesen. Letztendlich erfahrt ihr in diesem Bericht, ob sich „Super Mario Maker“ für euch lohnt und ihr das Jubiläum von Mario mit anderen Fans mitfeiern könnt.
Der Spieler hat in Super Mario Maker die Möglichkeit, nahezu alle typischen Elemente der bekanntesten 2D-Jump & Run-Spiele von Super Mario zu verwenden und eigene Level zu kreieren. Der Editor von Nintendo bietet euch nahezu unbegrenzte Möglichkeiten und die einzige Grenze hierbei ist eure Fantasie. Ihr könnt Sachen verwenden, die in den bisherigen 2D-Jump & Runs so nicht verwendet wurden. So kann man beispielsweise Gegner unter Wasser platzieren, die dort normalerweise nicht vorkommen, oder Gegner zu Türmen aufeinander stapeln. Aber immer langsam mit den jungen Pferden. Bevor wir uns weiter mit dem Spiel befassen, gehen wir doch an den Anfang zurück und betrachten die Geburtsstunde von Mario.
Die Geburtsstunde eines Stars
Um verstehen zu können, warum Mario so wichtig für Nintendo ist, müssen wir einen näheren Blick auf die Geschichte werfen. Super Mario ist die populärste Videospiel-Figur der Firma Nintendo und deren Maskottchen. Ende der siebziger Jahre veröffentlichte Nintendo in Japan einen Shooter namens „Radar Scope“, welcher von dem damaligen beliebten Spiel „Space Invaders“ inspiriert wurde. In Japan erfreute sich das neue Spiel großer Beliebtheit und natürlich wollte die damals noch junge amerikanische Niederlassung des Unternehmens, ebenfalls einen Stück vom Kuchen abhaben. Es wurde ein großes Kontingent an Radar Scope-Automaten beim Mutterhaus bestellt. Aufgrund einiger Lieferprobleme verzögerte sich alles um einige Monate und als es endlich soweit war, wurde nur eine geringe Anzahl des Produktes von den Automatenaufstellern abgenommen. Der Grund für dieses Desaster war, dass die Abnehmer von diesem Spiel wenig bis kaum begeistert waren. Nintendo stand eine finanzielle Katastrophe bevor und um diese abzuwenden, benötigte man ein Spiel, welches in den herumstehenden Automatengehäusen eingebaut werden konnte. Nintendo Präsident Hiroshi Yamauchi reagiert sofort. Er beauftragte Gunpen Yokoi und seinen damaligen Schützling Shigeru Miyamoto, ein Spiel nach seinen Vorstellungen zu entwickeln.
Die Entstehung Marios verdanken wir lediglich zwei Faktoren. Der beschränkten technischen Möglichkeiten der achtziger Jahre und der Kreativität vom damals 27 Jahre alten Shigeru Miyamoto. Dieser wollte einen Charakter erschaffen, welchen er in all seinen Spielen benutzen konnte. Er erschuf Jumpman einen Zimmermann, seine Freundin Pauline und Donkey Kong. Euch sind die ersten beiden Namen nicht bekannt? Das mag wohl daran liegen, dass Mario und Prinzessin Peach noch andere Namen hatten. Der Donkey Kong-Automat gilt nicht nur als Geburtsstunde von Mario und des Jump & Run-Genres, sondern es nimmt auch für sich in Anspruch, das erste Spiel mit einer echten Hintergrundgeschichte zu sein. Die Geschichte ist schnell erklärt. Ein Zimmermann hat einen Affen, welchen er schlecht behandelt und daraufhin entführt dieser seine Freundin. Es wurden 65.000 Einheiten der Donkey Kong-Automaten verkauft und damit begann der weltweite Siegeszug von Mario.
Kreativitätsexplosion
30 Jahre und dutzende exklusive Mario-Titel später, feiert unser beliebter Charakter nun sein Jubiläum. Für so ein besonderes Ereignis, hat sich Nintendo für uns etwas spezielles einfallen lassen – einen ultimativen Mario-Editor. Die Aufteilung des Hauptmenüs ist in zwei zentrale Komponenten unterteilt. Unter „Spielen“ könnt ihr vorgegebene Level der Entwickler und nutzergenerierte Inhalte spielen. Klickt ihr auf den Button „Bauen„, dann gelangt ihr ohne irgendwelche Umwege in den leistungsstarken Editor-Modus. Anfangs fragte ich mich selber, ob das wirklich alles ist? Da muss es doch mehr vorhanden sein, denn schließlich zahlt man am Erscheinungstag fast 60 Euro. Zu jedem Spiel legt Nintendo, zur Freude aller Fans, ein sehr schönes Artbook gratis dazu. Lasst euch nicht von den beiden Kategorien im Hauptmenü täuschen, denn diese sind weitaus umfangreicher als man denkt.
