Für Veteranen der Echtzeitstrategie löst der Name Command & Conquer unweigerlich wohlige Erinnerung aus. Die epischen Schlachten zwischen der Global Defense Initiative (GDI) und der Bruderschaft von Nod, das knisternde Tiberium, die charismatischen Bösewichte und der süchtig machende Basenbau prägten eine ganze Generation von Spielern. Leider verlor EA aus unverständlichen Gründen das Interesse an diesem Klassiker und dem damaligen Genre-Platzhirschen. Zwei Jahrzehnte später, deutet sich mit Tempest Rising ein neuer Titel an, welcher genau diese goldene Ära der Echtzeitstrategie wieder aufleben lassen könnte. Schaffen es Slipgate Ironworks und 2B Games mit Tempest Rising unsere Tiberium-RTS-Herzen höher schlagen zu lassen?
Der dritte Weltkrieg in einer alternativen Realität
Natürlich hat Tempest Rising auch eine Hintergrundgeschichte, welche gar nicht so unspannend ist. Das Spiel spielt in einer alternativen Realität des Jahres 1997. Die Kubakrise eskalierte in diesem Universum zu einem dritten Weltkrieg, welcher verheerende atomare Zerstörungen auf der ganzen Welt anrichtete. In Folge dessen, begannen seltsame blühende Ranken aus dem Boden zu sprießen. Diese Pflanzen werden „Tempest“ genannt, enthalten enorme Mengen an elektrischer Energie und läuteten eine neue Ära der Energieversorgung ein. Im Laufe der Zeit entstanden zwei globale Machtblöcke, die um die Kontrolle über die Tempest-Ressourcen kämpfen:
– Die Global Defense Force (GDF): Ein internationales Militärbündnis, welches aus den überlebenden Regierungen der Erde gebildet wurde. Die GDF sieht sich als eine friedenserhaltende Truppe, die die Tempest-Standorte sichert, verwaltet und ausbeutet. Sie repräsentiert tendenziell westliche Nationen wie die Vereinigten Staaten, Kanada und Westeuropa.
– Die Tempest Dynasty (TD): Ein Bündnis eurasischer Nationen, die am stärksten unter dem Weltkrieg gelitten haben. Sie betrachten die Tempest als eine Möglichkeit, zu überleben und an Macht zu gewinnen. Sie nutzen ihre einzigartigen Eigenschaften, um ihre militärischen Operationen zu unterstützen. Während sich die GDF auf etablierte militärische Taktiken und fortschrittliche Technologie verlässt, nutzt die Tempest Dynasty die Eigenschaften der Tempest selbst, um ihre Einheiten und Gebäude zu modifizieren und zu verstärken.
Es gibt auch Informationen zu einer dritten mysteriösen Fraktion namens Veti, welche aktuell jedoch im verborgenen lauert. Ihre Verbindung zum Ursprung der Tempest ist unklar, aber sie scheinen eine wichtige Rolle in der übergreifenden Geschichte zu spielen. Zum Launch des Spiels werden die Veti keine eigene Kampagne haben. Die Einzelspielerkampagne von Tempest Rising erzählt die Geschichte aus der Perspektive beider Hauptfraktionen, der GDF und der Tempest Dynasty. Jede Kampagnen bietet insgesamt 11 Missionen und dauert durchschnittlich zwischen 12 Stunden. Wir übernehmen die Rolle von Kommandeuren beider Seiten und erleben den globalen Konflikt um die Kontrolle des sogenannten Tempest. Zwischen den Missionen wird die Geschichte mittels schön gestalteter In-Engine-Zwischensequenzen vorangetrieben. Die Briefings vor jeder Mission lassen in mir nostalgische Gefühle aufkommen und erinnern sehr stark an die trashigen Command & Conquer-Zwischensequenzen mit echten Schauspielern. Leider wurden keine echten Schauspieler verwendet und die Szenen sind auch nicht allzu trashig.
Quelle: 3D Realms Quelle: 3D Realms Quelle: 3D Realms
Die Kampagne von Tempest Rising ist richtig gut!
Wer einige Ableger der Command and Conquer-Reihe kennt, kennt auch Tempest Rising und somit das Gameplay. Die Entwickler haben sich stark an C&C orientiert, was meiner Meinung nach nicht schlimm ist. Wie in jedem guten Echtzeitstrategiespiel steht der strategische Aufbau und die Verteidigung seiner eigenen Basis im Mittelpunkt. Die Ressourcenpunkte müssen gesichert, Produktionsgebäude platziert und etliche Verteidigungsanlagen optimal errichtet werden. Nur wenn all diese Punkte schnell und effektiv in die Wege geleitet sind, können der herannahenden Wellen des Feindes gestoppt und vernichten werden. Dabei spielt das Ressourcenmanagement eine essentielle Rolle und entscheidet über Sieg oder Niederlage. Das geschickte Abbauen und Verwalten von Ressourcen ist in jedem guten Echtzeitstrategiespiel essenziell. Tempest ist die Lebensader beider Fraktionen, wie es auch schon damals das Tiberium der C&C-Serie war. Die Eroberung und die Sicherung der Abbaugebiete ist mitunter der wichtigste Punkt einer jeden Partie. Nur wer die Kontrolle über das Tempest hat, wird wirtschaftlichen und militärischen Erfolg haben. Das musste ich einige Male, im Laufe der Kampagne, auf die harte Tour lernen. Sehr oft bin ich zu schnell auf einen anderen Tempest-Abbaupunkt expandiert, habe dabei die Sicherung vergessen, was der Gegner selbstverständlich schamlos ausgenutzt hat. Dadurch ist meine Produktion ins Stocken geraten und mein Sieg hat sich um einiges verzögert. Hier muss ich gleich einmal einen Lob an die Entwickler bezüglich des Missiondesigns aussprechen. Keine Mission gleicht der anderen, sodass ich stetig mein Vorgehen anpassen muss. Egal ob ich Konvois abfangen; feindliche Silos mit einem Sniper und begrenzten Mitteln vernichten; oder beispielsweise unter anhaltenden Angriffen die feindliche Basis zerstören muss, langweilig ist mir in der gesamten Dauer der Kampagnen nicht geworden. Die Fraktionen von Tempest Rising haben Charakter und lassen viele Parallelen zu GDI und Nod erkennen. Die Global Defense Force (GDF) setzt auf konventionelle, schlagkräftige Einheiten, während die Tempest Dynasty (TD) mit unkonventionelleren Strategien aufwartet. Diese asymmetrische Kriegsführung war auch ein Markenzeichen von Command and Conquer und spielt auch in Tempest Rising eine wichtige Rolle.
