Die beliebten Spielehelden wie zum Beispiel Super Mario, Donkey Kong und Link, haben alle ihre eigenen Spiele. Doch was ist mit den ebenso beliebten Nebenfiguren? Luigi hat Luigi’s Mansion, Peach hat Super Princess Peach, Yoshi hat Yoshi’s Island und selbst Wario hat eine ganze Reihe eigener Spiele. Knapp drei Jahre ist es her, da feierte der knuffige Toad seine Premiere auf der Wii U. Die Ära der Wii U ist schon eine Zeit lang vorbei und Captain Toad Treasure Tracker wurde kurzerhand auf die Nintendo Switch portiert. Ob Toad und Toadette auch auf der Switch überzeugen können, erfährt ihr in diesem Review!
Eine unerwartete Reise
Was haben Helden in Spielen und Geschichten gemein? Richtig! Eine heldenhafte Reise. Entweder, um die Welt aus den Fängen eines machtbesessenen Herrschers, oder die Geliebte aus der Gefangenschaft zu befreien. Die Reise ist für einen Helden genauso essentiell, wie Mut, Selbstlosigkeit und weitere Eigenschaften. Wobei nicht alle genannten Punkte gleichzeitig vorhanden sein müssen.
Toad war in der bisherigen Mario-Reihe nur eine Nebenfigur, ohne eine richtige Aufgabe. Lediglich in Super Mario Odyssey durften wir den kleinen Pilz in Minispielen steuern. Nintendo erkannte das Potenzial und entwickelte „Captain Toad Treasure Tracker“. In diesem Spiel begeben sich Toad und Toadette, mit Forscherhelm und Spitzhacke ausgerüstet, auf eine Schatzsuche. Diese friedliche Reise wird von einem riesigen Vogel unterbrochen, welcher es auf die erbeuteten Reichtümer abgesehen hat. Ganz besonders toll findet er den goldenen Superstern, welchen er sich gleich schnappt. Toadette lässt sich dieses freche Verhalten nicht gefallen und hängt sich kurzerhand an den Stern und somit den Vogel. Alleine zurück bleibt nun nur noch Toad. Aber was wäre er für ein Pilz, wenn er nicht sofort die Verfolgung aufnehmen würde? Hier beginnt auch schon die Reise und somit die erste Episode unseres ungewollten Helden.
Die Story hätte besser sein können
Die Geschichte in „Captain Toad Treasure Tracker“ ist leider kaum vorhanden, seicht und dient lediglich der Verbindung der vielen einzelnen Level. Insgesamt gibt es drei Bücher, sogenannte Episoden, die aber fast die gleiche Geschichte haben (ein paar Änderungen inklusive). Zusätzlich gibt es noch für all jene, die nicht genug bekommen, eine Bonusepisode. Das gute an diesen zusätzlichen Level ist, dass diese von Super Mario Odyssey inspiriert wurden.
In jedem Buch gibt es jeweils einen Zwischenboss und einen Endboss. Die Daseinsberechtigung des Zwischenbosses, einem großen Drachen, wird überhaupt nicht in der Story begründet. Wieso versucht der Drache unseren „Helden“ mit seinem heißen Atem zu grillen? Woher kommt der Drache und was will er eigentlich? Dies hätten die Entwickler besser in die Geschichte einbinden und erklären können. Ich finde es ebenfalls sehr schade, dass die Bosse in jedem der drei Episoden recycelt werden. Etwas mehr Vielfalt und Einfallsreichtum hätten dem Spiel ganz gut getan.
Fokus auf dem Leveldesign und Gameplay
Wo das Spiel Schwächen hat, macht es vieles woanders besser. Die Stärken von Captain Toad Treasure Tracker liegen ganz klar im Leveldesign und dem Gameplay. Am besten beschreibt man das Spiel wie folgt. Treasure Tracker ist eine Sammlung von einzigartigen kleinen Leveln, in denen man durch Perspektivenwechsel Rätsel lösen muss. Den tickenden Countdown wie in Super Mario Odyssey gibt es nicht mehr, wodurch das Rätsel lösen entschleunigt und entspannter wird. Die dazu gewonnene Zeit benötigen wir auch dringend. In aller Ruhe lassen wir das würfelige Level rotieren, schauen dabei in alle Ecken und wackeln dann gemütlich mit Toad über die mit Fallen gespickten Plattformen. Die Kamera können wir frei um das Level herum bewegen, so dass wir stets neue Winkel und Verstecke entdecken. Wo vorher ein Block die Sicht versperrte, ist aus einer anderen Perspektive plötzlich ein Tunnel mit einem versteckten Diamanten sichtbar. Jetzt gilt es nur zu überlegen, wie wir diesen unbeschadet erreichen.
