Das letzte Rennspiel der Turn 10 Entwickler war Forza 7 und erschien 2017. Ganze sechs Jahre hat die Entwicklung der Fortsetzung und zugleich des Reboots der Serie gedauert. Hat sich die Wartezeit für uns Fans ausgezahlt, oder legen die Entwickler mit Forza Motorsport einen Fehlstart hin?
Der Reboot einer Spielserie
Rennspiele gibt es viele, doch keines ist berühmter als Gran Turismo. Der letzte Ableger auf der PlayStation 5 konnte durchaus überzeugen, schwächelte aber beim Fuhrpark und Preismodell der Fahrzeuge. Die Entwickler hinter den Turn 10 Studios verabschiedeten sich vom üblichen Release-Rythmus der zwei Jahre und ließen sich bei der Entwicklung länger Zeit. Doch warum hat man sich für eine derart lange Pause entschieden? Ganz einfach. Forza wurde von Grund auf neu entwickelt, um Grafik, Physik, simulationsorientiertes Gameplay zu verbessern und die Schwächen der Vorgänger auszumerzen. Das Ergebnis- eine tolle grafische Präsentation; realistische Physik; überzeugendes Gameplay; 20 Rennstrecken (davon vier fiktik) und ein Fuhrpark von über 500 lizenzierten Autos. Manche Fans werden den Umfang von Forza Motorsport bekritteln, da der Vorgänger doch 32 Rennstrecken und über 700 Autos spendiert bekommen hat. Wenn man das so betrachtet, dann stimmt das natürlich. Doch Forza Motorsport ist nur die Basis und sollte stetig mit zusätzlichem Content erweitert werden.
Der Beginn unserer Karriere in Forza Motorsport
Nach den anfänglichen Einstellungen, in welchen wir unseren Fahrer und die Grafikeinstellungen auswählen, können wir endlich mit unserer Karriere als Rennfahrer beginnen. Bevor wir selber aussuchen dürfen welchen Cup wir angehen wollen, müssen wir den Builders-Cup bestreiten. Wir werden von einer freundlichen weiblichen Stimme begrüßt und in die Welt des Rennsports eingeführt. Damit wir uns an das Gameplay und die Physik gewöhnen, wirft uns Forza innerhalb kurzer Zeit in zwei laufende Rennen auf unterschiedlichen Strecken. Ist dies geschafft, haben wir die Qual der Wahl. Welches Auto möchte ich zuerst benutzen und in meiner Garage stehen haben? Zur Auswahl stehen uns ein 2018 Honda Civic Type R, 2019 Subaru STI S209 und ein 2018 Ford Mustang GT. Natürlich habe ich mich für den 2018 Ford Mustang GT entschieden, da ich dieses Auto einfach grandios finde. Der einzige Nachteil bei diesem Wagen ist, sein Heck bricht leicht weg, sobald man in der Kurve zu viel Gas gibt. Das lässt sich jedoch mit dem Xbox Controller und seinen empfindlichen Schultertasten leicht kontrollieren. Der Builders-Cup beinhaltet drei Rennstrecken und fungiert als Tutorial, in welchem uns die nette Dame sämtliche Mechaniken von Forza Motorsport erklärt.
Turn 10 legt im neuen Forza den Fokus nicht mehr so sehr auf das Sammeln aller Autos, sonder viel mehr deren Entwicklung sowie Verbesserungen. Jedes Fahrzeug wird seperat aufgelevelt und mit jeder Autostufe schalten wir neue Upgrade- und Tuningteile frei. Für Spieler die gerne alle Autos ihr Eigen nennen und 100% erreichen möchten, wird diese Level-Mechanik ein Dorn im Auge sein. Punkte zum aufleveln bekommt ihr zum Beispiel bei gekonnten Überholvorgänge, gut gefahrenen Kurven oder dem unterbieten einer Bestzeit bestimmter Sektoren. Den alten Motor aus- und einen neuen Motor einbauen, gilt in der Tuning-Community nicht als Tuning. Viel mehr sollte man bestehende Teile verbessern, erweitern oder neu abstimmen, sodass diese im Endeffekt mehr Leistung bringen. Des Weiteren können wir noch zwischen den Rennen das Fahrwerk; Domstreben; Felgen; Reifen; Auspuff; Abgasanlage und so weiter verbessern. Bei so einer Vielzahl an Möglichkeiten, lässt man sich gerne dazu verleiten über das Ziel hinauszuschießen. Jedoch hat jeder Cup ein bestimmtes Leistungslimit (Summe aus der Grundleistung des Fahrzeugs und den Verbesserungen), welches nicht überschritten werden sollte. Wenn euch das zu kompliziert ist, dann dürft ihr die Option „schnelle Upgrades“ wählen. Das Spiel übernimmt für euch die Entscheidungen und holt das bestmögliche Ergebnis heraus. Dabei wird das Leistungslimit des aktuellen Cups und die verfügbaren Credits beachtet. Ein gut gewähltes Feature seitens der Entwickler, welches mir das Leben in der Testphase sehr erleichtert hat.
