Avowed ist ein First-Person-Fantasy-Rollenspiel, welches von Obsidian Entertainment entwickelt wurde und nach einer kleinen Verschiebung endlich seinen Weg in die Verkaufsregale gefunden hat. Das Studio hinter der neuen Marke ist bekannt für Rollenspiele wie Fallout: New Vegas, The Outer Worlds und Pillars of Eternity. Doch kann Avowed genauso gut performen wie die soeben genannten RPGs? Das und mehr erfährt ihr in diesem Review.
Unser Abenteuer beginnt mit einem Klischee…
Obsidian Entertainment hat sich bei der Entwicklung von Avowed von seinen vorherigen Spielen inspirieren lassen, insbesondere von Pillars of Eternity. Denn die Geschichte findet in der fiktionalen Welt von Eora statt, welche erstmals in der „Pillars of Eternity“-Spielserie vorgestellt wurde. Wir sind, sobald wir die Charaktererstellung abgeschlossen haben, ein Abgesandter des fernen Landes Aedyr. Besondere Male zieren unser Gesicht, wir gelten in der Bevölkerung als Gottähnlicher und haben besondere Fähigkeiten. Aus diesem Grund sind wir von großer Bedeutung für unseren Kaiser, weshalb wir uns auch in dieser ehrenhaften Position befinden. Unsere Heimat, das Aedyranische Reich, ist eine Nation im Westen, die von uralten Traditionen und Gesetzen beseelt ist. Mehrere Aedyranische Kaiser haben den Versuch unternommen, ihre Macht und ihren Einfluss durch Kolonisierung zu vergrößern, und sind gescheitert. Die Zeit wird zeigen, ob das Reich expandiert oder schrumpft, gedeiht oder stirbt. Doch aktuell hat das Land andere Probleme. Eine mysteriöse Plage befällt das Reich. Die Traumgeißel ist eine ungewöhnliche Seuche, welche sich im Land der Lebenden ausbreitet und den Körper, die Seele und sogar das Ökosystem befällt. Die Infizierten sind als Traumgeknechtete bekannt, denn sie scheinen von einem einzigartigen und furchterregenden Wahnsinn geknechtet zu werden. Wir müssen die Ursache der Dunkelheit herausfinden und einen Weg suchen, sie zu besiegen. Dafür reisen wir in das Land der Lebenden. Es besteht aus einer riesigen Insel, welche wilde Ökosysteme und unentdeckte Geheimnisse beherbergt. Siedler aus ganz Eora kommen auf der Suche nach Glück, Abenteuern und Wohlstand hierher. Die großen Mächte in der Welt betrachten das Land der Lebenden als das Tor zum Osten und als große Chance für eine zukünftige Expansion. Wir als Gesandter des Kaisers, ein offizieller Vertreter von Aedyr mit erweiterten Befugnissen, begeben uns auf ein Schiff und machen uns auf den Weg nach Paradis. Das ist eine Stadt im Küstengebiet von Dämmerküste und de facto die Hauptstadt des Landes der Lebenden. Die Stadt wird vom Schlüsselmeister regiert, einem Verwalter, welcher den Frieden eher durch Klugheit als durch Bürokratie wahrt. Kurz vor unserer Ankunft werden wir von einem Fort unter Beschuss genommen. Das Schiff wurde getroffen, ist gesunken und wir wurden an einer nahegelegenen Insel angespült. Dort treffen wir auf Garryck, den einzigen Überlebenden, welcher uns mit Rat und Tat zur Seite steht und durch die Insel begleitet. Die kleine Insel, welche als Tutorial fungiert, bringt uns alle relevanten Spielmechaniken bei und die Seuche näher. Dabei treffen wir auf Ilora, welche dort von den verstorbenen Wachen in ein Gefängnis gesteckt wurde. Anhand ihrer Aussagen musste ich eine Entscheidung treffen, ob ich ihrer Geschichte glauben schenke und sie freilasse oder nicht. Ich habe mich dazu entschieden sie freizulassen, woraufhin sie uns bis nach Paradis begleitete. Ich schaffe es Paradis zu erreichen und trenne mich von den vorübergehenden Begleitern. Dafür treffe ich in sehr kurzen Abständen weitere interessante Charaktere, welche sich meiner Reise anschließen. Der Beginn der Story mag klischeehaft sein, jedoch mag ich den von den Entwicklern gewählten Einstieg in diese faszinierende Welt. Wie wird unsere Reise verlaufen und welchen Gefahren werde ich mich mit meiner Gruppe stellen müssen?
