Die Sims 4

Mit mehr als 175 Millionen verkauften Spielen und Addons gehört Die Sims zweifellos zu einer der erfolgreichsten Spielereihen überhaupt.
Eine riesen Fan-Community hat sich im Laufe der Jahre entwickelt, welche jede Generation, jedes Erweiterungspack und jeden Bonus-Inhalt mit offenen Armen empfangen und mal mit mehr, mal mit weniger Begeisterung gespielt hat. Doch gerade diese treue Gemeinde scheint mit Die Sims 4 wohl die herbste Enttäuschung überhaupt einstecken zu müssen und viele der alt Eingesessenen treten in einen Kauf-Streik. Inwiefern dieser berechtigt ist, beziehungsweise was einen bei genauerer Betrachtung von Die Sims 4 wirklich erwartet, könnt ihr hier nachlesen.

Die Installation

Man möchte meinen, dass es über die Installation eines Spieles nichts Interessantes zu berichten gibt, jedoch habe ich mich bei diversen Sims Addons oder Basis Spielen schon derartig viel ärgern müssen, dass ich die einfache und unkomplizierte Installation von Die Sims 4 wirklich hervorheben möchte. Mit nur einem CD-Wechsel blieb einem ein Laufwerk-Tanz und CD Jonglier-Akt erspart und auch die Dauer der Installation hielt sich im Rahmen. Nach einer einmaligen Anmeldung bei Origin darf man das Spiel sogar im offline-Modus genießen und startet somit gut gelaunt ins Spiel, wo man von lustigen Intros begrüßt wird.

Der „Create-A-Sim“ Modus (CAS)

Die erste große Neuerung dürfen wir gleich im CAS Modus kennen lernen. Vermutlich kommt man als jüngerer/neuerer Sims Spieler besser mit der überarbeiteten Steuerung zurecht, denn zumindest ich habe ein Zeiterl gebraucht, um all die Möglichkeiten des neuen Editors zu finden und korrekt anwenden zu können. Nach einem Jahrzehnt Regler herumschieben bin ich nicht nur einmal vor meinem Sim gesessen und habe den Button für die Haare gesucht, obwohl’s doch so einfach geht. Du möchtest etwas am Kopf ändern (ob Form oder Augenfarbe, ganz egal), dann klick doch einfach drauf. Daraufhin poppen mehrere Möglichkeiten auf, mit denen du easy zu Kopfbedeckungen, Make-Up etc. kommst.

sims 4 erstellung body
 

Sobald man also mit der ungewohnten Steuerung warm geworden ist, erschließt sich geradezu ein El-Dorado an Möglichkeiten seinen Sim zu verunst.. ähm, zu gestalten.
Ich persönliche finde, dass zum ersten Mal überhaupt in einem Basis-Spiel viele brauchbare (!) Frisuren vorhanden sind und auch an Gewand ist nicht gespart worden. Einziges Manko hier: Der Create-A-Style Modus wurde zugunsten der Engine ausgebaut und bleibt laut Entwicklern auch draußen. Damit hat sich EA wohl schon den ersten riesen Minus Punkt bei vielen Spieler geholt, mir persönlich geht der CASt Modus nicht wirklich ab, nachdem auf eine wirklich abwechslungsreiche Garderobe geachtet wurde.
Was besonders hervorzuheben ist, ist die Möglichkeit endlich Sims verschiedenster ethnischer Herkunft realistisch gestalten zu können, bravo!
Auch die Muskeldefinition sowie die Veränderungen des Körpers im Alter begeistern, wobei diese zwischen jungen Erwachsenen und Erwachsenen dafür kaum bemerkbar sind. Auch im Spiel selbst fehlen beispielsweise Pickel bei Teenagern komplett.

