FIFA 20 im Test – ins Abseits gespielt?

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Die Fußballsimulation FIFA gehört seit den frühen 90ern zur Wohnzimmerausstattung dazu. Jährlich erscheint ein neuer Teil der Fußball-Spieleserie. FIFA 20 versucht dabei seinen alten Charm beizubehalten, gleichzeitig aber Neuerungen einzuführen. So spielen wir nicht nur in riesigen Stadions, sondern dank Volta auch in kleinen Hinterhöfen, oder dreckigen Lagerhallen. Hier wird versucht das klassische FIFA-Feeling mit den beliebten, aber lange liegengelassenen FIFA Street zu verbinden. Doch kann dies reichen, um das jährlich erscheinende Spiel aufzuwerten?

Alex Hunter ist erstmal Geschichte. Wer nicht weiß, wer Alex Hunter ist, hat den Storymode in den beiden Vorgängern nicht gespielt. Das ist aber halb so schlimm, denn in FIFA 20 seid ihr der neue Fußballstar, welcher sich seinen Weg zum Ruhm erspielt. Euch steht dafür aber nicht das große Stadion zur Verfügung, sondern flotte Straßenfußball-Matches.

Was kann Volta in FIFA 20?

Hier hat EA auf seine Spieler gehört und das lang ersehnte FIFA Street wiederbelebt. In FIFA 20 nennt sich dieser aber Volta. Euer eigens gestalteter Charakter wird hier voll in Szene gesetzt. Dabei dürft ihr nicht nur das Aussehen, sondern auch das Geschlecht bestimmen. Erstmals könnt ihr also als weibliche Spielerin den Storymode voll auskosten. Auch wenn der Plot nicht wirklich überrascht (gewinnt die Street-Weltmeisterschaft), ist die Inszenierung der Story recht gut umgesetzt. Auch wenn der Coolnessfaktor meist wie von einer Straßengang eines schlechten Filmes wirkt.

FIFA 20

Doch die rund sieben Stunden Spielzeit lassen euch in die Szene eintauchen und machen auch spielerisch vieles richtig. Das gepflegte Gras lassen wir hinter uns und reisen zu den Metropolen der Welt. Auf sauberen Plätzen und gepflegten Hallen, aber auch in dreckigen Hinterhöfen treten wir hier in kleinen Teams gegeneinander an. Dabei spielen wir in FIFA 20’s Volta in 3 gegen 3, 4 gegen 4, oder 5 gegen 5 Teams. Außenbanden können direkt angespielt werden, oder der Torwart wird je nach Modus ganz weggelassen. Dadurch entsteht eine gute Mischung aus dem konsolenexklusiven FIFA Street und dem Hallenmodus von FIFA 98.

Schnelle Pässe sind das A und O

Volta in FIFA 20 spielt sich dabei recht rasant und spaßig. Die Matches sind kürzer, die Spieler weniger und das Tempo schneller. Direkte Kurzpässe in Kombination mit einem guten Stellungsspiel sind der Schlüssel zum Erfolg. Doch auch der Gegner weiß seine Gelegenheiten zu nutzen. Der Realismus wird herunter geschraubt, denn die Spieler reagieren schneller und Ausdauer spielt in diesem Modus keine Bedeutung. Doch diese Reduktion ist zum Wohle des Spielspaßes und bringt eine angenehme Abwechslung.

Haben wir ein Match gewonnen können wir einen Spieler des gegnerischen Teams bei uns aufnehmen und uns so verbessern. Dabei werden die Kreationen anderer FIFA 20 Spieler zufällig ins gegnerische Team gestellt. Warum allerdings einer der Hauptcharaktere der Story, welcher unsere Torwärterin ist, in fast jeden gegnerischen Team gleichzeitig auftaucht, ist uns noch nicht ganz begreiflich. Womöglich sind dies alles Zwillingsschwestern.

Kaum Änderungen in der Karriere von FIFA 20

Wer genug vom Straßenfußball hat, kann sich auch in den Karrieremodus stürzen. Dieser hat einen verbesserten Charaktereditor erhalten, mit welchem ihr euren eigenen Trainer, oder Spieler noch detailreicher erstellen könnt. Ersterer kann nun, ähnlich wie in der letzten Story „Journey“, Interviews geben. Dadurch habt ihr Einfluss auf die Moral eures Teams, wenn ihr zum Beispiel ihre Leistung bewertet. Dies ist am Anfang zwar ganz witzig, auf die Dauer allerdings eintönig.

FIFA 20

Auch merkwürdig erscheint, dass euer Charakter dabei zwar Antworten gibt, also den Mund sichtlich bewegt, aber keine Stimme hat. Untertitel lesen ist angesagt. Hier könnte man definitiv nachbessern.