In den bisher gezeigten Trailern von Nintendo zu „Super Mario Maker“ sieht es so einfach aus, neue und kreative Levels zu erschaffen. Hier ein paar Röhren, dort einen etwas größeren Abgrund, mehrere Plattformen zum draufspringen, ein paar patrouillierende Koopas sowie Gumbas über die Ebenen verteilt und schon ist man fertig. So einfach ist es wirklich nicht. Die Bedienung des Editors könnte kaum einfacher mit dem Wii U-Pad sein und dennoch ist es einschüchternd, wenn man zum ersten Mal vor einem leeren Level steht. Was mache ich mit all dem Platz?
Nun seid ihr und eure Fantasie gefragt. Anfangs könnt ihr nicht alle Gegenstände, Gegner und Grafiksets verwenden, da immer nur ein Teil des Inventars pro Tag (insgesamt neun Tage) freigeschaltet wird. Um so schnell wie möglich an alle Objekte zu kommen, solltet ihr also die ersten neun Tage täglich das Spiel starten und ein Level bauen. Bekommt ihr neue Gegenstände, zeigt euch ein Tutorial wie man diese einsetzt. Nun ein kleiner Ratschlag meinerseits an euch, um das meiste aus dem Editor zu holen. Brecht die bisherigen Regeln der Entwickler und probiert neue Wege aus, um Mario ans Ziel zu bringen. Beispielsweise könnt ihr die Community und eure Freunde überraschen, indem ihr statt einen Power-Up, einen Gegner in den ?-Block platziert. Oder stellt mehrere Gumbas übereinander, gefolgt von einem Riesen-Gumba und versucht anschließend an dieser kleinen Hürde vorbeizukommen. Klappt etwas nicht wie ihr es euch vorstellt, dann zurück in den Baumodus und überarbeitet diesen Fehler bis die Stelle funktioniert. Auf Knopfdruck und ohne Ladezeit lässt sich die letzte Bauentscheidung rückgängig machen. Alternativ nehmt den Radiergummi und entfernt jene Dinge, die nicht in euer Level-Konzept passen. Die Amiibo-Figuren von Nintendo finden ebenfalls eine Daseinsberechtigung im Super Mario Maker. Platziert man beispielsweise die Amiibo-Figur von Link auf dem Wii U-Gamepad, dann erscheint im Editor das Kostüm des Helden aus Hyrule. Zieht nun diesen Gegenstand in einen ?-Block und das Ergebnis wird sicherlich die Herzen aller Zelda-Fans höher schlagen lassen. Mario kann das Kostüm im Spiel aufnehmen und als Link weiter durch das Level hüpfen. Experimentieren ist im Editor ausdrücklich erwünscht, denn nur so ist euch ein wiederkehrender WOW-Effekt garantiert.
Im Editor kann man jederzeit zwischen vier Mario-Generationen (Grafiksets) wechseln, vorausgesetzt ihr habt diese schon bekommen, um eure Kreationen in unterschiedlichen Stilen zu erschaffen. Natürlich darf die pixelige 8-Bit-Optik des ersten Super Mario Bros., welches 1985 für das Nintendo Entertainment System erschien, nicht fehlen. Schwört ihr auf die NES-Grafik, wollt aber noch mehr Animationen dazu haben, dann ist das Grafikset aus Super Mario Bros. 3 (erschien 1988 für NES) genau das richtige für euch. Sollen es dann doch ein paar Farben mehr sein, dann ist Super Mario World (erschien 1990 für SNES) mit 16-Bit-Farben die beste Wahl. Zuletzt gibt es für die jüngere Generation von Spielern das HD-Grafikset aus New Super Mario Bros. U (erschien 2012 für die Wii U). Die Auswahl die ihr trefft verändert nicht nur den Grafikstil, sondern ebenfalls die damit verbundene Spielmechanik. So kann man zum Beispiel nur im letzten Stil Wandsprünge und Stampfattacken ausführen, während es in Super Mario Bros. 3 die Geschwindigkeitsanzeige gibt und in Super Mario World die Feder, welche Mario in Cape-Mario verwandelt. Wollt ihr während dem bauen im Editor das Grafikset im Nachhinein ändern, dann ist das kein Problem. Wählt das entsprechende Set aus und das gesamte Level verändert den Stil. Eure bisherige erstellte Kreation bleibt erhalten und ihr müsst nicht erneut beginnen.