sims 4 erstellung
 

Nicht ganz so kreative Spieler, oder jene, die sich nicht mit stundenlangem Herumzupfen an Körperpartien aufhalten möchten, können auf zufällig erstellte Sims, eine Palette an vorgefertigten Styles und Genetik-Experimente zurückgreifen. Außerdem dürfen wir uns alle möglichen Inhalte aus der Community holen, egal ob Sims, einzelne Zimmer oder ganze Häuser. Was dabei wirklich begeistert ist die nicht vorhandene Ladezeit im Menü, wenn man durch tausende Community-Sims scrollt. Im allgemeinen geschieht die Übernahme von Veränderungen im CAS Modus nahtlos und es gibt absolut kein Ruckeln wenn man sich durch die Gewänder klickt!

Natürlich dürfen wir unseren Sims auch wieder die verschiedensten Lebenswünsche und Charaktereigenschaften zuordnen, sogar die Gangart kann nun festgelegt werden. Einzig die Körpergröße ist immer noch nicht individualisierbar, eigentlich schade.
Untermalt wird der CAS Modus von netter Musik und bis auf den Wermutstropfen CASt, vermisse ich hier gar nichts.

Der Baumodus

Der Baumodus hat ebenso wie der CAS Modus eine Generalüberholung spendiert bekommen und erstrahlt in neuem Design. Das Bauen und Einrichten von Häusern funktioniert genauso gut, teilweise sogar besser als in den Vorgängern. Einzelne Zimmer lassen sich im Ganzen verschieben, verkleinern, vergrößern, löschen etc. und die Einrichtung passt sich den Veränderungen an. Auch hier gibt es nun die Möglichkeit auf Vorlagen zurückzugreifen und sich ein fix und fertig durchgestyltes Zimmer zu kaufen. Die ist zu Beginn vor allem aufgrund mangelnden Budgets nicht sonderlich ratsam, aber immerhin möglich. Die Community Inhalte stehen natürlich auch noch zur Auswahl.
Nicht nur am Eigenheim darf gebastelt werden, sondern an jedem Grundstück, das die beiden Städtchen zu bieten haben – und das ohne Geldlimit.
Großer Kritik Punkt der Community hier: die fehlenden Pools und keine Möglichkeit einer Unterkellerung. Auch Garagen und Autos kann man lange suchen, genauso wie Geschirrspüler und Wickelkommoden – es gibt sie einfach nicht mehr. Zwar dürfen immerhin die Pools bald erwartet werden, wie es jedoch mit anderen Objekten und Features aussieht, die in den Vorgängern eigentlich schon Standard waren, weiß man nicht so genau.

sims 4 Baumpdus
 

Die Städte

Eigentlich muss man sie ja eher Dörfer nennen, denn die spielbaren Städte sind winzig! Sowohl in Oasis Springs, einem Wüstendorf, als auch in Willow Creek einem typischen Südstaaten-Städtchen gibt es gerade mal vier leere Grundstücke. Auch größentechnisch gibt es Einschränkungen, zählten die größten Grundstücke bisher immer 64×64 Felder, so muss man sich jetzt mit maximal 50×50 Feldern begnügen. Die beiden Ortschaften sind ident aufgebaut: es gibt jeweils einen Park, ein Wohnviertel und ein Viertel mit Gemeinschaftszentren, wie z.B. einem Fitnesscenter und einem Nachtclub.

Einer der größten Rückschritte in Die Sims 4 hat mit dieser mickrigen Nachbarschaft zu tun, über die ich ja gar nicht meckern würde, wenn man sich zumindest vernünftig in ihr bewegen könnte. Leider nein: es wurde auf eine offene Welt verzichtet und man darf stattdessen circa 20 Sekunden auf einen Ladebildschirm starren, egal wohin man geht. Ja, ganz egal, auch das Nachbarhaus auf der anderen Straßenseite muss „bereist“ werden und das nicht mal per Auto, Taxi oder Fahrrad sondern scheinbar per Dematerialisierung. Die Sims lösen sich beim Verlassen eines Grundstückes, wenn sie zum Beispiel zur Arbeit fahren, nämlich in Luft auf. Ich muss zugeben, als ich von der geschlossenen Nachbarschaft und den 20sekündigen Ladebildschirmen das erste Mal gehört habe, war ich noch nicht sonderlich enttäuscht. Schließlich konnte man das vor Die Sims 3 auch nicht und 20 Sekunden sind ja eigentlich nicht lang. Leider musste ich schon nach wenigen Spielstunden feststellen: es nervt! Und zwar gewaltig. Die Ladebildschirme reißen einen jedes Mal aus dem Spielgeschehen heraus und das gesamte Spiel verliert durch die geschlossene Nachbarschaft an Atmosphäre und Realismus.

