Warhammer 40.000: Inquisitor: Martyr- Die Ultimate Edition im Test

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Warhammer 40.000: Inquisitor: Martyr wurde 2018 von NeocoreGames (den Machern von The Incredible Adventures of Van Helsing) zuerst für den PC und kurz darauf für die gängigen Konsolen veröffentlicht. Durch die unzähligen Reviews konnte die Xbox One-Version lediglich einen Metascore von nur mittelmäßigen 71 Punkten erreichen. Vier Jahre und 25 DLCs später hat der Entwickler eine Ultimate Edition inklusive Next-Gen-Features geschnürt, um auch die Xbox Series X/S und PlayStation 5 Konsolen erfreuen zu können. Ob Warhammer 40.000: Inquisitor: Martyr durch die zusätzliche Zeit zu einem guten Spiel heranreifen konnte, verrät euch dieser Test.

Ein verlorengeganges Raumschiff

Quelle: Neocoregames

Die Rahmenhandlung zu Warhammer 40.000: Inquisitor: Martyr ist relativ schnell erklärt. Unser Inquisitor reagiert auf ein abgefanges Notrufsignal der Klosterfestung Martyr, welche sich im Caligari-Sektor (im äußersten Reich des Imperiums) zu befinden scheint. Die Inquisitoren sind die Elite-Agenten und kommen nur dann zum Einsatz, wenn eine direkte Gefahr für das Imperium besteht. Da das Schiff lange Zeit als zerstört galt, gehen wir der Sache selbstverständlich auf den Grund. Auf dem Schiff angekommen erfahren wir aus einem internen Logfile die wahren Hintergründe für das verschwinden der Martyr. Das Kategorie A-III Forschungsschiff des Heiligen Ordens, welche unter der Führung von Hochinquisitor Uther Tiberius stand, war auf einer wichtigen Forschungs-Pilgerreise vom Segmentum Pacificus zum Subsektor Sigil. Auf dem Weg zum Caligari-Sektor geriet die Klosterfestung Martyr in eine massive Warpanomalie und der Gellarfeld erlitt beträchtlichen Schaden. Diese Raumanomalien, die sogenannte Warp Surges, können Schiffe für Jahrhunderte vom Normalraum trennen, bis diese plötzlich wieder auftauchen. Nun tummelt sich das Chaos mit haufenweise Dämonen und Chaos Space Marines auf der Martyr herum. Wie genau es zu diesem Status Quo gekommen ist, werden wir mit der Zeit erfahren.

Die Kommandobrücke als Hub

Bevor wir unsere Kommandobrücke betreten können, müssen wir die ersten Missionen auf der Martyr erledigen, welche uns zugleich als Tutorial dienen und uns in die Spielmechanik einführen. Doch dazu später mehr. Bevor wir überhaupt loslegen dürfen, müssen wir uns einen Account einrichten, da wir stets online sein müssen um spielen zu können. Sollten wir in einer Mission weit fortgeschritten sein und die Verbindung zum Server abbrechen, landen wir sofort im Startbildschirm und der erspielte Fortschritt ist bis zum letzten Speicherpunkt verloren. Bei der Charaktererstellung stehen uns folgende Klassen zur Auswahl- Kreuzritter, Assassine, Psioniker und der Tech-Adept. Der Kreuzritter ist ein klassischer Nahkämpfer, der Assassine aggiert mit Präzision aus der sicheren Distanz, der Psioniker ist einem Magier ähnlich und der Tech-Adept kann tödliche Konstrukte beschwören. Letztere Klasse sollte man erst nach der Kampagne spielen, da die Geschichte direkt an die des Hauptspiels anknüpft. Die neue spielbare Klasse, ein Inquisitor der Adepta-Sororitas-Fraktion, welcher bereits 2021 angekündigt wurde, wird zu einem späteren Zeitpunkt als DLC nachgereicht.