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Schnelles Gameplay durch eine bunte Welt
Als Avowed angekündigt wurde, verglichen es viele mit Skyrim, einem Elder Scrolls-Spiel, in welchem der Spieler die Welt frei erkunden und Quests in beliebiger Reihenfolge erledigen kann. Je mehr ich das Spiel spielte, umso deutlicher wurde mir, dass Avowed nur sehr wenig mit Skyrim zu tun hat. Das Kampfsystem ist dynamisch und sehr variierbar. Es kombiniert Nahkampf, Fernkampf und Zauber, wodurch uns eine Vielzahl von Optionen zur Verfügung stehen, wie wir unseren Feinden an den Kragen gehen. Wollt ihr lieber zu Schwert und Schild greifen oder entscheidet ihr euch doch für zwei Klingen. Oder wie wäre es mit einem großen Hammer durch die Massen zu schwingen? Zusätzlich ist es möglich einen Bogen, Pistole oder mit Magie zu kämpfen. Und das ist das besondere am neuesten Titel von Obsidian Entertainment- ein schneller Stilwechsel. Diese Variierbarkeit ist auch verdammt notwendig, da man sonst die Gegner teilweise nicht besiegen würde. Ich muss beispielsweise mit einem Zauber einen Feind lähmen, um ihn dann mit einem schnellen Hieb meines Schwertes erledigen zu können. Ich kann auch Gegner einfrieren und mit einem gezielten Schuss meiner Pistole in Tausend kleine Stücke zerspringen lassen. Diese Mischung aus taktischer Planung und schnellem Handeln macht die Kämpfe spannend, abwechslungsreich und knackig. Avowed verwendet dabei ein einzigartiges Zaubersystem, bei welchem die Zauber mit Gesten oder durch bestimmte Kombinationen von Runen aktivieren werden können. Dieses System ist stark mit der Spielwelt verbunden, was mir schon nach kurzer Zeit sehr deutlich wird. Wie in vielen Rollenspielen kann ich meinen Charakter nach meinen Wünschen anpassen und die Ausrüstung verbessern. Die Fähigkeiten können nach jedem Stufenaufstieg in verschiedenen Bereichen spezialisiert werden. Das schöne dabei ist es, dass es keine direkte Klassenwahl gibt. Somit können die Spieler die unterschiedlichsten Kombinationen ausprobieren und miteinander variieren. Überall in der Spielwelt finden sich große lilafarbene Steine, bei welchen wir unser Lager aufschlagen können. In diesem Nachtlager kann ich mein volles Inventar in die Lagertruhe übertragen; das nicht mehr benötigte Equipment zerlegen und die gewonnenen Materialien für Upgrades verwenden; Gegenstände verzaubern; über dem Lagerfeuer Speisen mit unterschiedlichen Wirkungen zubereiten, das Aussehen meiner Begleiter verändern oder Gespräche führen. Avowed lässt uns völlige Freiheit bei der Wahl unseres Spielstils und der Charakteranpassung. Diese vielen Möglichkeiten sind eine tolle Sache für ein Rollenspiel. Die Frage die ihr euch eigentlich stellen müsst- wie gefallt mir das schnelle Movement von Avowed? Egal ob unser Held jetzt läuft, rutscht, klettert, springt oder feindlichen Angriffen ausweicht, alles passiert schneller als ihr es aus anderen RPGs gewohnt seid. Mir persönlich gefällt es gut und es ist eine willkommene Abwechslung zu den doch realistischeren Konkurrenten. Leider gibt es einige Bugs, wie zum Beispiel gelegentliche Abstürze oder Quest-Bugs, die dieses Spiel plagen. Ich hoffe das die Entwickler diese Art von Problemen schnell in den Griff bekommen.
