Divinity: Original Sin

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In einigen RPGs geht es um das gute Gefühl, wenn man großen Gegnern den Kopf abschlägt. In Divinity: Original Sin geht es um das Gefühl, wie man seine Umgebung erlebt, verändert und nutzt. Dabei werden überraschend gut eingebaute Innovationen genutzt um das Spiel voran zu treiben.

Zunächst: Einsteigen und loslegen ist nicht! Bis man sich in das Spiel eingelebt hat vergehen schon mal einige Stunden. Persönlich habe ich zunächst mehrfach neu gestartet um die neuen Erkenntnisse für den Beginn neu nutzen zu können. Zum Beispiel steht man einige Minuten nach dem Start vor einem brennenden Schiff. Keiner Ruft um Hilfe, alle Hafenarbeiter sind voll damit beschäftigt das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Beim ersten Mal konnte ich gar nichts machen. Aber beim zweiten Start war ich schon etwas klüger: Mein Magier hat zufällig eine Zauberrolle aufgesammelt, mit welcher er es schafft, einen Regensturz herbei zu zaubern. Doch soll ich den Spruch wirklich dafür vergeuden? Ich entscheide mich dafür und tatsächlich: Das Feuer auf dem Schiff geht aus.

Unbenannt-6So etwa kann man auch Zauber und Fähigkeiten mit der Umgebung bei Kämpfen benutzen. Nehmen wir eines der vielen Ölfässer in der Welt her: Eine Figur, welche das Öl durchqueren möchte, nachdem das Fass zerbrochen wurde, bewegt sich langsamer darüber hinweg. Mit Feuer wird die Fläche dann auch noch zur tödlichen Falle. Diese Kombination erlaubt es den Spielern die Spielmechanik vollkommen auszunutzen und zu erleben. Die Entdeckung der komplexen Stücke, deren Auswirkungen zueinander und das Fähigkeiten-System vereinfachen das Fortschreiten der unglaublich 60-stündigen Story und Quests.

Kommunikation und Schere, Stein, Papier

Anders, als wir es bereits gewohnt sind, werden Dialoge so gut wie nie gesprochen, oder in Filmsequenzen gezeigt, sondern müssen mühsam von uns gelesen werden. Mühsam ist es nicht etwa, weil mir lesen zu retro wäre. Mühsam ist es deshalb, weil viele Figuren das Gleiche sagen, wenn sich auch der Wortlaut ab und zu ändert.

Eine schöne Idee ist dabei die Innovationen beim Multiplayer-Part. Man kann zu zweit in die Welt ziehen und so das RPG gemeinsam erkunden. Eventuelle Entscheidungen, welche die Spieler während Unterhaltungen treffen müssen, werden dann im Schere-Stein-Papier-Verfahren ausgeknobelt – im wahrsten Worte! Ein Beispiel: Ein Soldat hat einen Liebestrank getrunken und sich in eine Ork-Dame verliebt. Der Kollege sieht dies mit Argwohn an und bittet uns um Hilfe. Wir haben nun die Möglichkeit die Dame zu töten und so den Soldaten von dem Zauber zu lösen, oder wir können sie am Leben lassen. Wenn sich beide Spieler einig sind, die Lady am Leben zu lassen, passiert genau dies. Sollte sich einer der beiden Spieler allerdings entscheiden, der Ork ihres Lebens zu berauben, so wird mit vorgefertigten Texten darüber diskutiert und argumentiert. Sollte sich keine eindeutige Entscheidung entwickeln, so beginnt das Schere-Stein-Papier-Spiel. Die Entscheidung des Siegers wird dann wohl oder übel angewendet. Dieses Verfahren erlaubt es die ganzen Entscheidungen im Spiel (und es sind etliche) auf faire Weise zu lösen.

Taktischer Stellungswechsel

Die Entscheidungen bei Kämpfen trifft jeder Charakter dabei für sich alleine und das nacheinander. Wer wann eine Aktion ausführt, entscheidet die Schnelligkeit. Angriff, Bewegung und Zauber darf man dann beliebig kombinieren, und je mehr Aktionspunkte einem Kämpfer zur Verfügung stehen, desto mehr kann er tun. Nicht verbrauchte Punkte spart er für die nächste Runde. Sichtlinien beeinflussen die Erreichbarkeit von Zielen. All diese Punkte machen die Kämpfe ebenso abwechslungsreich wie fordernd und besonders durch die vielseitige Physik motivierend.

