Technisch und spielerisch macht Watch Dogs quasi alles richtig. Inhaltlich zeigt sich der erste Teile einer neu geborenen Open World Serie etwas oberflächlich und schwach. Dennoch sucht man direkt die Konkurrenz zu GTA V und findet diese auch. Wer im Duell GTA vs. Watch Dogs den Kürzeren zieht wollen wir im folgenden Test klären.
Beginnen wollen wir dabei mit dem Inhalt, der Story. Watch Dogs spielt mit Themen die aktueller und heiß diskutierter nicht sein könnten. Datenschutz, Privatsphäre und die persönliche Sicherheit stehen im Vordergrund. Als zentraler Held betritt Aiden Pearce die Showbühne. Er ist Hacker, ein ziemlich guter sogar. Immerhin kann er allein mit seinem Handy die ganze Stadt hacken., indem er sich Zugriff auf das CtOS – ein Betriebssystem, welches quasi jeden Aspekt der Stadt kontrolliert – verschafft. So kann Aiden Ampeln, Hängebrücken, Verkehrspoller, Videokameras, Bankomaten und natürlich die Handys anderer Bürger hacken.
Zu Beginn des Spiels erfährt man etwas über seine Vergangenheit. Bei einem Angriff ist etwas schief gelaufen, Dinge wurden kompliziert und die Folge daraus war ein Mord an seiner Nichte. Dies löste in ihm neben Selbstzweifel und Weltenhass vor allem eines aus – Rachegefühle. Er will um jeden Preis herausfinden wer für den Tod seiner Nichte verantwortlich ist, riskiert dabei sogar die bis dato gute Beziehung zu seiner Schwester und stürzt sich in eine actiongeladenen Verfolgungsjagd.
Diese, so facettenreich und spannend sie auch sein mag, bleib aber auf weiten Strecken zu oberflächlich. Nicht genug wird das Potential genutzt, welches in den Gegebenheiten schlummert. Privatsphäre und Datenschutz kommen thematisch zu kurz. Das Spiel bezieht zu wenig Stellung, schockiert zu wenig. Man hat den Eindruck als würde man selbst nicht genau wissen, wo man sich positionieren soll. Der nötige Mut zur Provokation, wie man ihn aus GTA kennt, wird vermisst.
Abseits der inhaltlichen Schwächen braucht sich Watch Dogs also nicht vor einem Vergleich mit dem großen Konkurrenten aus dem Hause Rockstar verstecken. Vor allem das Hacken erweitert das Open World Spektrum um eine sehr spannende Komponente. Abseits der üblichen Feinheiten werden dem Spieler neue Möglichkeiten geboten, die so bisher noch nicht möglich waren. Neben der Kampagne bietet die offene Spielwelt viele, viele Möglichkeiten sich die Zeit zu vertreiben. Unzählige kleine Minispiele, Boote, jede Menge Autos und Motorräder laden zu einem kleinen Rennen durch das virtuelle Chicago ein. In Geschäften kann man sich neue Waffen oder stilgerechtere Kleidung kaufen. In Assassin’s Creed ähnlichem Style klettert Aiden gerne Häuser empor und muss, so wie man das aus Assassin’s Creed oder Far Cry kennt, Wachtürme hacken um so ein neues Gebiet inkl. Schnellreisepunkt freizuschalten. Das einzige was fehlt ist der Sprung in den Heuwagen.
So ist es möglich Missionen zu erfüllen, ohne einmal die Location zu betreten. Bei vielen Aufträgen kann man es sich aussuchen, ob man die Gegner auf klassischem Wege mit Waffenkraft aus dem Weg bölzt, oder ob man klug und gewieft seine Fähigkeiten demonstriert. Der moderne Hacker von heute macht sich nämlich nicht mehr seine Hände schmutzig. Er zückt sein Smartphone und hackt sich kurzer Hand in eine Videokamera, von dort aus geht’s über den Datenstrom zur nächsten, woraufhin man das Mobiltelefon einer Wache lahm legt, damit diese keine Verstärkung rufen kann. Die Alarmanlage eines nahestehenden Autos wird aktiviert und heranstürmende Wachen über eine Sprengfalle gelockt. Weiter geht’s über die Datenströme ins Innere des Gebäudes, bis man vor dem eigentlichen Schaltkasten steht, den man per Minispiel austricksen muss, um schließlich sein Ziel zu erreichen.
Die Einzelspieler Kampagne bietet nicht ganz 30 Missionen, die größtenteils sehr linear aufgebaut sind. Das Spiel schleust uns in Hollywood ähnlicher Manier von einem Level ins nächste. Aufgrund der Vielfalt an Möglichkeiten, die dem Spieler zum Lösen zur Verfügung stehen, wird es auch gegen Ende der knapp 25 Stunden dauernden Kampagne nicht langweilig. Dennoch fehlt es etwas an Tiefgang. Die Charaktere bleiben zu undurchsichtig. Die für den Schluss notwendige Identifikation mit dem Hauptcharakter Aiden kommt so nie zu Stande und so nimmt uns das Spiel nicht wirklich mit, emotionale Szenen gehen ins Leere.
