Ara: History Untold ist ein rundenbasiertes Strategiespiel, welches von Oxide Games entwickelt und von Xbox Game Studios veröffentlicht wurde. Civilization ist bei den 4X-Spielen der bisher unangefochtene Platzhirsch, wobei Humankind durchaus seine Vorzüge bietet und einiges an Potential hat. Ob Ara: History Untold ebenfalls seine Daseinsberechtigung hat und was es anders als die Konkurrenz macht, könnt ihr in unserem Review lesen.
Aller Anfang ist gleich?
Bevor eine neue Runde gestartet werden kann, muss ich die Parameter für die Weltkarte eingeben und mich für einen Anführer entscheiden. In der normalen Version gibt es 36 und in der Deluxe-Edition insgesamt 41 Oberhäupter zur Auswahl. Jeder hat ein besonderes Merkmal und ein paar Charaktereigenschaften, welche unter allen Anführern immer wieder auftauchen werden. Somit ist es schon vorab möglich sich für eine Strategie zu entscheiden, welche wir im Spiel verfolgen können. Ich habe mich für Tokugawa Ieyasu entschieden, da dieser mehrere Militärboni wie zum Beispiel -50% Kriegsmüdigkeit, +10% Stärke für Streitkräfte außerhalb unseres Gebietes und so weiter hat. Ich möchte den Sieg mithilfe meiner Dominanz im Krieg erlangen. In der ersten Partie von Ara: History Untold befolge ich das Tutorial und erlerne Runde für Runde die Mechaniken des Spiels. Leider ist beim Tutorial nicht immer alles nachvollziehbar, weshalb ich nur durch das ausprobieren erst auf Sachen draufgekommen bin. Obwohl es wie Civilization ist, spielt es sich doch ein wenig anders. Ich plane mittels Projekte die umliegenden Felder meiner Stadt, erforsche über mehrere Runden die einzelnen Technologien und erkunde mit einem Späher die Karte. Trotz einer großen anfänglichen Armee aus Speerträgern und Bogenschützen, konnte ich nicht aus dem ersten Akt in den zweiten Akt aufsteigen, da ich zu wenig Prestige gesammelt habe. Aber warum nur wurde ich mit meinem Volk ausselektiert?
Weg von den Hex-Feldern und ein Prestigesystem in Ara
Was einem sofort in Ara: History Untold auffällt, sind die fehlenden Hex-Felder. Das Studio Oxide Games setzt stattdessen auf organischere Gebiete mit mehreren kleineren inkludierten Zonen. In diesen Zonen kann ich erforschte Gebäude platzieren. Einige Felder wiederum besitzen natürliche Ressourcen wie zum Beispiel Öl, Fisch, Edelsteine oder Weizen. Will ich diese Boni haben, muss ich die passenden Gebäude zum Abbau darauf platzieren. Das Problem, andere Gebäude wie zum Beispiel Kneipen bieten ebenfalls Boni, sobald diese neben den dazu passenden Gebäuden im selben Gebiet stehen. Das zwingt mich zum Umdenken und eine längerfristigere Planung meiner Stadt zu berücksichtigen. Möchte ich ein Weltwunder erbauen, muss ich sogar ein ganzes Gebiet dafür einplanen.
Alles was wir im Verlauf des Spieles tun, sei es Technologien erforschen, Gebäude bauen, Gebiete einnehmen, unsere Religion verbreiten, Kriege führen, die Weltkarte aufdecken, politische Entscheidungen treffen, eine stabile Industrie auf die Beine stellen und so weiter, erhalten wir Prestigepunkte. Somit gibt es sowohl für gemütliche als auch für kompetitive Spieler genügend Anreize die Tabelle anzuführen. Was anders als bei Civilization ist- das selektive Ausschlussverfahren. Jede Partie in Ara wird in drei Akte unterteilt:
– Akt 1: Anfänge der Menschheit bis hin zur Antike
– Akt 2: frühe Mittelalter bis zur Zeit der Aufklärung
– Akt 3: Ära der Maschinen bis in die Nähe Zukunft
Sobald genügend Nationen technologisch in einem neuen Akt angekommen sind oder ein einziges Volk zu weit fortgeschritten ist, beginnt ein Countdown. Solltet ihr euch ganz unten in der Prestigetabelle befinden, müsst ihr ab jetzt alles geben um einen Rauswurf zu verhindern. Bei jeden Aktwechsel werden alle Spieler mit den wenigsten Punkten aus dem Spiel geschmissen. Alle verbleibenden Ruinen und Rückstände können von den verbliebenen Parteien geplündert werden. Wollt ihr dieses Ausschlussprinzip nicht, dann könnt ihr diesen Punkt in den Optionen für die menschlichen Spieler ausschalten. Ich finde die Idee nicht schlecht, da es eine gewisse Würze ins die Partie bringt.
