Star Wars Outlaws im Test- ein weiblicher Han Solo in einer Open-World?

Quelle: Ubisoft

Star Wars Outlaws wurde bei Ubisoft, jedoch unter der Leitung von Massive Entertainment, entwickelt. Dieses Studio ist für Spiele wie die Tom Clancy’s The Division-Reihe, Avatar Frontiers of Pandora oder World in Conflict bekannt. Wer wie ich bei Ubisoft an die bekannte Ubisoft-Formel denkt, hatte sicherlich auch ein ganz mieses Gefühl bei dem ersten Star Wars Open-World-Titel. Ob die Sorge berechtigt war und ihr einen Bogen um Star Wars Outlaws machen solltet, könnt ihr hier in unserem Review nachlesen.

Die Story von Star Wars Outlaws ist nicht schlecht. Sie braucht nur etwas Zeit um sich zu entfalten!

Die Geschichte von Star Wars Outlaws findet zwischen Star Wars: Das Imperium schlägt zurück und Star Wars: Die Rückkehr der Jedi statt. Zwei Filme, welche ich sehr schätze und ein Teil meiner Kindheit sind. Während das Galaktische Imperium unerbittlich die endgültige Niederlage der Rebellenallianz verfolgt, floriert die kriminelle Unterwelt. Wir übernehmen die Rolle der Gesetzlosen Kay Vess und ihres treuen Begleiters Nix. Zusammen plant das Duo einen der größten Raubüberfälle, welchen der Outer Rim je gesehen hat. Auf der Suche nach den Mitteln, endlich ein neues Leben zu beginnen, müssen wir uns durch die Verbrechersyndikate der Galaxis kämpfen. Dabei stehlen und überlisten wir die gegnerischen Parteien und müssen uns den Meistgesuchten der Galaxis anschließen. Als begabte Diebin erregt Kay mit ihren Aufträgen immer wieder die Aufmerksamkeit von Sliro, dem Anführer des neuen Verbrechersyndikats Zerek Besh. Nachdem Sliro ein Kopfgeld auf Kay ausgesetzt hat, bietet sich Kay und Nix die einzige Chance auf Freiheit. Sie müssen nur einen der größten Raubzüge aller Zeiten durchführen. Wieso erinnert mich Kay von ihrem Verhalten und ihrem Outfit so sehr an Han Solo? Eine eigene Identität hätte mir deutlich besser gefallen, anstatt die Nostalgie-Karte auszuspielen. Die Protagonisten der Geschichte müssen lernen sich in der Unterwelt der Galaxis zurechtzufinden und dabei ihren Ruf bei legendären kriminellen Organisationen wie dem Pyke-Syndikat, dem Hutten-Kartell, dem Ashiga-Clan und Crimson Dawn verbessern. Im Laufe der Story sehen wir zu wie sich Kay von einer gewöhnlichen Straßendieben zur erfahrenen Gesetzlosen entwickelt. Dabei schmilzt sie mehr und mehr mit ihrem knuffigen Begleiter Nix zusammen. Um nun den ultimativen Raub durchzuziehen, sucht sie nach einer Gruppe von Gesetzlosen, darunter dem kampferprobten Droiden ND-5, welcher sich ihnen anschließt. Als Team stehlen sie wertvolle Waren, infiltrieren geheime Orte und überlisten in gewohnter Star Wars-Manier ihre Feinde. Immer wieder müssen sie sorgfältig ihre nächsten Schritte abwägen, da sich die Entscheidungen auf den Status bei den einzelnen Syndikaten auswirkt. Jeder von uns durchgeführte Zug hat nämlich Einfluss auf Kays sich ständig verändernden Ruf. Um die richtigen Ressourcen und die richtige Crew für den Raub zu finden, erleben wir viele Abenteuer auf neuen und bekannten Orten. Dazu gehören Canto Bight, Kijimi, Tatooine, Akiva und die windgepeitschte Savanne von Toshara. Auf den unterschiedlichen Planeten erkunden wir geschäftige Städte und Cantinas, düsen mit dem Speeder durch weitläufige Landschaften und steuern unser Schiff, die Trailblazer, durch den Weltraum. Wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, hilft die Trailblazer uns bei Verfolgungsjagden, Ausweichmanövern und Angriffen, um mit dem Imperium und anderen Gegnern fertig zu werden. Sie hat zwar nicht den Korsal-Flug in weniger als zwölf Parsec zurückgelegt, erledigt jedoch ihren Job. Die Spieldauer ist mit seinen 20-30 Stunden mehr als angenehm und zieht nichts unnötig in die Länge.

Keine Innovation beim Gameplay von Star Wars Outlaws und es macht trotzdem Spaß?