Gameplay

Auch beim Spielen mit den Sims hat sich einiges verändert. Da die Sims der vierten Generation vor allem durch neue Emotionen glänzen, nimmt die Anzeige derselben am linken Bildschirmrand einen prominenten Platz ein. Die Bedürfnisanzeige muss man hingegen erst „ausklappen“, was zeitweise etwas mühsam ist. Überhaupt sind einige der Menüs sehr verschachtelt und auch bei den Interaktionsmöglichkeiten gibt es tausend Wege um zu klicken. Da ist es nicht immer einfach, schnell den richtigen Ausdruck zu finden. Begeistern die Emotionen zu Beginn vor allem durch die detailreiche Mimik der Sims, sowie durch Boni, die es zum Beispiel bei inspiriertem Malen gibt, muss leider gesagt werden, dass zumindest bei mir diese Begeisterung nicht sehr lange angehalten hat. Die Launen der Sims sind nach ein paar Spielstunden absolut vorhersehbar, man hat schnell den Dreh raus was man tun muss, um einen vor Wut rasenden Sim glücklich zu stimmen, denn das geht innerhalb von Sekunden. So entzückend die Gesichtsausdrücke sind, wenn auch teilweise stark überzeichnet, so nervtötend ist die Musik die einen Stimmungswechsel begleitet. Diese Töne gehen mir mittlerweile gewaltig auf den Wecker und da die Sims ihre Stimmungen zeitweise recht häufig ändern, kann man sich denken warum. Natürlich hat jede Stimmung ihren eigenen Ton, was denn sonst.

sims 4 creepy face
 

Gesellige Tischgespräche
Was positiv auffällt ist, dass unsere Sims endlich Multi-Tasking fähig sind und TV-Geräte nicht mehr abrupt abgeschaltet werden, wenn der Sim mal hunger hat. Auch Tischgespräche oder Gespräche über die Hausaufgaben hinweg sind nun möglich, was die Tagesplanung doch sehr erleichtert. Erstaunlich ist auch zu welchen „Plauderrunden“ die Sims jetzt fähig sind. Da ergeben sich tatsächlich komplexe Gespräche mit mehr als 4 Leuten!

Was beim ersten Mal ebenfalls überraschend sein mag ist, dass Reisen (ja, auch die zum Nachbarn) sofort geschehen. Nein, dein Sim wird nicht noch fertig duschen, er geht SOFORT. Gewöhnungsbedürftig, aber man lernt damit umzugehen.

Womit ich allerdings gar nicht umzugehen lernen mag ist, dass man den Zeitpunkt zu dem SchülerInnen oder arbeitende Sims das Haus verlassen nicht mehr bis zur letzten Minute ausreizen kann. Die Option „zur Schule gehen“ drängt sich zwar wie gewohnt zwischen die anderen Tätigkeiten in der Warteschlange, jedoch poppt beim Versuch diese abzubrechen ein Fenster auf, das vor dem Fernbleiben warnt. Selbst wenn man die Aktion unterbricht um nur noch schnell aufs Klo zu gehen, kommt der Sim zu spät in Schule oder Job.