Quelle: Obsidian Entertainment Quelle: Obsidian Entertainment Quelle: Obsidian Entertainment
In der Welt von Avowed gibt es viel zu entdecken!
Die Living Lands (übersetzt Lebenden Lande) ist die Hauptregion von Avowed und bietet viele geheimnisvolles Gebiet, welche ich natürlich erkunden möchte. Die Spielwelt ist keine Open World wie beispielsweise die in Skyrim. Vielmehr gleicht sie der Struktur eines Outer Worlds. Es gibt mehrere große Karten, die über kurze Ladebalken miteinander verbunden sind. Die Fauna ist dabei abwechslungsreich wie die Vielzahl von Kulturen, welche dort im Laufe der Zeit siedelten. Wir besuchen Wüsten, Wälder, Berge mit Seen und viele weitere schöne Gebiete. Jede Region hat ihren eigenen Charakter und Charme. Bei der Gestaltung der Welt haben sich die Entwickler von unterschiedlichen Kulturen inspirieren lassen. Die Lebenden Lande von Eora wurden von zahlreichen Völkern bevölkert und die Geschichte der Region ist von Konflikten zwischen verschiedenen Fraktionen geprägt. Dies merkt man an den vielen Ruinen, welche die Landschaft zieren und einst von alten Zivilisationen erbaut wurden. Die vielen Kriege und magischen Katastrophen haben die einstige Pracht zerstört. Die kulturellen Hintergründe der verschiedenen Völker sind tief in der Geschichte der Welt verwoben und beeinflussen auch die Erzählungen. Die verschiedenen Fraktionen, mit welchen wir im Laufe des Spiels interagieren können, haben selbstverständlich eigene Ziele und politische Ambitionen. Unsere getroffenen Entscheidungen können beeinflussen, wie sich diese Fraktionen verhalten und wie sie mit uns umgehen. Leider fühlt sich die Welt, trotz der Gegner und Geheimnissen, dennoch irgendwie leer und unbelebt an.
– Das Aedyr-Reich ist eine große und mächtige Nation, die den Großteil der Region kontrolliert. Das Reich hat seine eigenen Interessen in den Lebenden Lande. Als Gesandter dieses Reiches werden wir häufig und ungewollt in politische Spannungen verwickelt.
– Der Drachenthron ist eine mystische Fraktion, welche die Macht von Drachen und alten magischen Traditionen nutzt. Sie sind in der Region von Eora wohlbekannt und können uns als Verbündete oder als Feinde begegnen.
– Neben den großen Reichen gibt es in der Spielwelt auch kleinere Völker und Stämme. Diese haben einzigartige Bräuche, Religionen und Überzeugungen. Bei einigen dieser Stämme sind die Loyalität und Beziehungen zu den größeren Reichen ein wichtiger Teil der Dynamik.
Ein wichtiger Teil der Welt von Avowed sind die Geheimnisse und ihre vielen unentdeckte Orte. Es gibt gefühlt an jeder Ecke etwas zu entdecken. Sei es ein Schatz, eine Ruine mit magischen Artefakten, gefährliche Dungeons mit den unterschiedlichsten Gegnertypen und so weiter. Dabei kann man viele dieser Orte nur nach kleineren Rätsel betreten oder man muss sich die Umgebung zunutze machen. Zum Beispiel indem man ein explosives Fass in die Luft sprengt und die dahinterliegende Wand zum Einsturz bringt. Neben den bekannten Arealen gibt es auch unbekannte Zonen, wie etwa magische Nebelgebiete, alte Dungeons oder verbotene Wälder, in denen die Natur von dunklen Mächten durchzogen ist. Die Entwickler haben solche Point of Interests, trotz des schnellen Movements, derart geschickt platziert, so dass es zu keiner Zeit überladen wirkt. Am besten hat mir eine Schlucht, in welcher sich ein Fluss windet, gefallen und in dessen Wand die Fossilien eines gigantischen Drachen versteckt lagen. Was wird die Welt von Avowed noch preisgeben?
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