Der grüne Goblin ist zurück! Wir haben uns das neue Abenteuer von Styx genauer angeschaut und verraten euch in unserer Review, was der Halunke in Shards of Darkness alles zu bieten hat.
Gespielt haben wir auf der PS4 Pro und ohne jegliche Vorerfahrung zum Titel und seinem Protagonisten. So werdet ihr als Neueinsteiger sehr unsanft in die Welt von Styx hineingeworfen. Ohne Erklärungen zur Spielwelt, ihren Regeln oder was genau überhaupt passiert ist, war der Einstieg in das Spiel storytechnisch mehr als holprig und hat es nicht geschafft, wirklich zu fesseln.
Vorausgehende Ereignisse werden im kompletten Spielverlauf nur gangedeutet, aber nicht erklärt. Das macht es schwer mit den Figuren richtig warm zu werden und Motivation für ihr Handeln zu entwickeln. Die Story selber bleibt schlicht, wenn auch mit einigen netten Wendungen. Was dafür bei Laune gehalten hat, war die freche und makabere Art von Styx.
Meister der Schatten in Aktion
Optisch sieht der Titel prächtig düster aus. Die Licht- und Schatteneffekt sind scharf, die Charaktere und ihre Bewegungen sind authentisch animiert und auch die Spielwelt überzeugt. Eine ordentliche Verbesserung zum Vorgänger! Ganz makellos ist der Titel am Ende leider doch nicht. Die Kamera ist manchmal recht bockig und manche Stellen sind derart dunkel, dass euch wortwörtlich jegliche Sicht fehlt. In Zwischensequenzen konnten wir auch ein paar kleinere (manchmal faule) Animationsmacken sichten. Alles in allem jedoch nichts, was den Spielspaß langfristig einschränkt. Der Soundtrack ist nicht überragend, erfüllt aber seinen Zweck.
Nach dem anfänglichen Tutroial wissen wir, was Styx kann. Beeindruckende Sprungeinlagen, erstaunliche Kletteraktionen und ein Schleichmodus steht uns in der kompakten Welt zur Verfügung. Diese ist relativ Abwechslungsreich, mal seid ihr in einer dreckigen Stadt, in einem Tempel oder in unterirdischen Höhlen. Die Bewegungen steuern sich präzise, sind aber nicht so fließend, wie man aus anderen Titeln vielleicht gewohnt ist. Ab und zu funktioniert mal ein Sprung nicht so, wie geplant oder das Klettern ist widerspenstig. Dank der sogenannten Goldharz-Sicht entdeckt ihr Klettergelegenheiten und sammelbare Gegenstände kinderleicht. Leider schaltet sich diese Sicht von alleine wieder aus, was manchmal sehr nervig sein kann. Eine simple Toggle-Option wäre hier sehr wünschenswert. Mit mehreren Schwierigkeitsgraden im Gepäck ist für jeden Stealth-liebhaber die richtige Härte dabei.
Die K.I. der Gegner und die Gefahr entdeckt zu werden war dabei meistens nachvollziehbar, macht aber, wie in fast jedem Spiel, ab und zu lustige Faxen. Das heimliche herumprobieren war spaßig und stellenweise richtig fordernd. Vor allem das erforschen der Spielwelt nach versteckten Pfaden war interessant. Die geringe Länge von 9 Missionen des Titels werden durch die vielen Schwierigkeitsgrade kompensiert, doch wer sich eine besondere Belohnung, Gegenstände oder Fähigkeiten dafür erhofft, wird enttäuscht. Schade, so verliert das ganze an Reiz und lediglich Hardcore-Stealthliebhaber werden für mehrere Spieldurchgänge motiviert.
Das richtige Werkzeug für die richtige Situation
Styx stehen standardmäßig sein Dolch und eine Reihe von Spezialfähigkeiten zur Seite. Im Spielverlauf könnt ihr je 2 neue Waffen und Rüstungen freischalten. Wer seine Gegner nicht meucheln möchte, kann den Goblin kurzzeitig unsichtbar machen oder einen Klon zur Ablenkung von ihm verschaffen. Dieser Klon kann verschiedene Aktionen durchführen und eine Reihe an nützlichen Fähigkeiten dazulernen. Die Sonderfähigkeiten kosten jedoch Goldharz, was ihr nur durch Tränke wieder auffüllen könnt, darum geht sehr sorgsam damit um! So testet ihr mit euren Mitteln verschiedene Strategien aus, wie ihr am besten ans Ziel gelangt.
