Detroit: Become Human

Detroit Become Human - Releasetermin bekannt
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Ein Meilenstein des Interactive Storytelling erscheint für die PS4! In Detroit: Become Human treffen Gameplay und ein mächtiges Netz an Entscheidungen zusammen. Doch überzeugt es oder verfangen wir uns auf halbem Weg?

 

 

 

 

Aus dem Hause von Quantic Dreams kamen bereits narrative Spiele wie Heavy Rain und Beyond Two Souls. Nun betritt Detroit: Become Human das Feld und beweist sich als das mit Abstand umfangreichste und ausgeklügelste Netz an Entscheidungen und Konsequenzen des Entwicklers. Doch was bedeutet das überhaupt für uns?

Während viele Spiele linear verlaufen oder euch minimale, unbedeutende Entscheidungen in ihrer Story geben, bestimmen eure vielfältigen Entscheidungen in Detroit: Become Human den kompletten Spielverlauf. Diese können gravierende Auswirkungen haben, die mal nur einen Dialog verändern, oder aber einen kompletten Spieleabschnitt verändern! Nach diesem Prinzip schlüpft ihr in die Rolle von drei Figuren im Spiel, deren Geschichten sich an gewissen Brennpunkten überschneiden und beeinflussen.

Detroit Become Human - Test, Review, Kaufberatung 1
 

Künstliche Intelligenz – Fluch und Segen zugleich

Im Jahr 20XX existieren Androiden mit menschlichem Aussehen und einer hochentwickelten, künstlichen Intelligenz. Geschaffen um zu dienen, entwickeln manche dieser Androiden jedoch ein Bewusstsein und treffen eigene Entscheidungen, darunter auch, ob sie sich gegen ihre Besitizer auflehnen! Das fehlte gerade noch, denn Androiden sind ohnehin umstritten, klauen sie doch die Arbeitsplätze und drängen Menschen mehr und mehr an den Rand der Gesellschaft.

Hier treten unsere Protagonisten ins Rampenlicht, alle drei Androiden: Connor, ein Prototyp von CyberLife, dem Hersteller der Androiden. Er unterstützt den abgewrackten Lieutenant Hank Anderson bei den Ermittlungen von abweichenden Androiden, sogenannte Deviants. Dann gibt es die Haushaltshilfe Kara, welche beim psychisch labilen Todd und seiner Tochter Alice arbeitet. UndMarkus, welcher sich nach seiner langjährigen Dienste für die Menschen zum Anführer der Androiden- Freiheitsbewegung entwickeln kann.

 

Was wäre, wenn…

Richtig gelesen, „entwickeln kann“. Je nachdem welche Entscheidungen ihr im Spiel trefft und ob ihr die vielfältigen Quicktime-Events erfolgreich besteht, verändert sich euer Spielverlauf. Schafft es Connor bei seinen Detektivarbeiten die Deviants zu fangen? Oder schaffen es Kara und Alice vom gewalttätigen Todd zu fliehen, um ein Leben in Frieden zu finden? Will Markus seine Freiheitsbewegung friedlich oder mit Gewalt anführen? Das Netz an Entscheidungen und Konsequenzen ist enorm und komplex. Falsche Entscheidungen können nicht nur zum frühen Ableben einer Spielfigur führen, neue Dialoge, Szenen oder Informationen freischalten, sondern auch zukünftige Spielabschnitte weitreichend beeinflussen. Wer es nicht so mit Spielelementen hat, für den gibt es auch einen einfacheren Spielmodus.

Entdeckt Kara bei ihren Aufräumarbeiten etwa Todd’s Waffe, kann sie diese später gegen ihn einsetzen. Doch je nachdem wie das damit verbundene Quicktime-Event verläuft, kann dabei entweder Todd, oder sie selber angeschossen werden! Sie kann aber auch einen potentiellen Fluchtweg durch ein Fenster im Zimmer von Alice entdecken, und auf diesem Weg entkommen. Solche optionalen Pfade sind meist einfacher hinsichtlich der Quicktime-Events, wodurch man erfolgreicher bei seiner Aufgabe ist und nicht scheitert.

Neben diesen größeren Entscheidungen, gibt es eine Vielzahl an kleinen Entscheidungen in Dialogen oder Nebenhandlungen. Diese verändern eure Beziehung zu anderen Spielfiguren, was wiederum neue Handlungspfade und Szenen freischaltet. Haben sich Connor und Hank angefreundet, erfährt der Androide mehr über dessen Vergangenheit und kann in zukünftigen Abschnitten auf seine Hilfe zählen. Sind die beiden wie Hund und Katz, lässt Hank den armen Connor gerne mal hängen oder drückt selber den Abzug, weil er sich wie eine gefühllose Maschine benimmt.

Für eure freigeschalteten Pfade gibt es Points, mit denen ihr im Hauptmenü Boni, wie Artwork, Soundtrack und ähnliches freischalten könnt. Klingt ganz nett, aber wir hätten uns noch etwas mehr in Richtung Kostüme gewünscht, welche im Spiel (kosmetische) Auswirkungen gehabt hätten.

 

Alles nur ein Spiel… oder doch nicht?

Persönlich war ich begeistert von der Vielfalt an Entscheidungen und Konsequenzen. Kleine und große Folgen werden zuverlässig und nachvollziehbar in die Story integriert. Die Kombination aus Entscheidungen und Quicktime-Events war ebenfalls exzellent: erfolgreiche Events bringen erfolgreichen Konsequenzen für eure Entscheidungen; ein fehlschlag hat gerne katastrophale Auswirkungen, sodass ein positives Ergebnis sich umso schöner anfühlt. Hier wurde ein fantastischer Mix aus dem Gameplay von Heavy Rain und Beyond Two Souls geschaffen! Die Folgen waren manchmal zwar nicht so wie anfangs erwartet, aber letztlich zumindest glaubwürdig. „Trial and Error“ gehört dazu, aber mit etwas Empathie und Voraussicht, gibt es selten ganz böse Überraschungen.