Lang lebe die Community
Natürlich wäre „Super Mario Maker“ wenig reizvoll, wenn ihr eure kreativen Level nicht mit jemanden teilen könntet. Hierbei gilt eine goldene Regel. Um sicherzustellen, dass die Level auch funktionieren, bevor ihr diese per Share-Button mit der Online-Community teilt, müsst ihr als Erbauer eure Kreationen zumindest einmal selber durchspielen. Auf diese Weise wird seitens Nintendo garantiert, dass unmögliche Level und unnötiger Frust verhindert wird. Zu Beginn kann man nur zehn seiner Level hochladen. Erst wenn ihr genügend gute Bewertungen von anderen Spielern erhaltet, könnt ihr zusätzliche Level teilen. Mit diesem Bewertungssystem wird schnell die austauschbare Spreu vom kreativen Weizen getrennt. Die Spielbalance ist damit noch nicht gewährleistet. Hierfür gibt es den sogenannten Bildschirm-Tod-Indikator, welcher euch anzeigt, wo im Level andere Spieler in den Tod gestürzt sind. Durch dieses Feedback kann man ganz leicht die Schwachstellen erkennen und gegebenenfalls verbessern. Nintendo kann selbstverständlich nicht alle Level selber kontrollieren, deshalb können fragwürdige Inhalte von anderen Spielern gemeldet werden. Mit der Kommentarfunktion dürfen Spieler Textkästchen im Spiel platzieren, die auf Probleme hinweisen, Tipps geben, oder einfach nur falsche Hinweise enthalten (dies sorgt für Verwirrung wie z.B. in der Dark Souls-Reihe). Am Ende eines jeden Levels könnt ihr ein Problem melden, oder einen Stern für die Kreativität vergeben. Letzteres benötigt ihr, um noch mehr Level hochladen zu können.
Habt ihr keine besonderen Ideen für euer erstes Level? Kein Problem. In solch einer Situation helfen euch die erstellten Level der Community. Im Modus „Spielen“ könnt ihr zwischen 10-Mario-Herausforderung (bewältigt mit 10 Marios insgesamt acht Level) und Level aus aller Welt wählen. Beim letzteren könnt ihr entweder 100-Mario-Herausforderungen spielen, Level gezielt aus der Community auswählen, oder einen Baumeister (z.B. Kreationen eurer Freunde finden) gezielt suchen. Sowohl bei den 10-Mario-Herausforderungen, als auch bei den 100-Mario-Herausforderungen müsst ihr acht Level durchspielen (es ändert sich nur die Anzahl der Leben), wobei diese bei jedem neuen Versuch anders sind. Vielleicht findet ihr hier einige Anregungen für eure ersten Level? Für Abwechslung ist seitens der Community definitiv gesorgt. Das einzige was uns leider fehlte, war ein COOP-Modus. Schade das wir nicht gemeinsam mit unseren Freunden die selbst erstellten Level bestreiten können. Vielleicht wird dies Nintendo mit einem zukünftigen Update nachreichen. Wünschen würde ich es mir auf jeden Fall und mit dieser Meinung bin ich sicher nicht der einzige unter den Mario-Fans.
Fazit:
[rating itemreviewed=“Super Mario Maker“ rating=“92″ reviewer=“Philipp Ondracek“ dtreviewed=“02.09.2015″ best=“100″ worst=“0″]
Nintendo bietet euch mit Super Mario Maker die Möglichkeit, in spielerischer Art und Weise einmal hinter die Kulissen der Entwickler zu schauen. Es fühlt sich für mich, als großer Mario-Fan, wie ein wahr gewordener Kindheitstraum an. Ich wünschte mir schon so lange, eigene Level in der Mario-Welt zu erschaffen und jetzt habe ich zudem noch die Chance diese mit der Community zu teilen. Ich freute mich jedes Mal wie ein kleines Kind, als eine meiner neuen Kreationen fertig und bereit zum Upload war. Alles funktioniert großartig in diesem Spiel. Die Bedienung ist kinderleicht und sofort verstanden. Die Grafiksets mit den verschiedenen Mechaniken sorgen für viel Abwechslung und Nostalgiegefühle. Durch das Experimentieren und brechen der bekannten Regeln, sind viele WOW-Effekte garantiert. Neben der theoretisch unendlichen Flut an Mario-Erlebnissen, überzeugt die Integration der Amiibo-Figuren. Dies wird sicherlich die Verkäufe der Figuren und der Wii U weiteren Auftrieb geben. Bleibt abzuwarten, ob die Japaner in den Folgemonaten ausreichend Produktpflege betreiben und kontinuierlich weitere neue Funktionen in das Spiel integrieren werden. Ich persönlich würde mir noch eine Umsetzung für den 3DS wünschen, indem man zumindest die Level der Community unterwegs spielen kann. Für jeden Mario-Fan und kreativen Spieler ist dieser Titel ein klares “must have” des Jahres. Weiter so Nintendo.
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