Monster mit dicken Wummen erschießen war gestern. Ein Zombie-Doppelgänger mit eben diesen Waffen ist die wahre Herausforderung! Der innere Hardcore-Nerd fand The Mummy Demastered super, doch war er am Ende des Tages trotzdem nicht glücklich.
Den Charme der 90er einfangen ist keine leichte Aufgabe. Die richtige Schwierigkeit, das optimale Setting und tolle Spielmechaniken mit knalligen Soundtracks sollten dabei sein. The Mummy Demastered schafft es viele dieser Elemente einzufangen, aber scheitert leider an Anderen.
Das Böse klopft, mein Maschinengewehr antwortet
Die Story ist schnell erzählt. Ein uraltes Böse, die Prinzessin Ahmanet, ist auferstanden und stürzt die Menschheit ins Chaos. Die Untoten und grausame Kreaturen beherrschen die Straßen. Hier kommen wir ins Spiel: als Elitesoldat von Prodigium erforschen wir die Spielwelt und machen Jagd auf die ägyptische Räubertochter, um den Frieden wiederherzustellen.
Besonders tiefgründig ist die Geschichte nicht, aber sie rechtfertigt die kommenden Stunden voller Kugelhagel. In charmanter, 16-Bit orientierter Grafik toben wir uns auf der 2D Map aus und erforschen im gewohnten Castlevania– bzw. Metroid-Stil die abwechslungsreichen Gebiete. Mal geht es tief unter die Erde, mal sind wir draussen im Freien und ein ander mal in einem Glockenturm. An Abwechslung mangelt es der Map nicht und vor allem nicht an einer knackigen Inszenierung. Die Grafik ist gestochen scharf und sieht fantastisch aus, nur recht selten haben wir kleinere Grafikglitches entdeckt. Dank einfacher Animationen wirkt die Welt richtig lebendig und der breitgefächerte Soundtrack sorgt für actionreiche Stimmung. Von außen scheint der Titel zu überzeugen, doch spielt er sich auch genauso gut?
Sammeln, Schießen, glücklich sein
Ein flaches Tutorial erklärt was wir drauf haben. Springen, Schießen, Bewegen und eine Ausweichrolle. Mit den Schultertasten können wir an der Stelle stehen bleiben, um gezielt in acht Richtungen zu schießen. Ein Maschinengewehr mit unendlich Munition ist unser treuer Wegbegleiter bis zum Ende des Spiels.
Im klassischen Metroid-Vania-Stil geht es dann ans erkunden. Relikte und Schriftrollen, inspiriert von der ägyptischen Mythologie verleihen uns neue Fähigkeiten, mit denen wir weitere Gebiete erkunden können. Power-Ups und Waffen wollen schließlich entdeckt werden! Jede der zahlreichen Waffen fühlt sich einzigartig an und gibt ein herrliches Gefühl beim Einsatz. Schrotflinte, Sturmgewehr, Plasmakanone, Flammenwerfer und mehr haben individuelle Schießmuster und sind gegen spezifische Gegner effektiv. Das Maximum ihrer begrenzten Munition kann durch Power-Ups erhöht werden, was im Kampf wirklich spürbar war und langfristig auch nötig ist. An festgelegten Orten könnt ihr eure Munition auffüllen und bis zu zwei weitere Hauptwaffen und eine explosive Zweitwaffe ausrüsten.
Daneben sammeln wir auch Medikits ein, welche unser maximales Leben erhöhen. Vor allem gegen Ende des Spiels war das bitternötig, denn die Gegner stecken sagenhaft viel Feuergewalt ein und schlagen zu wie 1986-Mike Tyson. Eine tolle Herausforderung für alle, die es gern härter mögen! Lebensenergie wird dabei nur mühsam durch Gegnerdrops eingesammelt, doch erst wenn ihr das zeitliche segnet, wird der Titel brutal wie Schnitzel.
Der Tod ist nur der Anfang aller Schmerzen
Ist unser Agent tot, versklavt ihn Prinzessin Ahmanet sogleich. Das Spiel speichert automatisch ab und Prodigium schickt daraufhin den nächsten Agenten an die Koordinaten der letzten Übertragung bzw. euren letzten Speicherort. Da es sich um einen neuen Agenten handelt, habt ihr entsprechend nicht eure gewohnte Ausrüstung, die hat unser zombifzierter Vorgänger! Wollen wir also unsere eingesammelten Power-Ups und damals ausgerüsteten Waffen wieder, müssen wir Jagd auf den Rabauken machen. Ein interessantes Feature, welches die zusätzliche Herausforderung auch schnell zu einem Nervenzusammenbruch eskalieren lassen kann.
Zu der verlorenen Ausrüstung gehören nämlich auch eure zusätzlichen Lebenspunkte. Zwar könnt ihr Ersatzwaffen aus eurem Repertoir verwenden, doch müsst ihr sehr behutsam vorgehen. Es gibt kein Limit, wie viele Agenten (auch im selben Raum!) zombifiziert werden können und wie viele Prodigium nachschickt. Die Probleme der Zivilisation lassen sich scheinbar alle lösen, wenn man nur lange genug Menschenleben und ihr Elend auf sie hinwirft. Habt ihr dann das Pech an einer besonders kniffligen Spielstelle gestorben zu sein – beispielsweise, weil besonders fiese und hartnäckige Gegner sich dort tummeln – müsst ihr den Weg zu eurem Zombie-Ich überleben, euer Zombie-Ich besiegen und die verlorene Ausrüstung wieder einsammeln. Wir hatten dieses Pech, und mussten am Ende mit unserem treuen Maschinengewehr und blanken Nerven sieben unserer verstorbenen Kameraden erlösen, welche mit unserem Ex-Raketenwerfer, unserer Ex-Plasmakanone und Ex-C4 Sprengstoff dezenten Widerstand geleistet haben.