Warenketten und die Herausforderung mit dem Prestigesystem
Liebt ihr Anno so sehr wie ich? Die vielen Warenketten optimieren und damit die eigene Stadt mit Luxusgütern aufwerten, bietet für mich einen gewissen Reiz. Umso mehr freut es mich, dass die Entwickler von Oxide Games solche Warenketten in Ara: History Untold eingebaut haben. Somit kann ich mich auch in einem 4X-Spiel mit dem Warensystem herumspielen. Wir können Basisrohstoffe wie zum Beispiel das Leder vom Gerber zum Schuster bringen und daraus Schuhwerk für das Volk herstellen lassen. Alle produzierten Waren kann ich überall in meinen Städten verwenden. Habe ich eine große Armee, benötigt diese zum Erhalt sehr viel Nahrung meiner produzierten Nahrung. Möchte ich ein Weltwunder erbauen, benötig man vorab die gesamten Materialien, welche für den Bau erforderlich sind. Es gibt auch Bedarfsgegenstände, welche ich dauerhaft in die Item-Slots der Gebäude einsetzen kann und somit etwa die Produktivität von Fabriken steigern kann. Um den Lebensstandard meines Volkes erhöhen zu können, muss ich Luxusgüter wie zum Beispiel Möbeln oder Gemälden in Wohnungen platzieren. Das alles was ich eben beschrieben habe, erhöht selbsterklärend dir Lebensqualität der Einwohner und deren Produktivität bei der Arbeit steigert. Dadurch zahlt das Volk mehr Steuern und vermehrt sich schneller. Alles sehr nachvollziehbar und es macht mir richtig viel Spaß mich im Micromanagement meiner Städte zu vertiefen.
Wie schon mehrmals erwähnt, verdiene ich mit allem was ich im Spielverlauf mache, Prestigepunkte. Leider gibt es mit diesem System und der KI ein gewisses Problem. Es kristallisiert sich sehr schnell heraus, welches Volk beziehungsweise welcher Spieler an der Spitze der Tabelle ist. Das eigentliche Problem- je erfolgreicher eine Nation ist, umso leichter lassen sich noch mehr Punkte anhäufen. Trotz der ganzen Begrenzungen der Entwickler, wie zum Beispiel die maximal Anzahl an Armee-Einheiten oder die Anzahl der möglichen Städte in meinem Reich. Leider zeichnet sich spätestens im zweiten Akt ab, worauf das Endergebnis hinauslaufen wird. Welche Schwierigkeitsstufe man am besten einstellt, muss man über mehrere Partien selber herausfinden. Da ich das Spiel und die Mechanik immer besser kennengelernt habe, hat sich auch dementsprechend die Schwierigkeitsstufe der KI kontinuierlich geändert. Selbstverständlich hat die künstliche Intelligenz auf den höheren Stufen, wie in jedem anderen Spiel auch, einige Vorteile.
Optisch der große Bruder von Civilization
Ara: History Untold beeindruckt nicht nur mit einer detaillierten und ansprechenden Grafik, sondern auch mit einer wunderschön gestalteten Weltkarte. Abwechslungsreiche Landschaften von dichten Wäldern über karge Wüsten bis hin zu belebten Städten zieren die Spielwelt. Besonders gut gefällt mir das die Städte sich im Laufe der Zeit verändern und den technologischen Fortschritt soweit die kulturelle Entwicklung sichtbar machen. Überall gibt es liebevolle Animationen und Abläufe zu entdecken. Ara lief auf meinem System (i5 14400, RTX 4060 und 32GB RAM) und einer WQHD-Auflösung, mit niedrigen Schatten und mittleren bis hohen Details bei konstanten 40-60 Bildern pro Sekunde. Der Soundtrack von Ara: History Untold trägt sehr schön zur Immersion bei, da sich die Musik den verschiedenen Epochen und Situationen anpasst. Sounds wie das Hämmern auf Baustellen oder das Marschieren von Truppen fügen sich nahtlos in das Geschehen ein und verstärken das Gefühl, eine lebendige Welt vor sich zu haben. Das Interface ist nach ein wenig Einarbeitungszeit gut gestaltet und verständlicher.