In letzter Zeit ist besonders eine Thematik in Videospielen besonders beliebt: Die Angst vor dem Ungewissen oder um es ein wenig deutlicher auszudrücken: Der einzigartige Horror von H.P. Lovecraft. Auch das neue Call of Cthulhu hat sich nicht nur am Namen der weltbekannten Geschichte bedient, sondern zeigt sich auch inhaltlich mit Know-How in der Lovecraft Lore. Wie viel Horror euch noch in diesem Spiel für die PS4 und den PC erwartet, werdet ihr in unserem Review sehen.
Begleitet Edward Pierce durch Call of Cthulhu
Boston 1924. Der Kriegsveteran Edward Pierce betreibt ein kleines Detektivbüro. Obwohl seine Fälle ihn nicht besonders in Aufregung versetzen, findet Edward doch keine wirklich ruhe. Albträume plagen ihn und nur mit der Hilfe von Alkohol und Schlafmittel gelingt es ihm eine ruhige Minute zu bekommen. Eines Tages bekommt er einen interessanten Fall: Er soll den Tod der Künstlerin Sarah Hawkins auf den Grund gehen. Diese ist vor allem für ihre grotesken Bilder bekannt und beliebt und lebte auf einer kleinen Insel an der Küste Massachusetts namens Darkwater. Ein Feuer soll die ganze Familie Hawkins umgebracht haben. Und so beginnt die Geschichte von Call of Cthulhu zwischen den scharfen Klippen und dichten Nebelschwaden von Darkwater Island.
Die Insel ist zu einem großen Teil von Fischern bewohnt. Der Walfang war dort vor rund 80 Jahren die Hauptarbeit der Bewohner, doch zum aktuellen Zeitpunkt leben die meisten Menschen in Armut. Auch das Alkoholverbot wird auf Darkwater ignoriert. Hohe Arbeitslosigkeit und Alkoholismus sind an der Tagesordnung. Umso verwunderlicher, dass die Hawkins Villa und das Riverside Institut, ein großes Krankenhaus, sehr wohlhabend erscheinen. Neben den Fischern und der örtlichen Polizei muss sich Edward auch mit einer Gruppe von Alkoholschmugglern, dem Krankenhauspersonal und einem seltsamen Kult herumschlagen. Auf Darkwater geht es jedenfalls nicht mit rechten Dingen zu.
Lovecraft lässt grüßen!
Mehr verraten wir zur Story erst einmal nicht. Das rund 10 Stunden lange Adventure dreht sich nämlich genau darum. Wer wissen will, wie es weitergeht sollte selbst einen Blick wagen. Die Geschichte ist gut inszeniert und schwankt zwischen Thriller und dem bekannten Lovecraft-Horror. Letzterer ist tatsächlich beim Großteil der Geschichte gegeben. Lovecraft-Horror baut sich langsam auf. Jump-Scares und actionreiche Kämpfe haben hier nichts verloren und kommen in Call of Cthulhu auch nur selten vor. Stattdessen wird auf einen langsamen Spannungsaufbau und eine unterschwellig bedrohliche Atmosphäre gesetzt. Was Wirklichkeit und was Illusion ist, ist oft nicht ganz klar. Weder für den Spieler, noch für Hauptdarsteller Edward Pierce.
Leider wird das ganze gegen Ende hin ein wenig übertrieben, so dass zwar mehr Spannung, Action und Verwirrung aufkommen, allerdings der Lovecraft-Effekt deutlich schwindet. Anstatt Beobachter zu bleiben und ein kleines Zahnrad des großen Ganzen zu sein steht Edward zu sehr im Mittelpunkt um noch von wahrem Lovecraft-Horror zu sprechen. Das Spiel ist also sowohl für den normalen Adventure-Freund als auch den Lovecraft-Fan zufriedenstellend inszeniert, wird aber weder den einen noch den anderen komplett glücklich machen. Selbstverständlich gibt es ausreichend Anspielungen auf den Cthulhu-Mythos und viele Trophäen sind nach Geschichten oder Figuren von Lovecraft benannt.