Die Herausforderung und Genugtuung unsere hartverdiente Ausrüstung wiederzubekommen war fantastisch, doch haben anfänglich starke Lags und Framerateeinbrüche diese Aufgabe fast unmöglich gestaltet. Ein üppiger Patch scheint dem Schabernack vor kurzem jedoch ein Ende bereitet zu haben. Leider hat man aber vergessen die Map zu aktualisieren, welche die Spiellänge unnötig in die Länge gezogen hat. Die Bosskämpfe haben zwar auch einige Anläufe gebraucht, aber waren sie stets fair, unterhaltsam und herausfordernd.
Mächtige Feuerkraft, schnell verpulvert
Eine gute Karte ist in Spielen dieser Art unabdingbar. Während Mummy Remastered zwar eine Map anbietet, machen ein paar Design-Entscheidungen das Spielerlebnis leicht bitter. Auf den ersten Blick ist die Karte übersichtlich gehalten, zwar ohne zusätzliche Zoom- oder Markierungsfunktion, aber man sieht, wo man ist und wohin das Spiel einen schicken möchte. Diverse Fundobjekte decken dabei einen Teil der Karte auf, um die Exploration zu vereinfachen. Der Teufel liegt aber im Detail: die verschiedenen Abschnitte des Spiels sind farblich gekennzeichnet. Oft wechselt man einen Abschnitt durch Räume, welche eben diese Abschnitte miteinander verbinden. Auf der Map sehen diese Räume aber nicht anders aus, wie Räume, welche diese Zugänge nicht haben. Sucht ihr also verzweifelt jene Durchgänge, welche ihr dank neuer, eingesammelter Upgrades nun endlich begehen könnt oder noch nicht betreten habt, lässt euch die Map kläglich alleine. Zumindest gibt es Helikopter-Punkte, mit denen ihr schnell an festgelegte Punkte auf der Map gelangen könnt.
Für besondere Secrets und Power Ups ist das völlig legitim, aber nicht für das normale Vorankommen des Hauptspiels. Die ohnehin sehr kurze Spieldauer von 7 Stunden wurde durch diese Suchaktionen unnötig verlängert. Dieser Frust wurde dann nur noch größer, als das Spiel einfach nichts mehr zu bieten hatte. Seid ihr mit dem Titel durch, gibt es keinen Hardmode, kein New Game Plus, kein Time Trial oder Bossrush-Modus; euch bleibt der letzte Speicherpunkt vor dem großen Finale. Ihr könnt lediglich die Map noch zu 100% erforschen, alle Power Ups einsammeln und alle der 50 versteckten Relikte/Collectibles einsammeln, aber dann ist endgültig die Luft aus dem Titel. Für 20,- € ist das schlichtweg zu wenig Inhalt, und da sind die nichtvorhandenen Optionseinstellungen nur die Spitze des Eisbergs. Ist der Titel deswegen schlecht? Das nicht, The Mummy Demastered ist ein feines Spiel mit knackiger Schwierigkeit in einer tollen 16-Bit Verpackung, aber das aktuelle Preis-Leistungs-Verhältnis hinterlässt einen verdammt bitteren Nachgeschmack, dem man sich zuvor Bewusst sein sollte.
[wptouch target=“mobile“]Die Wertung kann nur auf einem PC oder Tablet gelesen werden.
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Fazit:
[rating itemreviewed=“The Mummy Demastered“ rating=“67″ reviewer=“Martin“ dtreviewed=“24.10.2017″ best=“100″ worst=“0″]
The Mummy Demastered ist ein feines Actionspiel, welches mit einem tollen Mix aus Exploration und Shooter einige Stunden unterhalten kann. Eine knackige Schwierigkeit, die charmante Grafik und der spitzen Soundtrack fangen viel des beliebten 90er Charme ein. Das Zombiefication-Feature ist dabei eine spannende Ergänzung im gewohnten Metroid-Vania-Stil, welches euch an die mentalen Grenzen bringen kann. Eine solide Steuerung, gute Stabilität, abwechslungsreiche Waffen, Gebiete und Gegner sowie viele Power-Ups zum Finden sorgen für einige Stunden actiongeladener Unterhaltung, welche leider durch manische Suchaktionen aufgrund der verbesserungswürdigen Map langgezogen werden. Doch gerade wenn der Spaß am schönsten ist, geht dem Titel komplett die Luft aus. Eine kurze Spieldauer, wenig Inhalte und kein wirklicher Anreiz zum Wiederspielen trüben die Spielerfahrung, vor allem angesichts des aktuellen Preises! The Mummy Demastered ist ein gutes Spiel, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt aktuell einfach nicht. Daher lautet unsere Empfehlung: Haltet den Titel im Auge und schlagt zu, wenn er an der Rabattschraube dreht!
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