Leider treten im Karrieremodus auch weiterhin einige Bugs auf. So stellt das Gegnerteam nicht ihre besten Spieler auf, was bei Teams wie Manchester United enorm auffällt. Ihr gewinnt zwar Matches wesentlich wahrscheinlicher, aber ohne Top-Starts wie Pogba wird dem ganzen etwas die Luft herausgenommen. So werden in FIFA 20 aus Weltmeistern plötzlich Absteiger.

Ultimate Team

Der wohl wichtigste Modus für Spieler, aber auch für EA Sports, ist wohl der FIFA Ultimate Team Modus. Während er für EA eine wahre Goldgrube ist, mögen auch die Spieler das Sammelkartensystem mit allen Vor- und Nachteilen. Denn trotz des Pay2Win Systems erfreut sich der Modus großer Beliebtheit.

FIFA 20

In FUT 20 stellen wir erneut unser eigenes Team zusammen. Wir verdienen in Matches und Herausforderungen Kartenpakete, oder Ingame-Währung. Wie in jedem Sammelspiel wollen wir dabei vor allem die besten und seltensten Karten erhalten. Diese repräsentieren die aktuellen Top-Fußballspieler.

Neu sind die Saisons in FUT 20. Dies sind zeitlich beschränkte Herausforderungen. Durch diese schalten wir Boni frei, welche uns das Beschaffen von Karten noch weiter erleichtern. Die Sucht wird genährt durch Events welche euch mit Sonderkarten wie speziellen Trikots versorgen. Verbessert wurde unter anderem auch die Menüführung. Ihr könnt nun schneller in die Übersichten von Transfermarkt, Mannschaft und Verein wechseln.

Wollt ihr euch mit Freunden messen, so könnt ihr eure Teams nun in Freundschaftsspielen gegeneinander antreten lassen. Dabei hat dies keinen Einfluss auf die Statistik, oder Spielerwerte. Dazu dürft ihr die Regeln der Matches auch noch individuell anpassen.

FIFA 20, wie spielt es sich?

Wer die Vorgänger von FIFA 20 kennt, der findet sich schnell in den Matches zurecht. Viele Kleinigkeiten haben sich verändert, aber nichts dramatisches. So führen Flanken wieder zu mehr Toren und auch das Elfmeterschießen wurde von der Kontrolle her positiv angepasst. Die eigenen KI-Kollegen halten sich allerdings etwas zurück. So müsst ihr oft selbst die Kontrolle übernehmen um dem Gegner den Ball schneller abzunehmen.

Wen wir nicht kontrollieren können und auch nicht wollen, sind natürlich die beiden Moderatoren Wolf Fuß und Frank Buschmann. Diese erledigen einen perfekten Job, kommentieren Spieler und Spielgeschehen und lassen die Matches so real wie im TV wirken. Nur im Volta Modus vermisst man sie ein wenig.

FIFA 20 bietet für jeden Spielertypen einen passenden Modus. Egal ob Offline in Einzelmatches, oder Online gegen andere fähige Spieler, jeder findet etwas. Volta bringt viel Spielspaß, dank schneller Matches. Dennoch scheint sich FIFA mehr und mehr in einer gewissen Eintönigkeit zu verlieren, was wohl dem jährlichen Release zu verschulden ist. Viele Änderungen könnten durch Updates genauso angepasst werden. Doch die Fans bleiben der Spieleserie treu.

Fifa 20
FIFA 20 im Test – ins Abseits gespielt?
Fazit
FIFA 20 bringt vor allem mit Volta wieder Abwechslung ins Spiel. Die schnellen, hektischen Matches machen eine Menge Laune und zeigt, wie Fußball abseits der großen Stadien aussieht. Das bringt zwar einige Sympathiepunkte, dennoch kämpft das Sportspiel mit einer aufkommenden Eintönigkeit. So kommt neben Volta kaum etwas überraschend Neues zustande. Die Verbesserungen sind minimal, wenn auch gut, hätten aber auch im Vorgänger durch Updates eingespielt werden können. FUT erfreut sich zwar einer großen Spielerschaft, dennoch kann man hier den Pay2Win-Aspekt nicht beiseite wischen. FIFA 20 bringt zwar ein wenig Abwechslung, was aber für ein Vollpreisspiel womöglich nicht genug ist. Zu wenig kann das Hauptspiel verbessern, auch wenn Volta ein voller Erfolg ist.
Technik
81
Umfang
80
Gameplay
74
Spezifisch
52
Leserwertung1 Bewertung
87
Besser
Eindrucksvolle Stadion Atmosphäre
Gute Kommentatoren
Spaßiges Volta
Süchtigmachendes FUT
TV-Feeling
Schlechter
FUT mit Pay2Win
Allmähliche Eintönigkeit durch jährliches Release
Zu hoher Coolness-Faktor in Volta Story
72
Wertung

Roman Völkel
Als Kind der 90er bin ich mit Videospielen aufgewachsen. Ich habe eine große Liebe zu Point'n'Click Adventures, Strategie- und Simulations-Spielen entwickelt. Es ist eine Leidenschaft, welche ich gerne nebenbei auslebe.

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