Der Weg ist das Ziel
Natürlich ist Call of Cthulhu kein einfacher Walking-Simulator. Ihr habt im Rahmen der Geschichte ein paar Entscheidungsfreiheiten. Ihr braucht keine Angst zu haben, etwas Großartiges zu verpassen, denn die Entscheidungen wirken sich hauptsächlich darin aus wie ihr zu eurem Ziel kommt und nicht, ob ihr es tatsächlich erreicht. Dabei sind vor allem die Skills entscheidend, die ihr im Verlauf des Spiels aufleveln könnt. Diese sind: Redegewandtheit, Psychologie, Ermittlung, Stärke, Entdeckung, Medizinkunde und Okkultismus. Wenn ihr genaueres zu den Skills wissen wollt, schaut einfach in unseren Guide. Je nachdem in welchen Skills ihr gut seid, könnt ihr einen anderen Weg wählen.
Beispielsweise könnt ihr durch unterschiedliche Arten in ein Lagerhaus gelangen. Seid ihr Redegewand, könnt ihr die Türsteher davon überzeugen euch auf das Gelände zu lassen. Seid ihr gut in Ermittlung, dann ist es euch möglich das Schloss an der Tür zu knacken. Es gibt zum Glück auch immer eine Möglichkeit weiter zu kommen, ohne dass man in einem der Skills besonders gut ist. Auch in Gesprächen werden teilweise Antwortmöglichkeiten freigeschaltet, wenn ihr im Vorhinein Untersuchungen angestellt habt und dank eurer Skills etwas entdeckt habt. Das kann mitunter auch recht hilfreich sein. Einen großen Unterschied macht es schlussendlich aber nicht, ob ihr den einen oder anderen Weg nehmt. Manchmal verbaut man sich zwar durch eine Entscheidung den Weg zu einer bestimmten Trophäe, das Spiel beendet man aber so oder so.
Viel zu entdecken
Ihr begleitet Edward durch mehrere Kapitel in denen ihr euch größtenteils frei in der Umgebung umsehen könnt. Die Kapitel haben alle eine angenehme Länge und Größe, so dass es interessant ist diese zu erkunden und es auch einiges zu entdecken gibt. So findet ihr immer wieder Bücher oder Artefakte und auch das ein oder andere Rätsel, Schleichpassagen und Kämpfe erwarten euch. Zudem können vergangene Szenen rekonstruiert werden, um herauszufinden was passiert ist. Richtig langweilig wird es also nie. Die Kapitel sind in sich abgeschlossen, so dass man im Nachhinein nicht noch einmal auf Entdeckungstour gehen kann.
Leider gibt es weder ein New Game Plus, in dem man seine Skillspunkte und gesammelten Gegenstände behält, noch eine Kapitelauswahl. Das Spiel ist zwar mit 10 Stunden relativ schnell durchgespielt und mit dem Wissen des ersten Spieldurchlaufs noch schneller, allerdings bleibt die Motivation doch recht gering, wenn man eigentlich nur nochmal in das ein oder andere Kapitel schauen möchte um noch eine Trophäe zu holen oder zu schauen, wie ein anderer Weg aussehen könnte. Das hinterlässt einen sehr faden Beigeschmack und die Hoffnung, dass dies durch ein Update nachgereicht wird.
Technik-Horror
In einem guten Adventure müssen Technik und Grafik nicht unbedingt perfekt sein. Ein bisschen was darf man aber schon erwarten. Leider kann Call of Cthulhu hier nicht unbedingt viel bieten. Angefangen mit den Charakteren, die durch ihre bizarre Bewegungsstruktur ungewollt komisch und gruselig aussehen, über Input-Lag im Menü, bis hin zu Kantenflimmern. Die Ladezeiten der einzelnen Kapitel sind so dermaßen lang, dass man sich währenddessen sowohl einen Kaffee machen kann, als auch eine Runde aufs stille Örtchen gehen kann. Dafür läuft dann während der Kapitel alles ohne Ladezeiten, was doch sehr angenehm ist. Auch die Steuerung ist im Großen und Ganzen recht flüssig und wenig zu bemängeln. Ein großes Lob geht aber definitiv an die Gestaltung der Landschaft und Umgebung. Hier wurde ordentlich investiert und das sieht man auch. Die Umgebung ist eine Augenweide und trägt sehr viel zur guten Atmosphäre bei.