Bolivien hat auch schon einmal bessere Tage gesehen. El Sueño nutzt die geschwächte Regierung und Wirtschaft, um ein riesiges Drogenkartell auf die Beine zu stellen. Die Kokain-Exporte gelangen in die U.S.A., was die C.I.A. nicht einfach so hin nimmt. Eine Spezialeinheit, bestehend aus vier Elitesoldaten, wird in das Land geschickt, um El Sueño auszuschalten. Und ihr seid einer dieser vier Soldaten.
Als Elitesoldat hat man es manchmal nicht einfach. Gerade schreibt ihr noch Berichte im Hauptgebäude der CIA und als nächstes steht ihr schon auf einem Berg mitten in Bolivien. Euer Ziel: El Sueño ausschalten. An eurer Seite stehen drei treue Begleiter, welche eurem Befehl aufs Wort befolgen. Doch El Sueño hat bereits ein riesiges Kartell mit dem Namen „Santa Blanca“ aufgebaut, welches es Stück für Stück zu zerlegen gilt. Politiker und hohe Positionen in der Armee wurden entweder gekauft, oder durch nützlichere Leute ausgetauscht. Direkt an seiner Seite stehen vier treue Untergebene, welche die Sicherheit, den Schmuggel, das Ansehen und die Produktion des Kokain-Kartells sicherstellen sollen. Jedem dieser vier ist je ein weiterer Ansprechpartner unterstellt und diesem wiederum bis zu fünf weitere Personen… Ein riesiges Konstrukt also!
Nieder mit Santa Blanca
So interessant man diese Story hätte erzählen können, so schlapp schleicht sie sich allerdings durch das Spiel. Immer wenn man denkt einen Meilenstein erreicht zu haben, wird die Geschichte weitererzählt, als hätte man gerade etwas Belangloses getan. Da sind selbst die Anrufe der Rebellen, welchen wir unter die Arme greifen, aufbauender. Eine emotionslose CIA Agentin, welche euch von einer Todesmission in die nächste schickt, ist einfach nicht so ein Ansporn, wie ein Rebellenführer, welcher euch dafür dankt, was ihr für die Bevölkerung tut und euch sagt, dass wir immer mehr Anhänger erhalten (auch wenn man davon nichts effektiv sieht).
Aber auch wenn der Sturz des Santa Blanca Kartells und des großen El Sueño storytechnisch eher mau erzählt wird, so ist dies nur ein Aspekt von Ghost Recon: Wildlands.
Dichte Wälder, kahle Salzwüsten, 3 Fraktionen
Das Gebiet auf dem wir uns bewegen dürfen ist schlicht weg gesagt riesig. Hohe Berge, große Seen, feuchte Dschungel und trockene Wüsten – in Bolivien gibt es viel zu sehen, erkunden und zu bestaunen. Neben dem Santa Blanca Kartell ist auch noch die Unidad unterwegs. Eine spezielle Polizei-Einheit, welche die Produktion und den Handel mit Drogen eigentlich stoppen sollte. Doch wo viel Geld fließt, dort gibt es auch Korruption. So ist es nicht immer ganz Eindeutig wo die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft, weshalb wir die Unidad nicht als Verbündeten sehen können und auch gegen diese häufig kämpfen müssen.
Wir befahren die bolivianischen Bergstraßen, oder überfliegen Städte und treffen sowohl auf Santa Blanca Anhänger, die Unidad, als auch auf die Rebellen (welche wir unterstützen und welche uns auch Hilfe anbietet). Die Kombination aus den drei Fraktionen und die wundervoll gestaltete Welt machen die gesamte Karte zu einem belebten Spielplatz. Nicht selten bekriegen sich die drei Seiten ohne unser Zutun, was wir auch zu unserem Vorteil nutzen können.
