Thief

Lange ist es her, dass wir als Meisterdieb Garrett die Straßen unsicher machen durften. Zehn Jahre nach Thief: Deadly Shadows fand nun der neuste Teil der Serie seinen Weg auf die Konsolen und den PC. Wir sind für euch durch die Schatten geschlichen, haben uns rüstigen Gegnern im Nahkampf gestellt und Wohnungen leergeräumt.

In der von Industrie gezeichneten Stadt breiten sich Krankheit, Hunger und Angst aus. Perfekter Nährboden für einen kleinen Aufstand, ungünstig jedoch für einen Dieb. Ganz besonders ungünstig, wenn dieser auch noch eine beträchtliche Erinnerungslücke seit seinem letzten Auftrag hat. Über die Dächer, durch die Straßen und in die Abwasserkanäle der Stadt führt Garretts Weg immer näher an die Wahrheit über sich und die vergangenen Ereignisse.

 

Die mittelalterliche Welt des neunzehnten Jahrhunderts

Glaubt man in den ersten Sekunden noch die Handlung von Thief spiele sich in einer mittelalterlichen Stadt ab, so bemerkt man doch sehr schnell seinen Irrtum. Das Setting bildet nämlich eine Welt, die in das Steampunk Genre fällt. Soll heißen, dass Erfindungen der Neuzeit und auch Magie sich in den mittelalterlichen Alltag eingemischt haben. Vor allem die Elektrizität sei an dieser Stelle erwähnt, da Häuser und Straßen durch elektrisches Licht ausgeleuchtet werden. Waffentechnisch jedoch bleiben sowohl der Spieler, als auch die Gegner auf Hieb- und Stichwaffen wie Knüppel, Schwerter oder Armbrüste beschränkt.

Obwohl der Anblick eines Ventilators direkt neben einem behelmten Mann in Kettenhemd anfangs etwas verwirren kann, fügen sich die Epochen der Weltgeschichte in Thief zu einem passenden Bild zusammen und werden schon nach wenigen Spielminuten gar nicht mehr hinterfragt. Das Steampunk Setting bereichert die Story genauso wie einzelne Spielelemente, was den Schleichspaß umso interessanter macht.

Auch optisch weiß Thief einiges zu bieten. Bis auf die Zwischensequenzen, für die etwas mehr Entwicklungszeit wünschenswert gewesen wäre, präsentiert sich die Welt – zumindest auf Ps4, Xbox One und PC – eindeutig in Next-Gen Optik, was vor allem bei Lichteffekten und Details an Kleidung und Umgebung zum Tragen kommt. Da Garrett die Welt nie bei Tag erlebt, kommen Licht und Schatteneffekte vermehrt zum Einsatz.

Auch der Sound ist gut gelungen, wenn man bei der deutschen Synchronisation ein Auge zudrückt. Besonders leise Geräusche, aber auch die eigenen Schritte schaffen in der stillen Umgebung eine besondere Atmosphäre.

Zwischen den Missionen bietet Thief eine PRINT_ONLINE_240214_ss10Stadt in der sich der Spieler frei bewegen kann und die es zu erkunden gilt. Leider machen es versperrte Straßen und die Unterteilung in – durch Ladezeiten unterbrochene – Areale dem Spieler anfangs schwer sich zu orientieren, auch wenn eine Karte und ein Wegpunkt zur Verfügung gestellt werden. Nicht so schlimm, denn auf den Umwegen treffen wir Wachen, an denen wir uns vorbei schleichen, brechen in Häuser ein und erledigen die Nebenquests, die wir von dem einen oder anderen Auftraggeber in der Taverne erhalten haben. Diese gestalten sich recht unterschiedlich, auch wenn es meistens darauf hinaus läuft ein bestimmtes Objekt zu beschaffen. Kleine Rätsel stehen euch dabei im Weg, die euch auch in den Kapiteln der Story von den begehrten Objekten fernhalten.