Babys als Möbelstücke
Wenn wir schon beim Thema Kinder sind: könnt ihr euch noch an den ersten Teil der Die Sims Reihe erinnern? Vage? Dunkel? Ich helfe euch mal kurz auf die Sprünge: da stand bei der Geburt eines Babys plötzlich eine Wiege im Raum, aus der manchmal ein Baby herausgeschrien hat. Dieses Wiegen-Baby konnte zwar gefüttert und gesäubert werden, auch soziale Interkation war möglich, aber das wars dann schon. Bis es dann nach drei Tagen zum Schulkind wurde. Was, das kommt euch bekannt vor? Tatsache, auch in Die Sims 4 haben Babys den Stellenwert eines Möbelstücks und entwickeln sich nahtlos zum Schulkind. Die Lebensphase der Kleinkinder wurde komplett gestrichen und somit eine ganze Etappe in der Entwicklung unserer Sims. Wie wenig begeistert ich von diesem Rückschritt bin, brauche ich nicht extra zu betonen, oder?

Die traurige Wahrheit…

Leider können in puncto Spielvergnügen nun nur noch Dinge aufgezählt werden die fehlen und rausgenommen wurden. Es mag lächerlich klingen, doch Features wie Feuerwehr, Polizei, Einbrecher, Babysitter, Taxis, Geschirrspüler uuuund so weiter (die Liste umfasst tatsächlich 89 Features, welche es in vorangegangenen Generationen schon gab!) fehlen einem im Sims-Alltag.
Mit Die Sims 3 wurde ein derart hoher Standard an Spielerleben erreicht, den man jetzt umso bitterer vermisst.

 

Die Sims 4
Sims 4 packshot
  • Wertung der Redaktion: 5
  • Publisher: Microsoft
  • Getestet auf: PC
  • Preis: 59,99 €
  • Reviewed von: Mira

Am 7. Oktober 2014

+Neuer, ausgeklügelter Create-A-Sim Modus
-Babys gleichen einem Möbelstück
+Vereinfachter und effektiverer Baumodus -Fehlender Entwicklungsabschnitt „Kleinkind“
+Neue Spielerfahrung durch Emotionen und Mimik -geschlossene Nachbarschaft, KEINE Open-World wie in den Vorgängern
+Reibungsloser Zugriff auf Community Inhalte -Ladebildschirm, Ladebildschirm, oh du schöner Ladebildschirm
+Sims können multi-tasken

Fazit:

[rating itemreviewed=“Die Sims 4″ rating=“6″ reviewer=“Mira“ dtreviewed=“07.10.2014″ best=“10″ worst=“0″]Wie lässt sich ein Review über Die Sims 4 schlussendlich zusammenfassen?
Vermutlich so: Spieler, welche die Vorgänger der Spielereihe nicht kennen, haben vermutlich viel Spaß an der bunten lustigen Simulation und verfallen der Sims-Sucht. Alle anderen können jedoch gar nicht anders, als den vierten Teil mit allen davor zu vergleichen und die vorhandenen Möglichkeiten im Spiel, mit den schon dagewesenen abzugleichen.
Und genau das ist der Knackpunkt: Die Sims 3 ist das größte Problem des neuen Teils! Gäbe es die Die Sims 3 nicht, wäre Die Sims 4 ein wirklich gutes Spiel. Leider ist dem aber nicht so und man wird bei jedem zehnten Klick daran erinnert, dass man früher ein ganz anderes Spielerlebnis genießen konnte. [/rating]

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Mira
Also angefangen hat meine Spiele Leidenschaft wohl mit dem Gameboy Color und Pokemon. Weitere Game Boy Spiele folgten und irgendwann hatten wir dann auch einen PC im Hause. Eines der besten und beeindruckendsten Spiele meiner Kindheit ist und bleibt definitiv Zoo Tycoon. Manchmal bau ich mir auch heute noch meinen kleinen Zoo. Auch gern gespielt habe ich, wie kann es anders sein: Die Sims. Von 1-3, ich liebe sie alle.

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