Insgesamt gibt es 21 Regionen, welche zusammen eine große, offene Welt erschaffen. Der Süden, welcher vor allem durch den Bergbau dominiert wird, ist eher trocken und besitzt weniger Flora. Im Norden finden sich Plantagen und Dschungel, wo Bauern vor allem Kokain anbauen – wohlgemerkt nicht immer freiwillig.
Im Koop Bolivien erkunden
Wo die Story scheitert, macht es das Gameplay wieder wett. Während ihr alleine mit drei mittelmäßigen KI-Elitesoldaten die Wälder durchstreift, könnt ihr online mit bis zu drei Freunden Bolivien richtig aufmischen. Dabei könnt ihr in das Spiel des jeweils anderen einfach hineinspringen und ihm zur Hand gehen. Erledigte, oder noch nicht von euch entdeckte Missionen könnt ihr mitmachen, schließt sie aber in eurem eigenen Spiel nicht dadurch ab. Ghost Recon: Wildlands ist dabei vor allem auf Taktik ausgelegt. Die Gegner nach und nach mit dem Schalldämpfer auszuschalten ist bei größeren Gruppen zu empfehlen. Andererseits sieht man sich schnell einer Übermacht an Einheiten gegenüber gestellt. Zwar können wir eine Menge einstecken (und dies durch Skills noch verstärken), aber irgendwann hat man halt doch zu viele Kugeln im Körper.
Im Flugzeug, Helikopter, Boot, oder Auto fährt der eine Spieler, während die anderen als Passagiere sich entweder an ein montiertes Geschütz setzen, oder mit den ausgerüsteten Waffen aus den Fenster schießen können. So können die Hauptmissionen abgeschlossen werden, oder man kapert beispielsweise gestohlene Medikamententransporter und übergibt sie den Rebellen.
Bumm, bumm, bang, bang
Nicht nur, dass man seinen Charakter frei gestalten kann, so gibt es auch ein riesiges Waffenarsenal. Von der Handpistole, bis hin zum Scharfschützengewehr können wir überall versteckte Waffenkisten finden. Einmal mit dieser interagiert, können wir die meisten Waffen umbauen (um zum Beispiel das Visier zu ändern, oder einen Schalldämpfer zu montieren) und jederzeit neu ausrüsten. Je nach Stil können wir so mit einem lauten MG in die Feindbasis stürmen, oder eher unauffällig leise umherschleichen.
Die möglichen Variationen und Änderungen an Waffen sind dabei groß, bieten gleichzeitig aber nur wenig sinnvolle Möglichkeiten. Persönlich habe ich nur rund drei Mal meine Hauptwaffe geändert, weil entweder der Schaden, die Reichweite, oder die Lautstärke sich nicht wirklich gebessert haben, oder nicht zu meinem Spielstil gepasst haben. Dennoch wird sich der eine oder andere hier ausleben und verschiedene Kombinationen aus Primär-, Sekundär- und Handfeuer-Waffe ausprobieren.
Wer voll ausgerüstet gegen die Blanca Santa, oder die Unidad in den Kampf zieht, sollte aber alle weiteren Möglichkeiten nutzen, die ihm zur Verfügung stehen. Generatoren und Ölfässer explodieren bei Beschuss und auch Fahrzeuge gehen nach genügend Schaden in die Luft. Alternativ kann man noch Splitter- und Blendgranaten, C4, Minen, und Ablenkungsködern zu seinem Vorteil nutzen. Doch wer laut vorgeht, sieht sich bald einer Überzahl an Gegner gegenüber gestellt. Deshalb sollte man sich zunächst aus der Ferne ein Bild machen, entweder mit dem Fernglas, oder mit der Drohne können wir einzelne Einheiten aufschalten. Auch wenn diese sich bewegen, wissen wir immer wo er ist, was für einen taktischen Angriff sehr hilfreich ist.