Ebenso können wir uns in der Taverne mit Gegenständen und Fähigkeiten eindecken, doch sind diese nicht billig und so kann ein Abstecher in das nächste Wohnhaus nicht schaden.

Mein Stil, meine Schätze, meine Zeit

Das Spielende von Thief soll erreichbar sein, ohne jegliche Alarme auszulösen, Wachen zu töten oder niederzuknüppeln. Jedem Spieler wird so sein ganz eigener Spielstil erlaubt, der aber je nach Kapitel vor anderen Aufgaben bestehen muss. Zusätzlich werden daher, neben drei Schwierigkeitsgraden, noch zusätzliche Optionen angeboten, die einem das nächtliche Abenteuer zwar erschweren, dafür aber eine Punktewertung des Spieldurchlaufs möglich machen. Der Wiederspielwert wird dadurch deutlich erhöht.

Spieler mit einem schnellen Stil, die sich nur PRINT_ONLINE_240214_ss24auf das Beenden der Story konzentrieren, werden vermutlich schneller als erwartet aus Garretts Geschichte als Meisterdieb wieder herausgerissen. Der Stil wirkt sich erheblich auf die Spielzeit aus, die auf den vielen Möglichkeiten durch ein Kapitel zu kommen, Schleichwege zu erkunden, geheime Kammern zu öffnen und Schätze zu stehlen aufgebaut ist. Läuft man also blind für sämtliche Details der Umgebung durch die Kapitel und erspart sich die Rundgänge durch die Häuser der Stadt ist der Abspann bald erreicht. Sucht man jedoch einen unauffälligen Weg auf dem auch einige Schmuckstücke in Garretts Taschen verschwinden, oder strebt sogar eine vollkommene Sammlung der einzigartigen Wertgegenstände an, werden viele Stunden vergehen ehe das Ziel erreicht ist.

Ist ein Kapitel abgeschlossen wird die Leistung anschließend analysiert. Drei Stile erkennt das Spiel – Phantom, Opportunist und Jäger – wobei zu jedem noch eine Aufgabe pro Kapitel gestellt wird, die mit Geld belohnt wird. Ebenso können die Anzahl der einzigartigen Schätze, verwertbarer Gegenstände und ähnliches nachgeschaut werden. Ist man mit dem Durchgang unzufrieden lassen sich die Kapitel auch wiederholen, um jeden Winkel der umfangreich gestalteten Kapitel zu erkunden.

Obwohl die Story dazu einlädt das Ende zu erreichen, da man doch wissen will wie es ausgeht, erfordert das ein oder andere Kapitel doch einen zweiten Durchgang, denn die Handlung der Kapitel variiert von Aktion geladenen bis hin zu gruseligen Abschnitten, die einem nicht immer die Zeit lassen alles zu erforschen.

Sammeln und Tauschen

Ob in Kapiteln oder der freien Stadt, überall lassen wir Garrett verwertbare Gegenstände einsammeln, die sofort in Geld umgewandelt werden. Lediglich die Einzelstücke sammelt ihr um des Sammelns Willen. Mit einer vollen Börse lassen sich dann einige Gegenstände erwerben, die einem das Leben als Dieb erleichtern. Dabei gilt es auf den eigenen Stil zu achten, da die Preise sehr hoch sind und jeder Einkauf gut überlegt sein will. So werdet ihr die meisten Upgrades zwar nie erreichen – außer durch lange Streifzüge in den Häusern der Stadt – doch für euren Stil auch gar nicht wirklich brauchen.