Was einen erheblichen Beitrag zu einem tollen Spieleerlebnis leistet, ist selbstverständlich das Gameplay und das Missionsdesign. Die Missionen sind eine schöne Abfolge von gut gebauten Singlepayerlevel. Die Dauer eines Einsatzes dauert meist knapp über eine Stunde und findet in leicht schlauchartigen Abschnitten der Open-World statt. Das Missionsdesign der Hauptaufträge ist abwechslungsreich und bietet unter anderem auch einen Einbruch in Jabbas Palast. Die Nebenaufträge sind sogar noch eine Spur abwechslungsreicher und besser inszeniert. Selbstverständlich macht der Fortschritt der Technik auch nicht vor Star Wars Outlaws halt, weshalb es auch hier prozedural generierte Fraktionsmissionen gibt. Wie bereits oben erwähnt, müssen wir entscheiden, welcher Fraktion wir bei den Missionen einen Gefallen tun wollen und welcher eben nicht. Dies wirkt sich auf unseren Ruf und unser Ansehen aus, jedoch nicht erheblich auf den Verlauf der Geschichte. Eine erneutes durchspielen von Star Wars Outlaws fällt für mich deshalb flach. Doch wie spielt sich das Spiel nun? Das gesamte Gameplay-Gerüst stützt sich auf drei Säulen- dem Klettern/ Schleichen, einigen Rätseleinlagen und den Schießpassagen. Beim Klettern und den Rätseleinlagen gibt es Genretypisch einfache Kost. Wir springen per Tastendruck von Vorsprung zu Vorsprung, klettern an Gittern hoch oder schwingen mit einem Seil über Abgründe. Sehr dynamisch spielt sich das Ganze nicht besonders, weshalb hier ein Jedi: Fallen Order definitiv besser abschneidet. Die Rätsel sind, sicherlich zur Enttäuschung vieler, sehr einfach gehalten. Ich muss mit Kay zum Beispiel nur ein paar Generatoren mit meiner Waffe im richtigen Zeitpunkt treffen um Plattformen neu zu justieren. Ich habe mich über die leichten Rätseleinlagen gefreut, da ich diese nicht sonderlich mag.

Auch beim Schleichen sticht Star Wars Outlaws nicht besonders heraus. Wir sabotieren beispielsweise Kameras, Barrieren oder Geschützturme. Dabei bewege ich mich in leicht gedruckter Haltung durch die feindlichen Gebiete und sollte uns doch einmal ein Gegner entdecken, lege ich ihn mit einem Takedown-Manöver flach. Durch das gesamte Spiel konnte ich die Sichtkegel der Feinde nicht richtig einschätzen. Manchmal konnten mich Sturmtruppen gefühlt durch die gesamte Halle erkennen und eröffneten das Feuer. Dann gab es wiederum Situation, wo sie direkt in meiner unmittelbaren Nähe standen und ich ihnen egal war. Ich glaube das hier noch eine Feinjustierung an der KI seitens der Entwickler notwendig ist. Was das herumgeschleiche dennoch so amüsant macht, ist unser pelziger und knuffiger Freund Nix. Es macht unheimlich viel Spaß diesem Befehle zu geben. Während Nix die Feinde ablenkt, schleiche ich mich von hinten an. Der kleine Begleiter kann auch Feinde orten oder beklauen. Kommen wir nun zur letzten Hauptsäule des Gameplays- den Schießpassagen. Diese sind, wie die anderen beiden anderen Säulen auch, typischer Genre-Standard. Über seichte arcadige Blaster-Gefeche gehen die Actioneinlagen nicht hinaus. Der Blaster lässt sich naturlich mit Ionen-Gewitter, Explosionsammo oder einem Schnellfeuer-Modus verbessern. Nur sehr selten bekommen wir andere feindliche Waffen wie das Sturmgewehr der Sturmtruppler in die Hand. Die künstliche Intelligenz der Gegner ist lediglich OK. Ich werfe eine Granate und meine feindlichen Widersacher laufen zur Granate hin? Da hätte ich mir schon mehr taktische Vielfalt, Intelligenz und Aggressivität gewünscht. Leider werden die gegnerischen Truppen nur in leicht oder schwer gerüstete Gegner unterteilt und richtige Bosskämpfe gibt es ebenfalls viel zu selten. Dennoch spielen sich die Schießpassagen flott und sind irgendwie unterhaltsam. Warum kann ich niemanden vom Bike schießen und den fahrbaren Untersatz klauen? Hier gibt es Nachholbedarf, da es andere Spiele viel besser machen. Aber wieso ist Star Wars Outlaws trotzdem irgendwie unterhaltsam? Hierfür ist nur ein Faktor verantwortlich. Die Entwickler schaffen es einen guten Rhythmus zwischen all den drei erwähnten Säulen zu finden. Aus diesem Grund ist alles richtig dosiert und die unterschiedlichen Mechaniken werden nicht überstrapaziert. Deshalb macht das Gameplay, obwohl es nichts weltbewegendes ist, irgendwie Spaß.