Rüstungen, Waffen und andere Items können gewohnt nach einem Kampf aufgesammelt werden. Zu Beginn ist das Vergleichen von Ausrüstungen noch nervig, allerdings weiß man schon bald, worauf man achten muss, was Euphorie darüber auslöst, wenn man die Leichen der Gegner plündern darf und etwas Brauchbares findet.

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Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald

Die riesige Welt ist von Anfang an frei begehbar. Dies ist sowohl Vor- als auch Nachteil. Wenn man zu schnell voraus läuft, verendet man genauso schnell an zu starken Gegnern. Mit Logik und Taktik sich langsam voran zu kämpfen und Erfahrung sammeln ist wesentlich geschickter. Die Wesen, welche ihr im Laufe der Story begegnet, sind dabei schräg und einfallsreich. Von zum Leben erweckten Schneemännern, über sprechende Eiserne Jungfrauen, bis hin zu Roboterhühnern steht alles im Repertoire. Apropos Hühner: Tiere sind nicht nur Dekoration, sondern wichtige Charaktere! Ihr bekommt hilfreiche Tipps, man wird in die Richtung von geheimen Eingängen geschubst und sie helfen beim Erfüllen von Aufgaben.

aasdWie ihr seht bringt Divinity: Original Sin sehr viele ausgefallener Ideen mit. Diese sind zwar lustig, aber manchmal genauso nervig, weil es einfach manchmal schon ZU viel ist. Nach der tausendsten Innovation, ist die tausendundeinste einfach vorhersehbar… Zwar nicht was kommt, aber DAS es kommt. Man möchte sich die Zeit nehmen alles zu erkunden und keinen Witz zu verpassen, bleibt damit aber schnell in der Story stecken. Genau dieser Zwiespalt bringt einen ins Ungleichgewicht und man weiß nicht worauf man sich konzentrieren soll. Das Spiel bietet Unmengen an Umfang, Infos und Inhalt, was Gelegenheitsspieler sicher überwältigen wird. Nur als „echter RPG-Fan“ wird man sich durch das Spiel durchkämpfen können.

 

Divinity: Original Sin
Divinity Original Sin
  • Wertung der Redaktion: 5
  • Publisher: Larian Studios
  • Getestet auf: PC
  • Preis: 39,99€ (Steam)
  • Reviewed von: Roman Völkel

Am 07. August 2014

+Stimmungsvolle Welt   - Sehr viel „Trial and Error“
+Dynamische Spielmechanik - Unpraktisches Quest-Handbuch
+Unmengen an Quests  
+Einzigartige Innovationen
+Gelungener Koop-Modus

Fazit:

[rating itemreviewed=“Divinity: Original Sin“ rating=“9″ reviewer=“Roman Völkel“ dtreviewed=“06.09.2014″ best=“10″ worst=“0″]

Divinity: Original Sin überzeugt mit einer großen Welt und viel Umfang und Inhalt. Die Quests sind umfangreich und bieten Abwechslung. Abseits der Hauptstory gibt es viel zu entdecken: Bücher, NPCs, neue Mitstreiter, verrückte Charaktere, Unmengen an Ausrüstungen und Items. Erst nach etwa 60 Stunden hat man das Meiste gesehen und erlebt. Dieser Umfang kann aber auch zum Frust werden, wenn man sich nicht darauf einstellen kann. Man merkt also, dass das RPG nichts für Gelegenheitsspieler ist, sondern viel Geduld erfordert. Wem empfehle ich dieses Spiel also? Spielern, die wissen was sie tun. Spielern, welche das Genre RPG kennen und wissen, dass sie es wirklich mögen. Ausserdem sollte man viel Text lesen wollen, denn die vielen Gespräche und die unzähligen Bücher werden nicht vorgelesen, oder in Filmsequenzen gezeigt, sondern müssen selbst gelesen werden. Ich persönlich bin begeistert von dem Spiel, auch wenn es einige Frustmomente gab und das öftere „Trial and Error“ mir dann doch auf die Nerven ging, so überzeugt das Spiel einfach mit seinen Möglichkeiten und Innovationen. Wer also RPGs mag und Geduld mitbringen kann, den lege ich dieses Spiel auf jeden Fall ans Herz.

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Roman Völkel
Als Kind der 90er bin ich mit Videospielen aufgewachsen. Ich habe eine große Liebe zu Point'n'Click Adventures, Strategie- und Simulations-Spielen entwickelt. Es ist eine Leidenschaft, welche ich gerne nebenbei auslebe.

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