Zu kaufPRINT_ONLINE_240214_ss23en gibt es Verbrauchsobjekte wie Pfeile, Nahrung und der gleichen, die ihr dann in beschränkter Anzahl mit euch führen oder in eurem Versteck bunkern könnt. Hin und wieder braucht ihr diese Objekte aber nicht nur zum Ausschalten von Wachen, sondern auch um seltene Gegenstände oder neue Weg für euch erreichbar zu machen. Werkzeuge, also Schraubenschlüssel zum Öffnen von Zugängen, oder Drahtschneider, bilden die zweite Kategorie. Hier könnte ihr nicht nur neue Möglichkeiten der Interaktion freischalten, sondern auch bestehende verbessern. Weiters gibt es noch die Hilfsobjekte deren passive Effekte dem Spieler nach dem Kauf ständig zu Gute kommen.

Eine Ausnahme bilden die Fähigkeitspunkte, die sich sowohl finden, als auch kaufen lassen. Mit ihnen lassen sich neue Eigenschaften des Fokusmodus freischalten, der nicht nur mittels Intuition die Beuteobjekte hervorhebt, sondern auch für den Kampf oder die Tarnung verwendet werden kann.

Nützlich vor allem für Kämpfer, denn Garrett ist als Dieb nicht für den Nahkampf gerüstet und beißt bei mehreren Gegnern schon mal ins Gras. Zwar lassen sich Lebensenergie und Nahkampfschaden erweitern, dafür muss aber ordentlich in die Tasche gegriffen werden und selbst dann sollte ein kopfloser Amoklauf besser überdacht werden. Zumal das Spiel bei Rücksetzungspunkten keine Gnade kennt, was ihr durch manuelles Speichern aber ausgleichen könnt.

Bestenlisten der Diebe

Ist das Spiel einmal beendet wird die Bewertung in die Bestenliste eingetragen. Je nach Schwierigkeitsgrad und zusätzlichen Herausforderungen lassen sich unterschiedlich Punkte erzielen.

Neben dem Hauptspiel ermöglichen noch drei Herausforderungsmodi einen Online-Bestenlisten Vergleich. Auf der Jagd nach der größten Beute werdet ihr von einem Zeitlimit getrieben, das je nach Modus verlängerbar ist oder nicht. Im dritten Modus kann mit Hilfe einer „Heiß-Kalt“ Anzeige ein spezielles Beutestück gefunden werden, das wiederum ein weiteres Stück freischaltet. Auch hier rinnt die Zeit unaufhörlich davon, lässt sich aber verlängern.

Thief
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  • Wertung der Redation: 4
  • Publisher: Square Enix
  • Getestet auf: Playstation 4
  • Preis: 62,00€
  • Reviewed von: Niels Cimpa

Am 3. März 2014

+Verschiedene Spielstile Kurze Story-
+Zahlreiche Schätze
-Ladezeiten
+Einfallsreiche Level
-Harte Rücksetzungspunkte
+Viel zu entdecken

Fazit:

[rating itemreviewed=“Thief“ rating=“8″ reviewer=“Niels Cimpa“ dtreviewed=“05.03.2014″ best=“10″ worst=“0″]Thief ist eine willkommene Abwechslung auf dem von Shootern und Action-Krachern dominierten Markt. Dem Spieler wird die Freiheit gegeben zu kämpfen, oder ganz gemütlich durch die Schatten zu huschen und kleine Rätsel zu lösen. Zwar weiß die Story einen nicht sehr lange zu beschäftigen, was aber durch die umfangreichen Sammelobjekte und die zahllosen Möglichkeiten ein Level zu beenden wieder ausgeglichen wird.[/rating]

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Niels Cimpa
Seltsamerweise (und entgegen meiner Kollegen) habe ich spieltechnisch den PC nie wirklich für mich entdecken können. Lediglich Strategiespiele, vor allem die Total War Reihe, habe ich der Kontrolle einer Maus unterworfen. Natürlich war die Hardware eines neuen PCs in den letzten Jahren sehr verlocken, während die Konsolen mit ihren 512 MB RAM grafisch immer mehr ins Hintertreffen gerieten. Umso mehr erfreue ich mich nun an der PS4 und der Tatsache, dass ein Standard PC für mich völlig ausreicht.

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