Die Open-World wäre nicht notwendig gewesen

Wie schon einmal erwähnt, können wir Planeten/ Plätze wie Canto Bight, Kijimi, Tatooine, Akiva und die windgepeitschte Savanne von Toshara bereisen. Zum Glück gibt es nicht Ubisoft-Typisch eine Karte mit etlichen Markern und Hinweisen. Stattdessen wird sehr viel über Hörensagen vermittelt. Zum Beispiel stoße ich auf ein Hindernis, welches mir den Weg versperrt. Die Lösung zu meinem Problem wird von zwielichtigen Gestalten besprochen und schon bekomme ich einen neuen Ort angezeigt. Also Reise ich dorthin, erledige die mir vorgegebenen Sachen und habe die Lösung für mein Hindernis. Ich habe dieses Beispiel, um etwaige Spoiler zu verhindern, stark verallgemeinert. Massive Entertainment setzt bei der Open-World überraschenderweise auf Qualität statt auf Quantität. Die vielen Maps sind unterschiedlich groß und bieten einiges zu tun. Außer Kijimi, welche nur eine Hub-Stadt ohne Umland ist. Wir können das jeweilige Umland erkunden und selbst ein Fahndungssystem ist implementiert. Sollten wir einmal Sturmtruppen übermäßig genervt haben, ist es sehr schwer den Fahndungslevel loszuwerden. Imperiale Festungen gibt es nicht viele, jedoch dauern diese circa eine Stunde bis sie absolviert wurden. Alarme sollten vermieden werden, sofern man an seinem virtuellen Leben hängt. In Star Wars Outlaws gibt es keine Erfahrungspunkte oder Levelaufstiege. Damit wir unsere Fertigkeiten verbessern dürfen, können insgesamt neun Lehrmeister gefunden werden. Pro Lehrmeister gibt’s vier bis fünf Fertigkeiten zu erlernen, für deren Freischaltung wir wiederum ein paar Challenges absolvieren müssen. Des Weiteren sammeln wir Ressourcen um neue Jacken/ Hosen, Blaster- und Gleiter-Upgrades freischalten zu können, welche wiederum bestimmte Boni bieten. Die gebotene Open-World ist nicht besonders groß, sie hätte meiner Meinung nach auf ganz weggelassen werden können und trotzdem macht es so viel Spaß diese Welten zu erkunden.

Alle Editionen von Star Wars Outlaws im Überblick

Früher war alles einfacher. Die damaligen Spiele hatten zu Release lediglich nur eine Version und keine DLCs. Was bis zur Pressung des Endproduktes nicht fertig war, wurde nicht in die Software integriert. Das ist jedoch schon sehr viele Jahre her und die Zeiten haben sich ein wenig geändert. Aktuell gibt es immer mehr Versionen und damit ihr den Überblick bei Star Wars Outlaws nicht verliert, habe ich euch alle Versionen unterhalb aufgelistet.

Standard-Edition enthält nur das Basisspiel

– Bei der Gold-Edition bekommt ihr das Basisspiel und den Season Pass
• dieser enthält 2 DLCs
• die exklusive Mission Jabba’s Schachzug zum Start
• das kosmetische Paket Kesselflieger Bonuspaket

Ultimate Edition enthält das Basisspiel und den Season Pass
• enthält 2 DLCs
• die exklusive Mission Jabba’s Schachzug zum Start
• das Kesselflieger Bonuspaket
Zusätzlich gibt es noch das Sabacc Schlitzohr Charakterpaket
• enthält Kosmetika für Kay, ihren Blaster, Nix, Kays Speeder und das Trailblazer-Raumschiff
Des Weiteren noch das Schurken-Unterwanderer Charakterpaket
• enthält Kosmetika für Kay, Nix, Kays Speeder und die Trailblazer
Zu guter Letzt noch das Digitales Artbook mit einer Auswahl der Konzeptzeichnungen und Grafiken des Spiels, einschließlich einzigartiger filmischer Storyboards

Star Wars Outlaws im Test- ein weiblicher Han Solo in einer Open-World?
Fazit
Massive Entertainment hat mit Star Wars Outlaws, trotz der vorangegangenen Skepsis, ein schönes und unterhaltsames Spiel im Star Wars-Universum auf den Markt gebracht. Die nicht allzu lange Story, die Atmosphäre, die Inszenierung der Missionen oder die gut gestalteten Protagonisten, sind nur ein paar der positiven Aspekte des Titels. Obwohl die Open Word meiner Meinung nach nicht notwendig gewesen wäre, habe ich diese doch sehr gerne erkundet. Der repetitive Gameplay-Loop, die dümmliche KI, die arcadigen Schießereien oder ein paar kleine technische Problemchen trüben leider das Gesamtbild. Wer jedoch darüber hinwegsehen kann und seine Portion Star Wars braucht, bekommt hier ein ganz solides Spiel geboten.
Technik
74
Umfang
85
Gameplay
70
Spezifisch
73
Leserwertung0 Bewertungen
0
Besser
unterhaltsame Story
gut gestaltete Protagonisten
atmosphärische Welt
gute Inszenierung der Missionen
viele Nebenquests
Skill-Sytsem
gute Vertonung
knuffiger und nützlicher Begleiter
verschiedene Planeten
Schlechter
repetitiver Gameplay-Loop
dümmliche KI
arcadige Schießereien
kleine technische Problemchen
Entscheidungen ohne große Auswirkung auf die Geschichte
geringer Wiederspielwert
76
Wertung

Eine Antwort hinterlassen

Kommentar verfassen
Namen bitte hier eingeben