Mit eingesammelten Rohstoffen bastelt ihr euch zusätzliche Gegenstände für verschiedene Zwecke. Je nach Spielstil ist für jeden etwas dabei. Pazifisten nutzen Giftpfeile und Glasflaschen, um Gegner kurzzeitig zu betäuben oder abzulenken. Wer es nicht so ernst nimmt der Heiligkeit des Lebens nimmt, benutzt tödliche Pfeile und Säure, um Gegner langfristig außer Gefecht zu ziehen. Die verschiedenen Optionen sind sehr willkommen und bieten Abwechslung beim Spielen. Sie auszutesten hat richtig Spaß gemacht, vor allem durch die Talentspezialisierung auf den persönlich Stil.
Mit jeder abgeschlossenen Mission bekommt Styx nämlich Fähigkeitspunkte, die er in mehrere Talentbäume investieren kann. So könnt ihr euch auf euren Klon, auf das Töten, eure Alchemiefertigkeiten, eure Wahrnehmung oder eure Verstohlenheit konzentrieren. Feiner Zug, ihr könnt problemlos Talente freischalten und wieder entfernen bei einer entsprechenden Gelegenheit, wodurch ihr ohne negative Auswirkungen herumprobieren und testen könnt. Wollt ihr zusätzliche Erfahrung sammeln, könnt ihr Missionen wiederholen.
Durch die Welt, wie es mir gefällt!
Richtig toll sind die verschiedenen Herangehensweise in jedem Level. Euch ist selten ein einziger Pfad vorgegeben, sondern ihr könnt auf unterschiedlichen Wegen zu eurem Ziel. Die Architektur der Spielwelt liefert verschiedene Wege, um ans Ziel zu kommen und ist durchdacht gestaltet. Was uns hier sehr gut gefallen hat, war die Schnellspeicheroption des Spiels. Mit einem Druck auf das Tastenkreuz konnten wir das Spiel zügig speichern und einen Schleichversuch wagen. Segnet ihr das zeitliche, gibt es lustige Kommentare von Styx, bevor der nächste Versuch gestartet wird. Die Ladezeiten sind dabei moderat. Nur beim ersten Laden eines Levels kann es etwas dauern, was aber durchaus verkraftbar ist.
Doch obwohl der Titel einige spielerfreundliche Entscheidungen getroffen hat, die spielerische Umsetzung fühlt sich nicht so rund an, was letztlich auf eine handvoll weniger guter Designentscheidungen zurückzuführen ist. Wer die höchste Wertung will, muss ein Level in Rekordzeit, unbemerkt, mit allen sammelbaren Artefakten und ohne Opfer abschließen, was selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad eine Mammutaufgabe ist; euch bleibt nichts Anderes übrig, als das Level zu wiederholen und euch auf eine oder zwei der drei Rubriken zu konzentrieren. Das kann leicht frustrierend und mühsam werden. Richtig bitter wird das ganze dadurch, dass die Belohnung und die Wertung kaum Anreiz für die ganze Arbeit sind.
Harte Arbeit für Krümel
Wir haben nicht schlecht gestaunt, als wir für das langwidrige Einsammeln von rund 50 Artefakten in einem Level gerademal 50 Fähigkeitspunkte erhalten haben. Selbst die höchsten Wertungen in den Kriterien bringen euch beim Levelabschluss jeweils nur 50 zusätzliche Fähigkeitspunkte, im besten Fall also 200 Punkte insgesamt (im Vergleich zu den durchschnittlichen 700 für das Abschließen der Hauptmission). Die Goldwertungen bringen euch im Spiel, bis auf Achievements, keinerlei Vorteile, Boni oder freischaltbare Gegenstände. Das macht sie für viele einfach nicht die Mühe wert. Im verlauf des Spiels sammelt ihr genug Fähigkeitspunkte, um fast alle Talentbäume komplett freizuschalten, für den Rest reicht es, Missionen zu wiederholen.