 

Optisch ist der Titel überragend schön anzusehen und nur selten gab es mal Grafikglitches. Während auch die englische Synhronisation ein absoluter Traum ist, hat der Soundtrack weniger aus den Socken gehauen. Die Steuerung ist simpel gehalten und beruht auf Dialoge auswählen, herumlaufen oder eben Quicktime-Events. Ein tolles Feature: Mit der Schultertaste werden interessante Punkte angezeigt, die ihr untersuchen könnt. So läuft ihr nicht gefahr, wichtige Dinge zu übersehen. Das raubt jedoch auch eigenständige Entdeckungstriebe und dämmt Erfolgsgefühle.

Um da den Überblick nicht zu verlieren, seht ihr am Ende jedes Spielabschnittes das jeweilige „Flowchart“ des Kapitels, in dem die möglichen Entscheidungen und Konsequenzen aufgeschlüsselt werden. Praktisch für alle, die ein komplettes Spielerlebnis wollen oder genau jenes Ergebnis, was ihnen am Besten gefällt. An festgelegten Checkpoints kann man die Story nämlich Fortsetzen oder Neustarten, und mit den neuen Entscheidungen weiterspielen! Etwas schade aber, weil so nach jedem Kapitel einem klar gemacht wird, dass es „nur ein Spiel“ ist und auch schlechte Entscheidungen meistens leicht in einem Spieldurchgang „korrigiert“ werden können. Dies hat aber auch den Vorteil, dass die moralischen Dilemmas (welche selten beim ersten Durchgang perfekt gelöst werden) nicht ganz so weh tun und frustrieren.

Detroit Become Human - Test, Review, Kaufberatung
 

Die Geschichte des Spiels ist dabei ordentlich und stellenweise sehr berührend. Während das Setting natürlich Potential für epischere Stories bereithält, darf man nicht vergessen das hier nicht nur eine einzige, lineare Geschichte erzählt wird. Vor allem durch die Synchronisation und die Dialoge fesselt das Spiel einen stellenweise enorm. Leider hat sie auch schwächen und lässt scheinbar auch offene Fragen: Die mögliche Liebesbeziehung von Markus hat nicht wirklich überzeugt und auch die Frage, warum gerade er andere Androiden bekehren kann, wurde nicht ausführlich oder direkt thematisiert. Schade, in den Rund 15 Stunden für einen Spieldurchgang hätte das sicher irgendwo noch reingepasst.

So testen Wir

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Detroit: Become Human
Fazit
Detroit: Become Human nimmt zurecht seinen Platz an der Spitze des Interactive Storytelling ein. Eine traumhafte schöne Grafik und Synchronisation vereinen sich mit vielfältigen Entscheidungsmöglichkeiten, Konsequenzen und Storyverläufen. Versüßt wird das ganze mit schnellen und teils herausfordernden Quicktime-Events, deren Erfolg sich durch die Inszenierung und dem Storytelling richtig gut anfühlen. Emotionale Momente der gesellschaftskritischen Story fesseln und ziehen einen in den Bann. Annehmlichkeiten, wie ein übersichtliches Flowchart, Lademöglichkeiten und ein Casual-Playmode machen den Titel auch für Neulinge von Videospielen sehr attraktiv, die einfach nur ein einzigartiges Story-Erlebnis haben wollen. Einzelne Spielelemente hätten mehr Liebe vertragen können, vor allem der Soundtrack ist im Verhältnis zum Rest vom Spiel weniger beeindruckend. Doch wer Story-intensive Spiele wie Until Dawn oder Beyond Two Souls mag, wird Detroit: Become Human lieben. Klare Kaufempfehlung!
Technik
90
Umfang
93
Gameplay
95
Spezifisch
95
Leserwertung0 Bewertungen
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Besser
fantastische, englische Synchronisation
Beeindruckend Animationen für Menschen/Androiden
läuft stabil und ohne Abstürze
ca. 15 Stunden Spielzeit für die Story
Abwechslungsreiche Spielorte
sehr hoher wiederspielwert
unterhaltsame und bedeutungsvolle Quicktime-Events
weitläufiges und komplexes interactive storytelling
hochqualitative Inszenierung in fast jedem Entscheidungspfad
Checkpoints und Kapitel wiederholen ist dank Flowchart einfach…
ein Fest für Liebhaber von interactive storytelling
sehr schöner Mix aus “Entscheidungen treffen” und Quicktime-Events
Schlechter
Der Soundtrack hat weniger gefesselt
recht selten gibt es kleine Grafikglitches
einzelne Storyaspekte hätten etwas mehr Liebe vertragen können
manche Entscheidungskonsequenzen sind recht unerwartet und fühlen sich wie “Trial and Error” an
kein “Schwerer”-Spielmodus
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Wertung
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Martin Federlein
Seit über 3 Jahren darf ich mich schon Mitglied in der Redaktion von ZATC schimpfen und durfte News, Reviews und anderen Schabernack schreiben. Die Skepsis gegenüber Spielebewertungen wurde mit dem Alter immer größer, weshalb letztlich die Entscheidung getroffen wurde, selber etwas zu unternehmen. Mit der festen Überzeugung, dass wir für unser Geld auch entsprechende Unterhaltung kriegen sollen, ist für mich ein gutes Preis/Leistungsverhältnis wichtig.

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