Die Bauernhofsimulation „Harvest Moon“ ist mittlerweile ein Urgestein auf den Handhelds und bei den Fans der Spielserie sehr beliebt. Mit „Story of Seasons“ geht die Simulation in die nächste Runde. Wenn es doch ein Nachfolger von Harvest Moon ist, warum darf es dann nicht den offiziellen Namen verwenden? Das Spiel darf aus Lizenzgründen den Namen „Harvest Moon“ zumindest im Westen nicht mehr tragen, dennoch handelt es sich hierbei um einen durch und durch klassischen Ableger der Serie. Hat es der Entwickler „Marvelous Entertainment“ geschafft, der Serie neues Leben einzuhauchen?
Die letzten Ableger der Serie waren für Fans eher enttäuschend und deshalb wartet man schon seit längerem auf einen würdigen Nachfolger zum Fan-Favoriten „Friends of Mineral Town“. Der Entwickler „Marvelous Entertainment“ hat die Probleme sowie Fehler der Vergangenheit erkannt und versucht nun, sich erneut auf die Stärken der Serie zu konzentrieren. Wenn wir ganz ehrlich sind, dann würde keiner von uns gerne im realen Leben ein Bauer sein. In Videospielen ist das wiederum anders und deshalb lieben wir diese so sehr. Videospiele geben uns die Möglichkeit etwas zu tun oder zu sein, was wir nie im realen Leben machen / sein würden. Keine Ahnung woher diese Diskrepanz kommt, aber es macht in Videospielen einfach nur Spaß, die virtuellen Kühe zu melken, oder gar die Felder zu bewirtschaften. Deshalb bin ich umso froher den neuesten Ableger der Serie, selbstverständlich in der deutschen Sprache, für euch testen zu dürfen.
Einen Schritt nach dem anderen
Bekanntlich ist ja aller Anfang schwer. Zu Beginn des Spiels müsst ihr euch einen Charakter erstellen. Die Möglichkeiten der Individualisierung halten sich in Grenzen, reichen aber vollkommen aus. Habt ihr einen Charakter eurer Wahl erstellt, dann nimmt euch Oma Eda für eine Woche unter ihre Fittiche. In dieser ersten Woche erhaltet ihr einen Crahskurs in die Grundlagen der Farmarbeit, während ihr auf die Freigabe eures Hauses wartet. Die Intro-Sequenz und die grundlegenden Erklärungen (Tutorials) zu den wichtigsten Sachen dauert knapp über eine Stunde (wenn nicht sogar länger). In dieser Phase spielt man lediglich 10-15 Minuten. Habt ihr das Tutorial endlich geschafft, dann dürft ihr endlich in eure eigene Farm ziehen. Erwartet von eurem ersten Haus nicht allzu viel, denn dieses befriedigt lediglich eure Grundbedürfnisse. Zumindest habt ihr ein Land, welches ihr bewirtschaften könnt und ein Dach über dem Kopf. Was ihr aber unbedingt in dieser Anfangsphase machen solltet, ist die gesamte Map erkunden, damit ihr sofort den Überblick über die einzelnen Bewohner habt.
Einzigartige und liebenswerte Dorfbewohner
Die Bewohner des Dorfes Eichbaumhausen sind wie in den Vorgängern, allesamt liebenswürdig und unverwechselbar. Ein paar Beispiele gefällig? Da gibt es eine reiche, verzogene Göre, welche die Farmarbeit von ihren Dienern erledigen lässt und den gesamten Ruhm einsackt. Oder ein junges Mädchen, das als Kinderstar im Fernsehen auftritt. Egal wenn ihr in diesem Spiel begegnet, jede einzelne Person ist einzigartig und unverwechselbar. Wie in jedem Teil der Bauernsimulation ist die Ehe eines der Ziele, die ihr euch in Story of Seasons setzen könnt. Vielleicht kommt ja sogar ein Nachwuchs zustande. Die Freundschaft mit den Charakteren ist wieder das A und O, denn nur so könnt ihr diese näher kennenlernen und neue Gegenstände bei den Händlern freischalten. Nicht nur die Farmarbeit ist wichtig, sondern auch die soziale Interaktion. Ihr könnt ebenfalls im Multiplayer die Farm eurer Freunde besuchen. Ich konnte dies aktuell nicht testen, da der Multiplayer lediglich Regional, sprich nur in Europa und nicht übergreifend, funktioniert. Die Möglichkeit dazu habt ihr definitiv zum Release von „Story of Seasons“.
Das harte Farmleben
Doch bevor ihr überhaupt an die Ehe denkt, stehen euch viele Tage harter Arbeit bevor. In „Story of Seasons“ könnt ihr nicht nur Felder anlegen und diese bewirtschaften, sondern ebenfalls eine große Tierzucht betreiben. Ihr könnt auch in den Fluss tauchen gehen und wertvolle Topasse finden, welche ihr für viel Geld beim Händler weiterverkauft. Oder habt ihr Lust zu angeln? Auch das ist möglich und bietet euch weitere Möglichkeiten an Geld zu kommen. Gefangene Fische können zu leckeren Gerichten verarbeitet werden und entweder gegessen oder verkauft werden. Das sammeln von Holz und Steinen ermöglicht es euch, die notwendigen Baupläne vorausgesetzt, beispielsweise Möbel herzustellen. Wie ihr seht, steht euch eine unendliche Vielzahl an Möglichkeiten in „Story of Seasons“ zur Verfügung. Alles zusammen zu schaffen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Eure virtuelle Figur besitzt nur eine gewisse Ausdauer, welche gezielt eingesetzt werden sollte. Die Ausdauer wird anhand von Herzen dargestellt und jede Aktion mit einem Farmgegenstand kostet ein bisschen der wertvollen Ausdauer.