Dabei stellt ihr auch schnell fest, dass manche Talentbäume schlichtweg nützlicher bzw. nutzlos sind für das Spiel und um die höchsten Wertungen zu kriegen. „Töten“ war für uns beispielsweise nie interessant, da es keinen Spielvorteil in Form einer besseren Wertung oder Fähigkeitspunkten gebracht hat und nur extrem selten im Spiel vorteilhaft wurde. Andere Talente haben uns schneller ans Ziel gebracht. Richtig Schade wird das dadurch, dass das Spiel euch meistens nur die selbe Aufgabe auftischt. Hole Gegenstand X und lauf zu Ort Y. Nur zweimal haben wir im gesamten Spiel den Auftrag bekommen, jemanden unbemerkt auszuschalten und einmal mussten wir kleinere Rätsel lösen. So mangelt es dem Spiel an Abwechslung.
An den falschen Stellen gespart
Gepanzerte Gegner oder Zwerge – welche euch wortwörtlich riechen können – haben wir mit unserem Dolch nicht zum Schweigen bringen können, selbst mit vollem Talentbaum in „Töten“. Nur die anfänglichen Gegner lassen sich ausschalten, der Rest benötigt eine spezielle Falle, deren Herstellung sehr begrenzt ist. Bei den verschiedenen Möglichkeiten Styx zum Erfolg zu bringen ist es wohl nicht verwunderlich, dass manche Fähigkeiten und Aktionen schlichtweg selten oder nie benutzt werden, doch mangelt es hier deutlich an ausgewogener Balance, was die jeweilige Nützlichkeit im Spiel angeht. Der Umfang des Spiels leidet dadurch erheblich, wenn ein paar seiner überschaubaren Feature derart unausgewogen oder uninteressant sind.
Die Gegner waren nicht außergewöhnlich Abwechslungsreich, haben jedoch in manchen Fällen eine andere Strategie gefordert. In allen Fällen ist eine direkte Konfrontation zu vermeiden; viele Gegner erledigen euch sofort, wenn sie euch erwischen. Ausweichrollen, parieren und Flucht ist angesagt. Einerseits gibt das Spiel keinen Anreiz, um mit der Spielwelt zu interagieren, andererseits sind wir ja auch in einem Stealthspiel und keinem Action-Adventure. In der Hälfte gab es auch einen Zwischenbosskampf, dessen Umsetzung aber deutlich an Qualität gemangelt hat, woduch ein epischer Kampf mehr zur anstrengenden Tortur wurde, was nicht zuletzt daran lag, dass man uns gerade hier die Möglichkeit zum Speichern genommen hat. Das große Finale war dafür um einiges besser ausgearbeitet, wenn auch das Ending weniger befriedigend war.
Was den Spielspaß steigern kann, ist der neue Koop-Modus. Gemeinsam mit einem Freund könnt ihr die Missionen zusammen abschließen. Leider konnten wir diesen Modus nicht testen. Der Spielumfang wird dadurch zwar nicht größer, doch der Spaß am reinen spielen mit einem Freund profitiert davon.
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[wptouch target=“mobile“]Die Wertung kann nur auf einem PC oder Tablet gelesen werden.
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Fazit:
[rating itemreviewed=“Styx – Shards Of Darkness“ rating=“67″ reviewer=“Martin Federlein“ dtreviewed=“16.03.2017″ best=“100″ worst=“0″]
Styx – Master Of Shards überzeugt optisch mit enormen Verbesserung zum Vorgänger und einem derben Humor. Ein ansehnliches Arsenal an Gegenständen, ungewöhnlichen Fähigkeiten und eine Spielarchitektur mit mehreren Vorgehensweisen, machen die Schleichaktionen spaßig und ermutigten zum Experimentieren. Doch unglücklicherweise ist das schon die ganze Substanz des Spiels. Der geringe Umfang und die kurze Spieldauer sollen durch mehrere Schwierigkeitsgrade kompensiert werden, doch spricht das mehr Hardcore-Fans des Stealthgenres an. Mit unausgewogenem Balancing, reizlosen Features und einer flachen, einsteigerfeindlichen Story bleibt der Titel für Gelegenheitsspieler des Genres mittelmäßig. Wir hatten für einen Durchlauf mit dem grünen Goblin Spaß, doch war der schwarze Humor und das reine Gameplay nicht genug, um über die wenigen Inhalte hinweg für mehr zu begeistern.
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