Ich habe mich für den schweren Kreuzritter, eine der drei Unterklassen, entschieden. Dieser ist in seinem Bewegungstempo deutlich langsamer, dafür gleicht er mit seiner schweren Rüstung einem Panzer und hält sehr viel aus. Die anfängliche Schrotflinte sorgt für die notwendige Durchschlagskraft bei den Massen an Gegnern. In unserer Kommandobrücke angekommen stehen uns vielerlei Möglichkeiten zur Verfügung. Wir können auf einer Sternkarte die Galaxie bereisen und Missionen auswählen, das Inventar verwalten, Fertigkeitspunkte vergeben, eine Multiplayer-Session starten, mit einem Händler handeln, das Lager verwalten, oder kosmetische Sachen (zum Beispiel Pets) einstellen. Schade das die Bedienungen des Inventars mit dem Controller so umständlich ist. Eine Optimierung in dieser Hinsicht wäre von meiner Seite aus sehr wünschenswert. Des Weiteren lassen sich beliebig viele Charaktere erstellen, mit welchen wir auf das Gemeinschaftslager aller Figuren zugreifen dürfen. Mit jedem Stufenaufstieg erhält unser Kreuzritter einen weiteren Fertigkeitspunkt, welchen wir gleich in eine von mehreren Kategorien investieren. Viel seltener erhalten wir Punkte für folgende drei Attribute- Kriegsführung, Zähigkeit und Tugend. Sowohl im Fertigkeitenbaum als auch bei den Attributen habe ich die Erhöhung durch einzelne Punkte kaum gemerkt. Erst nach einer Investition von mehreren Punkten war ein Stärkezuwachs spurbar. Einen besseren Effekt hatte ich mit einer neueren Rüstung. Abhängig von unserer gewählten Klasse sind verschiedene Kategorien von Anfang an freigeschaltet. Andere wiederum spielen wir durch das Erreichen bestimmter Meilensteine frei.

Nur ein weiterer Diablo-Klon?

Muss sich jedes Action-Rollenspiel welches auf den Markt kommt gleich mit dem Platzhirschen Diablo messen? Ich denke nicht. Natürlich gibt Diablo mit seiner fast schon perfektionistischen Steuerung und Lootspirale irgendwie den Standard für das Genre vor. Trotzdem freue ich mich über jede frische Idee, die sich die Entwickler einfallen lassen, um für mehr Abwechslung zu sorgen. Von der ersten Sekunde an fangen die Entwickler hinter NeocoreGames die Atmosphäre von Warhammer 40k sehr schön ein. Die Architektur die sich durch das gesamte Spiel zieht, orientiert sich stark am gotischen Stil, was mir persönlich sehr gut gefällt. Doch ist Warhammer 40.000: Inquisitor: Martyr ein weiterer simpler Diablo-Klon, oder steckt eventuell mehr dahinter?

Wir sehen das Geschehene von schräg oben und kämpfen uns mit unserem Charakter durch die Massen an Gegnern. Mit dem linken Stick geben wir die Richtung vor und die Kamera wird mit dem rechten Stick gesteuert. Das anvisieren der Ziele geschieht im Nahkampf und Fernkampf automatisch, was fast immer gut funktioniert. Nur selten kam es vor, dass das Spiel die zerstörbaren Fässer/ Kisten zuerst ins Visier nahm, anstatt der schon viel zu nah gekommenen Feinde. Die KI ist nicht gerade die Hellste, aber dafür wurde mir manchmal die schiere Masse zum Problem. Sollten wir mit dem normalen Schwierigkeitsgrad unterfordert sein, können wir diese vor den meisten Missionen anheben. Je höher der Schwierigkeitsgrad, umso mehr Erfahrunspunkte, Loot und Geld verdienen wir. Überflüssiges Inventar kann entweder verkauft oder zerlegt werden. Mit den gewonnenen Materialien lassen sich wiederum neue Gegenstände herstellen. Auf der Sternkarte dürfen wir den nächsten Kurs setzen und somit verschiedene Sektoren, Sternensystemen und Planeten bereisen. Ob wir die angezeigten Missionen auch bewältigen können, zeigt uns der Ausrüstungslevel. Grün ist optimal, Gelb bietet eine Herausforderung und Rot ähnelt einem Selbstmordkommando. Habt ihr Lust auf ein wenig Gesellschaft, dann nutzt den lokalen Koop-Modus (2-Spieler) oder den Online-Koop für bis zu vier Spieler.

Im Inventar können wir vorab zwei Waffensets festlegen, welche wir per Tastendruck wechseln können. In unserem Fall war es eine Schrotflinte und die Großaxt. Die zerstorbaren Objekte, welche ich bereits erwähnt habe, kann man aktiv als Deckung nutzen. Da mich diese taktische Möglichkeit meist in meinem Flow eingeschränkt hat, bin ich lieber offen ins Gefecht gegangen. Mit den Tasten A, B, X und Y werden die jeweiligen waffenspezifischen Fähigkeiten aktiviert. Platzieren wir beispielsweise mit der Fähigkeit unserer Rüstung das Einschlagsgebiet unserer eingebauten Raketenbatterie, oder werfen wir eine Granate, bleibt unser Kreuzritter für einen kurzen Moment stehen. Flüssige und taktische Rückzugsbewegungen sind somit nicht ganz möglich. Selbstverständlich ist das Movement meines schweren Kreuzritters nicht ganz so flott wie der eines Barbaren aus Diablo. Dies ist zum einen der Lore und zum anderen der schweren Rüstung geschuldet. Leider bietet Martyr auf Dauer zu wenig Abwechslung im Leveldesign. Die vielen Level und Dungeons sehen sich auf Dauer zu ähnlich aus. Richtig gut gelungen ist wiederum die Wuchtigkeit und das Trefferfeedback der Attacken. Da macht das Baden in den blutigen Gedärmen unserer Feinde gleich umso mehr Spaß.