Viele Helden aus Videospielen haben besondere Fähigkeiten und können sich mit vielen möglichen Bewegungsarten durch die Spielwelt bewegen. Was kann eigentlich unser kleiner knuddeliger Pilz? Im Grunde kann Toad gar nichts. Er kann nicht von einer Plattform zur anderen springen, schlagen zur Verteidigung geht auch nicht und spezielle Fähigkeiten können wir ebenfalls vergessen. Das einzige was wir können ist gehen, laufen, Rüben aus dem Boden ziehen und Schalter betätigen. Und dies ist die Herausforderung in Captain Toad Treasure Tracker. Ein kleiner Pilz will an die großen Schätze und nebenbei noch Toadette aus den Fängen eines großen gierigen Vogels retten. Um das Level zu beenden, nutzen wir die vorhandenen Mechanismen, um den goldenen Stern zu finden und zu erlangen. Aber das reicht noch lange nicht, denn pro Level sind drei Diamanten versteckt, die auch noch gefunden werden wollen, um weitere Level freizuschalten. Zusätzlich können wir noch goldene Pilze, Münzen, oder einen Power-Up Pilz (bewirkt einen sofortigen Wachstum, nachdem wir von Gegner oder Fallen getroffen wurden) einsammeln.
Um an die ganzen begehrten Schätze zu kommen, müssen wir uns auf das neuartige Gameplay einlassen. Die Kamera rotieren, beobachten, überlegen und ausprobieren. Das ist die übliche Vorgehensweise bei jedem einzelnen Level. Durch das Antippen von Steinen, dem drehen von Rädern auf dem Touchpad und das umlegen von Schaltern, kann das Level verändert werden. Im Großen und Ganzen klappt das sehr gut und die Figur ist fast immer gut sichtbar. Selbstverständlich gibt es auch Situationen in denen Toad beispielsweise längere Tunnel passieren muss und dieser für kurze Zeit nicht sichtbar ist. Hier bleibt das Spiel stets fair und hetzt euch keine unnötigen Gegner an den Hals. Neben den Hauptzielen, Stern und Diamanten einzusammeln, gibt es pro Level auch noch eine Zusatzaufgabe. Diese Bonusaufgaben bestehen aus Dingen wie „Tippsteine nur X-mal berühren“, „Alle Gegner besiegen“, „XY Münzen einsammeln“ oder „Ein bestimmtes Item sammeln“. Da man vorher nicht die Zusatzaufgabe kennt, steigt der Wiederspielwert der Level.
Mein persönliches Highlight bei „Captain Toad Treasure Tracker“ ist die Lorenfahrt. Hierbei hüpfen wir in eine Lore und während der Fahrt, versuchen wir in der Ego-Perspektive alle Boni mit Rüben abzuschießen. Auch hier können wir wieder drei Diamanten finden, eine Zusatzaufgabe erfüllen und einen Stern einsammeln. Eine nette und willkommene Abwechslung zu den doch thematisch unzusammenhängenden Level.
Technisch alles top bei Nintendo
Technisch liefert Nintendo wie gewohnt ein sehr sauberes und ansehnliches Spiel, über das sich Fans freuen können. Die gute Beleuchtung verleiht dem gesamten Level eine bessere und glaubwürdigere Plastizität. Toad und Toadette, sowie die Wiedersacher sind knuffig und liebevoll animiert. Toll finde ich die ängstlichen Animationen der Charaktere im Spuklevel. Solche zusätzlichen Kleinigkeiten verleihen den Figuren mehr Glaubwürdigkeit und Leben. Auch der Soundtracks kann innerhalb der Level überzeugen und sorgt für eine wohlfühlende Atmosphäre. Lediglich die Musik im Hauptmenü wird mit der Zeit etwas störend.
In der Wii U-Version von „Captain Toad Treasure Tracker“ kamen gesellige Spieler nicht auf ihre Kosten. Es gab keinen Mehrspieler-Modus und nicht einmal eine Bestenliste. In der Switch-Version haben die Entwickler zumindest einen lokalen Koop-Modus eingebaut. In diesem Modus bekommt jeder Spieler einen Joy-Con-Controller und schon kann man gemeinsam auf Schatzsuche gehen. Vier Augen entdecken bekanntlich mehr als zwei. Ein Spieler steuert dabei Kapitän Toad, während der andere aushilft, indem er beispielsweise Rüben auf Hindernisse feuert. Ein Mehrspieler-Modus, verschiedene Modi und eine Bestenliste wären schon fein und eine Steigerung zur Wii U-Version gewesen.