Es fühlt sich richtig gut an!
Nachdem wir den Builders-Cup erfolgreich abgeschlossen und uns an die Abläufe gewöhnt haben, dürfen wir als Rennfahrer endlich richtig durchstarten. Apropos Abläufe- diese sind stets gleich. Wir entscheiden uns für einen Cup, suchen ein für das Turnier zugelassenes Auto aus und fahren zuerst das Qualifying der ersten Strecke. Drei Runden müssen mindestens absolviert werden und eine Option um das Rennen gleich starten zu können, gibt es leider nicht. Bevor das Event tatsächlich losgeht, können wir uns noch für eine Startposition entscheiden. Je weiter hinten wir beginnen, umso mehr Credits erhalten wir bei einem Sieg. Eine nette Mechanik um die eigene Risikobereitschaft zu belohnen und ein wenig Würze in die Sache zu bringen. Leider wird mit dem Qualifying nicht die eigene richtige Startposition ermittelt. Zumindest kenne ich vor dem eigentlichen Rennen schon den Verlauf der Strecke.
Mein persönliches Highlight von Forza Motorsport ist nicht die tolle Grafik, sondern das Fahrgefühl selbst. Es fühlt sich so gut und vor allem nachvollziehbar an. Das Gewicht meines 2018 Ford Mustang GT kann ich in der Kurve förmlich spüren. Sobald ich ein Überholmanöver durchführe und etwas zu viel Gas gebe, bricht das Heck aus und ich muss gegensteuern. Umso erfreulicher ist es dann, wenn das Manöver geklappt und sich mein aggressives Fahrverhalten ausgezahlt hat. Auch sehr gelungen ist die KI der gegnerischen Fahrer. Jeder kennt es aus einem anderen Rennspiel, dass die Konkurrenz immer nur auf der Ideallinie fährt und nie Fehler macht. In Forza Motorsport ist das zum Glück anders und die KI macht durchaus einige Fehler. Kleinere Kollisionen oder nicht gut kalkulierte Kurven, machen das Rennen realistischer. Die KI-Fahrer können sogar aggressiv Vorgehen und bei unserem Überholmanöver unser Heck auf die Seite drücken, sodass wir ins Schleudern kommen. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich von leicht bis simulationslastig einstellen und bietet allerlei Hilfen wie zum Beispiel ABS, Rückspulfunktion, eine sichtbare Ideallinie und vieles mehr. Nach jedem Rennen gibt es die Möglichkeit seine verdienten Credits in Upgrades zu investieren. Danach geht es mit dem Qualifying des nächsten Rennens weiter. Die Entwickler hinter Turn 10 haben bestätigt, dass es im Multiplayer komplette Rennwochenenden inklusive Qualifying geben wird.
Forza Motorsport ist technisch überzeugend
Die technische Präsentation sieht toll aus und läuft auch richtig gut. Auf meiner Testplattform der Xbox Series X gibt es drei Grafik-Modi- Leistung, Leistung RT und Qualität. Sowohl für die Xbox Series X und Xbox Series S seht ihr die Grafikeinstellungen unterhalb aufgelistet:
Xbox Series X:
Leistung: 4K-Auflösung und 60 FPS
Leistung RT: Variable Auflösung, Ray-Tracing auf der Strecke und 60 FPS
Qualität: 4K-Auflösung, Ray-Tracing und 30 FPS
Xbox Series S:
Leistung: 1080p mit 60 FPS
Qualität: 1440p und 30 FPS
Ich habe mich für den Modus „Leistung RT“ entschieden, da es für mich den besten Kompromiss aus Auflösung, Bildwiederholrate und Ray-Tracing bietet. Die Autos sehen sehr detailliert aus; das Schadensmodel kann mit kleinen Kratzern sowie Dellen überzeugen (könnte dennoch besser sein) und die Strecken sind optisch ein Augenschmaus (vor allem bei bestimmten Wettersituationen). Der Sound der Motoren kann am besten in Kombination mit guten Kopfhörern punkten. Einen Soundtrack während den eigentlichen Rennen gibt es nicht. Die Steuerung mit dem Gamepad ist präzise und die Vibration lässt uns jede Unebenheit auf der Strecke spüren. Wer ein optisch mehr als gutes Rennspiel auf seiner Xbox spielen will, sollte Forza Motorsport ausprobieren.