Den Skilltree von Watch Dogs finden wir sehr gut gelungen. Man braucht sich nicht in eine Richtung spezialisieren. Fleißige Spieler werden nach und nach mit allen Fähigkeiten von Aiden belohnt. Heutzutage haben viele nicht mehr die Zeit, Videospiele mehr als einmal durchzuspielen und so freut es mich sehr, dass ich mich hier nicht entscheiden brauche. Das mögen manche anders sehen, für mich ist es ein Pluspunkt. Weniger gut gelungen ist das Reputationssystem. Je nach Ruf, den Aiden in der Bevölkerung genießt, wird mal früher oder mal später die Polizei gerufen, wenn ihr uns mal „ausleben“ möchten und ein Auto nach dem anderen entwenden, Passanten über den Haufen fahren, oder die neue Waffe ausprobieren möchten. Hier fehlt es aber noch an der nötigen Feinabstimmung. Zu wenig werden „schlechte“ Handlungen bestraft und zu lange dauert es bis man echte Auswirkungen wahrnimmt. Außerdem fühle ich mich leicht in die Rolle des guten Helden gedrängt, was mir auch nicht so gut gefällt. Würde ich gerne selbst entscheiden.
Technisch ist Watch Dogs allererste nextGen Sahne. Nicht nur auf dem PC sieht das Spiel klasse aus, auch auf Xbox One und Playstation 4 passt die Qualität. Ladezeiten sind kurz, Hänger oder FPS Lags sind sehr selten bis fast nicht vorhanden. Partikeleffekte, Texturen, Schatten- und Wettereffekte sind von sehr hoher Qualität. Das dynamische Wettersystem wirkt überzeugend und bringt Abwechslung ins Spiel. Wassertropfen sorgen vor allem bei Nacht für wunderschöne Lichteffekte. Die Steuerung ist sowohl auf PC als auch Konsole solide und schnell zu erlernen. Das Fahrzeugverhalten auf dem PC ist aber eine große Katastrophe. Die Steuerung eines Motorrads per Maus und Tastatur ist nicht nur schwammig, sondern auch stotternd und abgehackt, Dinge die niemals in Kombination auftreten sollten, wenn man über Fahrzeugsteuerung redet. Dann lieber Konsolen Controller an den Rechner angeschlossen.
Im Multiplayer hat Watch Dogs einige Spielmodi zu bieten, die mal besser, mal schlechter gelungen sind. Besonders gut gefällt mir aber die Tatsache, dass man im Singleplayer über eine Handy App in den Multiplayer wechseln kann. So ist es auch möglich, den Singleplayer von anderen live zu hacken. Anschließend muss man sich so gut es geht, als Zivilist tarnen um nicht aufzufallen, wie man das Handy des Spielers um sensible Daten erleichtert. Der gehackte Spieler wiederum muss versuchen den Eindringling zu finden und unschädlich zu machen. Neben den Hacking Aufträgen gibt es online Rennen, die man in einer privaten Session nur mit über Uplay verbundenen Freunden oder in einer öffentlichen Session mit Spielern aus aller Welt absolvieren kann. In den Beschattungs Aufträgen müssen wir einen Fixer beschatten und alles dokumentieren, was er macht. Entdeckt werden dürfen wir dabei nie. Im Dekodierungs-Modus müssen mehrere Fixer in der Stadt nach einem verlorengegangenen File suchen. Wer es zuerst findet und dekodiert, gewinnt. Zu guter Letzt gibt es noch den freien Modus, in dem ihr allein, öffentlich oder mit Freunden, wie im offline Modus machen könnt was ihr wollt.
Fazit:
[rating itemreviewed=“Watch Dogs“ rating=“9″ reviewer=“Gregor Lorbek“ dtreviewed=“16.06.2014″ best=“10″ worst=“0″]Eine Mischung aus Assassin’s Creed und GTA mit einigen eigenen Idee und Konzepten bilden eine gute Basis für Watch Dogs, um auch in Zukunft ein tolles Spiel zu sein. Vor allem die inhaltliche Vielschichtigkeit vermisse ich aber. Die Charaktere bleiben undurchsichtig, eine Identifizierung mit Aiden oder anderen Charakteren bleibt aus. Die müsste man in einem Watch Dogs 2 auf jeden Fall ausbessern. Der Rest beläuft sich eher auf Kleinigkeiten. Im Großen und Ganzen ist es ein sehr solides Spiel – ein Pflichtkauf für alle Action Fans.[/rating]