Viele Neuerungen, aber dennoch irgendwie vertraut
Im neuen Ableger der Serie gibt es viele Neuerungen, welche schnell ersichtlich sind und trotzdem irgendwie vertraut wirken. Auf der anderen Seite gibt es trotz der bemerkenswerten Präsentation, einige merkwürdige unerklärbare Technikschwächen, aber dazu später mehr. Beim bestellen des Hofes bearbeitet man nun immer automatisch 3×3 Felder. Dies ermöglicht euch zum einen eine rasche Abwicklung der Farmarbeit, aber zum anderen verliert man die gewisse Flexibilität beim bearbeiten der Felder. Das Ausdauersystem wurde ebenfalls angepasst. Die Leiste mit den fünf Herzen, welche die Ausdauer darstellt, ist aus den Vorgängern zwar bekannt, jedoch kommt es einem so vor, als ob man zu schnell ausgepowert ist. Wer es etwas leichter haben möchte, der sollte sich für die niedrigste der beiden Schwierigkeitsgrade entscheiden. Hier haltet euer virtueller Bauer länger durch und die meisten Gegenstände bzw. Produkte kosten deutlich weniger.
In Story of Seasons habt ihr dank des neuen Crafting-Systems die Möglichkeit eure eigene Farm und später auch die angrenzende Stadt zu verbessern. Die Materialien sind für die meisten größeren Baupläne schwer zu bekommen. Die Farm selbst kann jederzeit mit einem recht einfachen und übersichtlichen System komplett umstrukturiert werden. Die weitere große Neuerung ist der Verkauf der eigenen Ernte. In den früheren Ablegern hatte man eine Box, in welcher man seine Produkte verstauen konnte. Am Abend wurde der Inhalt automatisch abgeholt und man bekam sein hart verdientes Geld gutgeschrieben. In „Story of Seasons“ gibt es eine Art dynamisches Händlersystem. Bei diesem neuen System treffen verschiedene Händler zu unregelmäßigen Zeiten in der Stadt ein und man muss sich entscheiden, bei welchem Händler die Ernte den größten Profit bringt. Wann diese Händler aus den umliegenden Städten eintreffen, zeigt euch euer Kalender am Nachttisch.
Die Präsentation und die Musik sind wie gewöhnt erstklassig und eigentlich ist dies schon ein großer Pluspunkt, gäbe es da nicht einige merkwürdige technische Probleme. Im Grunde läuft Story of Seasons sehr stabil und sieht auch zeitgemäß für einen 3DS-Titel aus. Trotzdem läuft das Spiel auf fast der Hälfte der besuchbaren Arealen mit gefühlten 15 bis 20 Bildern pro Sekunde. Anfangs dachte ich das dies nur in den gleichen Arealen passiert, aber die Performance scheint vollkommen willkürlich einzubrechen. Keine Sorge, spielbar ist der Titel allemal, aber hübsch sieht es nicht gerade aus. Die gesamte Präsentation ist sehr gelungen, wären da nicht diese unerklärlichen technischen Probleme, die uns ständig aus der virtuellen Welt herausreißen. Der komplette Rest des Spiels fühlt sich dagegen endlich wieder an, wie ein klassisches „Harvest Moon“. Die Stadt wird nach und nach mit neuen Einwohnern gefüllt, es gibt zu jeder Jahreszeit genügend Feste und ausreichend Wettbewerbe. Kurz gesagt, es gibt für unseren Farmer immer etwas zu tun und neues zu entdecken.
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[wptouch target=“mobile“]Die Wertung kann nur auf einem PC oder Tablet gelesen werden.
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Fazit:
[rating itemreviewed=“Story of Seasons“ rating=“75″ reviewer=“Philipp Ondracek“ dtreviewed=“28.12.2015″ best=“100″ worst=“0″]
Als ich die Testversion zu „Story of Seasons“ bekommen habe, war ich überglücklich, da „Harvest Moon: Friends of Mineral Town“ für den GBA großartig war. Ich habe mir sogar extra einen Gameboy Micro für dieses Spiel zugelegt. „Story of Seasons“ bietet einem so viele Möglichkeiten, sodass man zu Beginn komplett überfordert ist und nicht weiß, was man als nächstes tun sollte. Die übertrieben langen Tutorials (können nicht übersprungen werden) gehen Anfangs auf die Nerven und erklären zudem nur einen Teil der Grundlagen des Spiels. Auch das neue Handelssystem kann in den ersten zwei Monaten zur Unzufriedenheit des Spielers beitragen, da man Phasen hat, in denen man beispielsweise knapp eine Woche die Produkte nicht verkaufen kann. Nachdem aber die ersten zwei Monate im Spiel vergangen sind, beginnt das Spiel besser zu werden und schlägt wieder die Richtung ein, die man in der Serie seit „Friends of Mineral Town“ vermisst. Die vielen Feste, Wettbewerbe, pflegen der sozialen Kontakte und das neue Crafting-System ermöglichen euch, die zu Beginn entstehende Monotonie zu durchbrechen. Langweile tritt bei „Story of Seasons“ definitiv nicht auf. Egal ob ihr die Felder bewirtschaftet, euch um die Tierzucht kümmert, oder Honig produziert, es gibt ständig etwas zu tun auf dem virtuellen Bauernhof. Das einzig störende sind die ständig wiederkehrenden Perfomance-Einbrüche. Dennoch ist „Story of Seasons“ wesentlich besser gelungen als die Vorgänger und man merkt der Serie an, dass es in die richtige Richtung geht.
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