Die technische Präsentation der Ultimate Edition

Die Ultimate Edition von Warhammer 40.000: Inquisitor: Martyr beinhaltet nicht nur alle bereits erschienenen 25 DLCs, sondern auch einen Next-Gen-Patch. Darunter zählt ein Nativer 4K-Support, höher aufgelöste Texturen, eine höhere Bildwiederholrate, eine deutlich verbesserte Physik, detailliertere Schatten und die bereits oben erwähnte zerstörbare Umgebung. Wer mit seinen Freunden auf anderen unterschiedlichen Plattformen in den Krieg zeigen will, kann dies nun mit dem Cross-Gen-Multiplayer-Modus tun. PlayStation 5 Besitzer haben einen weiteren Grund sich die Ultimate Edition zu besorgen, da die Entwickler die Features des DualSense-Controllers eingebunden haben. Ich habe Martyr auf meiner Xbox Series X getestet und bin im Großen und Ganzen mit der technischen Umsetzung zufrieden. Der Soundtrack untermalt sehr schön das düstere Warhammer-Universum und die Steuerung ist nur solide. Eine optimalere Controller-Umsetzung inklusive Menüführung wäre toll gewesen. Die FPS waren fast immer stabil, nur gelegentlich bemerkte ich bei größeren Massen kleinere Ruckler. Seltsam fand ich auch die teils ruckelnden Animationen im Charaktermenü, als ob diese mit zu wenigen FPS abgespielt werden. Die Ladezeiten waren stets schnell und innerhalb ein paar Sekunden abgeschlossen.

Warhammer 40.000: Inquisitor: Martyr- Die Ultimate Edition im Test
Fazit
Warhammer 40.000: Inquisitor: Martyr hatte einen sehr schweren Start und das zeichnete sich bei den internationalen Bewertungen ab. Vier Jahre und 25 DLCs später hat der Entwickler eine interessante Ultimate Edition inklusive Next-Gen-Features geschnürt. Konnte Martyr durch die zusätzliche Zeit zu einem guten Spiel heranreifen? Diese Frage kann ich mit einem schlichten ja beantworten. Trotz einiger weiterhin vorhandenen Schwächen wie zum Beispiel den Fertigkeitenbäumen, der Onlinepflicht, dem Inventarmanagement oder der geringen optischen Abwechslung, überwiegen mehr die Stärken. Eine gute mysteriöse Geschichte im Warhammer-Universum, die Klassen (eine weitere wird nachgeliefert), der Cross-Gen-Multiplayer, die Atmosphäre, eine motivierende Lootspirale und so weiter, lassen mich jeden Tag aufs Neue in den Charakter des Inquisitors hineinschlüpfen. Wer Warhammer 40.000: Inquisitor: Martyr noch nicht gespielt hat und nach einer Alternative zu Diablo sucht, sollte einen Blick riskieren.
Technik
90
Umfang
94
Gameplay
80
Spezifisch
60
Leserwertung3 Bewertungen
94
Besser
mysteriöse Geschichte
Klassen inklusive Unterklassen
alle DLCs inkludiert
Next-Gen-Update
Deckungsmöglichkeiten
Cross-Gen-Multiplayer-Modus
Soundtrack
Atmosphäre
motivierende Lootspirale
wuchtiges Trefferfeedback
Schwierigkeitsgrade
Koop-Modus
Ladezeiten
Schlechter
Deckungen nutzen behinderten meinen Flow
Inventarmanagement/ Menüführung
KI nicht die Hellste
Onlinepflicht
wenig optische Abwechslung
Fertigkeitenbäume und Attribute könnten pro Punkt spürbarer sein
teils ruckelnde Animationen im Charaktermenü
84
Wertung
Philipp Ondracek
Meine erste Konsole war ein SNES aus dem Hause Nintendo. Damals passierte folgendes, ich verliebte mich in Videospiele. Seitdem lässt mich das Medium nicht mehr los und aus der anfänglichen Liebe wurde eine Leidenschaft. Bis heute hat sich diese Lebenseinstellung nicht geändert. Mein Herz gehört auf ewig Mario und dem Masterchief. Diese Spiele haben mich viele Stunden gekostet, welche ich jederzeit wieder opfern werde.

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