Das Nebensächliche
Durchstreifen wir die bolivianischen Straßen, gibt es viel zu entdecken. Neben der Hauptmission, gibt es Nebenmissionen, um die Santa Blanca zu schwächen und die Rebellen zu stärken. So stehlen wir Versorgungsflugzeuge, überfallen geklaute Konvois, oder markieren Versorgungskisten, welche überall herumstehen. Dadurch erhalten wir Nahrung, Medikamente, Treibstoff und Elektronik.
Im ersten Moment klingt dies zwar uninteressant, allerdings sind diese Rohstoffe wichtig, um unsere Skills zu verbessern. So kosten diese nicht nur Skillpunkte, welche wir entweder durch den Abschluss von Missionen erhalten, oder in Form von Kartell-Orden in der ganzen Welt finden, sondern auch eben jene vier Ressourcen. Haben wir bei einem Zweig des Skilltrees (zum Beispiel „Drohne“) bei jeder Fähigkeit, oder Upgrade mindestens eine Stufe erforscht, erhalten wir einen besonderen Bonus, welcher eine große Hilfe im Kampf ist. Die Welt zu erkunden ist also durchaus sinnvoll. Da man sich über die gesamte Karte bewegt gestaltet sich dies nicht als allzu umständlich, was den Spielfluss nicht beeinträchtigt.
Die Schattenseiten
Generell präsentiert sich Ghost Recon: Wildlands sehr gut, doch es gibt hier und da ein paar technische Mängel. So stockt das Spiel manchmal, was vor allem im Multiplayer zum Verbindungsabbruch führt. Auch ist die KI nicht unbedingt die schlaueste und verhält sich nicht immer realistisch. So schicken wir unsere drei KI-Kameraden in ein Gegner-Camp vor, während wir von oben mit der Drohne Feindeinheiten taggen. Es gibt wohl nichts Komischeres, als das sich Santa Blanca Kämpfer und CIA Soldaten gegenüber stehen und beide so tun, als würden sie den anderen nicht bemerken. Erst wenn man selbst den Angriffsbefehl gibt, oder man selbst gesehen wird, bricht plötzlich die Hölle auf Erden los und Kugeln fliegen einem um die Ohren.
Auch die unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen machen kaum einen Unterschied. So werden die Gegner weder klüger, noch stärker, sondern lediglich aufmerksamer, sprich, man wird schneller entdeckt. Dies kombiniert mit dem mauen Storytelling, lässt den Koop- deshalb wesentlich flotter und lustiger wirken, als den Singleplayermodus – vorausgesetzt die Verbindung bleibt bestehen.
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[wptouch target=“mobile“]Die Wertung kann nur auf einem PC oder Tablet gelesen werden.
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Fazit:
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Mit Ghost Recon: Wildlands hat Ubisoft einen tollen Koop-Shooter geschaffen, welcher euch in die wunderschöne Landschaft Boliviens schickt. Es gibt viel zu entdecken und zu sehen, bietet viele Möglichkeiten und viel Platz. Dabei ist es vor allem grafisch topp, vorausgesetzt ihr habt einen leistungsstarken PC und die aktuellsten Treiber.
Die Story ist ein flopp, ist eher belanglos, teilweise schüttelt man nur Kopf bei so manchen Gesprächen – „Fremdschämen“ ist das Stichwort. Doch Wildlands macht Spaß und das ist wohl das wichtigste. Der Taktikshooter will langsam und schleichend gespielt werden, denn auch wenn die KI nicht die klügste ist, können die Gegner in größeren Gruppen ordentlich Schaden austeilen. Auch wirkt alles sehr lebendig. Zwischen der bolivianischen Zivilbevölkerung tümmeln sich Anhänger der Santa Blanca, der Unidad und der Rebellen, welche sich schnell auf ein Feuergefecht einlassen.
Im Koop-Modus entfaltet Wildlands dann seine absolute Stärke. Es macht Spaß die Wälder mit Freunden zu durchstreifen, was ein richtiges Agenten-Felling aufkommen lässt. Schnappt euch einen Helikopter und drei Kumpels und erkundet die bolivianischen Berge und Täler.
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