Jetzt mag der ein oder andere Spieler behaupten, dass die Entwickler nur schamlos das Original kopieren und in ein modernes Gewand stopfen. Dem ist nicht so. Ja die Entwickler haben sich am Original bedient, haben ein modernes Design, verbauen eigene Ideen im Spiel und erweitern diese. Hier sind einige essentielle Unterschiede zu C&C:
– Es gibt eine komplexere Interaktionen und taktische Kombinationen mit den Einheien. Einfach nur mehr Einheiten zu haben, garantiert nicht den Sieg über den Feind. Ich werde immer wieder ermutigt die verschiedenen Einheitentypen effektiv miteinander zu kombinieren.
– Das Tempest spielt nicht nur eine wichtige Rolle in der Geschichte der Kampagne, sondern hat auch Auswirkungen auf das Gameplay. Sollten sich Einheiten über den Abbaupunkt bewegen, lässt das Material diese „Übertakten“, was die eigene Verteidigung gegenüber Angriffen senkt.
– Tempest Rising verwendet ein rasterbasiertes Bausystem. C&C hatte oft eine relativ „freie Platzierung„ von Gebäuden innerhalb eines bestimmten Radius um das Bauzentrum oder anderen Gebäuden.
– Command and Conquer legte den Fokus auf eine direkte Einheitenkontrolle und der taktischen Aufstellung. Tempest Rising führt zum Beispiel Ingenieure ein, welche automatisch Einheiten in einem bestimmten Radius reparieren. Außerdem gibt es die Möglichkeit seine Einheiten zur Verteidigung anderer zuzuweisen, was das Mikromanagement vereinfacht. Des Weiteren wurden Doktrinen eingebaut, die einzigartige Fähigkeiten verleihen und bestimmte Eigenschaften der Einheiten verbessern.
– Tempest Rising präsentiert sich natürlich in einem modernen grafischen Gewand. Es gibt detaillierte Einheitenmodelle, schöne Spezialeffekte und eine dynamische Spielwelt. Letzteres soll das Schlachtfeld realistischer wirken lassen, ohne dabei die taktische Übersichtlichkeit zu vernachlässigen.
Ja. Tempest Rising hat sich von Command & Conquer inspiriert lassen. Die Entwickler schaffen es auch in mir ein ähnliches nostalgisches Gefühl hervorzurufen. Es sind jedoch die eigenen Mechaniken, die tieferen strategischen Ebenen und das tolle Fraktionsdesign, welche die eigene Identität im ausgedünnten Echtzeitstrategiespiel-Genre rechtfertigen.
Quelle: 3D Realms Quelle: 3D Realms Quelle: 3D Realms
Der Multiplayer besinnt sich auf die Basics
Wer erinnert sich nicht gerne an seine Jugend, als man noch mit Freunden die Nächte in kleinen LAN-Parties durchgemacht und unter anderem Command and Conquer gespielt hat? Energie Drinks, eine schöne schmackhafte Käsepizza, gute Laune und Command and Conquer: Generals (das war mein liebster Ableger der Reihe). Sehr lange hat kein Echtzeitstrategiespiel so ein nostalgisches Gefühl in mir entfacht wie das soeben erschiene Tempest Rising. Die Kampagnen sind gut gelungen, unterhaltsam und werden viele Singleplayer-Spieler zufriedenstellen. Für Multiplayer-Fans ist der Singleplayer eher nur ein Gruß aus der Küche und sollte Lust auf mehr machen. Das schaffen die Entwickler auch. Der Multiplayer-Modus bietet euch einen Gefechts-Modus für Kämpfe gegen maximal drei Bots. Hier können wir eine 1vs1-, 2vs2- oder 1vs3-Partie starten. Natürlich ist auch ein „jeder gegen jeden“ mit vier Teilnehmern möglich. Insgesamt drei der neun Maps unterstützen vier Spieler, und die restlichen sechs Stück sind für zwei Spieler ausgelegt. Der Online-Teil des Multiplayers biete nicht viel mehr, aber das muss er auch nicht. Wir können vor einer jeden Partie die Anfangscredits, die Größe der Startarmee bestimmen und natürlich auch den Match-Typ festlegen. Hier stehen uns zum Beispiel alle Bauhöfe oder Gebäude zerstören sowie alle Gegner vernichten zur Verfügung. Das mag jetzt nicht viel Auswahl sein wie in manch anderen Genre-Ablegern, aber dafür macht Tempest Rising mit den Basics alles richtig. Wer einen klassischen Multiplayer à la C&C mit fetziger rockiger Musik sucht, ist hier genau an der richtigen Stelle.
